Baba Koumare, Birama Seck & Henriette Stach

Einige Bemerkungen zur traditionellen afrikanischen Medizin

Psyche, 1984, 38(8), 710-716

Es wird gezeigt, wie aufgrund der soziokulturellen Realitäten einer schwarzafrikanischen (islamisierten) Gesellschaft wie der des Senegal, die importierte westliche Medizin durch Elemente der traditionellen einheimischen Medizin ergänzt wird. Die so entstandenen Verbindungen zwischen traditionellen (afrikanischen) und modernen (westlichen) Behandlungsarten verstehen sich nicht in Konkurrenz, sondern als komplementär; dies wird anhand eines Berichts über ... [ mehr ]

Ingrid Kerz-Rühling

Voraussetzungen und Grenzen für Einsicht und Veränderung im analytischen Prozeß

Psyche, 1984, 38(2), 121-151

Am Beispiel der Behandlung einer 34-jährigen zwangsneurotischen Patientin wird dargestellt, wie die Selbstreflexion der Patientin im analytischen Dialog durch das Erkennen unbewusster Motive und Abwehrhaltungen in der Übertragungsbeziehung zum Analytiker und durch die Herstellung von Sinnzusammenhängen zwischen bisher unverständlichen Ereignissen erreicht wird. Die Bedingungen, unter denen eine solche Verständigung zwischen Patient und Analytiker ... [ mehr ]

Hans Keilson

Wohin die Sprache nicht reicht

Psyche, 1984, 38(10), 915-926

Auf dem Hintergrund eigener Erfahrungen werden die Schwierigkeiten ehemaliger Konzentrationslagerhäftlinge erörtert, ihren Kindern das Geschehene mitzuteilen. Nach einem kurzen Rekurs auf die linguistische Unterscheidung zwischen parole und langue (der soziale Teil der Sprache) wird gezeigt, wie Sprechen verstummt und zum Schweigen wird, wenn es an diskrepantes biographisches und soziales Erleben der Beteiligten gebunden ist. Dies wird am Fallbeispiel eines ... [ mehr ]

Ulrich Irion

Psychosomatik, Psychoanalyse, Kulturkritik. Zu Alexander Mitscherlichs Gesammelten Schriften

Psyche, 1984, 38(11), 1029-1039

Die Beiträge von Alexander Mitscherlich zu einer psychoanalytischen Sozialpsychologie werden dargestellt und gewürdigt. Eingegangen wird auf Mitscherlichs Arbeiten zur Faschismusanalyse, zu kollektiven Phantasien, zur kulturellen Entwicklung, zur Aggression, zur Anonymisierung der Macht, zu sozialen Strukturen und sozialen Regeln. Kritisiert wird, dass die epistemologischen Grundlagen des Triebbegriffs bei Mitscherlich undiskutiert bleiben. (c) Psychosozial-Verlag ... [ mehr ]

Klaus Horn

Wie kommen wir zu einer »konstitutionellen Intoleranz« gegen den Krieg?

Psyche, 1984, 38(12), 1083-1104

Das Problem menschlicher$Destruktivität wird vor dem Hintergrund der soziologischen Unterscheidung zwischen erster Natur und zweiter Natur diskutiert. Ausgehend von Freuds Antwort auf Einsteins Frage, wie man das Verhängnis des Krieges vom Menschen abwehren könne, werden menschliche Destruktivität und Kriegsgefahr analysiert. Es wird versucht, Freuds Argumentation, die - methodisch gesehen - als zwiespältig beurteilt wird (sozialwissenschaftlich ... [ mehr ]

Paul Harmat

Psychoanalyse und Marxismus in Ungarn (1900-1980)

