Psychoanalytische Kulturtheorie
Interkulturalität zwischen Konflikt und Koexistenz
Kulturelle Unterschiede bestimmen unseren Alltag, sind Teil unserer Gesellschaft und bedürfen Respekt, Toleranz und wechselseitiger Anerkennung. Dennoch sind Aversionen und Aggressionen zwischen Menschen, die sich stereotyp und vorurteilsbehaftet als Fremde auffassen, weit verbreitet. Straubs Studien dienen der Gestaltung unseres Zusammenlebens im Zeichen einer zwar keineswegs konfliktfreien, aber dennoch friedlichen Koexistenz. Er untersucht vielfältige Phänomene interkultureller Kommunikation und Kompetenz, erörtert Grundbegriffe und bietet außergewöhnliche Einsichten in verschiedene Praxisfelder und alltagsweltliche Konstellationen. [ mehr ]
Neu denken und handeln
Welchen Einfluss haben Krisen auf die psychoanalytische Praxis und Theoriebildung? Wie spiegeln sich gesellschaftliche Veränderungen wider? Die Autor*innen diskutieren aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Auswirkungen von Krieg, Flucht oder Veränderungen der Genderverhältnisse auf Behandlungstechnik, Institutionspolitik und die Bildung neuer theoretischer Konzepte. Dabei steht insbesondere das positive Potenzial gesellschaftlicher Umbrüche im Fokus. Scheinbar unverrückbare Konzepte, Techniken und Haltungen werden durch eine historisierende Perspektive zur Diskussion gestellt und neue Denk- und Handlungsmöglichkeiten eröffnet. [ mehr ]
Kulturpsychoanalyse heute
Als ein Erbe Sigmund Freuds gehört die Kulturpsychoanalyse zur Kernidentität der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV). Die AutorInnen umreißen den aktuellen kulturpsychoanalytischen Diskurs in der DPV. Sie wenden sich dabei jedoch nicht nur den klassischen Feldern Literatur-, Kunst-, Film- und Musikpsychoanalyse zu, sondern widmen sich auch gegenwärtigen soziokulturellen Phänomenen und setzen sich kritisch mit den Anwendungen und methodischen Adaptionen in der Psychoanalyse auseinander. [ mehr ]
Entwicklung und Veränderung
Allen Veränderungs- und Entwicklungsprozessen wohnt dabei eine Ambivalenz inne: Wandel ist notwendig, aber therapeutische Bemühungen stoßen oft auf Widerstand. Patient*innen stecken aufgrund dysfunktionaler Veränderungskonzepte in seelischen Sackgassen. Auch in Geschichte und Politik zeigt sich die Bedeutung von Veränderung in historischen Umbrüchen und politischen Krisen. [ mehr ]
Wie Destruktivität die Geschichte lenkt
Die Autorinnen und Autoren betrachten die Entwicklung der menschlichen Destruktivität aus unterschiedlichen Blickwinkeln und stellen dabei die Frage, inwieweit psychopathologisch anmutende Phänomene unter bestimmten Umständen auch eine konstruktive Entwicklung auslösen und so positiv bewertet werden können. [ mehr ]
Psychoanalyse im Widerspruch Nr. 69: Zeitenwende?
Zeitenwenden sind historische Umbrüche, Wesentliches wird anders gesehen, erlebt, bewertet und getan. Sie gehen uns etwas an. Die für die Jetztzeit proklamierte Zeitenwende ängstigt, bedrückt eher, als Hoffnung zu verbreiteten. Dies beleuchten und reflektieren die Autorinnen und Autoren in diesem Heft. [ mehr ]
Die Illusion grenzenloser Verfügbarkeit
Die Auflösung von Grenzen kann Freiheit ermöglichen – Grenzenlosigkeit aber, etwa beim Verbrauch von Ressourcen, auch Lebensgrundlagen zerstören und zu Verunsicherungen des Individuums führen. Die Autor*innen thematisieren das Ringen um Grenzen und ihre Bedeutung für die individuelle Psyche, für Gruppen und die Gesellschaft. [ mehr ]
Psychologie ohne Individuum?
