5. Winnicott-Symposium: Sinne machen Sinn – Frühe Zugänge zur Zwischenleiblichkeit in der analytischen und tiefenpsychologischen Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen

 

Der Anfang menschlicher Entwicklung ist paradox, denn er gründet in einer Ungetrenntheit, die erst in der anschließenden Unterschiedenheit Sinn zu machen beginnt. Dieser Sinn ergibt sich aus einer Reihe von Entwicklungen. Nach Winnicott ist das Neugeborene nach der Geburt psychisch von der Mutter noch ungeschieden, doch erlebt es sich weiterhin im mütterlichen Leib (vgl. Winnicotts »There is no such thing as a baby.«). Erst verzögert beginnt sich in dieser extrauterinen, leiberlebten Einheit ein eigener psychischer Erfahrungsraum zu entfalten. Das Erleben des Außen eröffnet allmählich erst die Erfahrung des Innen.
Empfindung zum Sprechen bringen…
Ein weiterer bedeutender Schritt in dieser Entwicklung erfolgt, wenn sinnliches Erleben sich über die kontinuierliche Ansprache und das beginnende Sprechen Zugang zum Bewusstsein verschafft. Die eigenen Empfindungen zu erkennen, zu erinnern und wiederholt in einer Sprache ausdrücken zu können, ist ein Prozess, der es uns schon als Kind früh ermöglicht, uns in Resonanz mit Anderen verständlich zu machen und dadurch zu einem Selbstverständnis zu kommen, uns als eigenständig zu erfahren.
In der psychodynamischen Psychotherapie…
In dem präsenten Geschehen der psychotherapeutischen Begegnung werden solche Erfahrungen erinnernd nachgeholt, insofern die Patient:innen ihr Erleben bis dahin entweder nicht in Worte fassen konnten oder nicht auszusprechen wagten und stattdessen das Symptom als Sinnträger des sinnlich Erlebten wirksam werden konnte. Diese Übergänge in symbolische Prozesse sind ohne frühe Sinnesempfindungen oft unverständlich. Jede Psychotherapie hat ein sinnliches menschliches Gegenüber, das hilft in einem kreativen Prozess an frühe Erinnerungen anknüpfen zu können. Die Fähigkeit, das eindrücklich Erlebte mit eigenen Worten wiederholen und somit ausdrücken zu können, schafft insbesondere noch im späteren Lebensalter den notwendigen Raum zur distanzierenden Symbolisierung in einer bedrohlich überwältigenden Realität. Daher werden dieses frühe Erleben und die Suche nach dessen Versprachlichung auch in den Psychotherapien Erwachsener bedeutsam, weil es nachträglich aufgearbeitet und als eigene Lebensgeschichte angeeignet werden kann.
Motive des Symposions
Dem ersten Erleben des ungeteilten Miteinanders war das letzte 4. Winnicott-Symposion 2017 gewidmet. Das 5. Winnicott-Symposion nimmt diesen Faden 2024 wieder auf, in dem das frühe zwischenmenschliche Erleben unter den Gesichtspunkten der Zwischenleiblichkeit weiter aufgefaltet wird. Als Referenten wurden bisher angefragt: Prof. Joachim Küchenhoff, Basel | Dr. Angelika Staehle, Frankfurt/M. | Dr. Jörg Scharff, Kronberg im Taunus | Prof. Rolf-Peter Wars

Veranstaltungsort
Winnicott Institut
Geibelstr. 104 | 30173 Hannover

Termin
6. September ab 8 Uhr bis 9. September um 17 Uhr

Infos
Flyer
Website

 

Von und über Donald W. Winnicott im Psychosozial-Verlag

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Winnicott verstehen

Einführung in seine psychoanalytischen Konzepte

Winnicotts Erkenntnisse zum Menschen, zu seinen seelischen Erkrankungen und seiner psychoanalytischen Behandlung sind hochaktuell. Er war ein dialektischer Denker, der den Menschen in seiner Komplexität, in seinen Widersprüchen und Paradoxien zu begreifen suchte. Er verstand Psychotherapie als Entwicklungsgeschehen und Psychotherapeut*innen als Entwicklungshelfer*innen. Thomas Auchter geleitet durch wesentliche Aspekte der Lebens- und Werkgeschichte des berühmten britischen Psychoanalytikers, erläutert bedeutsame Konzepte, taucht ein in anthropologische Grundthemen und erschließt elementare Überlegungen zur Behandlungstechnik.

