Margarete Mitscherlich-Nielsen

Psychoanalytische Bemerkungen zu Franz Kafka

Psyche, 1977, 31(1), 60-83

Es wird der Einfluss typischer Traumen auf die Entwicklung von Kafkas Begabung untersucht. Am Beginn seiner neurotischen Entwicklung standen offenbar der frühe Tod seiner beiden Brüder und die darauf folgende depressive Abkehr der Mutter. Angst und Einsamkeitsgefühle, innere Leere und sadomasochistische Phantasien begleiteten Kafka sein Leben lang. Seine Versuche, dauerhafte Beziehungen zu Frauen einzugehen, mussten scheitern, sofern sie der utopischen Suche ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich

Massenpsychologie und Ich-Analyse - Ein Lebensalter später

Psyche, 1977, 31(6), 516-539

Statt von Massen wird gegenwärtig eher von (kleinen und großen) Gruppen gesprochen. Dass auch Gruppen häufig die Struktur der von Freud analysierten regressiven Massenbindung aufweisen, sich darum zu massenfeindlichen Zwecken einsetzen lassen, wird deshalb weniger deutlich gesehen. Die lebensgeschichtliche Arbeit am Aufbau einer Identität ist ein langwieriger und krisenhafter Prozess. Die regressive Masseneinbindung von Individuen, ihre ... [ mehr ]

Steven Marcus

Die »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie«

Psyche, 1977, 31(6), 540-560

Die 1905 erschienenen Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie zählen wie die Traumdeutung zur grundlegenden Literatur der Psychoanalyse. Der Autor führt die eigentümliche Struktur des Textes vor Augen: seinen Palimpsest-Charakter; die Platzierung der 2. Abhandlung; die Verbindung von Systematik und Offenheit; das Verhältnis von Konstruktion und Empirie. Die Revolution der Drei Abhandlungen bestand in der Aufhebung der kulturellen (wie individuellen) ... [ mehr ]

Henry Lowenfeld

Zur Psychologie des Faschismus (1935)

Psyche, 1977, 31(6), 561-579

Bei dem Text handelt es sich um das Manuskript eines Vortrags, der im Herbst 1935 vor einem großen Publikum in der Prager Volkshochschule Urania gehalten wurde. Die kampflose Machtergreifung der Nazis hatte neuerlich auf die enorme Bedeutung von Wunschphantasien und kollektiven Illusionen aufmerksam gemacht, die in bestimmten gesellschaftlichen Situationen die Bildung massenfeindlicher Massenbewegungen begünstigen. Ein Beitrag zur Verarbeitung der Erfahrung der ... [ mehr ]

Henry Lowenfeld

Einige Bemerkungen über Schamlosigkeit

Psyche, 1977, 31(10), 897-907

Nachdem der Frage nachgegangen worden ist, welche Folgen die zu beobachtende Abschwächung des Schamgefühls für die Individuen und die Gesellschaft hat, wird der Schluss gezogen, dass dem Schamgefühl früher eine wichtige Rolle bei der Sicherung des sozialen Zusammenhalts zukam und dass die Schwächung des Schamgefühls Regressionen im Bereich einiger wichtiger Ichfunktionen nach sich zieht. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Wolfgang Loch

Anmerkungen zum Thema Ich-Veränderungen, Ich-Defekte und psychoanalytische Technik

Psyche, 1977, 31(3), 216-227

Nach einführenden Bemerkungen zum Ich-Konzept werden spezifische Verfahren erörtert, deren der Psychoanalytiker sich bedienen muss, will er ontogenetisch sehr früh eintretende Ich-Defekte und die Dimension des eigentlichen Unbewussten therapeutisch angehen. Da diese Techniken keinen Gegensatz zu den klassischen darstellen, sie allenfalls vertiefen, wird im Hinblick auf die Beiträge von Fürstenau und Argelander (Psyche 1977, 31 (3), 197-207 und ... [ mehr ]

Adam Limentani

Die Affekte und die psychoanalytische Situation

Psyche, 1977, 31(7), 660-679

In der Arbeit, die sich als Beitrag zur Diagnose des Unbehagens versteht, das gegenwärtig bei vielen Psychoanalytikern wegen der problematischen Beziehung zwischen der Theorie und dem klinischen Alltag herrscht, werden, ausgehend von Fallskizzen, Überlegungen entwickelt sowie besonders auf die Rolle der (Angst-)Affekte und der Worte in der psychoanalytischen Arbeit eingegangen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter Kutter

Konzentrierte Psychotherapie auf psychoanalytischer Grundlage

Psyche, 1977, 31(11), 957-974

Die konzentrierte Psychotherapie auf psychoanalytischer Grundlage wird als ein Verfahren vorgestellt, das sich von der klassischen Psychoanalyse nicht qualitativ, sondern nur quantitativ unterscheidet, mit Übertragungsdeutungen arbeitet und von supportiven Interventionen freigehalten wird. Die Variation des klassischen Verfahrens durch Verkürzung der Dauer der Kur wird durch die Beschränkung der Deutungsarbeit auf nur einen jeweils vordringlichen ... [ mehr ]

