Carl Müller-Braunschweig

Psychoanalyse und Weltanschauung

Psyche, 1983, 37(12), 1136-1139

In diesem Wiederabdruck einer Arbeit aus dem Jahre 1933 wird ein kurzer Überblick zur Neurosentheorie und zur psychoanalytischen Behandlung gegeben, in dem den Vorwürfen, die Psychoanalyse sei einseitig auf die Sexualität des Menschen und auf das Materialistische orientiert, begegnet wird. Die Psychoanalyse wird so weitgehend in Konsistenz zum nationalsozialistischen Menschenbild gebracht: Sie sei bemüht, unfähige Weichlinge zu lebenstüchtigen ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Antisemitismus - eine Männerkrankheit?

Psyche, 1983, 37(1), 41-54

Die gesellschaftliche Vorurteilskrankheit Antisemitismus wurde bisher psychogenetisch ausschließlich aus der psychosexuellen Entwicklung des Mannes hergeleitet. Zwischen weiblicher Sozialisation (in der die Angst vor Liebesverlust die Kastrationsangst vertritt) und Antisemitismus besteht kein direktes Korrespondenzverhältnis, vielmehr kommt der Antisemitismus bei Frauen nur über ihre Anpassung an Ideologien der Männerwelt zustande. (c) ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich

Zur Dynamik des Wechsels von Depression und organischem Symptom

Psyche, 1983, 37(10), 905-920

Die Dynamik des Wechsels von Depression und organischem Symptom wird erörtert. Dabei wird die Geschichte der analytischen Behandlung einer 34-jährigen Patientin, die vom Autor zu Beginn der fünfziger Jahre durchgeführt wurde, vorgestellt und diskutiert. Theoretisch an Melanie Klein, Franz Alexander und Felix Deutsch orientiert, wird in dieser Analyse das Alternieren depressiver Zustände und konversionshysterischer Symptome lebensgeschichtlich als ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich

Aus der Analyse eines Gummi-Fetischisten

Psyche, 1983, 37(10), 867-904

Eine bisher noch unveröffentlichte Fallgeschichte aus dem Nachlass von Alexander Mitscherlich wird vorgestellt. Es handelt sich um die ausführlich beschriebene Psychoanalyse eines Gummi-Fetischisten, die Mitscherlich von 1948 bis 1952 durchführte. Die Niederschrift der Fallgeschichte in der vorliegenden Form ist vermutlich 1955 entstanden. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Wolfram Lüders

Psychoanalyse versus Familientherapie

Psyche, 1983, 37(5), 462-469

In einer kritischen Glosse wird die Arbeit von Pohlen und Plänkers Famililentherapie. Von der Psychoanalyse zur psychosozialen Aktion (Psyche 1982, 36 (5)) angegriffen. Den Autoren wird mangelnde Differenzierung zwischen psychoanalytischer Familientherapie und systemischer Psychotherapie zur Last gelegt. Der Vorwurf, die systemische Familientherapie entferne sich von den analytischen Grundsätzen, sei deshalb unzutreffend, weil die Systemtheoretiker niemals ... [ mehr ]

Alfred Lorenzer

Sprache, Lebenspraxis und szenisches Verstehen in der psychoanalytischen Therapie

Psyche, 1983, 37(2), 97-115

Vom Grundproblem der Psychoanalyse ausgehend, die mit Sprachmitteln das Nichtsprachliche (Unbewusste) zu erkunden sucht, wird das szenische Verstehen als zentrale psychoanalytische Technik erläutert. Freud sagt vom Verdraengt-Unbewussten, es komme durch Trennung der Sach- von den Wortvorstellungen zustande. Diese Terminologie wird durch das Heranziehen weiterer Freud-Texte interpretiert. Die Sach -Vorstellungen sind Erinnerungsspuren (noch) sprachloser ... [ mehr ]

Hans-Martin Lohmann & Lutz Rosenkötter

Psychoanalyse in Hitlerdeutschland. Wie war es wirklich?

