Alfred Lorenzer

Der Analytiker als Detektiv, der Detektiv als Analytiker

Psyche, 1985, 39(1), 1-11

Anhand einiger Detektivgeschichten Edgar Allen Poes wird auf die Parallelität in der analytischen Methode von Detektiv und Psychoanalytiker hingewiesen. Beide beschränken sich bei der Aufklärung verborgener (unbewusster) Zusammenhänge nicht auf rationales, logisches Denken; der Kern eines Problems enthüllt sich ihnen vielmehr durch nicht-logisches Denken, durch szenisches Verstehen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Joachim Küchenhoff

Groß Es oder klein es?

Psyche, 1985, 39(2), 144-149

In einem Kommentar zu dem Artikel von B. Nitzschke über den psychoanalytischen Terminus Es (in Psyche 1983, 37 (9)) wird die Verwendung des Begriffs bei Friedrich Nietzsche untersucht. Dabei wird der sprachlogischen Wendung nachgegangen, die Nietzsche dem es als dem es denkt im Rahmen seiner Philosophie der Grammatik gibt. Eine Brücke von Nietzsche zu Lacan, der die sprachliche Verfasstheit des Unbewussten untersucht hat, wird geschlagen. (c) ... [ mehr ]

Edith Kurzweil

Psychoanalyse in Frankreich, Deutschland und den USA

Psyche, 1985, 39(5), 413-428

Die theoretischen Prämissen der Psychoanalyse Sigmund Freuds und ihre praktischen Anwendungen in deutsch-, französisch- und englischsprachigen Ländern wird erörtert. Es wird gezeigt, dass Theorie und Praxis der Psychoanalyse sowie die interdisziplinäre Forschung nicht nur durch die jeweiligen Sprachen, sondern auch durch die jeweilige Kultur geprägt sind. Ihre Inhomogenität und Historizität werden im Versuch eines Theorietransfers ... [ mehr ]

Joachim Ph. Kerz

Das wiedergefundene »Es«

Psyche, 1985, 39(2), 125-143

In einem Kommentar zu Nitzschkes Aufsatz über den psychoanalytischen Terminus Es (in Psyche 1983, 37 (9)) wird besonders hervorgehoben, dass impersonale Sätze Ereignisse beschreiben, wie sie von der inneren Wahrnehmung erlebt werden. Das Besondere an diesen Sätzen glaubte man darin zu sehen, dass das Verb allein die Funktion der Beschreibung erfüllt, während das es eine Leerstelle bezeichnet. Das Verb stand für einen realen Vorgang, der ... [ mehr ]

Wolfgang Harsch

Das Geld bei Marx und Freud

Psyche, 1985, 39(5), 429-455

Am Beispiel des Geldes wird versucht, bei Karl Marx eine Psychoanalyse des Kapitals und bei Sigmund Freud eine politische Ökonomie des Unbewussten nachzuweisen. Bei Marx wird die gesellschaftliche Genese des Geldes verfolgt und sein Fetischcharakter, der auf einer Verselbständigung seiner ursprünglichen Mittlerrolle beruht, deutlich gemacht. Bei Freud geschieht die Defetischisierung des Geldes, indem er in vielen Mythen lebendige, aber der ... [ mehr ]

Jutta Gutwinski-Jeggle, Gerd Lenga & Wolfgang Loch

Zur Konvergenz linguistischer und psychoanalytischer Textuntersuchungen

Psyche, 1985, 39(1), 23-43

Linguistische Daten und psychoanalytische Interpretationen bei Textanalysen werden am Beispiel eines Fallberichts aus einer Balint-Gruppe miteinander verglichen. Es zeigte sich ein hoher Grad an Übereinstimmung bezüglich der als auffallend bzw. bedeutsam bezeichneten Textstellen. Es wird vermutet, dass sprachliche Äußerungen nicht nur grammatischen Regeln in herkömmlichen Sinne folgen, sondern zugleich Ausdruck einer psychodynamischen ... [ mehr ]

Ursula Grunert

Zur Integration von Selbstpsychologie und Psychoanalyse auf entwicklungspsychologischer Grundlage

Psyche, 1985, 39(8), 708-737

An einem bereits veröffentlichten Fallbericht von P. Tolpin wird demonstriert, wie eine um die Themen Sexualität und Aggression bereinigte purifizierte Selbstpsychologie in ihren Deutungen und Interpretationen zur Verdinglichung neigt. An den alternativen Interpretationsmöglichkeiten des vorgestellten Traummaterials wird dies besonders deutlich. Die Analyse des Fallberichts soll zur Integration von Selbstpsychologie und Psychoanalyse beitragen. (c) ... [ mehr ]

