Psyche

33. Jahrgang Heft 2 1979
5,60 €

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Lothar Wittmann

Alexithymie und soziale Schichtung

Psyche, 1979, 33(9-10), 926

Die Arbeit von von Rad und Lolas zur Unterscheidung von psychosomatischen und psychoneurotischen Patienten (Psyche 1978, 32 (10)) wird kritisiert. Auf die methodischen Mängel, insbesondere auf unklare Kriterien für die Parallelisierung der Stichproben, wird hingewiesen. Es wird aufgezeigt, dass aufgrund unzureichender Parallelisierung des Merkmals soziale Schichtzugehörigkeit alle getroffenen Aussagen nicht nur für den Vergleich psychosomatischer und ... [ mehr ]

Michael von Rad

Alexithymie und soziale Schichtung

Psyche, 1979, 33(9-10), 927-928

Die Kritik von Wittmann (im gleichen Heft) an einer Arbeit des Autors über die Unterscheidung von psychosomatischen und psychoneurotischen Patienten (Psyche 1978, 32 (10)) wird durch eine genauere Darstellung der Untersuchungsmethode entkräftet. Der Vorwurf, durch die Untersuchung werde die Alexithymie lediglich als Schichtproblem bestätigt, wird zurückgewiesen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter von Matt

Die Opus-Phantasie

Psyche, 1979, 33(3), 193-212

Es wird gezeigt, dass die schlichte Annahme, die dichterische Fiktion werde durch die (hier: geschlechtsspezifischen) Tagtraumphantasien des Autors (bzw. der Autorin) determiniert, unhaltbar ist. Jene lebensgeschichtlich bestimmten Wünsche werden im Medium der Opus-Phantasie, die den kreativen Prozess steuert und wesentlich von literarischen Vorbildern und vom imaginierten potentiellen Leser bestimmt ist, verarbeitet und gebrochen. Die Opus-Phantasie vermittelt ... [ mehr ]

Rolf Vogt, Gottfried Bürckstümmer, Lucia Ernst, Karin Meyer & Michael von Rad

Experimentelle Rorschach-Untersuchung zur »pensee operatoire«

Psyche, 1979, 33(9/10), 829-873

Der Begriff der pensee operatoire wird als Phantasiemangel definiert, die psychoanalytische Theorie der Phantasie umrisshaft dargestellt und anhand des Rorschachtests zu einem Rorschachphantasie-Syndrom operationalisiert. Der quantitative Vergleich einer Gruppe von 40 psychosomatischen Patienten mit 40 psychoneurotischen Patienten, die hinsichtlich Alter, Geschlecht, sozio-ökonomischem Status und allgemeiner Intelligenz annähernd gleichgestellt waren, mittels ... [ mehr ]

Marianne Sommer

Überlegungen zur Struktur und Psychodynamik von Kopfschmerz-Patienten

Psyche, 1979, 33(9/10), 874-887

Ausgehend von Erfahrungen mit Kopfschmerz-Patienten in einer psychoanalytischen Therapie-Gruppe wird darauf hingewiesen, dass sie häufig aus vaterlosen bzw. als vaterlos erlebten Familien stammen. Ihre Konflikte deuten auf eine von den (alleinstehenden) Müttern verzögerte Ablösung hin. In den charakteristischen Abhängigkeits- und Trieb-Überich-Konflikten werden Spaltung und Isolierung als Abwehrmechanismen bevorzugt. (c) Psychosozial-Verlag ... [ mehr ]

Rainer Schors

Beobachtungen zur Psychodynamik einer Intensivstation

Psyche, 1979, 33(4), 343-363

Das Personal von Intensivstationen (dessen Aufgabe als Abschaffung des Todes interpretiert wird) wird von einer Gesellschaft überfordert, deren Mitglieder sich auf Kosten dieser Randgruppe die Konfrontation mit dem Tod zu ersparen suchen. Die Abgrenzungsrituale, die das Leben auf solchen Stationen beherrschen, die eigentümlichen Umgangsformen mit den Patienten, deren Karriere in jedem Fall mit dem Ausscheiden aus der Station endet, werden als ... [ mehr ]

Lutz Rosenkötter

Schatten der Zeitgeschichte auf psychoanalytischen Behandlungen

Psyche, 1979, 33(11), 1024-1038

Die Auseinandersetzung zwischen Teilhabern und Gegnern der Hitlerdiktatur dauert an. Was noch immer in Familien und Öffentlichkeit nicht Thema werden kann, wird es unvermeidlich in den freien Assoziationen der psychoanalytischen Kur. Es werden Fallskizzen mitgeteilt, die solche Erfahrungen dokumentieren. Danach erscheinen Triebschicksale und Identitätskrisen der Patienten als historisch strukturiert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Christa Rohde-Dachser

