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Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
27 Seiten, Geheftet
Erschienen: ? ?
Bestell-Nr.: 53859
C. und K. Horn Nedelmann

Gesellschaftliche Aufgaben der Psychotherapie

Psyche, 1976, 30(9), 827-853

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Die Autoren erörtern die Probleme, die sich aus der Tendenz zur sozialen Integration der psychoanalytischen Therapie für die Psychoanalyse insgesamt ergeben. Die Erweiterung ihrer Anwendungen, der Anspruch auf eine kausale Therapie und die Konkurrenz mit anderen psychotherapeutischen Schulen führen gegenwärtig dazu, daß die berufspolitischen Rahmenbestimmungen (etwa das Heilberufsgesetz) so umgestaltet werden, daß die Psychoanalyse anderen Heilverfahren gleichgestellt wird. Dadurch werden freilich zugleich die essentials psychoanalytischer Ausbildung in Frage gestellt. Die Etablierung eines Facharztes für Psychoanalyse wird dazu beitragen, die Tendenz zu stärken, der Freud und Ferenczi schon vor 50 Jahren (mit ihrem Plädoyer für die Laienanalyse) Widerstand zu leisten suchten: daß die Psychoanalyse zu einer bloßen medizinischen Spezialität wird. Die Eigenart der Psychoanalyse besteht darin, daß sie – im Unterschied zu konkurrierenden Therapien – am Primat der Erforschung des Unbewußten und d. h. am Anspruch kausaler Neurosentherapie festhält; daß sie nicht auf Symptomverdrängung durch Stärkung von Abwehrmechanismen, sondern subversiv und sokratisch auf Bewußtseinserweiterung ausgeht, beschädigte Subjektivität gegen deren bloße Verwertung verteidigt; daß sie fächerübergreifende Ansprüche stellt, Neurosen- und Kulturtheorie zugleich ist. Inwieweit die im Zuge der fälligen Integration der Psychoanalyse einzugehenden Kompromisse die Substanz der Psychoanalyse angreifen, ist eine offene Frage.