495 Seiten, Gebunden, 148 x 210 mm
Erschienen: April 2023
ISBN-13: 978-3-8379-3213-3
Bestell-Nr.: 3213
https://doi.org/10.30820/9783837979428
Im Anfang war die Schrift
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Keinen Text hat Freud in seinen Schriften und Briefen häufiger zitiert als die Jüdische Bibel. Doch mehr noch: Er hat sein geistiges Leben mit der Lektüre der Bibel begonnen – denkt man an die frühe gemeinsame Lektüre mit seinem Vater in der Philippson-Bibel – und sich im Mann Moses und die monotheistische Religion am Ende seines Lebens erneut mit der jüdischen Schrifttradition auseinandergesetzt. Trotz aller Ambivalenz, seiner Ablehnung der osteuropäischen Herkunft der Eltern während seiner Adoleszenz und seines Glaubensverlusts blieb die Jüdische Bibel für Freud ein zentraler Bezugspunkt gerade in Krisenzeiten.
Wolfgang Hegener macht Freuds Leben als permanentes Ringen um eine eigene Position in Reflexion seiner jüdischen Herkunft begreifbar. Auf profunde Weise erschließt er den Einfluss der biblischen und rabbinischen Bildungs- und Schrifttradition des Judentums auf Leben und Werk Freuds. So wird eine im deutschsprachigen Raum lange vernachlässigte Dimension des Freud’schen Werkes wieder zugänglich.
Almuth Sh. Bruckstein
Einleitung
1 Jüdische Texturen. Jacob Freuds Einträge in die Philippson-Bibel
Einleitung
Genealogische Szenen: Die Philippson-Bibel im Besitz der Familie Freud
Einträge aus dem Jahr 1856: Tod, Geburt, Beschneidung und erste Zähne
Jacob Freuds Widmungsschreiben
Nachtrag: Sünde, Frevel und Rauch – ein Geburtstagsbrief an Alexander Freud
2 Ludwig Philippson und die Wiedergeburt der Jüdischen Bibel
Einleitung
Von der »Heiligen Schrift« zum »Buch der Bücher«
Bibelübersetzung als christlich-koloniales Projekt im Protestantismus
Deutsch-jüdische Bibelübersetzungen im Kontext
Ludwig Philippson und sein Bibelwerk
3 Die »heilige Sprache« der Bibel. Freuds jüdischer Religionsunterricht in der Volksschule und im Gymnasium
Freuds Besuch einer jüdischen Privatvolksschule
Freuds Gymnasialzeit
4 Warum Freud seinen Glauben verlor, seine Hebräischkenntnisse vergaß und mithilfe der biblischen und talmudischen Tradition trotzdem Jude bleiben konnte
Einleitung
1856–1900: Zwischen Glaube und Unglaube
1900–1939: Götzendienst und Wiederannäherung an das väterliche Erbe
5 Traum und heilige Texte: Die jüdische Schrifttradition in der Traumdeutung und in Der Mann Moses und die monotheistische Religion
Einleitung
Zur Strukturähnlichkeit von talmudischer Textlesung und psychoanalytischer Traumdeutung
Der Mann Moses und die monotheistische Religion: Ein säkular-psychoanalytischer Midrasch
Literatur
Häufig zitierte Literatur
In dieser Arbeit erwähnte historische Bibelausgaben in der zeitlichen Reihenfolge ihres Erscheinens (mit Ausnahme der Ausgabe der Philippson-Bibel)
Historische Quellen und Literatur
Sigmund Freud: Werke, Briefe, Briefwechsel
Allgemeine und Sekundärliteratur
Abbildungen
Danksagung
»Dass [das Verhältnis des Gründers der Psychoanalyse zur Religion] nicht einfach zu bestimmen, vielmehr äußerst komplex und nur zu verstehen ist, wenn zum einen die Biographie von Freud in den Blick genommen wird – vor allem die Beziehung zwischen Freud und seinen Eltern – und zum anderen auch die Geistes- beziehungsweise Religionsgeschichte Berücksichtigung findet, das wird für denjenigen rasch deutlich, der in das neue, äußerst subtil argumentierende Buch von Wolfgang Hegener mit dem Titel Im Anfang war die Schrift blickt. […] Hegeners Analysen haben deutlich werden lassen, dass eine einfache Gegenüberstellung von Psychoanalyse und Religion beziehungsweise die einfache Vorstellung eines Konfliktes zwischen beiden nicht plausibel ist. Und sie legen nahe, das Verständnis von Religion oder Religiosität neu zu überdenken und dabei nicht nur traditionelle Ausprägungen zu berücksichtigen, sondern auch widersprüchliche, moderne, ja, auch säkularisierte ...«
Johannes Twardella, Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Band 76, Ausgabe 3
»Auch Leser, die Hegeners Ansicht, dass Freud noch in der Abwendung von der väterlich-jüdischen Tradition dieser treu blieb, für sehr fragwürdig halten werden, können von einer Lektüre seiner tiefschürfenden Arbeit profitieren. Denn der Autor hat beeindruckend viel Material gesammelt und ausgewertet ...«
Yizhak Ahren, Jüdisches Leben in Bayern, Nr. 153, 19. April 2024
»In seinem neuen Buch ›Im Anfang war die Schrift. Sigmund Freud und die jüdische Bibel‹ ist die Freudsche Familienbibel Ausgangs- und Fluchtpunkt einer weit gespannten Fortschreibung der in ›Heilige Texte‹ entfalteten These, ›das rabbinische Judentum mit seiner Text- und Schrifttradition‹ sei für Freud trotz seiner Religionskritik und durch alle Gesten des Traditionsbuchs hindurch maßgeblich geblieben und habe zur Herausbildung der Psychoanalyse entscheidend beigetragen
...«
Lothar Müller, Luzifer-Amor 72, 2/2023