Prof., Dr. phil., Dipl.-Psych. Timo Storck
Timo Storck ist Psychoanalytiker und Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Psychologischen Hochschule Berlin.
Stand: März 2024
Bücher
Gesellschaftlich Unbewusstes
Psychoanalyse und Gesellschaft sind eng verbunden. Hier spielt vor allem das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Auch die methodischen Schwierigkeiten, individualpsychologische Konzepte auf soziale Prozesse zu beziehen, sind wichtiger Teil der Reflexionen. In dialogischer Form werden neue Perspektiven auf das gesellschaftlich Unbewusste im Individuum sichtbar.
Vorbewusstes
Die klinische Praxis der Psychoanalyse lebt in besonderem Maße von Prozessen, bei denen etwas vorbewusst bleibt. Diese Dimension verweist auf eine ungeahnte Kreativität mit entscheidenden Auswirkungen innerhalb und außerhalb des Praktischen. Der vorliegende Band eröffnet im Rahmen einer Debatte Perspektiven auf die praxisnahe Lebendigkeit einer zentralen Idee.
Regression
Die plural gewordene Psychoanalyse versucht sich zunehmend an einer kritischen Überprüfung und Neuausrichtung des Regressionskonzepts vor dem Hintergrund aktueller Theorien und Erfahrungen aus der Praxis – in diesem Band in Form einer sich dialogisch entfaltenden Debatte.
Psychoanalytische Kompetenz
»Kompetenzorientierung« ist zum zentralen Schlagwort innerhalb einer fächer- und bereichsübergreifenden Diskussion geworden. In seinem Hauptartikel diskutiert Herbert Will die Versuche, im Kontext einer psychoanalytischen Haltung diverse Kompetenzen zu identifizieren. Wichtige Vertreter*innen der klinischen Psychoanalyse, der empirischen Psychotherapieforschung und der kritischen Bildungsforschung reagieren auf seine Position, wodurch dialogisch neue und vertiefende Perspektiven entstehen.
Claire Denis
Claire Denis erzählt visuelle Geschichten durch Gesten, Blicke, betonte Körperlichkeit in einer eigenwilligen, auf dem Nebeneinanderstellen von Bildern basierenden Erzählweise. Neben dem Motiv der Fremdheitserfahrung, das sich in markanter Weise durch ihre Filme zieht, bildet die Inszenierung von Körperlichkeit ein wiederkehrendes Thema. Ihre Figuren agieren nicht als Individuen, sondern werden zu (Fremd-)Körpern, die nur noch auf ihre Umwelt reagieren. Nicht zuletzt lotet sie im Spiel mit dem Genre des Horrorfilms das Feld zwischen Gewalt und Sinnlichkeit, Trieb und Liebe aus und erzeugt dabei eine kaum zu ertragende Form der Intimität.
Jean-Luc Godard
Jean-Luc Godard gilt als Hauptvertreter der Nouvelle Vague und hat mit seinem Œuvre das Kino revolutioniert. Die Autorinnen und Autoren nehmen das Werk des französischen Regisseurs von seinen Anfängen bis zu seinen jüngsten Filmen in den Blick und analysieren seinen radikalen Ansatz, den Film als Denken in Bildern zu verstehen.
Sofia Coppola
Sofia Coppolas filmischer Stil und die Emotionalität ihrer Figuren sind unverwechselbar. Mit großem Detailreichtum und sicherem Gespür für die Objekte und die Ausgestaltung von Räumen kreiert die Regisseurin, der 2004 mit Lost in Translation der Durchbruch gelingt, Zwischenwelten, die von Sehnsucht und Imagination durchtränkt sind. Die eigenwillige und subtile Art der Charaktere, die u.a. in Hotelzimmern, Palästen, Familiensystemen oder Mädchenpensionaten feststecken und einen Ausweg aus diesen geschlossenen Systemen suchen, und ihr Geschlechterrollenverständnis stehen im Fokus der Untersuchungen.