Das Borderline-Syndrom

Psyche, 1979, 33(6), 481-527

Die Borderline-Störung ist, phänomenologisch gesehen, im Grenzbereich von Neurose, Psychose und schwerer Charakterstörung angesiedelt. Es wird versucht, das Borderline-Syndrom in seiner Eigenständigkeit differentialdiagnostisch zu charakterisieren. Die von Otto Kernberg entwickelte Theorie der Borderline-Persönlichkeitsorganisation wird mit anderen theoretischen Ansätzen und mit Hypothesen der Autorin integriert. Die Entwicklung zur ... [ mehr ]

Christian Niemeyer

Lothar W. - Klaus Holzkamps berühmtester Fall

Psyche, 1979, 33(4), 306-342

Bei dem von der Gruppe um Klaus Holzkamp entwickelten theoretisch-therapeutischen Konzept der Kritischen Psychologie geht es wesentlich darum, den kategorialen Rahmen der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie zu erweitern, um ihm auch subjektwissenschaftliche Einsichten abzugewinnen. Die psychoanalytisch entscheidende Dimension der Lebensgeschichte wird dabei systematisch zugunsten der Analyse von Soziallagen relativiert. Die Krankheitslehre steht unter ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Die Notwendigkeit zu trauern

Psyche, 1979, 33(11), 981-990

Die Beziehung der Bürger der Bundesrepublik Deutschland zu ihrer jüngsten Vergangenheit wird diskutiert. Es wird konstatiert, dass die Deutschen dazu neigen, die Ereignisse des Dritten Reiches zu verdrängen und zu verleugnen. Die Technik des Ausblendens expandiere, und die Unfähigkeit zu trauern ziehe den psychischen Immobilismus nach sich, nämlich die Unfähigkeit, für die aktuellen Probleme der Gesellschaft angemessene, neuartige ... [ mehr ]

Alice Miller

Depression und Grandiosität als wesensverwandte Formen der narzisstischen Störung

Psyche, 1979, 33(2), 132-156

Die Depression und ihr Gegenstück, die Grandiosität, sind Erscheinungsformen der zeittypischen narzisstischen Störung. Deren Wesen wird im notwendigen Aufgeben des wahren Selbst um der Objekterhaltung willen gesehen. Die Ursprünge solcher Selbstentfremdung liegen in der frühen Kindheit: Die Patienten versuchen lebenslang, den Erwartungen der introjizierten Mutter nachzuleben. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Hans G. Metzger

Selbstkontrolle und Selbstsicherheit

Psyche, 1979, 33(1), 29-62

Veränderte Krankheitsbilder und entsprechend neuartige Anforderungen an die Therapie nötigen die Theoretiker der Verhaltenstherapie zu Erweiterungen ihres Interventionsbereichs, zu Innovationen (Selbst und Selbstwertkonflikt) und zur stillschweigenden Aufgabe bestimmter klassischer Prinzipien. Freilich bewegen sich die Neuerungen im Rahmen des allgemeinen Programms der Verhaltenstherapie: Störungen zu isolieren und wegzutrainieren. Das Ignorieren des ... [ mehr ]

Pierre Marty, Michel Fain, Michel de M’Uzan & Christian David

Der Fall Dora und der psychosomatische Gesichtspunkt

Psyche, 1979, 33(9/10), 888-925

Anknüpfend an Freuds Konzeption der Aktualneurosen wird die von den Autoren entwickelte Theorie der psychosomatischen Erkrankung (der Somatisierung ) erörtert. Diskussionsgrundlage ist der Fall Dora aus Freuds Werk. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter Kutter

Psychoanalyse im Wandel

Psyche, 1979, 33(5), 385-394

Auf fünf aktuelle Themen der psychoanalytischen Diskussion wird hingewiesen: auf das Interesse an einer Theorie der Emotionen, auf die überwiegende Beschäftigung mit nachklassisch-narzisstischen Neurosen, auf das Problem der psychosomatischen Leiden und der körperlichen Subjektivität, auf die präödipale Dreipersonenbeziehung (als Matrix der Identitätsbildung) und auf die Verschiebung des Interesses von den Phantasien der ... [ mehr ]

Eliezer Ilan

Probleme der psychoanalytisch ausgerichteten Psychotherapie mit männlichen Adoleszenten

Psyche, 1979, 33(12), 1099-1113

Probleme in der psychoanalytisch ausgerichteten Behandlung junger männlicher Adoleszenten werden diskutiert. Die Fälle dreier Jungen zeigen, wie schwer, aber auch wie notwendig es ist, die entscheidende Rolle zu interpretieren, die dem Eltern-Kind-Verhältnis gerade bei Adoleszenten zukommt, die die Bedeutung der Eltern verneinen. Es wird gezeigt, wie die Abwehr durch Intellektualisierung dazu dienen kann, das therapeutische Bündnis zu festigen, und wie ... [ mehr ]

