Herbert Will

Freud, Groddeck und die Geschichte des »Es«

Psyche, 1985, 39(2), 150-169

Die Begriffsgeschichte des psychoanalytischen Terminus Es wird erläutert. Zunächst wird die Behauptung B. Nitzschkes (in Psyche 1983, 37 (9)) widerlegt, das Es sei als Begriff vom Schopenhauer-Schüler E. von Hartmann eingeführt worden. Die Entwicklung und Bedeutung des Es bei Groddeck, der diesen psychoanalytischen Begriff geprägt hat, wird dargestellt. Die Vorgeschichte einer Tradition, die mit dem es denkt -Argument das cartesische ich ... [ mehr ]

Erhard Weidl

Frank Wedekinds Moritat »Der Lehrer von Mezzodur«

Psyche, 1985, 39(7), 634-647

Wedekinds Moritat Der Lehrer von Mezzodur wird mit den Mitteln der psychoanalytischen Textdeutung interpretiert. Das rätselhafte Motiv der besungenen tragischen Tat wird entschlüsselt. Dabei wird deutlich, dass der Dichter selbst bereits um die geheimen Kenntnisse der Psychoanalyse weiß und in der kompositorischen Diskordanz von Text, Rhythmus und Tonfolge das künstlerische Pendant zu Abwehr und Abgewehrtem schafft. (c) Psychosozial-Verlag 2009 ... [ mehr ]

Rolf Vogt

Der Mythos

Psyche, 1985, 39(9), 769-799

Zur Vorbereitung einer Analyse des mythologischen Kerns der Psychoanalyse, insbesondere des Ödipus-Mythos, werden zunächst kulturtheoretische Theorien über den Mythos von Nietzsche, Horkheimer, Adorno, Kolakowski und Blumenberg vorgestellt. Die Freudsche Theorie des Mythos, in der die Symbolik und die Tagträume zwischen Individuen und Kultur vermitteln, wird diesen Ansätzen gegenübergestellt und mit ihnen verglichen. (c) Psychosozial-Verlag ... [ mehr ]

Nikolaas Treurniet

Psychoanalyse und Selbstpsychologie

Psyche, 1985, 39(10), 905-941

Die zentralen Konzepte der Selbstpsychologie, Empathie und Introspektion, werden als Rückfall hinter die theoretischen und praktischen Erkenntnisse der Psychoanalyse kritisiert. Anhand einer Falldarstellung wird die konzeptionelle und technische Dürftigkeit der selbstpsychologischen Standpunkte zu Konflikt, Abwehr, Aggression, Übertragung und Widerstand nachzuweisen versucht. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Wolfgang Tress

Psychoanalyse als Wissenschaft

Psyche, 1985, 39(5), 385-412

Das Wissenschaftskonzept der Psychoanalyse wird gegen das normativreduktionistische Glaubensbekenntnis einer neopositivistisch verstandenen Einheitswissenschaft abgegrenzt. Mit den sprachphilosophischen Konstruktionen der analytischen Philosophie des Mentalen lässt sich nach Ansicht des Autors das hermeneutische Wissenschaftsverständnis der Psychoanalyse gegenüber funktionalistischen Theoriemodellen erhärten. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Wolfgang Schubart

Die psychoanalytische Konsultation am Beispiel des unmotivierten (z. B. psychosomatischen) Patienten

Psyche, 1985, 39(6), 519-537

Einige Prozesse des psychoanalytischen Dialogs mit unmotivierten Patienten werden erörtert. Hinsichtlich der Verbalisierung und Deutung der Abwehr eines unmotivierten, etwa auf Überweisung und nicht aus eigenem Antrieb kommenden, Patienten im Erstgespräch wird auf die Gefahr der ungebetenen Verletzung der Integrität des Patienten hingewiesen. Es wird gezeigt, wie der Analytiker innerhalb der Grenzen, die durch diese Gefahr gesetzt werden, die ... [ mehr ]

Galina Schneider

Stellungnahme zu »Traurige Psychotropen« von Hans Füchtner in Psyche 7/1984

Psyche, 1985, 39(12), 1133-1149

Der Beitrag von Füchtner zur brasilianischen Psychoanalyse und zur Krise der Psychoanalytischen Gesellschaft von Rio de Janeiro (SPRJ) (Psyche 1984, 38 (7)) wird durch Hinweise auf die Geschichte der Psychoanalyse in Brasilien und der SPRJ ergänzt und richtiggestellt. Die Vorgeschichte und Weiterentwicklung des Falles Lobo einschließlich der Interventionen der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung werden zusammengefasst. Die Argumente werden durch ... [ mehr ]

Roy Schafer

Die Handlungssprache - eine Alternative zur Metapsychologie

Psyche, 1985, 39(11), 961-980

Die Grundzüge und Hauptmotive einer handlungstheoretischen Umformulierung des psychoanalytischen Verfahrens, die Freuds Metapsychologie mit ihren mechanistischen und mentalistischen Begriffen ablösen soll, werden zusammenfassend dargestellt. Die neue Sprache , in die Freuds Psychoanalyse hier gekleidet wird, ist die des amerikanischen Pragmatismus und der analytischen Sprachphilosophie nach G. Ryle. Die Reichweite der psychoanalytischen Theorie wird auf die ... [ mehr ]