Otto Goldschmidt & Ortrun Jürgensen

Psychoanalytische Untersuchung funktionell steriler Ehepaare

Psyche, 1985, 39(6), 538-552

Es wird über die Auswertung langjähriger Katamnesen von zehn sterilen Ehepaaren berichtet. Anhand der Katamnesen werden frühere Aussagen über die Beurteilung des Kinderwunsches, die Struktur der Probanden und über das in den Bereich der Psychosomatik fallende Problem der funktionellen Sterilität überprüft. Es zeigt sich, dass die früheren Aussagen - aus dem Jahr 1976 - durch den weiteren Verlauf im Wesentlichen bestätigt ... [ mehr ]

Stefan Goldmann

Das zusammengefallene Kartenhaus

Psyche, 1985, 39(2), 101-124

In einem Kommentar zu B. Nitzschkes Aufsatz über den psychoanalytischen Terminus Id (in Psyche 1983, 37 (9)) wird auf Mängel in der philologischen und geistesgeschichtlichen Argumentation hingewiesen. Es wird gezeigt, dass Groddeck, wie Freud nahelegte, das Es von Nietzsche literarisch übernommen hatte und dass eine Geschichte des Es als Ausdruck für das Triebhafte im Menschen nicht erst mit E. v. Hartmann, sondern schon Ende des 18. Jahrhunderts ... [ mehr ]

Hans Füchtner

Tragische Psychotropen?

Psyche, 1985, 39(12), 1150-1154

Die Argumente von Schneider (im gleichen Heft) zum Beitrag des Autors über die Psychoanalyse in Brasilien, die Psychoanalytische Gesellschaft von Rio de Janeiro (SPRJ) und zum Fall Lobo (in Psyche 1984, 38 (7)) werden anhand gesellschaftsbezogener Überlegungen und psychoanalytischer Interpretationen zurückgewiesen. Die Bedeutung kultureller Unterschiede für die Psychoanalyse wird hervorgehoben. Auf die sprachliche Analyse in der Argumentation von ... [ mehr ]

Sigmund Freud & Michael Bearb.: Schröter

Zehn unveröffentlichte Briefe von Sigmund Freud an Wilhelm Fließ

Psyche, 1985, 39(1), 44-61

Als Vorabdruck für den im Frühjahr 1985 im Fischer Verlag erscheinenden Band Sigmund Freud, Briefe an Wilhelm Fließ, 1887 - 1904 werden zehn bisher unveröffentlichte Briefe von Freud an Fließ veröffentlicht. Sie sollen einen Eindruck von dem neuen Material gegenüber der früheren gekürzten Ausgabe vermitteln. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Gerhard Fichtner & Albrecht Hirschmüller

Freuds »Katharina«

Psyche, 1985, 39(3), 220-240

Familiensituation und Lebensmilieu der Patientin , deren Krankengeschichte Freud 1895 in den Studien über Hysterie unter dem Namen Katharina veröffentlichte, werden rekonstruiert. In der Entwicklung der Psychoanalyse war die Kurztherapie mit Katharina für den Übergang zum Verfahren der freien Assoziation und für die Entwicklung der Verführungstheorie von großer Bedeutung. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Rolf Fetscher

Das Selbst, das Es und das Unbewußte

Psyche, 1985, 39(3), 241-275

Unter dem Gesichtspunkt der Einheit der Person werden die Instanzen des psychoanalytischen Strukturmodells neu definiert. Das Es wird als Motivationsbasis des Seelischen gedeutet. Die zunächst einheitliche seelische Energie differenziert sich an angeborenen Affektdispositionen und an erworbenen, vom Ich konstituierten Strukturen. Primär- und Sekundärprozess bezeichnen verschiedene Funktionsebenen des Ichs. Verdrängung bedeutet die Transformation ... [ mehr ]

Rolf Fetscher

Der Aufbau des Selbst

Psyche, 1985, 39(8), 673-707

Ein heuristisches Schichtenmodell des Selbst wird vorgestellt. In diesem Modell kommt dem Es die Funktion eines Grenzorgans zwischen physischem und seelischem Geschehen zu. Das Ich repräsentiert die eigentliche Schicht seelischen Erlebens. Dynamisch vertikal verbunden, zeichnet sich das Es primär durch vererbte Affekt- und Bedürfnis-Dispositionen, das Ich hingegen durch seine Beziehung zu Vorstellungsstrukturen aus. Über die wissenschaftstheoretisch ... [ mehr ]

Ernst Federn

Weitere Bemerkungen zum Problemkreis »Psychoanalyse und Politik«

Psyche, 1985, 39(4), 367-374

Die Situation der deutschen Psychoanalytiker im national-sozialistischen Deutschland wird erörtert. Es wird die Auffassung vertreten, für die deutschen Psychoanalytiker habe es nach 1933 nur die Alternative gegeben, mitzumachen oder zu emigrieren. Das von Paul Federn (dem Vater des Autors) für Patienten und Ausbildungskandidaten erteilte Verbot, während ihrer Analyse zugleich politisch illegal zu arbeiten, wird gerechtfertigt, und es wird in Erinnerung ... [ mehr ]

