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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
665 Seiten, Gebunden, 148 x 210 mm
Erschienen: Oktober 2004
ISBN-13: 978-3-89806-242-8
Bestell-Nr.: 242

Aus dem Amerikanischen übersetzt und überarbeitet von Werner Felber
Leseprobe

Seelenmord und Psychiatrie

Zur Rehabilitierung Schrebers
46,64 €
Zvi Lothane zeichnet Leben und Werk Daniel Paul Schrebers in einer historisch präzisen Rekonstruktion nach, bedient sich dabei aber nicht der gängigen und vorherrschenden Interpretationsschemata wie z. B. Freuds Paranoia-Theorie oder Niederlands und Schatzmanns These über den sadistischen Vater Moritz Schreber, welche das Bild der Schreber-Forschung jahrzehnte lang bestimmt haben. Diese Auffassungen hält Lothane für widerlegt. Er bringt vielmehr seine psychiatrische und psychoanalytische Sachkenntnis ein, um die vorherrschenden Meinungen über Beschreibung, Diagnose, Deutung und Dialektik von Schrebers Leben und Krankheit neu zu überdenken. Schreber war, so Lothane, einem dreifachen »Mord« unterworfen: dem »Seelenmord«, begangen von seinem Psychiater Paul Flechsig, der seinen Patienten einfach in die Irrenanstalt verbannte anstatt ihn angemessen zu behandeln; dem »Justizmord«, begangen vom Anstaltsdirektor Weber, welcher die definitive Entmündigung Schreber veranlasste und dem »Rufmord« Elias Canettis, der in Schrebers vermeintlicher Paranoia ein Modell für Hitlers psychische Disposition sah.
Lothanes Buch ist eine Wiedergutmachung an Schreber und präsentiert einen umfassenden fundierten Kenntnisstand über Leben und Werk.
Es erscheint zusammen mit der Faksimile-Neuauflage von Daniel Paul Schrebers
Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken von 1903.
Inhalt

1: Die Suche nach Gott und Seele
2: Paul Schrebers Geschichte
3: Schreber als Denker und Deuter
4: Leben und Erbe des Moritz Schreber
5: Moritz Schrebers Philosophie der Medizin und der Erziehung
6: Paul Flechsig, Universitätspsychiatrie und die erste Biologische Psychiatrie
7: Guido Weber, die Anstaltspsychiatrie und die erste Antipsychiatrie
8: Wie andere Schreber interpretieren
9: Träume, Traumen und Dramen der Liebe
10: Paul Schrebers Krankheitsgeschichte

»Lothane verwahrt sich gegen die bisherigen Diagnosen Paranoia und Schizophrenie und erkennt in Schreber einen genial begabten Melancholiker. Und auch der Vater wird postum absolviert. Das Welterlösungsprogramm des Sohnes gedeiht immerhin zu einer historischen Rettung  ...«

Ludger Lütkehaus, Freie Assoziation Heft 2/2006

»›Seelenmord und Psychiatrie‹ ist [...] ein Buch, das die Frage nach der Wahrheit von Psychiatrie / Psychotherapie stellt. Es ist ein Buch, das getreulich wie ein Historiker wiedergibt, was und wie es einstmals war, welcher Diskurs eine Frage leitend vorantrieb, wie ein Konzept im Dialog eine gültige Formulierung fand und zu weiteren Lösungen trieb; es ist also eine sowohl gruppendynamisch wie biographisch lehrreiche Darstellung der Psychiatrie, Psychoanalyse und Psychotherapie, die systematische Ansätze dynamisch integriert und auf diese Weise eine Weiterentwicklung fordert  ...«

Rolf Schmidts, Dynamische Psychatrie 1/2006 No.216