Psyche, 1983, 37(12), 1107-1115

Zum Artikel über die Psychoanalyse in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus von H.-M. Lohmann und L. Rosenkötter (in Psyche 1982, 36 (11)) werden einige Korrekturen, Erläuterungen und Anmerkungen gemacht. Einleitend wird auf das ungewöhnlich große Echo, das dieser Artikel ausgelöst hat, eingegangen. Dann werden Hinweise gegeben, die sich vor allem auf folgende drei Themenkomplexe beziehen: Situation der Psychoanalyse im Deutschen ... [ mehr ]

Wolfgang Loch

Alexander Mitscherlich und die Wiedergeburt der Psychoanalyse in Deutschland

Psyche, 1983, 37(4), 336-345

Aus der Sicht eines ehemaligen Mitarbeiters von Alexander Mitscherlich wird die Bedeutung Mitscherlichs für die Wiederentdeckung und Entwicklung der Psychoanalyse in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert. Dabei werden die folgenden sechs Themen angesprochen: (1) die Situation der Psychoanalyse während und nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland; (2) die wissenschaftlichen Leistungen Mitscherlichs in Bezug auf die psychoanalytische Theorie und Therapie, die ... [ mehr ]

Rene König

Alexander Mitscherlich: Psychoanalyse und Zeitkritik (1969)

Psyche, 1983, 37(10), 921-934

In Form eines Briefes an den deutschen Psychoanalytiker A. Mitscherlich wird die Entwicklung der persönlichen Freundschaft zwischen dem Autor und Mitscherlich beschrieben sowie auf verschiedene Arbeiten Mitscherlichs zur psychoanalytischen Zeitkritik und zur analytischen Sozialpsychologie kritisch kommentierend eingegangen. Der Text wurde aus Anlass der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Mitscherlich geschrieben. Inhaltliche Schwerpunkte des ... [ mehr ]

Oswald Kästle

Zwei wiederentdeckte Rezensionen Sigmund Freuds von 1895

Psyche, 1983, 37(9), 805-827

Zwei bisher nicht identifizierte, darum unbekannt gebliebene Rezensionen, die Freud 1895 veröffentlichte (über das gegen Bebels Die Frau und der Sozialismus gerichtete Buch von A. Hegar Der Geschlechtstrieb und über G. J. Möbius Abhandlung Die Migräne , beide aus dem Jahre 1894) werden nachgedruckt und im Hinblick auf ihren wissenschaftlich-biographischen Kontext erläutert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter Kutter

Psychoanalytische Supervisions-Gruppen an der Hochschule

Psyche, 1983, 37(3), 237-253

Die Besonderheiten einer psychoanalytisch orientierten Supervisiongruppe an einer Hochschule im Vergleich mit klassischen Balint-Gruppen und anderen Formen von Supervision werden herausgearbeitet. Es wird auf die institutionellen Rahmenbedingungen, gruppeninterne Konflikte sowie die spezifische Entwicklungsphase der studentischen Teilnehmer eingegangen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Rainer Krause

Zur Onto- und Phylogenese des Affektsystems und ihrer Beziehungen zu psychischen Störungen

Psyche, 1983, 37(11), 1016-1043

Es wird ein Überblick über den Erkenntnisstand in Bezug auf die Onto- und Phylogenese des Affektsystems gegeben. Dabei werden, ausgehend von einer erweiterten Affektdefinition, einige neuere Befunde aus der empirischen Forschung referiert. Die Darstellung der Entwicklung des Affektsystems geht auf folgende Punkte besonders ein: (1) Vorliegen phylogenetisch entwickelter Ausdrucksmuster, die bereits in den ersten Lebenswochen auftreten, wenn auch in vom ... [ mehr ]