Psyche, 1984, 38(3), 254-269

Die Geschichte der ungarischen psychoanalytischen Bewegung wird unter dem Aspekt ihres problematischen Verhältnisses zum Marxismus als Gesellschaftstheorie und als Staatsreligion skizziert. Es wird aufgezeigt, dass in den ungarischen Revolutionen und Konterrevolutionen dieses Jahrhunderts auch über das Schicksal der Psychoanalyse mitentschieden wurde. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass die stalinistische Unterdrückung der Psychoanalyse (vor allem in ... [ mehr ]

Momar Gueye, Rene Collignon & Michel M Boussou

Suizid und Depression im Senegal und in Afrika

Psyche, 1984, 38(8), 696-709

Es wird eine kritische Rückschau auf die bisher erschienenen Arbeiten über Depression und Suizid in Afrika gehalten. Schwerpunktmäßig wird über Arbeiten berichtet, die von den Mitarbeitern der psychiatrischen Klinik von Fann-Dakar in den letzten 20 Jahren geleistet wurden. Dabei wird neben der veränderten Einschätzung der Ätiologie das Phänomen des Symptomwandels betont. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Johannes Grunert

Zur Geschichte der Psychoanalyse in München

Psyche, 1984, 38(10), 865-904

Den personalen und inhaltlichen, oft wechselnden und komplizierten Verflechtungen bei den psychoanalytischen Ortsgruppen-, Vereins- und Institutsgründungen in München von 1911 bis 1978 wird nachgegangen. Die durch Dokumente belegte Integration der verschiedenen therapeutischen Gruppen in der Zweigstelle Bayern des Deutschen Instituts für Psychologische Forschung und Psychotherapie und die Übernahme des gleichgeschalteten Institutskonzepts in der ... [ mehr ]

Ilse Grubrich-Simitis

Vom Konkretismus zur Metaphorik

Psyche, 1984, 38(1), 1-28

Probleme der psychoanalytischen Therapie mit Kindern von Personen, die durch nationalsozialistische Verbrechen eine extreme Traumatisierung erlitten haben, werden analysiert. Dabei wird im ersten Teil der Analyse auf das 1982 von Bergmann und Jucovy herausgegebene Buch Generations of the Holocaust eingegangen. Im zweiten Teil wird die These aufgestellt und begründet, dass die Extremtraumatisierung vor allem die Fähigkeit des Ichs zur Metaphernbildung ... [ mehr ]

Jaap van Ginneken

Die Vatertötung

Psyche, 1984, 38(12), 1124-1148

Die wissenschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungslinien, die den zeitgeschichtlichen Hintergrund für Freuds Entwurf der Massenpsychologie bildeten, werden skizziert. Die sozialrevolutionären Kämpfe und politischen Attentate um die Zeit des Ersten Weltkrieges werden im Sinne der Freudschen Terminologie von Totem und Tabu als Vatermord durch die Bruderhorde interpretiert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Merton M. Gill

Die Metapsychologie ist keine Psychologie

Psyche, 1984, 38(11), 961-992

Der Unterschied zwischen Metapsychologie (Metatheorie) und klinischer Theorie in der psychoanalytischen Theoriebildung wird diskutiert. Es wird argumentiert, Freud habe seine metatheoretischen Hypothesen explizit auf der Basis der Neurobiologie (Naturwissenschaften) entwickelt, nicht jedoch aus dem Bezugssystem psychologischer Aussagen . Beide psychoanalytischen Theorien, die naturwissenschaftliche (Metapsychologie) und die eigentlich psychologische (klinische Theorie), ... [ mehr ]

Hans Füchtner

Traurige Psychotropen?