Ludwig Häsler

Zur Technik des Interviews bei »unergiebigen« Patienten

Psyche, 1979, 33(2), 157-182

Unergiebige Patienten, wie sie in Beratungsstellen, Ambulanzen und anderen Institutionen häufig auftauchen, sind in der Regel (von anderen) geschickte Patienten, die versuchen, sich der Untersuchungssituation zu entziehen. Bei Berücksichtigung ihrer sozialen Schichtzugehörigkeit, der Persönlichkeitsstruktur und ihrer aktuellen Situation wird ihr Verhalten verständlich und nötigt zu Modifikationen der Interview-Technik, die darauf abzielen, ... [ mehr ]

Norman N. Holland

Einheit Identität Text Selbst

Psyche, 1979, 33(12), 1126-1148

Es wird die These vertreten, dass das Verständnis von Texten vor allem in der Auffindung eines in ihnen variierten Grundthemas besteht und dass für die Auffindung eines solchen Generalthemas die Wunsch- und Abwehrstrategien des Lesers konstitutiv sind. Danach erschafft jeder Leser im Rahmen seines eigenen Identitätsthemas ein geschriebenes Werk neu. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Walter Herzog

Zur Kritik des Objektivismus in der Psychologie

Psyche, 1979, 33(4), 289-305

Bestrebt, wissenschaftliche Geltung zu erlangen, hat sich die Psychologie am Methodenideal der klassischen Physik orientiert. Der Primat der Methode, die sie ohne Rücksicht auf ihren spezifischen Gegenstand sich zu eigen machte, implizierte die Erhöhung der physikalisch messbaren zur eigentlichen Wirklichkeit. Die Psychologie verlor damit ihr Objekt : das Erlebnissubjekt, dessen Wahrnehmung und Verhalten mit Sinn geladen sind. Die psychologische Kritik an der ... [ mehr ]

Horst Gundlach & Alexandre Metraux

Freud, Kokain, Koller und Schleich

Psyche, 1979, 33(5), 434-451

Es wird versucht, den Sinn der vielfach missdeuteten Kokain-Passage in Freuds Selbstdarstellung von 1925 zu rekonstruieren. Als Resultat wird festgehalten: Freud polemisiert gegen die Fabel von Carl Ludwig Schleich als dem Entdecker der Lokalanästhesie mit Kokain und erinnert sich an seine eigene Rolle als Anreger seines Freundes Carl Koller. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Ursula Grunert

Die negative therapeutische Reaktion als Ausdruck einer Störung im Loslösungs- und Individuationsprozess

Psyche, 1979, 33(1), 1-28

Die in vielfältigen Formen auftretende negative therapeutische Reaktion wird als Wiederkehr unbewältigter Störungen der Loslösung aus der Mutter-Kind-Dyade interpretiert. Eine vorzeitige Deutung der Aggressionen, die in diesem Zusammenhang beim Patienten (seinem Therapeuten gegenüber) auftreten, gilt als Kunstfehler. Diese These wird mit vier Fallbeispielen belegt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Ilse Grubrich-Simitis

Extremtraumatisierung als kumulatives Trauma

Psyche, 1979, 33(11), 991-1023

Dass die als Überlebenden-Syndrom umschriebenen Folgen der Extremtraumatisierung, die Häftlinge in deutschen Vernichtungslagern erlitten, nur zögernd wahrgenommen und erforscht wurden, wird mit der Einfühlungsverweigerung erklärt, mit der auch Psychoanalytiker auf die unter der Nazi-Herrschaft historisch realisierten Destruktionsphantasien, auf den in den Konzentrationslagern etablierten psychotischen Kosmos reagieren. Die Entkommenen, Opfer ... [ mehr ]

Jan Groen

Perversion und Märchenwelt

Psyche, 1979, 33(5), 407-433

Vorgestellt wird ein Fall von Exhibitionismus. Der 40-jährige Patient war dem Ödipuskonflikt durch den Entwurf eines Urszenen-Maerchens und die Abspaltung einer Märchenwelt von der realen ausgewichen. Seine Perversion hatte die Funktion eines Brückenkopfes der Märchenwelt in der Realität. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

André Green

Psychoanalytische Theorien über den Affekt

Psyche, 1979, 33(8), 681-732

Die Entwicklung der Affekt-Theorie bei Freud wird nachgezeichnet. Freud ging von der Gegenüberstellung von Vorstellungen und Affekten aus, sein Augenmerk lag zunächst eher auf den ersteren. Im Laufe der Weiterentwicklung seiner Theorien verringerte sich die Kluft bis hin zur Anerkennung einer Signalfunktion der Angst. Weiterhin werden die wichtigsten nachfreudschen Beiträge zu einer Theorie der Affektivität erörtert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 ... [ mehr ]