273 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: März 2021
ISBN-13: 978-3-8379-3044-3
Bestell-Nr.: 3044
https://doi.org/10.30820/9783837977639
Destruktion des Ichs
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Widmers psychoanalytische, philosophische und politische Reflexion zeichnet ebenso Auswege auf: Der Spirale des Zerstörerischen zu entkommen heißt, es zu bejahen und zu artikulieren – und nicht, sich an das Ideal einer hassfreien Gesellschaft zu klammern.
»Aufmerksam macht das Buch hingegen auf die Ubiquität aggressiver und destruktiver Phänomene; indem es die lebensfeindliche Destruktivität als triebhaft motiviert auffasst, betont es auch ihre Unvermeidlichkeit. Umso wichtiger wird dem Autor darum die Frage, wie sich beim Einzelnen und in der Gesellschaft Kompensationsmechanismen finden und schaffen lassen, die den destruktiven Eruptionen entgegenwirken. Im Kleinen wie im Großen, im narzisstischen Selbstbezug, im familiären Zusammenleben, in Politik und Kultur, so mahnt Widmer, können Mangel, Unvollkommenheit und Hilflosigkeit Destruktion nach sich ziehen. Seine zentrale Frage lautet demzufolge: ›Ist es möglich, eine Kultur aufzubauen, welche versucht, die conditio humana mit ihren Merkmalen der Unvollkommenheit, des Nicht-Wissens, der Abhängigkeit von anderen und der Verantwortlichkeit zu akzeptieren?‹ (S. 199) Nicht zuletzt ruft das Buch die Psychoanalytiker auf, in ihrer täglichen Arbeit den Themen des Lebensfeindlichen und Destruktiven die gebührende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen
...«
Christian Kläui, PSYCHE, Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und ihre Anwendungen, 76. Jahrgang, Heft 4, April 2022
»Der renommierte Psychoanalytiker hat eine eigene These zur psychischen Verfassung und zum Motiv des Mörders, die er auf wenigen Seiten präzis darlegt ...«
Fabian Hägler, Aargauer Zeitung, 5. Juni 2021
»Peter Widmer ist ein virtuoser Interpret menschlichen Handelns, ohne die Betreffenden charakterlich festzunageln, wie es die forensische Psychiatrie tut. Ein ums andere Mal erweist er sich als Dialektiker: Nichts ist, was es scheint, im Terror ruht das Kindliche, das Gute entpuppt sich plötzlich als Böses, im Opfer steckt der Aggressor, nichts ist mit sich identisch ...«
Urs Hafner, Neue Zürcher Zeitung am 31. Mai 2021
Aufbau des Buches
1 Relevanz des Themas
2 Theorien der Aggression außerhalb der Psychoanalyse
Kant
Hegel
Lorenz
Vergleich
3 Bemerkungen und Fragen zu den Triebtheorien Freuds und Lacans
Das Ich bei Freud und Lacan
Kritik der Ich-Psychologie
Das Ich in den Partialtrieben
Genitalität
Zum Problem des Gesamt-Ichs
Wann ist ein Trieb ein Trieb?
Das Es
»Vater, siehst Du denn nicht, dass ich verbrenne?«
4 Sprache, Ich und Ichtriebe
Sprache und Selbsterhaltung
Der Mangel an Sein als Quelle des Ich- bzw. Selbsterhaltungstriebs
Geschlecht
5 Zeit und Ich
Zeit und Zeitlichkeit in der Psychoanalyse
Zeitlichkeit und Aggression
Zwei entgegengesetzte Bedeutungen von »Ichtrieb«
Holbeins Anamorphose – ein Phallus-Phantom?
6 Das Ich als Instanz von strukturell bedingten Mängeln
Durch Signifikanten induzierte Mängel
Die Unterscheidung von Aussage (énoncé) und Sagen (énonciation) als Verklammerung der durch
die Signifikanten und die Zeitlichkeit bewirkten Mängel
Hilflosigkeit und Ideale
Beobachtungen beim Tennisspiel
7 Voraussetzungen von destruktivem Handeln
Überlegungen zur Semantik
Tableau der Aggression
Destruktion im Feld der Aggression
Arten der Zerstörung
Das Ich als Ort von Mängeln
Das Ich als (erweiterter) Ort des Narzissmus
Wie es kommt, dass das Ich-Gehäuse Schaden erleidet, und wie es sich dagegen wehrt
Geschlechtsspezifische Aspekte
Übertragungsspezifische Aspekte
Rassismus und Antisemitismus
8 Wie Destruktion zustande kommt
Projektion
Verlogenheit – la mauvaise foi
Signifikant und Nichts
Begehrtes Opfer-Sein
Glaube und Wahn
Bemerkungen zu Lacans Seminar VII. Die Ethik der Psychoanalyse
Religion und Vatersehnsucht
Amokläufe – Massenmorde
Die Waffen menschlicher Destruktion
9 Hass – Destruktion – Genießen
Drei Interpretationen
10 Zusammenfassung
Ausblick
Dank
Literatur
Index