Martin Ehlert

Handlungssprache und Metapsychologie

Psyche, 1985, 39(11), 981-1020

Die von Roy Schafer formulierte neue Handlungssprache für die Psychoanalyse wird kritisch diskutiert. Insgesamt wird zu zeigen versucht, dass die Psychoanalyse nicht in die von Schafer konzipierte Handlungsprache passt. Der in der Tradition von Ryle und Wittgenstein stehenden Reformulierung wird vorgeworfen, aus Subjekten Bündel von Aktionen zu machen und die Theorie der Sozialisation ebenso wie die der Gesellschaft auszuklammern. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle ... [ mehr ]

Joachim Dyck & Bernhard Wurth

»Immer Tochter der Luft«. Das gefährliche Leben der Effi Briest

Psyche, 1985, 39(7), 617-633

Der Roman Effi Briest von Theodor Fontane wird mit Hilfe der Theorie Balints ( Angstlust und Regression ) als Wunschphantasie des Autors gedeutet. Balints Konzepte Philobatie und Oknophilie werden skizziert und auf das Fontansche Werk übertragen. Demnach sind die regressiven Welten des Oknophilen und Philobaten Versuche, die Realität zu überlisten und die frühkindliche Harmonie wieder zu beleben. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule im Gesundheitswesen

Psychoanalyse in Schwulitäten

Psyche, 1985, 39(6), 553-560

Anhand von Einzelfallschilderungen und anhand der Ergebnisse einer Umfrage bei psychoanalytischen Ausbildungsinstitutionen in der Bundesrepublik Deutschland wird der Frage nachgegangen, ob homosexuelle Ärzte und Psychologen in der Bundesrepublik eine psychoanalytische oder psychotherapeutische Ausbildung erhalten können, und mit welchen Schwierigkeiten sie gegebenenfalls dabei zu rechnen haben. Neben Institutionen, die Homosexuelle ganz aus der Ausbildung ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Handlung, Selbst, Dialog

Psyche, 1985, 39(11), 1031-1057

Die von Roy Schafer formulierte neue Handlungssprache für die Psychoanalyse wird unter besonderer Betonung des Selbst -Begriffs diskutiert. Es wird gezeigt, dass der Selbst-Begriff, den Schafer in seiner Handlungssprache voraussetzt, unentwickelt geblieben ist. Schafers kritischen Intentionen entspräche eine Theorie des Selbst , die dieses als eine in Dialogen sich konstituierende, autopoietische Instanz auffasst. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Horst Breuer

Freuds kunstpsychologische Methoden

Psyche, 1985, 39(7), 577-591

Es wird ein Überblick über Konzepte und Methoden der Freudschen Kunstpsychologie gegeben. Freuds kunstpsychologische Schriften begründen unterschiedliche Deutungsansätze. Einige Textauslegungen begreifen die Welt der Werke realistisch ( Realszenarien ), andere verstehen die Texte als Phantasieszenarien , welche entweder mit Hilfe der Traumsymbolik entschlüsselt oder als Ausgestaltungen früher Objektbeziehungen aufgefasst werden. Nicht wenige ... [ mehr ]

L. Bryce Boyer

Psychoanalytische Arbeit mit einer Borderline-Patientin

Psyche, 1985, 39(12), 1067-1101

Auf dem Hintergrund der Biographie des Autors wird über die erfolgreiche psychoanalytische Behandlung einer schwer regredierten Patientin mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung berichtet. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Interdependenz von innerer Erlebniswelt und therapeutischer Methode. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Hermann Argelander

Die Bedeutung der Grundregel für die psychoanalytische Methode

Psyche, 1985, 39(1), 12-22

In der Kontinuität der Theorie-Praxis-Diskussion wird auf den methodischen Unterschied zwischen analytischem Denken (Praxis) und synthetischem, begrifflichem Denken (Theorie) hingewiesen. An der Funktionseinschätzung der Grundregel mit Blick auf Handlungsdenken, Symbol, Assimilation, operative Struktur und symbolische Situation wird die methodische Differenzierung verdeutlicht. Für Psychoanalytiker, die beide Ebenen, die des synthetischen wie die des ... [ mehr ]

Rose Ahlheim

»Bis ins dritte und vierte Glied«

Psyche, 1985, 39(4), 330-354

Die psychoanalytische Therapie eines siebenjährigen Mädchens aus jüdischer Familie, das wegen schwerer Verhaltensstörungen in der Schule in die Therapie kam, wird beschrieben. Der Therapieverlauf zeigte, wie eng die Verhaltensstörungen des Kindes mit den unbewussten Reaktionsbildungen der Eltern auf die Traumatisierung durch die realen Bedrohungen während der Nazizeit verknüpft waren. Für das kleine Mädchen war - auch ohne reale ... [ mehr ]

Psyche

39. Jahrgang Heft 1 1985

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