212.jpg212.jpg
Buchreihe: Beiträge zur Sexualforschung
ISSN: 0067-5210
267 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Januar 2002
ISBN-13: 978-3-89806-212-1
Bestell-Nr.: 212

Sexualität und Spätmoderne

Über den kulturellen Wandel der Sexualität

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

Wir leben, so wird gesagt, im Übergang von der Ersten oder Einfachen Moderne in die Zweite oder Spät-, Hoch- oder Postmoderne. Hinter diesen verschiedenen Begriffen für das, was der Moderne folgt, stehen sehr unterschiedliche theoretische Positionen und Einschätzungen darüber, wohin die Entwicklung führen kann: Mal werden die transmodernen Phänomene als Manifestationen einer anderen Normalität wahrgenommen und dargestellt, mal als Destruktion des Sozialen und Zivilen und als kulturelle Verelendung.
Abgesehen von solchen dramatischen Unterschieden in der Bewertung signalisieren die Begriffe jedoch etwas Gemeinsames: Die Annahme, dass wir in Zeiten profunden Umbruchs leben, in denen uns bekannte Formen der Arbeit, der Freizeit, der Information, des sozialen und privaten Lebens, der Politik und Kultur durch vielfältig andere ergänzt oder gar ersetzt werden.
Bis zum Ende der 80er Jahre beschäftigten sich Soziologen und Gesellschaftswissenschaftler mit diesen allgemeinen Phänomenen des Wandlungsprozesses der Moderne, seitdem aber richten sie ihren Blick zunehmend auf die Bereiche Liebe, Sexualität, Beziehung, Intimität und Identität. Mit dem Chaos der Liebe, reinen Beziehungen, dem reflexiven Selbst, postfamilialen Familien, schwebender Liebe usw. produzieren sie Begriffe und Konzepte, die für den Kliniker und Psychotherapeuten ebenso perspektivöffnend sind wie für den Sozialwissenschaftler.
Dies war Anlass genug, die 19. Wissenschaftliche Tagung der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung im Oktober 1997 in Hamburg unter ein soziologisches Thema zu stellen, nämlich »Kultureller Wandel der Sexualität«. Dieser Band versammelt alle auf der Tagung gehaltenen Vorträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachgebiete. Er umfasst theoretische Untersuchungen sexuellen Wandels ebenso wie Beschreibungen und Analysen besonderer Erscheinungsformen dieses Wandels, und zwar im Hinblick auf Körpererfahrung und Körper-Instrumentalisierung, auf mediale und technologisch vermittelte Sexualität und Intimität, und bei Kindern und Jugendlichen.

»Sexuality is not what it used to be« stellte der dänische Soziologe Henning Bech kürzlich lakonisch fest. Nach der Lektüre dieses Buches werden Leserinnen und Leser genauer einschätzen können, was dran ist an dieser beherzten Äußerung.
Inhalt
I Sexualität und Spätmoderne
Volkmar Sigusch: Kritische Sexualwissenschaft und die Große Erzählung vom Wandel
Zygmunt Bauman: Über den postmodernen Gebrauch der Sexualität

II Körper
Joachim Küchenhoff :
Öffentlichkeit und Körpererfahrung
Wolfgang Hegener: Zur Kritik der politischen Technologie. Aspekte der Disziplinargeschichte des geschlechtlichen Körpers
Cornelia Helfferich: Weibliche Körperkonzepte. Nebenergebnisse einer Studie zu Sexualität und Kontrazeption

III Kinder, Jugendliche
Petra Milhoffer: Geschlechtsrollenübernahme und sexuelle Sozialisation im Übergang zur Pubertät.
Patrick Walder:Körperkult und Sexualität in den neuen Jugendkulturen. Sex mit Tic Tac Toe und Tamagotchis
Gunter Schmidt, Dietrich Klusmann, Silja Matthiesen und Arne Dekker: Veränderungen des Sexualverhaltens von Studentinnen und Studenten 1966-1981-1996

IV Medien, Technologie
Michael Schetsche: Pornographie im Internet. Phänomenologie und Phantomatik
Marie-Luise Angerer: Das Begehren des cyborg
Reimut Reiche: Herzblatt. Fallstruktur einer Heiratsregel
Barbara Sichtermann: Sex im Fernsehen oder: Die Leichtigkeit, mit der über Sexualität gesprochen wird