Psyche, 1984, 38(7), 605-626

Es werden Konflikte unter brasilianischen Psychoanalytikern geschildert, deren Höhepunkt der Fall Lobo bildete, bei dem sich ein psychoanalytischer Ausbildungskandidat zum Helfershelfer von Folterern hergab. Die strukturelle Ähnlichkeit mit dem hierzulande artikulierten Unbehagen an der derzeitigen Verfassung der Psychoanalyse und vieler Psychoanalytiker werden aufgewiesen. Eine gründliche Reform der autoritären psychoanalytischen Ausbildung, wie sie ... [ mehr ]

Hedy Francesconi

Transvestitismus beim Mann

Psyche, 1984, 38(9), 801-816

Der Transvestitismus wird im Behandlungsverlauf eines 25-jährigen Patienten diskutiert. Es wird darauf hingewiesen, dass Transvestitismus ätiologisch von Fetischismus (Perversion) und Sucht abzugrenzen ist. Funktion und Bedeutung der Verkleidung werden als typische Merkmale herausgestellt: Über sie wird der Versuch unternommen, das Trennungstrauma der symbiotischen Phase zu restituieren. Der Transvestit versucht dabei, die Mutter im transvestitischen Akt ... [ mehr ]

Helmut Dahmer

»Psychoanalyse unter Hitler« - Rückblick auf eine Kontroverse

Psyche, 1984, 38(10), 927-942

Die in einem Offenen Brief des Psychoanalytikers Ulrich Ehebald, aber auch in Leserbriefen gleichgesinnter Psychoanalytiker zum Ausdruck gebrachte Kritik an zwei Aufsätzen des Autors zum Thema Psychoanalyse unter Hitler (beide in Psyche 1983, 37 (12)) wird analysiert. Der in der Kritik vermutete Abwehrmechanismus wird erörtert und die ihm vermutlich zugrundeliegenden Motive beleuchtet. Beklagt wird dabei grundsätzlich der Mangel an Auseinandersetzung mit ... [ mehr ]

Helmut Dahmer

Noch mehr Unbehagen...Anmerkungen zu dem Artikel von Wolfram Lüders

Psyche, 1984, 38(7), 598-599

Zu der Auseinandersetzung von Wolfram Lüders (im gleichen Heft) mit der von Lohmann 1983 herausgegebenen Streitschrift Das Unbehagen an der Psychoanalyse wird kritisch Stellung bezogen. Insbesondere wird dagegen argumentiert, bei der Kritik an der Psychoanalyse von der Geschichte der psychoanalytischen Bewegung und der psychoanalytischen Theorien zu abstrahieren. Auf diesem Hintergrund wird ein Ergebnis dieser Geschichte, die häufig kritisierte Verengung des ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Die psychoanalytische Abstinenzregel

Psyche, 1984, 38(9), 769-800

Die von Freud aufgrund seiner Erfahrungen im Umgang mit hysterischen Patientinnen formulierte Abstinenzregel, mit der sich der (männliche) Analytiker vor deren Verliebtheit schützen sollte, wird kritisch diskutiert. Ihre Entstehungsgeschichte aus dieser Männerphantasie, die mit einem bestimmten historischen und kulturellen Ort verknüpft ist, wird nachgezeichnet. Im Laufe der Zeit entstand eine abstrakte Regel, die den Analytiker generell auf ... [ mehr ]

Walter Bräutigam

Rückblick auf das Jahr 1942

Psyche, 1984, 38(10), 905-914

Die persönlichen Erfahrungen des Autors als psychoanalytischer Ausbildungskandidat am Deutschen Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie werden rekapituliert und um Beobachtungen und Reflexionen aus heutiger Sicht ergänzt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Karola Brede

Psychosomatik, Psychoanalyse, Kulturkritik. Zu Alexander Mitscherlichs Gesammelten Schriften

Psyche, 1984, 38(11), 1023-1029

Anhand der Bände I und II der Gesammelten Schriften von Alexander Mitscherlich wird die Entwicklung der psychosomatischen Theorie von Mitscherlich nachgezeichnet. Der Theorieentwurf der vierziger Jahre folgt der Absicht, eine vollständige und alternative, sich der naturwissenschaftlichen Medizin verweigernden Heilkunde zu begründen. In den fünfziger und sechziger Jahren wird diese Kritik der Medizin Teil von Mitscherlichs Gesellschaftskritik und ... [ mehr ]