Joseph Sandler & Anne-Marie Sandler

Vergangenheits-Unbewußtes, Gegenwarts-Unbewußtes und die Deutung der Übertragung

Psyche, 1985, 39(9), 800-829

Die psychoanalytische Behandlungstechnik wird anhand der Diskussion von und in Abgrenzung zu Merton Gills Werk Analysis of Transference diskutiert. Die Begriffe Vergangenheits- und Gegenwarts-Unbewusstes werden eingeführt, da sie nach Meinung der Autoren für die Analyse der Übertragung mehr leisten als die Freudschen Begriffe des topischen oder Strukturmodells. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Annette Runte

Das Geschlecht der Engel

Psyche, 1985, 39(9), 830-862

Vorgestellt und diskutiert werden verschiedene Deutungsversuche des Transsexualismus, wie sie von lacanianischen Psychoanalytikern in Auseinandersetzung mit der ichpsychologischen Theorie von Stoller entwickelt worden sind. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Als Psychoanalytiker in der Friedensbewegung

Psyche, 1985, 39(4), 289-300

Im Anschluss an Gespräche mit (dem Juden) Stefan Heym zeigt der Autor in einer autobiographischen Skizze, wie er die Lebensjahre unter der Hitler-Diktatur verarbeitet und wie sich sein politisches Engagement in der Nachkriegszeit, unter anderem für die Friedensbewegung, gebildet hat. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Horst Petri

Psychoanalytische Sozialisation - ein Weg zur Autonomie?

Psyche, 1985, 39(6), 481-500

In der Kritik am psychoanalytischen Ausbildungssystem wird vor allem auf ein Defizit an Autonomie und auf die Entpolitisierung bei den Kandidaten aufmerksam gemacht. Diese Mängel der Ausbildung werden mit Hilfe der Dialektik von Übertragung und Gegenübertragung in der Lehranalyse erklärt. Eine Reihe von Reformvorschlägen werden gemacht, die zu mehr Autonomie in der psychoanalytischen Sozialisation beitragen können. (c) Psychosozial-Verlag 2009 ... [ mehr ]

Paul Parin

Kommentar zu »Psychoanalyse in Schwulitäten« von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule im Gesundheitswesen

Psyche, 1985, 39(6), 561-564

Die von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule im Gesundheitswesen verfochtene Auffassung, die psychoanalytischen Ausbildungs- bzw. Unterrichtsausschüsse lehnten Homosexuelle lediglich aus Vorurteilsgründen ab, wird nachdrücklich unterstützt. Unter diesem Blickwinkel wird das Auswahlverfahren der psychoanalytischen Vereinigungen einer generellen Kritik unterzogen. Eine Ausweitung der diskriminierenden Haltung auf weitere soziale Gruppen wird ... [ mehr ]

Paul Parin

»The mark of oppression«

Psyche, 1985, 39(3), 193-219

Ein ethnopsychoanalytischer Vergleich von Angehörigen zweier Subkulturen, nämlich von assimilierten Juden und männlichen Homosexuellen in der Schweiz, wird vorgestellt. Es wird darauf hingewiesen, dass Juden wie Homosexuelle in der Adoleszenzphase in ihrer Auseinandersetzung mit Fremdem in eine sie diskriminierende Umwelt geraten. Die dadurch bedingten Ähnlichkeiten der psychischen Konstitution, die vom Verlauf der frühen Kindheit unabhängig ... [ mehr ]

Rainer Noltenius

Zur Sozialpsychologie der Rezeption von Literatur

Psyche, 1985, 39(7), 592-616

Am Beispiel einer vergleichenden Analyse von Rezeptionsdokumenten aus verschiedenen sozialen Schichten zu den Schiller-Feiern von 1859 werden sozialpsychologische Aspekte der Rezeption von Literatur analysiert. Dabei ergeben sich unter anderem folgende Befunde: (1) Literaturrezeption ist eine sich ihrer selbst unbewusste wunscherfüllende Phantasiebildung des Rezipienten ebenso wie die wunscherfüllende Phantasiebildung des Autors, ohne dass beide miteinander ... [ mehr ]

Bernd Nitzschke

Zur Herkunft des »Es« (II)

Psyche, 1985, 39(12), 1102-1132

Der Autor des Aufsatzes Zur Herkunft des »Es« (in Psyche 1983, 37 (9)) geht abschließend auf einige kritische Stellungnahmen (in Psyche 1985, 39 (2)) ein. Die Verbindungen zwischen Freuds Theorie und den Philosophien Schopenhauers und Eduard von Hartmanns werden aufgezeigt. Es wird dafür plädiert, das Erbe der Philosophie des 19. Jahrhunderts, die in der Psychoanalyse fortlebt, nicht zu ignorieren. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Paul Neumarkt

