Wolfgang Loch

Kommunikation, Sprache, Übersetzung

Psyche, 1981, 35(11), 977-998

Der Prozess des Spracherwerbs und besonders die Zusammenhänge zwischen seelischen Ereignissen und sprachlichem Ausdruck werden dargestellt, und es wird auf die psychotherapeutische Deutung sprachlicher Mitteilungen eingegangen. Ausgehend vom Schrei des Neugeborenen als erster potentialer Kommunikation erfolgt der Aufbau einer Repräsentanzenwelt von Wortsymbolen und - parallel dazu - der Aufbau einer inneren Welt exilierter, unbewusster Wünsche. Deren Signale ... [ mehr ]

Hermann Lang

Zur Problematik der Übertragung in der Psychose in Abgrenzung zur Neurose

Psyche, 1981, 35(8), 705-717

Anhand von zwei Fallskizzen wird die Problematik von Übertragungsdeutungen in der Behandlung der Psychose gegenüber der Neurose diskutiert. Es wird herausgestellt, dass die verdrängten Reminiszenzen des Neurotikers selbst schon sprachlich verfasst sind, so dass er die entsprechenden Übertragungsdeutungen mitvollziehen und bestätigen kann. Dem wird die Abspaltung der primären Traumatisierungen beim Psychotiker gegenübergestellt, die nicht ... [ mehr ]

Hans D. König

Rituale der weltlichen und der geistlichen Gewalt

Psyche, 1981, 35(7), 642-656

Die öffentlichen Gelöbnisse und der Papstbesuch werden als Ausdruck einer gesellschaftlichen Krisensituation der Bundesrepublik zu Anfang der achtziger Jahre verstanden. Diese Inszenierungen des Staates und der Kirche, die sich gegen die Infragestellung ihrer Autorität verteidigen, werden im Rückgriff auf die Ergebnisse der analytischen Sozialpsychologie (Mitscherlich und Mitscherlich, Lorenzer) untersucht. Es lässt sich zeigen, dass die ... [ mehr ]

Peter Kutter

Psychoanalytische Selbsterfahrungsgruppen an der Universität

Psyche, 1981, 35(2), 157-162

Es wird ein Überblick über Konzeption und Durchführung psychoanalytischer Selbsterfahrungsgruppen für Psychologiestudenten gegeben. Als Ziel dieser Veranstaltungen wird neben der Sensibilisierung für unbewusste psychische Prozesse die bessere Vorbereitung der Studenten auf die Berufspraxis genannt. Es wird auf Organisationsform, Motivation der Teilnehmer und Funktion des Gruppenleiters eingegangen; typische Gruppenprozesse werden skizziert. ... [ mehr ]

Paul Krauss

»Mediale« Psychotherapie einer depressiven Krise

Psyche, 1981, 35(10), 963-971

Geschildert wird ein Fall von quasi-psychotherapeutischer Beratung im neopietistisch-Swedenborgianischen Milieu der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Nichte des verstorbenen Caspar Wegelin machte sich zu dessen Medium und beriet den in einer seelischen Krise befindlichen Swedenborg-Übersetzer Gustav Werner seelsorgerisch, wobei Traumauslegungen eine große Rolle spielten. Tief eingesenkt in den religiösen Mystizismus der Zeit, in ... [ mehr ]

Judith S. Kestenberg

Neurosenprophylaxe und Therapie

Psyche, 1981, 35(9), 826-839

Einleitend werden die Möglichkeiten der Neurosen-Prophylaxe erörtert; dann wird aus der Arbeit eines Vorbeugungszentrums berichtet, wo einerseits mit psychoanalytischer, andererseits mit Bewegungs- und Ausdruckstherapie gearbeitet wird, um die Beziehungen zwischen Eltern und (kleinen) Kindern zu verbessern. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Zur Behandlungstechnik bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Psyche, 1981, 35(6), 497-526

Für die Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen wird eine analytische Psychotherapie vorgestellt und an Fallbeispielen erläutert. Anders als bei neurotischen Patienten, die über genügend entwickelte kognitive und sonstige Ich-Funktionen verfügen, um ein stabiles Arbeitsbündnis zwischen Therapeut und Patient zu gewährleisten, wird die therapeutisch-analytische Ausgangsbasis im Falle von Patienten mit ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Zur Theorie der psychoanalytischen Psychotherapie

Psyche, 1981, 35(8), 673-704

Es werden Überlegungen zum therapeutischen Vorgehen in der analytischen Psychotherapie angestellt. Zunächst wird auf einige Definitionen der analytischen Psychotherapie in Abgrenzung zur eigentlichen Psychoanalyse eingegangen, und es wird zwischen aufdeckender und stützender Psychotherapie unterschieden. Weiterhin wird die psychoanalytische Objektbeziehungs-Theorie skizziert, und es wird ihre Bedeutung für die Theorie der aufdeckenden analytischen ... [ mehr ]