Ernst Kris

Die Aufdeckung von Kindheitserinnerungen in der Psychoanalyse

Psyche, 1977, 31(8), 732-768

Anhand von Fallbeispielen wird gezeigt, dass (vor allem, wenn nicht die Verdrängung, sondern andere Abwehrmechanismen die Neurose charakterisieren) nicht die Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Patienten das Hauptziel der Therapie ist, sondern die deutungsvermittelte Aufhebung von Gegenbesetzungen, in deren Folge dem Ich (und seinen integrativen Funktionen) mehr neutralisierte Triebenergie zur Verfügung steht. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

John Klauber

Analysen, die nicht beendet werden können

Psyche, 1977, 31(9), 777-785

Das Problem sogenannter unendlicher Analysen wird anhand zweier Fallskizzen erörtert: Die Pathologie beider Patientinnen wurzelte in maternaler Deprivation in früher Kindheit. Geschwisterhörigkeit und überwältigende Introjektionen zogen die Übertragung der Abhängigkeit auf den Therapeuten und die Furcht nach sich, bei Abschluss der Analyse abermals von Introjektionen überschwemmt zu werden. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Akira Kawada

Psychoanalyse und Psychotherapie in Japan

Psyche, 1977, 31(3), 272-285

Die Psychoanalyse-Rezeption in Japan vor und nach dem zweiten Weltkrieg wird skizziert und die Leistungen der Pioniere , der Mediziner-Gruppe um den Psychiater Marui und der Nicht-Mediziner-Gruppe um Otsuki in Tokio werden gewürdigt. Von Ausnahmefällen abgesehen hat sich die psychoanalytische Therapie freilich auch im Zuge der Amerikanisierung in den letzten dreißig Jahren nicht einbürgern können. Die nicht-individualistische, vom japanischen ... [ mehr ]

John S. Kafka

Zum Problem der Realität

Psyche, 1977, 31(8), 712-731

In den Reflexionen zum Problem der Realität werden psychoanalytische Erfahrungen mit Ergebnissen der Experimentalpsychologie verbunden. Überlegungen zur Objektkonstanz , zur Ambiguitätstoleranz und zur Auflösbarkeit von Paradoxa werden durch Fallskizzen illustriert. In der Psychoanalyse vollzieht sich (wie im Alltagsleben) eine ständige Restrukturierung vergangener Erlebnisse im Hinblick auf die Aktualität. Im Anschluss an Loewald neigt der ... [ mehr ]

Hans J. Heinrichs

Psychoanalyse und Schamanismus

Psyche, 1977, 31(5), 457-475

Der Ethnologe Michel Leiris, dessen Wissenschaftsverständnis sowie Bezüge zur Psychoanalyse werden anhand eines Essays dargestellt. Leiris gehört zu den Pionieren einer unorthodoxen Humanwissenschaft, deren interdisziplinäre Praxis durch eine elementare sinnliche und analytische Basis gedeckt ist. Schriftsteller und Ethnologe, macht er die Erforschung fremder Kulturen zum Feld seines persönlichen und kulturpolitischen Engagements. Dem ... [ mehr ]

Renate Göltz

Eine Grundstörung in Gestalt einer narzisstisch-autistischen Abwehrformation

Psyche, 1977, 31(5), 399-416

Ausgehend von der therapeutischen Erfahrung mit mehreren strukturell gleichartigen Fällen - von denen einer exemplarisch vorgestellt wird - werden Genese, Symptomatik und die spezifischen Probleme der Therapie bei der narzisstisch- autistischen Grundstörung herausgearbeitet. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Ursula Grunert

Narzisstische Restitutionsversuche im Traum

Psyche, 1977, 31(12), 1057-1078

Im Anschluss an die entsprechende psychoanalytische Literatur wird die Rolle narzisstischer Traumen als Traumbildner erörtert und mit Hilfe von Beispielen illustriert. Beim vergeblichen, darum stets wiederholten Versuch, erlittene (unvermeidliche) narzisstische Kränkungen träumend wettzumachen, können unter Umständen Größenideen auch unzensiert im manifesten Traum erscheinen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Horst Grundlach

Freud schreibt an Hellpach

Psyche, 1977, 31(10), 908-934

Vier Briefe Freuds an Willy Hellpach aus den Jahren 1903 bis 1905 werden wiedergegeben und kommentiert. Sie illustrieren Freuds Position in den letzten Jahren seiner splendid isolation . Die für die Rezeptionsgeschichte charakteristische Einschätzung Freuds und der Psychoanalyse in den späteren Publikationen Hellpachs wird anhand von Zitaten vorgeführt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Lo Gerber

Der Fall Anna M.

