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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
688 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Januar 2009
ISBN-13: 978-3-89806-826-0
Bestell-Nr.: 826

Traditionslinien des »Unbewußten«

Schopenhauer - Nietzsche - Freud

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

Die Theorie des Unbewussten ist nach wie vor der Grundpfeiler der Psychoanalyse und der gesamten Tiefenpsychologie. Um dieses subversive Vermächtnis Freuds von seinem historischen Ursprung und philosophischen Kontext her zu erhellen, behandelt der Autor
- die Traditionslinien des »kognitiven«, »vitalen« und »triebhaft-irrationalen« Unbewussten aus der Philosophie des Unbewussten,
- Freuds Rezeption der philosophischen Tradition des Unbewussten in den verschiedenen Perioden seines Schaffens und
- Strukturvergleiche zwischen Freuds Konzeptionen und denen Schopenhauers und Nietzsches.

Diese umfassende und übersichtliche Zusammenstellung ist sowohl für das interessierte Fachpublikum als auch für den ambitionierten Laien gut geeignet.

»Was Günter Göddes Buch leistet, ist genau jene Integration von Vorgeschichte und Geschichte der Psychoanalyse, von innerer und äußerer Betrachtung, die es braucht, um jede voreilige Reduktion der psychoanalytischen Theorie zu vermeiden. Die Theorie des Unbewussten erweist sich weit weniger als der monolithische Block, für den sie angesehen wird. […] Insgesamt gelingt Gödde so etwas wie eine Triangulation Schopenhauer-Nietzsche-Freud […].«
Hans-Dieter Gondek in der Süddeutschen Zeitung

»Man findet selten ein Buch im Bereich der Psychoanalyse, das sich so sehr als ein Standardwerk empfiehlt. Es umfasst so viele Gebiete der Kultur- und Geistesgeschichte des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, dass man es ruhig auch als Nachschlagewerk betrachten kann. […] Dazu kommt noch, dass das Buch, in besonders klarer und verständlicher Sprache geschrieben, nicht nur Psychoanalytikern verständlich sein dürfte, sondern interessierten Lesern vieler Professionen Einblicke geben kann.«
Prof. Dr. em. Eva Jaeggi, Verhaltenstherapeutin, Psychoanalytikerin, Supervisorin und Lehrtherapeutin

Inhalt

Einleitung

Herausbildung und Tradierung philosophischer
Konzeptionen des »Unbewußten«

I. Traditionslinien des Unbewußten in der Philosophie
des 17. bis 19. Jahrhunderts
1. Von der Grundannahme unmerklicher Vorstellungen
zum »kognitiven« Unbewußten
2. Romantische Entwürfe eines »vitalen« Unbewußten
3. Die Denktradition des »triebhaft-irrationalen« Willens
4. Eine philosophiegeschichtliche Annäherung an Freud

II. Freuds erste Begegungen mit der philosophischen
Tradition des Unbewußten (1870-1885)
1. Philosophische Spuren in Freuds Jugendbriefen und
anderen Quellen aus seiner Studienzeit
2. Schopenhauer als Orientierungsfigur
im »Leseverein der deutschen Studenten Wiens«
3. Die Kontroverse um Eduard von Hartmanns
»Philosophie des Unbewußten«
4. Freuds Beziehungen zum »Wiener Nietzsche-Verein«

Freuds psychologische Ausrichtung
am Grundbegriff des Unbewußten

III. Die Entstehungsphase der Psychoanalyse (1885-1900)
Grundlegung einer Klinischen Psychologie des
Unbewußten
1. Erste klinische Erfahrungen mit unbewußten Vorgängen
2. Auf dem Wege zur Verdrängungstheorie
3. Hypothesen über den sexuellen Ursprung der Neurosen
4. Die klinische Konzeption des »dynamischen« Unbewußten
am Leitbild der Verdrängung

IV. Die Entwicklung des Unbewußten
zum Zentralbegriff der Metapsychologie
1. Ablösung von der Bewußtseinsphilosophie
2. Hinwendung zur philosophischen Thematik des Unbewußten
3. Die erste Systematisierung der Metapsychologie
im Bezugsrahmen eines »topischen« Unbewußten
4. Hinweise auf Schopenhauer, Hartmann und Nietzsche
in den Anfängen der Psychoanalyse