Das Individuum in seiner Einzigartigkeit spielt in der Psychologie so gut wie keine Rolle. Jürgen Straub analysiert diesen Sachverhalt und entfaltet ein Plädoyer für die Rehabilitierung einer Psychologie des Individuums und seiner Welt. Er erinnert an das Erscheinen und die Aufwertung des modernen Individuums in der Geistes-, Ideen- und Kulturgeschichte Europas, erörtert, wie das Prinzip der Individualität eine Herausforderung der nomologischen Psychologie darstellt, und argumentiert dafür, dass gerade eine Wissenschaft vom Subjekt sich dieser Aufgabe nicht entledigen darf. [ mehr ]
Religion mit und ohne Gott
Wie finden wir Orientierung und Bedeutung in den vielfachen Sinnversprechen unserer heutigen Leistungsgesellschaft? Wie finden wir unsere »Mitte« als Voraussetzung für einen sinnvollen Weltbezug? Solche religiösen und spirituellen Fragen haben praktisch-therapeutische Relevanz. Schreitet die Abkehr von traditioneller Religionsausübung voran, bleibt doch das dahinterstehende religiöse Bedürfnis als basale menschliche Dimension. Dessen Nichtbeachtung in Psychotherapien und Psychoanalysen erscheint den Autor*innen dieses Buches fragwürdig. In persönlichen Reflexionsprozessen nähern sie sich einem besseren Verständnis von »Religion«. [ mehr ]
Verletzungspotenziale
Seit der »neoliberalen Wende« ab den 1970er und 1980er Jahren verändern sich soziale und individuelle Verletzbarkeiten. Die Autor*innen des interdisziplinär angelegten Bandes zeigen, wie stark Optimierungsformen und Vulnerabilitäten verschränkt sind und moderne Gesellschaften prägen. [ mehr ]
Verstehendes Erklären
Jürgen Straub stellt das Konzept einer relationalen Hermeneutik vor, mit dem Handlungen, Texte, Bilder aller Art mit außergewöhnlicher Genauigkeit analysiert werden. Dabei zeigt sich, dass es beim Interpretieren und verstehenden Erklären beliebiger Phänomene nicht einfach nur um sie selbst und ihre Bedeutungen in der Lebenspraxis geht. Forschende können sich selbst aus dem Geschehen wissenschaftlicher Erkenntnisbildung niemals ganz heraushalten. Sie beobachten nicht nur, sie sind stets Bestandteil. So ist jede Einsicht Beziehungswissen und sagt auch etwas über das erkennende Subjekt selbst, über seine soziale, kulturelle Welt aus: Man sieht nur, was man zu sehen vermag. [ mehr ]
Die dünne Kruste der Zivilisation
Die Beiträgerinnen und Beiträger stellen wesentliche psychoanalytische und sozialpsychologische Perspektiven auf das Phänomen menschlicher Gewalt dar. Sie arbeiten Entstehung, situativen Kontext und Folgen verschiedener Gewaltphänomene heraus und machen diese unter anderem am Beispiel der Auseinandersetzungen beim G20-Gipfel in Hamburg anschaulich. Dabei widmen sie sich sowohl der Mikroperspektive von Gewalt im psychotherapeutischen Behandlungszimmer als auch den großen Themen von Krieg und Extremgewalt und beziehen empirische Befunde der Gewaltforschung ein. [ mehr ]
Zum Unbehagen in der Kultur
Wie lässt sich das gegenwärtige Unbehagen in der Kultur beschreiben und verstehen? Welche Spuren hinterlässt es in unserer Welt, in unserer Gesellschaft und Politik? Die Beiträger*innen spüren Verbindungslinien zwischen Freuds Essay Das Unbehagen in der Kultur und der Gegenwart nach. Dabei zeigen sie aus unterschiedlichen Blickrichtungen, wie Freuds Überlegungen aufgegriffen und weitergedacht werden können, und machen das Unbehagen sichtbar, sowohl im Wandel der Gesellschaft als auch in seinen gegenwärtigen Ausprägungen. [ mehr ]
Unerhörte Stimmen