Roderich Hohage

Der Psychoanalytiker als »Übertragungsobjekt« und als »reale« Person

Psyche, 1981, 35(9), 822-825

Im Rahmen einer kasuistischen Mitteilung wird aufgezeigt, dass die realitätsgerechte Wahrnehmung spezieller Eigenheiten des Analytikers zu einer erfolgreichen Bearbeitung von übertragungsbedingten Verzerrungen der Wahrnehmung führen kann. Übertriebene Sorge, dass der Patient etwas von der Realität seines Analytikers bemerkt, erscheint demnach nicht am Platze. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Roderich Hohage

Analytische Aktivität und Passivität im Hinblick auf »Reden« und »Schweigen«

Psyche, 1981, 35(9), 819-822

Anhand einer kasuistischen Mitteilung wird belegt, dass in der analytischen Situation Rede nicht mit Aktivität und Schweigen nicht mit Passivität gleichgesetzt werden kann. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Roderich Hohage, Lisbeth Klöss & Horst Kächele

Über die diagnostisch-therapeutische Funktion von Erstgesprächen in einer psychotherapeutischen Ambulanz

Psyche, 1981, 35(6), 544-556

Es werden einige technische Gesichtspunkte für die Handhabung von Erstgesprächen im Rahmen einer psychotherapeutischen Ambulanz diskutiert. Dabei wird betont, dass es unter dem Aspekt des Versorgungsauftrags einer psychotherapeutischen Ambulanz keine ergiebigen oder unergiebigen Patienten gibt, sondern nur geeignete oder ungeeignete Gesprächstechniken im Erstinterview. Es wird das therapeutische Vorgehen hinsichtlich Diagnostik, Konsultation und Abschluss ... [ mehr ]

Jürgen Hardt, Marianne Hirschfeld & Lena Inowlocki

Zur Dimensionierung psychotherapeutischer Kompetenz

Psyche, 1981, 35(8), 733-746

Ein Konzept wird vorgestellt, das - vor allem im Hinblick auf die Ausbildung von Psychoanalytikern - Aussagen über psychotherapeutische Kompetenz ermöglichen soll. Nach einer Abgrenzung professioneller Objektbeziehungen gegen andere Beziehungsformen werden aus der Literatur abgeleitete Dimensionen der idealtypischen psychoanalytischen Haltung dargestellt. Dabei werden die das therapeutische Erleben und Verhalten konstituierenden Anforderungen als Gegensatzpaare ... [ mehr ]

Ilse Grubrich-Simitis

Siegfried Bernfeld: Historiker der Psychoanalyse und Freud-Biograph

Psyche, 1981, 35(5), 397-434

Es werden Leben und Werk des Wiener Psychoanalytikers Siegfried Bernfeld (1892-1953) skizziert. Auf der Basis umfangreicher Recherchen im Siegfried Bernfeld Archiv (Library of Congress, Washington D. C.) wird aufgezeigt, wie er zu seinen profunden Forschungen auf dem Gebiet der Geschichte der Psychoanalyse gelangte, welche Methoden er anwandte und welche Ziele er verfolgte. In einem eigenen Abschnitt wird erstmals dargestellt, welch entscheidenden Anteil Bernfeld am ... [ mehr ]

Rolf Fetscher

Das Selbst und das Ich

Psyche, 1981, 35(7), 616-641

Es wird versucht, die Begriffe Selbst und Ich in der psychoanalytischen Theorie voneinander abzugrenzen. Auf der Basis der Annahme, dass der Ich-Begriff des Strukturmodells nicht alle psychischen Phänomene (insbesondere solche der allgemeinen psychoanalytischen Entwicklungspsychologie) erklären kann, wird das Verhältnis von Ich und Selbst dergestalt erörtert, dass dieses durch vorstellungsmäßige Repräsentanzen ausgezeichnet ist, ... [ mehr ]

Irene Fast & Morton Chethik

Depersonalisierungs- und Derealisierungserlebnisse bei Kindern

Psyche, 1981, 35(8), 718-732

Um eine bessere begriffliche Klärung des Phänomens zu erreichen, werden drei Fallbeispiele von Depersonalisierungserlebnissen bei Kindern untersucht. Es wird darauf hingewiesen, dass Kinder ebenso wie Erwachsene den Verlust des Realitätsbewusstseins beschreiben, ohne dass die Fähigkeit zur Realitätsprüfung gestört ist. Es wird der Zusammenhang von Depersonalisierungserlebnissen mit einem narzisstisch erlebten Objektverlust aufgezeigt, ... [ mehr ]

Christof Eschenröder

Symptomorientierte und ursachenorientierte Therapiemethoden - ein unvereinbarer Gegensatz?