Das zerstörte Bild des modernen Menschen in Günter Grass Roman »Die Blechtrommel«

Psyche, 1985, 39(7), 648-663

Ein Aspekt des Romans Die Blechtrommel von G. Grass wird aus psychoanalytischer Perspektive analysiert: Die Repräsentation des zerstörten Bildes des modernen Menschen in der Hauptfigur des Romans, Oskar Matzerath. In Oskar Matzerath wird der Prototyp der Nachkriegsgeneration gesehen, die es satt hat, ihr Leben lang einen Vater mit sich herumschleppen zu müssen , und darüber hinaus der Prototyp des westlichen Menschen, das allumfassende Syndrom ... [ mehr ]

Klaus Nerenz

Zu den Gegenübertragungskonzepten Freuds

Psyche, 1985, 39(6), 501-518

Der Gegenübertragungsbegriff Freuds umfasst Konzepte, die der weitverbreiteten Annahme widersprechen, Freud habe in der Gegenübertragung nur eine Störung der psychoanalytischen Behandlung gesehen und mit ihrer Bewältigung eigentlich ihre Beseitigung gemeint. Die expliziten Äußerungen Freuds zur Gegenübertragung werden referiert. Daraus wird ein erweiterter Gegenübertragungsbegriff abgeleitet. Abschließend wird auf die ... [ mehr ]

Heinz Müller-Pozzi

Identifikation und Konflikt

Psyche, 1985, 39(10), 877-904

Anhand einer Fallskizze wird der Begriff der globalen Identifizierung , eine entwicklungspsychologische Variante bestehender psychoanalytischer Identifikationskonzepte, entworfen. Im Mittelpunkt des Konzepts steht das präödipale Kind, das durch Identifikation mit der Mutter die Angst vor Liebesverlust um den Preis eines Verzichts auf Individuation reduziert. Die Wiederbelebung des Konflikts in der Übertragung wird an einem Fallbeispiel aufgezeigt. (c) ... [ mehr ]

Heinz Müller-Pozzi

Widerstand um jeden Preis?

Psyche, 1985, 39(10), 942-943

Zu Paul Parins Kritik an psychoanalytischen Standesverbänden (in Psyche 1984, 38 (7)) wird Stellung genommen. Am Beispiel der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse wird Parins Vorwurf, die Psychoanalytiker passten sich in ihrer institutionellen Organisation dem politischen Klima und der herrschenden Ideologie an, richtigzustellen versucht. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Hans Müller-Braunschweig

Zu H. Dahmers Kommentar »Kapitulation vor der Weltanschauung«

Psyche, 1985, 39(4), 355-366

In einer Auseinandersetzung mit H. Dahmers Kommentar zu zwei Arbeiten seines Vaters, Carl Müller-Braunschweig, aus den Jahren 1930 und 1933 (in Psyche 1983, 37 (12)) plädiert der Autor für ein einfühlendes Verstehen des Werdeganges und der Motivationen der deutschen Psychoanalytiker jener Generation. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Hans Müller-Braunschweig

»Führer befiehl...«

Psyche, 1985, 39(4), 301-329

Ausgehend von persönlichen Erlebnissen in Jungvolk und Arbeitsdienst einerseits und vom Erleben zweier Patientinnen andererseits wird zur Erklärung von Hitlers Erfolg auf die oft konstatierte Übereinstimmung von psychischer Befindlichkeit bzw. Weltanschauung des Führers und seiner Anhänger und Mitläufer im Deutschland der Zwischenkriegszeit hingewiesen. Im Anschluss an Gérard Mendel wird die faschistische Massenbewegung als ... [ mehr ]

Paul Moor

Homosexualität und Psychoanalyse

Psyche, 1985, 39(8), 750-759

Psychoanalytische Deutungen und Erklärungsansätze für Homosexualität werden beschrieben und diskutiert, wobei insbesondere auf ihre Veränderungen in der Geschichte der Psychoanalyse und auf aktuelle Kontroversen eingegangen wird. Die Arbeit greift auf eine Fülle von Zitaten aus psychoanalytischen Schriften und aus neueren Vorträgen auf Psychoanalytiker-Kongressen in den Vereinigten Staaten von Amerika zurück. (c) Psychosozial-Verlag ... [ mehr ]

Gebhard Löhr

Bemerkungen zu Roy Schafers Handlungssprache (orientiert an Kap. 6 von »Eine neue Sprache...«)

Psyche, 1985, 39(11), 1021-1030

Die von Roy Schafer formulierte neue Handlungssprache für die Psychoanalyse wird unter besonderer Berücksichtigung des sechsten Kapitels seines Buches A new language for psychoanalysis diskutiert. Die Handlungssprache wird als ein einseitiger Versuch angesehen, das intuitive Sich-selbst-Verstehen (die Introspektion) durch das an anderen Menschen geübte, beobachtungsvermittelte Fremdverstehen (die Zuschreibung von Emotionen zu Bewegungen und Handlungen) ... [ mehr ]