Rolf Klüwer

Agieren und Mitagieren

Psyche, 1983, 37(9), 828-840

Anhand von Fallbeispielen wird aufzuzeigen versucht, dass Mitagieren analog der Gegenübertragung ein unausweichliches Phänomen im psychoanalytischen Behandlungsprozess und eine häufige Durchgangsstufe zur Gewinnung von Einsicht darstellt. Es wird folgender idealtypischer Ablauf konstruiert: (1) Das Übertragungsangebot im Erstkontakt. Es überwiegt der Verbaldialog, den aufeinander bezogenen Anweisungen für Analytiker und Patient entsprechend. ... [ mehr ]

Jürgen Habermas

Bemerkungen zu Alexander Mitscherlichs analytischer Sozialpsychologie

Psyche, 1983, 37(4), 352-363

Die Beiträge Alexander Mitscherlichs zur Weiterentwicklung der analytischen Sozialpsychologie werden aufgeführt, diskutiert und gewürdigt. Dabei wird insbesondere auf seine Verdienste eingegangen, die mit der Ausweitung der individualistisch orientierten Psychoanalyse Freuds auf soziale Phänomene und Prozesse verbunden sind. Mitscherlich ist es gelungen, die begriffliche Schranke zwischen Individual- und Sozialpsychologie zu überwinden, indem er die ... [ mehr ]

Waltraud Gölter

Zukunftssüchtige Erinnerung. Aspekte weiblichen Schreibens

Psyche, 1983, 37(7), 642-668

Die Frage nach einer spezifisch weiblichen Produktivität im Bereich der Literatur wird auf der Grundlage des psychoanalytischen Kreativitätsmodells und der psychoanalytischen Theorie der Weiblichkeit untersucht. Aufgrund einer problematischen Sozialisationsgeschichte ist die weibliche Identität im Vergleich zur männlichen offen . Diese Offenheit der Identität und die weibliche Empfindung des Mangels, des Andersseins können eine Freiheit von ... [ mehr ]

Jutta Gutwinski-Jeggle

Zum Verhältnis von Arzt, Patient und Krankheit

Psyche, 1983, 37(8), 715-750

Die Arbeit in Balint-Gruppen findet im Medium der Sprache statt. Ausgehend von der Hypothese, dass sich in der Art und Weise, in der ein Arzt über einen Fall spricht, seine Beziehung zum Patienten ausdrückt, wird mittels linguistischer Textanalyse an zwei Beispielen gezeigt, wie nah (oder wie fern) der Arzt dem Patienten bzw. dem Verständnis seiner Krankheit steht und wie gut (oder wie schlecht) er unbewusste Interaktionsprozesse im ... [ mehr ]

Dieter Gröschke

Subjekt und Lebensgeschichte

Psyche, 1983, 37(5), 440-453

Im Vergleich von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie wird der Stellenwert des historisch-biographischen Moments in beiden Theorien und in den auf sie bezogenen Praxisformen der Therapeutik untersucht. Es wird deutlich gemacht, dass die Psychoanalyse als historische Anthropologie zu bestimmen ist, während die Verhaltenstherapie wegen ihres ahistorischen Subjektbegriffs eher dem Typus einer Technologie entspricht. Weiterhin wird daran erinnert, dass die therapeutische ... [ mehr ]

Henning Graf von Schlieffen

Psychoanalyse ohne Grundregel

Psyche, 1983, 37(6), 481-496

In der rigiden Anwendung der psychoanalytischen Grundregel, der Patient müsse frei assoziieren, wird eine Externalisierung des innerpsychischen Kampfes gesehen, als welchen Freud den Widerstand sowohl des Analysanden wie des Analytikers verstand. Die Externalisierung verhindert, was eine anerkannte Regel der psychoanalytischen Technik fordert: dass noch vor der Bearbeitung der abgewehrten Inhalte die Widerstände gegen deren Bewusstwerdung analysiert werden. (c) ... [ mehr ]