Andreas E. Benz

Der Gebärneid der Männer

Psyche, 1984, 38(4), 307-328

Es werden einige Überlegungen zum Gebärneid des Mannes aus psychoanalytischer Perspektive angestellt. Dabei werden Ontogenese und mögliche Verarbeitungsformen des Neides der Männer auf die prokreative Funktion der Frauen unter Zuhilfenahme von Arbeiten Freuds (über den Wolfsmann ), L. Rotters (über weibliche Sexualität), G. H. Herdts (über die Sambia von Neuguinea) und von Hägglund und Hägglund (über Phallizität) ... [ mehr ]

Sophinette Becker

Psychosomatik, Psychoanalyse, Kulturkritik. Zu Alexander Mitscherlichs Gesammelten Schriften

Psyche, 1984, 38(11), 1045-1052

Die Beiträge des Psychoanalytikers Alexander Mitscherlich zu politischen und sozialpsychologischen Themen werden gewürdigt. Dank der Schärfe seiner Wahrnehmung konnte Mitscherlich psychoanalytische Erkenntnisse von ihrer individualtherapeutischen Gebundenheit lösen und zu subtilen sozialpsychologischen Analysen nutzen. Beispiele aus seinen Schriften werden dafür gegeben. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Thea Bauriedl

Geht das revolutionäre Potential der Psychoanalyse verloren?

Psyche, 1984, 38(6), 489-515

Die politische Bedeutung der Psychoanalyse und das politische Engagement der Psychoanalytiker werden untersucht. Einleitend wird an die psychoanalytischen Revolutionäre Otto Groß und Wilhelm Reich erinnert. Deren Scheitern wird darauf zurückgeführt, dass sie Revolution als Umkehrung des Herr-Knecht-Verhältnisses verstanden, statt die eigene Verstrickung in Herrschaftsverhältnisse zu thematisieren. In der psychoanalytischen ... [ mehr ]

Hermann Argelander

Eine vergleichende Textstudie von Verbatim- und Gedächtnisprotokollen

Psyche, 1984, 38(5), 385-419

Durch einen Vergleich zwischen Gedächtnisprotokollen und Tonbandprotokollen von psychoanalytischen Therapiestunden wird ein Beitrag geleistet zur Frage des wissenschaftlichen Wertes von Behandlungsprotokollen. Dabei wird die Einführung einer sogenannten Interferenzfunktion beschrieben. Durch diese soll die Simultandarstellung von Sachverhalten und unbewussten Themen gewährleistet werden: Wird die unbewusste Thematik dominant, so versagt diese ... [ mehr ]

Menachem Amitai & Johannes Cremerius

Dr. med. Arthur Muthmann

Psyche, 1984, 38(8), 738-753

Die Rezeption der Psychoanalyse durch Arthur Muthmann, einem von vier badischen Ärzten (neben ihm Martin, Fraenkel und G. Groddeck), die der Freudschen Psychoanalyse mit Sympathie gegenüberstanden und ihre eigene therapeutische Praxis mehr oder weniger an Freudschen Auffassungen orientierten und auch in Veröffentlichungen für die Psychoanalyse eintraten, wird nachgezeichnet. Im Rahmen dieser Rekonstruktion wird auch ein Brief von Freud an Muthmann vom ... [ mehr ]

Hildegard Adler

Die Rolle des Analytikers im Heilungsprozeß

Psyche, 1984, 38(11), 993-1022

Auf dem Hintergrund der neueren psychoanalytischen Literatur werden wesentliche Annahmen und Hypothesen über die durch die Psychoanalyse ausgelösten Heilungsvorgänge dargestellt und miteinander verglichen. Die dem Analytiker zuzuschreibenden Einflussmöglichkeiten stehen dabei im Mittelpunkt. Es wird für eine neue Theorie der Therapie plädiert, die den seit Stachey eingetretenen Veränderungen der psychoanalytischen Praxis Rechnung tragen. ... [ mehr ]