Psyche, 1981, 35(9), 840-848

Metzgers Kritik an der Verhaltenstherapie (Psyche 1979, 33 (1)) wird referiert und als einseitig und tendenziös zurückgewiesen. Dabei werden die folgenden Punkte diskutiert: (1) Der Zusammenhang zwischen Symptomen und Lebensproblemen, (2) die Ziele der Verhaltenstherapie, (3) die Effekte von Selbstsicherheitstrainings und (4) die Beziehung zwischen Therapeut und Klient in der Verhaltenstherapie. Abschließend wird dafür plädiert, konkurrierende ... [ mehr ]

Mario Erdheim

Freuds Größenphantasien, sein Konzept des Unbewussten und die Wiener Decadence

Psyche, 1981, 35(10), 857-874

Die wesentlichen Voraussetzungen für die Entdeckung des Unbewussten durch Freud werden analysiert. Dabei wird einerseits auf Freuds Verflechtung mit seiner Zeit eingegangen. So werden die politische Verunsicherung des Bürgertums, die eine allgemeine Kritik an den herrschenden Werten förderte, ebenso die für die Wiener Decadence charakteristische Betonung des Individuellen und Affektiven sowie die Hinwendung zum Irrationalen als entscheidende Grundlagen ... [ mehr ]

Mario Erdheim

Freuds Größenphantasien, sein Konzept des Unbewussten und die Wiener Decadence

Psyche, 1981, 35(11), 1006-1033

Die Analyse der wesentlichen Voraussetzungen für die Entdeckung des Unbewussten durch Freud wird fortgeführt (erster Teil in Psyche 1981, 35 (10)). Es wird die ursprüngliche, die Entdeckung des Unbewussten erst ermöglichende Strategie Freuds gegenüber dem um die Jahrhundertwende in Wien herrschenden Zeitgeist in der Decadence aufgezeigt. In der Gegenüberstellung mit Schnitzler, Hofmannsthal und Mach, die damals Positionen vertraten, die auch ... [ mehr ]

Rudolf Ekstein & Thor Nelson

Die Geburt des psychotherapeutischen Dialogs

Psyche, 1981, 35(4), 319-337

In der Schilderung der analytisch orientierten Psychotherapie eines sechsjährigen schizophrenen Mädchens wird versucht, die Befreiung des Selbst von psychopathologischen Zügen mit Hilfe des therapeutischen Dialogs aufzuzeigen. Dabei wird vor allem die Entstehung des psychotherapeutischen Dialogs durch geduldige und einfühlsame Zurückhaltung des Therapeuten dargestellt, der das gestörte Verhalten und die Phantasien der Patientin als ihre ... [ mehr ]

Anita Eckstaedt

Eine klinische Studie zum Begriff der Traumareaktion

Psyche, 1981, 35(7), 600-610

Anhand der Falldarstellung eines Kindheitsschicksals aus der Kriegszeit wird der Aufbau einer neurotischen Traumareaktion aufgrund der Trennung von Ereignis und dazugehörigem Affekt vorgestellt und diskutiert. Aus unbewussten Schuldgefühlen, überlebt zu haben, wird erklärt, dass durch Kriegsereignisse schwer traumatisierte Menschen die Wahrnehmung ihres Beschädigtseins abwehren. In diesem Zusammenhang wird auf die zweiphasige Abwehr in der ... [ mehr ]

Jörg Drews

Ein Kratersturz ins Unbewusste

Psyche, 1981, 35(12), 1103-1121

Es wird gezeigt, in welcher Weise Arno Schmidt sich die Kenntnis der Psychoanalyse, besonders der Symboltheorie, für Aufbau und Textur seines Romans Kaff auch Mare Crisium zunutze machte. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter Dettmering

Narzisstische Konfiguration in Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften«

Psyche, 1981, 35(12), 1122-1135

Die von Robert Musil im Mann ohne Eigenschaften und in früheren Erzählungen gestaltete Seelenproblematik wird als narzisstische Störung charakterisiert. Bedroht von regressiven Wünschen nach symbiotischer Verschmelzung mit den geliebten Personen schützen Musils Helden sich durch Zweiteilung ihres Seelenlebens in Intellektualität und Emotionalität (Ratio und Mystik). Der ersehnten Objektliebe nähern sie sich durch Vermittlung von ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Die Präsenz des Dritten in der Psychoanalyse

Psyche, 1981, 35(1), 1-41

Diskutiert wird der seit einigen Jahren schwelende Konflikt zwischen denen, die krankenkassenfinanzierte psychoanalytische Behandlungen befürworten, und denen, die diese Regelung mit der Begründung ablehnen, sie sei mit den Heilungszielen der Psychoanalyse unvereinbar. Dabei wird ausgeführt, dass die reine Analyse, von der Freud sprach, eine normative Vorstellung ist, die von der Realität psychoanalytischer Behandlungen permanent dementiert wird: Die ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Die ödipal verkleidete präödipale Liebe oder Feydeaus professionelles Missverständnis

Psyche, 1981, 35(3), 253-267

In einer detaillierten Analyse von E. Feydeaus Roman Fanny aus dem Jahre 1858 wird aufgezeigt, dass sich hinter der zeittypischen ödipalen Dreiecksgeschichte, die Feydeau erzählt, in Wahrheit ein präödipaler Text verbirgt. Die Verkleidung der Präödipalität, deren relative Autonomie auch Freud erst spät entdeckte, im Gewand der Ödipalität wie deren diskrete lebensgeschichtliche Bedeutungen werden als Hinweis sowohl auf den ... [ mehr ]