Psyche, 1977, 31(5), 417-449

Der Bericht über den Umgang einer Psychologin mit einer langjährig hospitalisierten Patientin macht deutlich, dass die erstarrte Maske des sogenannten schizophrenen Defekts ein psychisches Mangelsyndrom ist und dass durch Zuwendung die Individualität dieser Kranken wieder auflebt. In der Krankengeschichte der Patientin Anna spielt - mehr als bei anderen Psychosen - die frühe Verlassenheit eine ausschlaggebende Rolle. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle ... [ mehr ]

Peter Fürstenau

Die beiden Dimensionen des psychoanalytischen Umgangs mit strukturell ichgestörten Patienten

Psyche, 1977, 31(3), 197-207

Zwei therapeutische Traditionen werden unterschieden: die klassische Methodik der psychoanalytischen Behandlung neurotischer Störungen bei intaktem Ich und die mannigfaltigen Bemühungen um Patienten mit Ich-Defekten ( strukturellen Ich-Störungen ). Es wird vermutet, dass die klinischen Erfahrungen bei der Analyse solcher Patienten Therapeuten zu einer Erweiterung ihrer Behandlungsmethodik veranlassen. Im Anschluss an Freud wird neben der Dimension der ... [ mehr ]

Peter Fürstenau

Stellungnahme zu dem Diskussionsbeitrag von Hermann Argelander und den Anmerkungen von Wolfgang Loch

Psyche, 1977, 31(4), 361-365

In der Antwort auf die Diskussionsbeiträge von Argelander und Loch zu dem Referat des Autors über die Erweiterung der psychoanalytischen Praxeologie (alle drei in Psyche 31 (3), 1977) wird festgestellt, dass die Differenzen bei Argelander auf dessen unterschiedliche Auffassung von schweren Persönlichkeitsstörungen zurückzuführen seien. - Zwei alternative Reaktionsweisen des Analytikers gegenüber ernstlich gestörten Analysanden werden ... [ mehr ]

Erna Furman

Therapeutische Hilfe für das verwaiste Kind

Psyche, 1977, 31(9), 803-820

Auf dem Hintergrund langjähriger kinderanalytischer Forschungsarbeit werden die Probleme erörtert, die der Verlust eines Elternteils durch Tod für das Kind mit sich bringt. Um ihm eine adäquate Trauerarbeit zu ermöglichen, sollte es über alles, was mit Krankheit und Tod von Vater (oder Mutter) zusammenhängt, informiert werden, affektiv nicht allein gelassen werden. Es bedarf der Kommunikation und der Sicherheit in den ihm verbliebenen ... [ mehr ]

Martha Eicke-Spengler

Zur Entwicklung der psychoanalytischen Theorie der Depression

Psyche, 1977, 31(12), 1079-1125

Die Entwicklung der psychoanalytischen Auffassungen der Depression (und der Möglichkeiten ihrer Therapie) wird in Form einer Literaturübersicht nachgezeichnet. In ihr spiegelt sich die Geschichte der Psychoanalyse wider, die sich in den vergangenen Jahrzehnten aus einer Theorie der Triebschicksale zu einer Theorie des Selbst transformiert hat. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Michel de M’Uzan

Zur Psychologie der psychosomatisch Kranken

Psyche, 1977, 31(4), 318-332

Beschrieben wird ein bestimmter Typus von psychosomatisch Kranken, der zuerst durch die Unfähigkeit zum freien Phantasieren auffiel, und dessen Eigenart (neutralisierte Beziehungen zum Therapeuten wie zu den Personen der Umwelt - relation blanche ; schematisches Denken; definitiver Sieg des Realitätsprinzips, traumloser Konkretismus) mit dem Terminus operatives Denken zu kennzeichnen gesucht wird. Das operative Denken geht häufig dem Auftreten ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Ist die »psychosomatische Struktur« der französischen Schule krankheitsspezifisch?

Psyche, 1977, 31(4), 293-317

Auf eine Phase lebhaften psychoanalytischen Interesses an den psychosomatischen Krankheiten ist inzwischen eine Phase der Skepsis gefolgt. Seit etwa 1960 hat eine Gruppe von französischen Autoren (David, Fain, Marty, de M Uzan) - unter Umgehung der aetiologischen Problematik - eine spezifische Persönlichkeitsstruktur der psychosomatisch Kranken postuliert. Es wird die These aufgestellt, dass diese psychosomatische Struktur nicht krankheitsspezifisch, dass sie ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Übertragung und Gegenübertragung bei Patienten mit schwerer Über-Ich-Störung

Psyche, 1977, 31(10), 879-896

Freud hat seine Ich- Ueber-Ich-Psychologie in den Jahren 1920 bis 1923 entwickelt. Aber die Ueber-Ich-Pathologie und die therapeutische Aufgabe, das Über-Ich, den Urheber aller Neurosen , analytisch zu zersetzen, rückte nur zögernd ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Psychoanalytiker. Eine Reihe von behandlungstechnischen Problemen, die sich aus der Verkennung der Ueber-Ich-Strukturen in Übertragung und Gegenübertragung ergeben, wird erörtert. ... [ mehr ]