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Die spontane Geste

Ausgewählte Briefe

Donald W. Winnicotts Talent, seine Ideen Fachleuten wie Laienpublikum zugänglich zu machen, offenbart sich nicht nur in seinen psychoanalytischen Schriften – er pflegte auch eine äußerst produktive Korrespondenz. Die vorliegende Auswahl umfasst Briefe an bekannte Persönlichkeiten wie Wilfred R. Bion, John Bowlby, Paul Federn, Anna Freud, Ernest Jones, Melanie Klein, Jacques Lacan und Ronald D. Laing, aber auch an die Presse und Menschen, die ihm über ihre Probleme berichteten.

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Kinder

Gespräche mit Eltern

Die Verunsicherung von Eltern im Umgang mit ihren Kindern steht im Mittelpunkt dieser Sammlung von Aufsätzen des angesehenen Kinderpsychologen Donald W. Winnicott. Seine Ausführungen helfen Eltern, die alltäglichen Herausforderungen besser zu verstehen, und sie vermitteln Anleitungen, Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

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Die menschliche Natur

Nur einmal – mit dem Buch Die menschliche Natur – unternahm Winnicott den Versuch, einen Überblick über seine Konzepte und Erfahrungen als Kinderarzt und -psychologe zu schreiben und sie zu einem Ganzen zusammenzufügen. Die Kapitel sind seinen Perspektiven zu einigen der wichtigsten Themen in der psychoanalytischen Theorie gewidmet, unter anderem der Psychosomatik, der infantilen Sexualität, dem Unbewussten, der depressiven Position, der manischen Abwehr, den Übergangsobjekten und der Aggression.

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Babys und ihre Mütter

In Babys und ihre Mütter spricht Winnicott auf anschauliche Weise über die zentralen Themen der Kindheit: die Grundbedürfnisse jedes Babys, das Stillen als erster Dialog und »Stoff zum Träumen«, die frühesten Zeichen der Persönlichkeit und das Wesen der nonverbalen Kommunikation in der Mutter-Kind-Dyade.

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Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse

Donald W. Winnicott legt in 17 theoretischen und klinischen Aufsätzen davon Zeugnis ab, wie sich Kinderheilkunde und Psychoanalyse in seiner Arbeit wechselseitig unterstützen und bereichern. Er formuliert nicht nur eigenständige Aspekte zu den psychoanalytischen Grundkonzepten, sondern gibt auch einen Einblick in den Alltag seiner kinderklinischen Arbeit, die vor dem umfassenden Erfahrungshintergrund des Praktikers in die gezielte Anwendung und die schließliche Formulierung seiner Ideen führt.

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Reifungsprozesse und fördernde Umwelt

In den hier versammelten Abhandlungen aus den Jahren 1957 bis 1963 verbindet Winnicott die Freud’sche Erkenntnis, dass psychische Störungen und Fehlentwicklungen in der frühen Kindheit gründen, mit der Tatsache, dass Säuglinge voll und ganz von der mütterlichen Fürsorge abhängig sind. So gelingt es ihm, in Anlehnung an Melanie Klein zu zeigen, dass nicht alle Störungen im klassischen Ödipuskomplex wurzeln, sondern oft weit tiefer in die Kindheit zurückreichen.

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Der Anfang ist unsere Heimat

Essays zur gesellschaftlichen Entwicklung des Individuums

Die psychoanalytischen Arbeiten von Donald W. Winnicott beeinflussen die Psychoanalyse und ihre verschiedenen Schulen nachhaltig. Das Themenspektrum der hier versammelten Vorträge reicht von der Entwicklung des Individuums über die Mutter-Kind-Dyade bis hin zu brisanten gesellschaftspolitischen Fragestellungen. So zeigt Winnicott, wie sehr die Art und Weise, wie wir das Leben, den Menschen und die Gesellschaft betrachten, von der Psychoanalyse beeinflusst ist.

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Familie und individuelle Entwicklung

Donald W. Winnicott gehört zu den ersten Psychoanalytikern, die die Bedeutung der realen Mutter-Kind-Beziehung für die psychische Entwicklung erkannt und untersucht haben. Das vorliegende Buch umfasst eine Reihe von Vorträgen über den Einfluss elterlicher Konflikte und Störungen auf die seelische Entwicklung des Kindes, beschäftigt sich aber auch mit den familiären Bedingungen einer gesunden Reifung. Winnicott erweist sich in diesem Buch als hoch aktueller Autor.