V. Der Kontext der »Wiener Moderne«
1. Die Wiener Moderne als Reaktion auf die Krise
des österreichischen Liberalismus
2. Involviertsein und Abgrenzung in Freuds Verhältnis
zur Wiener Moderne
3. Die Bedeutung Schopenhauers und Nietzsches
für die Wiener Avantgarde
4. Verbindendes zwischen den drei »Unzeitgemäßen«
Die Weiterentwicklung der Psychoanalyse
vor dem Hintergrund der Philosophie des Unbewußten

VI. Freuds mittlere Schaffensperiode (1900-1920)
»Biogenetische« Fundierung des Unbewußten
1. Genetische und triebtheoretische Neuorientierung
2. Weiterentwicklung der biogenetischen Konzeption
am Leitfaden des Ödipus- und Narziß-Mythos
3. Zur Schopenhauer- und Nietzsche-Rezeption
in der Institutionalisierungsphase der Psychoanalyse
4. Die Wandlung vom verdrängungsorientierten
zum »genetisch-triebhaften« Unbewußten

VII. Der Kontext der psychoanalytischen Philosophiekritik
1. Philosophie als »survival« aus der Periode der religiösen
Weltanschauung
2. Philosophie als »Krankheit«
3. Die Vorläuferproblematik um Schopenhauer
4. Klischeebildungen in der psychoanalytischen
Nietzsche-Rezeption

VIII. Das Unbewußte in Freuds Spätwerk (1920-1939)
Annäherung an Schopenhauer und Nietzsche?
1. Vom genetisch-triebhaften Unbewußten zum »Es«
2. Erweiterung des Unbewußten auf »Ich«- und
»Über-Ich«-Anteile
3. Die philosophische Tragweite der Dialektik von
»Ich« und »Es«
4. Der kulturtheoretische Hintergrund der
Über-Ich-Konzeption

Freud und Schopenhauer - Vergleich ihrer Denkstrukturen

IX. Von der Metaphysik des Willens
zur Metapsychologie des Unbewußten
1. Biographische Wurzeln
2. Übereinstimmungen in der theoretischen Grundstruktur
3. Verbindungen in erkenntnistheoretischer Hinsicht
4. Differenzen zwischen Metaphysik und Metapsychologie

X. Zur Kontroverse um die Entdeckung der Verdrängung
1. Schopenhauers Erkenntnis des Verdrängungsvorgangs
2. Freuds Entdeckung der Verdrängung an einem Initialfall
3. Die beiden klinischen Verdrängungstheorien im Vergleich
4. Die Verdrängung in Willensmetaphysik und
Metapsychologie

Freud und Nietzsche - Strukturvergleiche in anthropologischer,
psychologischer und therapeutischer Hinsicht

XI. Nietzsche und Freud als Anthropologen
einer »zweiten Aufklärung«
1. Nietzsches Auseinandersetzung mit seinem Lehrer und
Gegenspieler Schopenhauer
2. Freuds Menschenbild in einer Art Mittelstellung
zwischen Schopenhauer und Nietzsche
3. Die antimetaphysische Einstellung Nietzsches und Freuds
4. Divergierende Sichtweisen

XII. Nietzsche und Freud als »entlarvende Psychologen«
1. Nietzsches Entwicklung zum Psychologen
2. Die Grundstruktur der Entlarvungspsychologie Nietzsches
3. Ähnlichkeiten zwischen den Entlarvungspsychologien
Nietzsches und Freuds
4. Fortschritte der Tiefenpsychologie gegenüber der
Entlarvungspsychologie

XIII. Krankheitslehre und therapeutische Perspektiven -
Differenzen im Wesensverwandten
1. Hin- und Gegenwendung zum Physiologismus
2. Erinnern versus Vergessen
3. Gegensätzliche Vorstellungen von »Kulturtherapie«
4. Wesensverwandtschaft und Andersartigkeit

