Aktuelles
Carlo Strenger über den Einfluss der Globalisierung auf unsere Psyche
Das Individuum ist heute mit der gesellschaftlichen Leitidee
konfrontiert, alles sei möglich und jedes Ziel erreichbar. Den Konsequenzen
dieser Entwicklung hat sich Carlo Strenger in seinem Buch »Die Angst vor der
Bedeutungslosigkeit« gewidmet. In einem Interview mit Ulrich Wirth für das »Psychotherapeutenjournal«
spricht er über den Einfluss von Globalisierung, Internet und Infotainment auf
die Psyche.
Die Zunahme an psychischen Beschwerden, die derzeit festgestellt werden
kann, bringt Carlo Strenger auch mit dem Verlust bzw. der Angst vor dem Verlust
von Bedeutung in einer globalisierten Welt in Verbindung: »Jeder von uns
hat das Bedürfnis, anerkannt zu werden von allen relevanten anderen. Wenn wir
in einer Gruppe leben, die 15 bis 30 Menschen umfasst, oder in einem Dorf von
einigen 100 Menschen, dann kennen uns schon mal alle. Und es ist dann auch
leichter, das Gefühl zu entwickeln, dass wir durch das, was wir tun – obwohl es
nicht das Wichtigste auf Erden ist –, unseren Platz auf Erden haben, der
anerkannt wird und eine gewisse Bedeutung hat.« Die Vernetzung dringe auch in
unsere Intimsphäre. Während wir früher noch ausgegangen sind, spiele sich heute
»ein enormer Teil der gesamten Dating-Szene auf Facebook, auf Tinder ab;
täglich gehen Milliarden von Anrufen, Ausrufen, Selbstverkäufen über das Netz,
das wirkt wirklich wie eine Börse.« Dass ein solcher »permanenter
Popularitätstest« das Selbstwertgefühl beeinflusst, sei selbstverständlich. Für
sein Buch hat Carlo Strenger besonders das Nike-Werbemotto »Just do it«
aufgegriffen. Dieses »symbolisiert den kulturellen Mythos,
dass alles erreichbar ist, wenn ich nur genug Mut habe, Risikobereitschaft und
Willenskraft.« Strenger spricht darüber, welche Fragen man sich in dieser
Situation stellen sollte, wie die Psychotherapie damit umgeht und wovon unsere
mentale Gesundheit tatsächlich abhängt.
Das vollständige Interview können Sie in
der Online-Ausgabe des Psychotherapeutenjournals lesen:
www.psychotherapeutenjournal.de
Das Buch von Carlo Strenger im
Psychosozial-Verlag: