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Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
31 Seiten, Geheftet
Erschienen: ? ?
Bestell-Nr.: 53520
A. Mitscherlich

Über Psychoanalyse und Soziologie

Psyche, 1970, 24(3), 157-187

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Alexander Mitscherlich weist einleitend auf die Notwendigkeit und Schwierigkeit einer interdisziplinären Verständigung und Theorienbildung hin. Alfred Lorenzer zeigt, daß Freuds Stellung zum Problem der Soziologie nicht durch seine Formel, es handele sich dabei um angewandte Psychologie, erschöpft wird, sondern daß eine analytische Sozialpsychologie von Freuds Theorie der Massenbildung ihren Ausgang nehmen kann. Klaus Horn macht deutlich, daß Heinz Hartmann zwar die Sphäre der sozialen Wirklichkeit in ihrer Unabhängigkeit von Psychologie anerkennt, aber in seiner an biologischen Modellen orientierten Anpassungs-Theorie implizit ein harmonistisches Modell der Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft einführt, das dem der kulturistischen Schule gleicht. Helmut Dahmer skizziert das Verhältnis von Psychoanalyse und historischem Materialismus (subjektiv und, objektiv gerichteter kritischer Theorie), charakterisiert Schwäche und Leistung der älteren Kombinationsversuche und deren Aufhebung in aktuellen Neubestimmungen des logischen Status der Psychoanalyse. Enno Schwanenberg diskutiert Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen der Psychoanalyse und der Sozioanalyse Parsons: Parsons entwirft seine Handlungs-Theorie vom Idealtypus einer möglichst reibungslos funktionierenden sozialen Ordnung her, was ihn dazu führt, trotz Übernahme der Libido-Theorie tendenziell ein generalisiertes Rollen-Ich anstelle von Es und Überich zu setzen. Repression spielt in seiner Theorie nur eine sekundäre Rolle. Karola Brede weist darauf hin, daß Parsons – ausgehend von seiner These einer Strukturierung auch des Es durch Objektbeziehungen – die falsche Rezeption der Psychoanalyse seitens der psychosomatischen Medizin soziologisch vollendet. Damit fällt das psychosomatische Symptom aus dem Kompetenzbereich von Soziologie und (letztlich auch) Psychoanalyse heraus. Heide Berndt zeigt an einigen Beispielen, welche Ansätze zu einer analytischen Psychologie des Kollektivs die Stadtforschung bietet. Zwei Hauptrichtungen zeichnen sich ab: die Analyse der Architektur als symbolischer Objektivation und die Analyse der strukturbildenden Wirkungen der Urbanisierung in der Psyche der Individuen.