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23 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Februar 2024
Bestell-Nr.: 36534
https://doi.org/10.30820/2752-2121-2024-1-59
»Trauma – Kultur – Gesellschaft«
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Jürgen Straub

Psychosoziale Folgen von ›Gottesvergiftungen‹ und religiösen Repressionen in Kindheit und Jugend (PDF)

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Der Beitrag handelt von verletzenden, potenziell traumatisierenden Wirkungen repressiver religiöser Sozialisation und Erziehung. Es wird davon ausgegangen, dass sich solche Traumata nicht schlagartig, sondern sequenziell und kumulativ einstellen. Nach kurzen theoretischen Hinweisen werden zwei Beispiele vorgestellt. Dabei wird auf zwei Quellen Bezug genommen. Zum einen geht es um eine außergewöhnlich detaillierte, ›perspektivisch-verstehende Lebenslaufsanalyse‹ von Renaud van Quekelberghe. Zum anderen wird ein einzigartiges, kommentiertes Protokoll einer Psychoanalyse mit körpertherapeutischen Elementen herangezogen, das Tilmann Moser mit seiner Analysandin Hannah H. angefertigt hat. Die beiden jungen Frauen, deren Leidensgeschichten in Auszügen beschrieben und untersucht werden, sind in strengen christlichen Milieus aufgewachsen. Sie suchten wegen der seelischen Schäden und anhaltenden Störungen, die sie selbst auf ihre repressive, gewaltsame oder sogar gewalttätige religiöse Erziehung und Sozialisation in der strenggläubigen Familie und Gemeinschaft zurückführen, therapeutische Hilfe. Es ist den Therapeuten und dem therapeutischen Setting zu verdanken, dass wir über Dokumente und Analysen verfügen, die ungewöhnlich detaillierte Einblicke in die persönlichen Lebensgeschichten und die Individualität zweier Personen gewähren, die gleichermaßen ›Gottesvergiftungen‹ erlitten haben. Sie haben jedoch nicht allein unter dem oktroyierten, wirkmächtigen Bild eines überwachenden und strafenden, grausamen und sogar sadistischen Gottes gelitten, sondern auch unter manchen Aspekten der kulturellen Lebensform der christlichen Gemeinde oder Gemeinschaft sowie unter erzieherischen Maßnahmen von Eltern, die ein bedrohliches und verletzendes Gottesbild vermittelten und um weitere schädigende Handlungen in eigener Verantwortung ergänzten.

Abstract:
The article deals with the hurtful, potentially traumatising effects of repressive religious socialisation and education. It is assumed that such traumas do not occur suddenly, but sequentially and cumulatively. After brief theoretical references, two examples are presented. Two sources are referred to. The first is an exceptionally detailed, ›perspective-understanding life course analysis‹ by Renaud van Quekelberghe. The second is a unique, annotated protocol of a psychoanalysis with elements of body therapy that Tilmann Moser produced with his analysand Hannah H. The two young women, whose stories of suffering are described and analysed in extracts, grew up in strict Christian environments. They sought therapeutic help because of the psychological damage and persistent disorders that they themselves attribute to their repressive, forceful or even violent religious upbringing and socialisation in the family and community. It is thanks to the therapists and the therapeutic setting that we have documents and analyses that provide unusually detailed insights into the personal life stories and individuality of two people who have equally suffered ›God poisoning‹. However, they did not only suffer from the imposed, powerful image of a controlling and punishing, cruel and even sadistic God, but also from some aspects of the cultural life form of the Christian congregation or community as well as from the educational measures of parents who conveyed the threatening and hurtful image of God and added further damaging actions on their own responsibility.