Wie kann der gesellschaftliche Auftrag der Psychoanalyse in Umbruchzeiten wie diesen aussehen? Mit kulturanalytischem Werkzeug, interdisziplinärem Fokus und konkretem Praxisbezug werfen die Autor*innen einen umfassenden Blick auf Formen gesellschaftlicher Unordnung und schälen den Anspruch der Psychoanalyse hinsichtlich Zeugenschaft und Verantwortung heraus. [ mehr ]
Musik, Sprache und die Sehnsucht nach dem Paradies
Warum kann uns eine atmosphärische Stimmung, die ein Garten, ein Raum oder ein Mensch verbreitet, so sehr in ihren Bann ziehen? Mit sorgsam ausgewählten Aufsätzen, die er auch selbst am meisten schätzte, entführt Ernst E. Boesch seine Leserinnen und Leser in die Welt der Musik, Literatur, Poesie, Malerei, zu scheinbar selbstverständlichen Tätigkeiten wie Lesen, Schreiben und Hören – und zur faszinierenden Frage nach dem Atmosphärischen. Seine auf den ganzen Menschen fokussierende Kulturpsychologie bietet zahllose Anregungen, das eigene Leben in den Blick zu nehmen. Sein attraktiver literarischer Stil macht die Lektüre zu einem Lesevergnügen der besonderen Art. [ mehr ]
Gretchentragödien
Goethes Gretchentragödie hat das Bild der Kindsmörderin nachhaltig geprägt. Doch was bedeutete eine ungewollte Schwangerschaft im 18. und 19. Jahrhundert wirklich? In welchem gesellschaftlichen Klima wurden Mütter zu Mörderinnen? [ mehr ]
Kulturen verstehen, kompetent handeln
Fremde Kulturen zu verstehen, ist in postmigrantischen Gesellschaften unumgänglich. Straub und Niebel erörtern Grundfragen interkultureller Kommunikation, Kooperation und Koexistenz, klären wesentliche theoretische Begriffe und Modelle und geben zahlreiche Praxisbeispiele. Anhand vieler Reflexionsaufgaben können Lesende das Gelernte auf sich selbst beziehen und auf eigene Berufs-/Handlungsfelder übertragen. Diese elementare, gut verständliche Einführung zielt darauf ab, Aversionen und Abneigungen abzubauen und den emotionalen Abstand zwischen Menschen in kulturell differenzierten Gesellschaften und interkulturellen Überschneidungssituationen zu verringern. [ mehr ]
Selbst-Schicksale
Ausgehend vom kontrovers diskutierten Verhältnis von konflikt- und strukturbedingten psychischen Störungen untersucht Lesmeister klinische und sozialpsychologische Aspekte des gegenwärtig vorherrschenden Paradigmas des beschädigten Selbst. Der traumatologisch zu verstehende Dissoziationsgrad des Selbst im Zustand der strukturellen Beschädigung setzt sich fort im Phänomen des leeren Selbst. Das tragische Selbst versteht er als genuine Hintergrundfigur psychoanalytischer Selbst-Verständigung. Die Erkenntnisse aus diesem interdisziplinären Dreischritt sind für die psychoanalytisch-psychotherapeutischen Arbeit von hohem Wert. [ mehr ]
Destruktion des Ichs
Ausgehend vom destruktiven Potenzial des Subjekts in Gegenwart und Geschichte zeichnet Peter Widmer in seiner psychoanalytischen, philosophischen und politischen Reflexion die Ambivalenz von Macht und Zerstörung des Ich nach. Sprache und Subjektivität erweisen sich dabei als Auswege und zugleich Verschärfungen hinsichtlich seiner Isolation. [ mehr ]
Psychologie als interpretative Wissenschaft
Jürgen Straub eröffnet und erläutert zentrale Perspektiven einer zeitgemäßen Handlungs- und Kulturpsychologie. Seine theoretischen Reflexionen machen Lesende mit einem komplexen Kulturbegriff und exakten Modellen der verstehenden Handlungserklärung bekannt. Grundzüge einer psychologischen Anthropologie und die Idee eines dezentrierten Subjekts, das seine Autonomie und Kreativität keineswegs schon ganz an »anonyme Strukturen« und eine »undurchschaubare Macht« abgegeben hat, werden skizziert. Dieses soziale Subjekt lebt und handelt in einer kulturellen Welt von Bildern, Texten und Diskursen, denen sich die kulturpsychologische Forschung zuwendet. [ mehr ]