Dialektik der Be-Hinderung

Die Reihe »Dialektik der Be-Hinderung« ist inter- und transdisziplinär angelegt. Sie eröffnet den Zugang zu einem vertieften theoretischen Begreifen der sozialen Konstruktion von Behinderung in Form von Beiträgen zu einer synthetischen Humanwissenschaft. Sie versteht sich in den Traditionen kritischer Theorie, die immer auf eine veränderte gesellschaftliche Praxis im Sinne von Dekolonisierung und Überwindung sozialer Ausgrenzung zielt. Außerdem muss kritische Theorie im Bereich von Behinderung und psychischer Krankheit erweiterte Zugangswege kritischer Praxis eröffnen und sich von dieser ausgehend bestimmen, denn wie bereits Comenius festhielt: »Das Wissen, das nicht zu Taten führt, mag zugrunde gehen!«

Damit ist ein Verständnis von Behinderung und psychischer Krankheit zugrunde gelegt, das von dem bio-psycho-sozialen Wechselverhältnis von Isolation und sozialer Ausgrenzung als Kernbestand der Konstruktion von Behinderung ausgeht. Gegen diese Prozesse wird die generelle Entwicklungsfähigkeit aller Menschen durch menschliche Verhältnisse gesetzt, in deren Mittelpunkt, in Anlehnung an die »Philosophie der Befreiung«, Anerkennung und Dialog stehen.

Das einzig Heilige, das zählt, ist die Existenz des Anderen.

Die Buchreihe »Dialektik der Be-Hinderung« wurde gegründet von Georg Feuser, Wolfgang Jantzen, Willehad Lanwer, Ingolf Prosetzky, Peter Rödler und Ursula Stinkes.

Herausgegeben von Georg Feuser, Willehad Lanwer, Peter Rödler, Anne-Dore Stein und Jan Steffens

Hans Asperger und der Nationalsozialismus

Geschichte einer Verstrickung

Hans Asperger ist als Erstbeschreiber des Autismus und Namensgeber des Asperger-Syndroms weltbekannt. Er galt lange Zeit als Gegner des nationalsozialistischen Regimes. Doch kann dieses Bild einer aktiv widerständigen Position Aspergers aufrechterhalten werden? Anhand von bisher unbekannten Archivdokumenten zeigt Herwig Czech, dass sich Asperger an das Regime anpasste. Er trat mehreren NS-Organisationen bei, unterstützte öffentlich »rassenhygienische« Maßnahmen und kooperierte in mehreren Fällen mit der »Kindereuthanasie«. So wird deutlich, dass Asperger eine wesentlich problematischere Rolle spielte, als bisher angenommen.
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Namenlos

Menschen mit geistiger Behinderung verstehen

In der Auseinandersetzung mit Menschen mit geistiger Behinderung spielen massive Gegenübertragungen und Projektionen eine wesentliche Rolle. Sie sind Teil diverser institutioneller Faktoren mit Auswirkungen auf das Erleben von Menschen mit geistiger Behinderung. Vor psychoanalytischem Hintergrund entwickelt Dietmut Niedecken eine Theorie der »Institution Geistigbehindertsein« und eröffnet zugleich praxisorientierte Wege der Bewusstwerdung und Überwindung von Widerständen und Abwehrmechanismen.
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Verkehrte Welt

Von der Praxis der Exklusion behinderter Menschen zum Grundriss einer Pädagogik der Ent-fremdung

Ausgehend von der Forschungsfrage, welche gesellschaftlichen Prozesse zur Exklusion behinderter Menschen führen, rekonstruiert und analysiert Stefan Schuster die Geschichte der Exklusion als Entfremdungsgeschichte. Einem dialektischen Theorie-Praxis-Verständnis folgend ermöglichen Schusters Darlegungen nicht nur, Entfremdungsmechanismen und -dynamiken als solche zu erkennen und zu verstehen, sondern er liefert auch eine Konzeption einer Pädagogik der Ent-fremdung im Grundriss, die Handlungsspielräume aufzeigt und Auswege eröffnet. [ mehr ]