Rolf Fetscher

Selbst und Identität

Psyche, 1983, 37(5), 385-411

Ausgehend von Freuds komplexem Begriff des Ichs werden die durch die Ich-Psychologie eingeführten Konzepte des Selbst und der Identität diskutiert. Dabei geht es weniger um eine Rechtfertigung dieser Konzepte innerhalb des Rahmens der psychoanalytischen Theorie als vielmehr darum, ihre Verschiedenheit wie ihre Beziehung untereinander und zugleich ihre Kompatibilität mit der Strukturtheorie herauszuarbeiten. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Iring Fetscher

Alexander Mitscherlich - zur Pathologie der bundesdeutschen Gesellschaft

Psyche, 1983, 37(4), 298-310

Der wissenschaftliche Beitrag von Alexander Mitscherlich zur Erhellung der Pathologie der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft wird dargestellt und gewürdigt. Anhand von vielen Zitaten aus den Arbeiten Mitscherlichs werden seine Überlegungen (1) zur Fundierung und Gestaltung des Nachkriegs-Deutschland, (2) zu den Nürnberger Prozessen gegen nationalsozialistische Ärzte, (3) zur Frage der Kollektivschuld der Deutschen, (4) zur Analyse des ... [ mehr ]

Peter Dettmering

Literatur als Selbstbefreiungsversuch

Psyche, 1983, 37(3), 254-268

Als Beispiel für ein literarisches Werk, das einen Selbstbefreiungsversuch darstellt, wird Jean Pauls Roman Titan diskutiert. Es wird die These entwickelt, Jean Paul habe sich in diesem Werk seine Ich-Problematik von der Seele geschrieben, in der er sonst untergegangen wäre. In einer psychoanalytischen Betrachtung der Romanfiguren und ihrer Handlungen werden Inzestmotive, Ödipuskomplex, Abwehrmechanismen des idealen, guten, das heißt gesunden ... [ mehr ]

Helmut Dahmer & Lutz Rosenkötter

Jasager und Weißwäscher

Psyche, 1983, 37(12), 1146-1153

In getrennten Stellungnahmen gehen die Autoren auf den Vortrag des Philosophen H. Lübbe zum 50. Jahrestag der Machtergreifung der Hitlerbewegung ein. Den Ausführungen Lübbes zur Bewältigung des Nationalsozialismus im Nachkriegsdeutschland und in der Gegenwart und zur Rolle der Psychoanalyse dabei wird zum Teil heftig widersprochen. Versuche, die Vergangenheit zu irrealisieren, werden aufgedeckt, und es wird konstatiert, dass der ... [ mehr ]

Helmut Dahmer

Kapitulation vor der »Weltanschauung«

Psyche, 1983, 37(12), 1116-1135

Auf die Entwicklung und die Stellung der Psychoanalyse und der Psychoanalytiker im Dritten Reich wird eingegangen, wobei die Kapitulation einiger deutscher Psychoanalytiker vor dem Nationalsozialismus beschrieben und interpretiert wird. Ausgangspunkt ist eine 1933 erschienene Arbeit von C. Müller-Braunschweig, einem Vorstandsmitglied der damaligen deutschen psychoanalytischen Zweigvereinigung, in der die Gleichschaltung der psychoanalytischen Theorie der Neurosen mit ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

»Die Sprache der Zärtlichkeit und der Leidenschaft«

Psyche, 1983, 37(11), 988-1015

Der Beitrag Sándor Ferenczis zur psychoanalytischen Theorie wird erörtert. Dabei wird auf einen Vortrag eingegangen, den Ferenczi 1932 in Wiesbaden unter dem Titel Die Sprache der Zärtlichkeit und der Leidenschaft hielt. Durch die Analyse dieses Vortrages werden Ferenczis innovative Vorschläge zur psychoanalytischen Behandlungstechnik (Erweiterung des Indikationsrahmens, Neufassung des Abstinenzbegriffs) rekonstruiert. Die Linie, die von Ferenczi ... [ mehr ]