Vortrag mit Helga Krüger-Kirn: Der feine Unterschied: Mutterschaft und Mütterlichkeit
Mutterschaft und Mütterlichkeit werden bis heute eng mit Weiblichkeit verbunden. In diesem Vortrag geht es darum, Konzepte der Normativität in Bezug auf Mutterschaft und Mütterlichkeit in den Blick zu nehmen und unter Berücksichtigung unbewusster Wirkfaktoren zu untersuchen. Der Vortrag nimmt einen zukunftsweisenden Paradigmenwechsel in den Blick, der die in die psychoanalytische Theorie eingeschriebene Differenz und Hierarchie der Geschlechter – und die damit verbundene soziale Ungleichheit – in Frage stellt.
Prof. Dr. Helga Krüger-Kirn ist Psychoanalytikerin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und Lehranalytikerin (DGPT) sowie Honorarprofessorin an der Universität Marburg
Im Rahmen der Dienstagabendreihe Mutter 2024–2025
Termin
5. November 2024, 20:30 Uhr
Veranstaltungsort
Psychoanalytischs Institut Heidelberg
Ringstraße 19 A
69115 Heidelberg
Unkostenbeitrag
10,00 € | kostenfrei für Mitglieder, Ausbildungsteilnehmer*innen und Student*innen
Organisation
Dr. Christine Köhler, Dr. Ceren Dogan, Dipl.-Psych. Patricia Finke-Lange
Von Helga Krüger-Kirn im Psychosozial-Verlag
Mütterlichkeit braucht kein Geschlecht
Als kulturelle Denkfigur wurde »Mütterlichkeit« historisch an die gesellschaftliche Position der Frau gebunden. Bisher ist es erst im Ansatz gelungen, dies zu verändern. Unbewusste Stereotypien prägen elterliches Denken und Handeln und verhindern eine gleichberechtigte Verteilung der familiären Aufgaben. Wie können wir Mütterlichkeit und Fürsorgeverpflichtung gesamtgesellschaftlich neu denken? Helga Krüger-Kirn plädiert für eine Loslösung der Mütterlichkeit aus ihrer normativen Zuschreibung an die Frau und ihren Körper und prüft bereits bestehende soziologische, psychoanalytische und (neuro-)biologische Theorien auf ihr Potenzial, Mütterlichkeit geschlechterübergreifend zu leben.
Verkörperungen von Weiblichkeit
Die Autorinnen beleuchten die kulturhistorischen und gesellschaftlichen Prägungen der weiblichen Körperlichkeit, die in das subjektive Erleben und Leibempfinden moderner Frauen hineinwirken. Im Zentrum steht eine geschlechtersensible Perspektive auf körperpsychotherapeutische Prozesse. Der Körper bildet dabei den Referenzpunkt, der allen Aufsätzen gemeinsam ist. Die historische, kulturelle, soziale und individuelle Kontextgebundenheit der subjektiven Verkörperung von Weiblichkeit wird aus verschiedenen theoretischen und körperpsychotherapeutischen Zugängen reflektiert.
Die konstruierte Frau und ihr Körper
Angesichts des aktuellen psychoanalytischen Geschlechterdiskurses ist eine Korrektur der bisherigen Konstrukte der psychosexuellen Entwicklung dringend erforderlich. Dazu untersucht Helga Krüger-Kirn den Zusammenhang von Körper, geschlechtlicher Subjektivierung und Diskurs unter Bezugnahme auf Freud, Lacan, Laplanche und Butler. Die Frage, wie sich soziale Ordnungen in die Körper einschreiben, wird exemplarisch an den Themenfeldern Schönheit – einschließlich bulimischer Essstörungen –, Kinderwunsch, Schwangerschaft und Muttersein diskutiert.
Mutterbilder
Kulturelle Ideale und Leitbilder sowie das individuelle Selbstverständnis prägen unser Bild von Mutterschaft. Die Autorinnen beleuchten sowohl die historische Dimension als auch gegenwärtige Probleme und Phänomene von Mutterschaft. Sie hinterfragen Stereotype und Familienleitbilder, untersuchen körperliche und psychische Dimensionen und zeigen Handlungsspielräume und Gestaltungsmöglichkeiten für selbstbestimmtes Mutter- und Vatersein auf.