Blick zurück nach vorn - WegbereiterInnen der Inklusion

Band 3: Andreas Hinz, Barbara Brokamp, Dietlind Gloystein, Edith Brugger-Paggi, Ewald Feyerer, Gérard Bless, Ines Boban, Maria Kron, Monika Schumann und Ute Geiling

Im Rahmen des Projekts Blick zurück nach vorn wurden führende WissenschaftlerInnen aus dem Bereich Integrationspädagogik zu ihren persönlichen Erfahrungen, zu ihrem eigenen Zugang zum Themenfeld Inklusion, zu ihren Forschungsschwerpunkten sowie zu künftigen Herausforderungen befragt. Die Interviewten zeichnen dabei die Entstehungsgeschichte des Gemeinsamen Unterrichts vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie nach und skizzieren in der Zusammenschau die Entwicklung bis zur Gegenwart. Ergänzt werden die Interviews durch je einen repräsentativen Artikel der/des Interviewten.  [ mehr ]

Als Forschende in der Partizipativen Forschung

Rollenperformanz und Rollenkonflikt

Irina Bühler reflektiert konkret und praxisnah ihre Tätigkeit als Forscherin innerhalb einer inklusiven Forschungsgruppe. Mit den Mitteln der Ethnopsychoanalyse skizziert die Autorin einen Weg, Rollenkonflikte, Verhaltenserwartungen, Widerstände und Formen der Gegenübertragung zum Gegenstand eines Austauschs zu machen und damit produktiv zu nutzen. [ mehr ]

Pränataldiagnostik und das Recht auf Inklusion

Zum paradoxen Menschenbild in der Gegenwartsgesellschaft

Inklusion ist ein Ideal, das vielfach angestrebt und eingefordert wird. Doch wie lässt sich von einer gleichberechtigten Teilhabe am Leben sprechen, wenn behindertes Leben in unserer Gesellschaft von Anfang an, noch vor der Geburt bedroht ist? [ mehr ]

Worin unsere Stärke besteht

Eine inklusive Modellschule im sozialen Brennpunkt

Reinhard Stähling und Barbara Wenders entwickeln die Vision einer solidarischen Schule für alle – gerade mit Blick auf Stärken, Potenziale und Gemeinsinn von Schüler*innen im sozialen Brennpunkt. Ihr Ansatz einer gesellschaftskritischen Schulpädagogik belegt die ungebrochene Aktualität einer »Pädagogik der Unterdrückten« (P. Freire). [ mehr ]

Von vernünftigen und unvernünftigen Zuständen

Kritische Reflexionen zum Krieg als Gesellschaftszustand

Die Autor*innen analysieren den »Krieg als Gesellschaftszustand«, der sich in normativen Ordnungen, sozialen Verhältnissen und Lebenslagen manifestiert. Wie wir mit friedlichen, demokratischen Mitteln für Utopien von Gerechtigkeit und humanistischen Werten eintreten können, zeigt der Band aus interdisziplinärer Perspektive. [ mehr ]

Materialistische Anthropologie und postmoderne Ethik

Methodologische Studien

Wolfgang Jantzen entwickelt in seinen Essays eine neue und eigenständige Herangehensweise an Fragen von Anthropologie und Ethik. Dabei greift er sowohl auf die methodologischen Überlegungen L.S. Vygotskijs und A.N. Leont’evs zurück als auch auf die marxistisch-spinozanische Analyse des Ideellen durch E.V. Il’enkov. [ mehr ]

Inklusive Kulturschöpfung

Wie Menschen mit und ohne Behinderungen zur Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen

Auch Menschen mit Behinderungen tragen zur Kultur bei. Soulis und Kessler-Kakoulidis zeigen, dass Behinderung ein soziales Konstrukt ist, wodurch Betroffene benachteiligt und daran gehindert werden, gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzunehmen. Um Ausgrenzung, Isolation und Stigmatisierung vorzubeugen, plädieren sie für mehr Toleranz gegenüber den individuellen Ausdrucksmöglichkeiten anderer Menschen. Anhand von Fallbeispielen verdeutlichen sie, wie Lehrerin und Lehrer den kulturellen Beitrag ihrer Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung wahrnehmen und fördern können. [ mehr ]