François Ozon
Täuschung und Wahrheit, Wirklichkeit und Fiktion, biologisches Geschlecht und Gender – das sind die zentralen Fragen der Conditio humana, die François Ozon in seinen Filmen aus verschiedenen Perspektiven thematisiert. Ozon gehört zu den interessantesten und produktivsten Regisseuren der Gegenwart. Kaum ein anderer versteht es, die verschiedensten Charaktere, Plots und Themen so brillant auf die Leinwand zu bringen. Für sein Drama Jung & Schön (2013) und den Erotikthriller Der andere Liebhaber (2017) wurde er bei den Filmfestspielen von Cannes für die Goldene Palme nominiert.
Körpergefühl
Die gegenseitige Durchdringung von Psyche und Soma zeigt sich besonders deutlich im Gefühlsleben. Timo Storck und Felix Brauner beleuchten systematisch das Verhältnis von Körper und Gefühl bei verschiedenen Krankheitsbildern und entwickeln daraus Behandlungstechniken für eine zeitgenössische Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. In anschaulichen Fallbeispielen werfen sie einen besonderen Blick auf die Bedeutung der Leiblichkeit in Gegenübertragungsaffekten und einer mentalisierten Alterität.
Akira Kurosawa
Der oscarprämierte Akira Kurosawa (1910–1998) gehört zu den weltweit einflussreichsten und wichtigsten Regisseuren des 20. Jahrhunderts. Seine Erfolge und seine Wirkung auf westliche Filmemacher brachten ihm den Ruf des »westlichsten« Regisseurs Japans ein. Dabei wurde übersehen, wie sehr sich Kurosawa mit seinem Land und dessen Kultur beschäftigt hat. Das Werk und die humanistische Haltung des Regisseurs nutzen die AutorInnen im vorliegenden Band für den aktuellen Diskurs über die Conditio humana.
Formen des Andersverstehens
Timo Storck untersucht die Verläufe von acht Behandlungen mit psychosomatisch erkrankten PatientInnen in psychoanalytisch ausgerichteter teilstationärer Behandlung. Die Auswertung dieser empirischen Daten ergänzt er durch konzeptuelle und methodologische Überlegungen: zu psychoanalytischen Konzeptionen psychosomatischer Erkrankungen, zu Theorie und Praxis von Klinikbehandlungen sowie zu einer psychoanalytischen Hermeneutik. Daraus entwickelt er schließlich Folgerungen für das Verhältnis von Verstehen und Veränderung im Behandlungsprozess.
Zur Negation der psychoanalytischen Hermeneutik
Was »Verstehen« in der Psychoanalyse bedeutet, ist immer wieder Gegenstand erkenntnistheoretischer Kontroversen. Oft wird dabei das Vorhaben einer psychoanalytischen Hermeneutik abgelehnt, u.a. weil das dynamische Unbewusste nicht vollständig verstanden werden könne. Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes widmen sich dem Stellenwert der Negation und des Negativen in der Psychoanalyse.
Zeitschriften
Psychoanalyse im Widerspruch Nr. 70: Common Ground
Das aktuelle Heft ist einem theoretisch anspruchsvollen Fragenkomplex gewidmet: Hat beziehungsweise braucht die Psychoanalyse einen Common Ground angesichts der inzwischen schwer überschaubaren Pluralität und Vielfalt im Konzeptuellen sowie Methodischen?
Psychoanalyse im Widerspruch Nr. 67: Grenzverletzungen in psychoanalytischen Institutionen
Grenzverletzungen in psychoanalytischen Institutionen können die Wucht eines Erdbebens entwickeln und verheerende Schäden hinterlassen – nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, sondern auch in der gesamten Gemeinschaft und der Profession. Das Heft vereint zum Thema Grenzverletzungen zwei Meilensteine: die in der Geschichte der Psychoanalyse erste Studie zu Auswirkungen von Ethikverletzungen auf ein gesamtes Institut sowie eine Zusammenfassung der ersten bundesdeutschen Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs an einem psychoanalytischen Institut durch eine externe ForscherInnengruppe.