Rückblick und Ausblick
Danksagung
Literatur
Nachwort von 2009
Personenregister


»Es ist bekannt, dass Kandidaten der Psychoanalyse im Rahmen ihres Studiums in Vergangenheit und Gegenwart lernen, Sigmund Freud habe sich wenig für die Philosophie erwärmen können  ...«

Soeglinde-Eva Tömmel, Psycho-Logik Bd.5, 2010

»Um die Entstehung der Psychoanalyse verstehen zu können, bedarf es auch einer Auseinandersetzung mit dem weiteren historischen Umfeld, in dem sich die Ideen Freuds entwickeln konnten: dem Wien der Jahrhundertwende. Gödde zeigt  ...«

Martin Liebscher, Nietzsche-Studien, Internationales Jahrbuch für die Nietzsche-Forschung, Bd. 31, 2002

»Durch ein Aufdecken der Traditionslinien des Unbewußten in der Geschichte der Philosophie will Gödde die von Freud so sorgsam gewahrte Distanz aufheben, indem er auf die immer schon implizite Philosophie in jeder Metapsychologie hinweist. Der Philosophie des Unbewußten einen größeren Stellenwert innerhalb der Metapsychologie einzuräumen und dem Freud-Nietzsche-Schopenhauer-Diskurs weitere Impulse zu geben sind denn auch die ausdrücklich genannten Ziele seiner Arbeit  ...«

Renate Müller-Buck, Nietzscheforschung – Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft, Band 8, 2002

»Obwohl es in der Vergangenheit nicht an Versuchen gefehlt hat, die terminologischen Beziehungen zwischen der Psychoanalyse und anderen wissenschaftlichen oder philosophischen Konzeptionen zu klaren, blieb eine systematische Untersuchung des Unbewußten ein Desiderat der Forschung  ...«

J. G. Reicheneder, PSYCHE, Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und ihre Anwendungen, 56. Jahrgang, Heft 6, 2002

»Wo Nietzsche war, sollte Freud werden – und Schopenhauer konnte manchmal vermitteln: Günter Gödde beschreibt einen Mittelweg für die Entstehung des ›Unbewussten‹  ...«

Hans-Dieter Gondek, Süddeutsche Zeitung vom 15./16. Juli 2000

»Günter Gödde faßt in seinem Werk die verschiedenen Ansätze zur Bestimmung des Unbewußten in der Philosophie vor Freud zusammen. Dabei kann er auch die eigenen Forschungsarbeiten des vergangenen Jahrzehnts zugrunde legen. Das mit einigen Portraits, umfassenden Literaturangaben und zwei Registern versehene Buch wird sich bald als Standardwerk etabliert haben  ...«

Klaus-Jürgen Grün, Wissenschaftlicher Literaturanzeiger, Ausgabe 1/2000

»Man findet selten ein Buch im Bereich der Psychoanalyse, das sich so sehr als ein Standardwerk empfiehlt  ...«

Eva Jaeggi, Die Welt vom 12. August 2000

»Weil Gödde gleichzeitig die verschiedenen Entwicklungsphasen sorgfältig rekonstruiert, (...), kann sein Buch auch als umfassende Einführung in die Psychoanalyse und ihre Entstehungsgeschichte gelesen werden  ...«

Martin Stingelin, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. Mai 2000, Nr. 102

»Ist die Freudsche Metapsychologie eine Philosophie? Diese Frage ist nicht neu, allerdings erscheint sie in Zeiten, in denen alles empirisch nicht Überprüfbare den Bannspruch des Unwissenschaftlichen angeheftet bekommt, provokant  ...«

Tim Darmstädter, Journal für Psychologie, 9. Jahrgang, Heft 3, 2001

»Vor nunmehr über 100 Jahren stellte Freud in der »Traumdeutung« seine erste psychoanalytische Konzeption des »Unbewußten« vor. In der Folgezeit avancierte das Unbewußte zum Zentralbegriff der Psychoanalyse  ...«

Wolfgang Hegener, Psychoanalyse – Texte zur Sozialforschung, Heft 9, 2001