Intersubjektivität, soziale Exklusion und das Problem der Grenze

Zur Dialektik von Individuum und Gesellschaft

Intersubjektive Begegnung und soziale Sinnbildung gehen in der Moderne durch soziale Exklusion, Diskriminierung und Verdinglichung zunehmend verloren. Jan Steffens’ interdisziplinäres Projekt zielt entgegen dieser Entwicklung auf eine neue Kultur des »In-Beziehung-Tretens« ab, die mehr soziale Gerechtigkeit ermöglicht. [ mehr ]

Seele, Sinn und Emotionen

Essays zu Grundfragen der Humanwissenschaften

Indem er Emotionen und Seele als raumzeitliche Vorgänge von Oszillation und Resonanz beschreibt, ermöglicht Wolfgang Jantzen ein vertieftes Verständnis von Pädagogik und Psychotherapie sowie der Bedeutung von Kunst und Musik für Prozesse der Inklusion. Darüber hinaus regt er ein Neudenken von Metaphysik in den Traditionen von Marx und Spinoza an. Mit den hier versammelten Essays zu Basisproblemen der Humanwissenschaften im Kontext kulturhistorischer Theorie und zu Möglichkeiten einer dialektisch-materialistischen Metaphysik entwickelt der Autor eine Theorie mit hoher Praxisrelevanz. [ mehr ]

Seelenwissenschaft von der Antike bis zur Gegenwart

Die dialogische Entwicklung des Psychischen vor dem Hintergrund der Ausgrenzung behinderter Menschen

Tatjana Jungblut erinnert an die Rolle des Seelischen bei psychischer Erkrankung und Behinderung und tritt der Reduktion des Psychischen auf Bewusstseinsvorgänge entgegen. In Analysen von über 115 DenkerInnen begibt sie sich schrittweise von der Antike bis zur Gegenwart und schafft damit die Grundlagen für eine historisch fundierte moderne Konzeption von Körper, Seele und Geist.
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Behindertenpädagogik als synthetische Humanwissenschaft

Sozialwissenschaftliche und methodologische Erkundungen

Behindertenpädagogik als synthetische Humanwissenschaft ist auf die Vermittlung von Individuum und Gesellschaft unter Einbezug der biologischen, psychologischen und sozialen Ebenen menschlicher Existenz ausgerichtet. Ihre sozialwissenschaftliche Öffnung gegenüber einer reduktionistischen Heil- und Sonderpädagogik erfordert die Aneignung unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Debatten als Untersuchungsinstrumente für die soziale Konstruktion von Behinderung. Mit den Themenbereichen »Marxismus und Behinderung«, »Behinderung und Feld der Macht« sowie »Inklusion und Kolonialität« eröffnet der Autor Zugänge zu einem vertieften Verständnis menschlicher Existenz. [ mehr ]

Blick zurück nach vorn - WegbereiterInnen der Inklusion

Band 2: Annedore Prengel, Georg Feuser, Hans Wocken, Helga Deppe-Wolfinger, Irmtraud Schnell, Nina Hömberg, Volker Schönwiese, Walther Dreher und Wolfgang Podlesch

Im Rahmen des Projekts Blick zurück nach vorn werden führende WissenschaftlerInnen aus dem Bereich Integrationspädagogik zu ihren persönlichen Erfahrungen, zu ihrem eigenen Zugang zum Themenfeld Inklusion, zu ihren Forschungsschwerpunkten sowie zu künftigen Herausforderungen befragt. Die Interviewten zeichnen dabei die Entstehungsgeschichte des Gemeinsamen Unterrichts vor dem Hintergrund ihrer eigenen biografischen Entwicklung nach und skizzieren in der Zusammenschau die Entwicklung bis zur Gegenwart. Ergänzt werden die jeweiligen Interviews durch je einen repräsentativen Artikel des Interviewten und durch ausgewählte Literaturlisten. [ mehr ]

Empowerment und Exklusion

Zur Kritik der Mechanismen gesellschaftlicher Ausgrenzung

Ein kritisches Bewusstsein für Ausgrenzung und Verletzbarkeit von marginalisierten Gruppen ist für den deutschen Diskurs um Empowerment von zentraler Bedeutung. Zum ersten Mal beziehen die AutorInnen in diesen Diskurs auch die Debatte um Exklusion und Alterität mit ein und lassen die von Diskriminierung, Armut und Ausgrenzung betroffenen Menschen, deren Stimmen in der Gesellschaft weder Gehör finden noch eine politische Bedeutung haben, selbst zu Wort kommen. Sie plädieren für eine Ethik der Befreiung als Antwort auf Unterdrückung und Ausschließung. [ mehr ]

Aufklärung im Licht der Pädagogik - Möglichkeitsräume durch genuine Perspektiven

Zur Kritik des Reduktionismus in Bildung und Erziehung. Eine Festschrift anlässlich der Emeritierung von Peter Rödler

Entgegen dem heutigen Mainstream von Funktionalismus, Eindeutigkeit und Rationalisierung fokussieren die BeiträgerInnen existenziell bedingende Milieus von Aufklärung, in denen Menschen – trotz oder gerade wegen der Spannungsfelder, Divergenzen und Widersprüche des Lebens – als Wesen des Werdens zur Mündigkeit und Urteilsfähigkeit mit Kopf und Herz gelangen können. [ mehr ]

»Es kommt darauf an, sich zu verändern …«

Zur Methodologie und Praxis rehistorisierender Diagnostik und Intervention

In der von Wolfgang Jantzen entwickelten rehistorisierenden Diagnostik geht es um eine erklärende und verstehende Bearbeitung von diagnostischen Daten. Dementsprechend werden behinderte und psychisch kranke Menschen nicht als Objekt der Behandlung sondern als Subjekt der Anerkennung begriffen. Insofern zielt sie daher auf die Wiedergewinnung der biografischen Dimension. Einerseits ist die Rekonstruktion der verschiedenen Ebenen des ganzheitlichen Menschen (körperlich, psychisch, sozial) der Schlüssel zu einem Neuverständnis. Andererseits kommt – im Übergang zum Verstehen – der Reflexion des Diagnostizierenden hohe Bedeutung zu. [ mehr ]

Sozialisation und Behinderung

Studien zu sozialwissenschaftlichen Grundfragen der Behindertenpädagogik

Bis heute besitzt Wolfgang Jantzens Sozialisation und Behinderung (1974), mit dem ihm eine sozialwissenschaftliche Fundierung der Behindertenpädagogik gelang, Aktualität.
Behinderung kann seines Erachtens nicht bloß individualistisch gesehen werden. Daher legt er den Fokus auf die soziale Konstruktion von Behinderung, historische und sozialepidemiologische Befunde, die Diskussion des Verhältnisses von Klasse und Schicht sowie die Auswertung von Vorurteilsstudien.
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Blick zurück nach vorn - WegbereiterInnen der Inklusion

Band 1: Alfred Sander, Hans Eberwein, Helmut Reiser, Jutta Schöler, Rainer Maikowski, Reimer Kornmann, Ulf Preuss-Lausitz, Ulrike Schildmann und Wolfgang Jantzen

Im Rahmen des Projekts Blick zurück nach vorn werden führende WissenschaftlerInnen aus dem Bereich Integrationspädagogik zu ihren persönlichen Erfahrungen, zu ihrem eigenen Zugang zum Themenfeld Inklusion, zu ihren Forschungsschwerpunkten sowie zu künftigen Herausforderungen befragt. Ergänzt werden die jeweiligen Interviews durch je einen repräsentativen Artikel des Interviewten und durch ausgewählte Literaturlisten. [ mehr ]

Die dialektischen Begriffe in der Bildungstheorie Heinz-Joachim Heydorns

Zur Kritik des gegenwärtigen Bildungswesens

Seit nunmehr zwei Jahrzehnten ist das deutsche Schul- und Hochschulwesen folgenreichen Reformprozessen unterworfen. Fabian Wilsrecht unternimmt erstmals den Versuch, die Dynamik dieser Entwicklung mithilfe des begrifflichen Instrumentariums des Frankfurter Bildungstheoretikers Heinz-Joachim Heydorn (1916–1974) zu analysieren. Im Zentrum von Wilsrechts hermeneutisch-kritischer Untersuchung steht die These, dass der Bildungsbegriff, der die Umstrukturierungsprozesse fundiert, aus der Dialektik gesellschaftlicher Rationalitätsentwicklung resultiert. [ mehr ]