352 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: März 2021
ISBN-13: 978-3-8379-3015-3
Bestell-Nr.: 3015
https://doi.org/10.30820/9783837977240
Die anorektische Logik
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Ettl zeigt, dass der Anorexie eine bisher eher vernachlässigte oder in ihrer Bedeutung verkannte Ursache zugrunde liegen kann. Er beschreibt die Magersucht als eine Erkrankung an einer grenzüberschreitenden partikularen Moral der Bezugspersonen, die auf die Betroffenen von Kindheit an traumatisierend wirkt. In der Pubertät kommt es zur Identifikation mit diesem Aggressor, der fortan mit Zwang zur Askese und Perfektion gegen den eigenen Körper und das Selbst wütet.
»Im vorliegenden Band wird rekonstruiert, wie es zu Anorexie (anorexia nervosa) kommt, um dann diesen Mechanismen präventiv und therapeutisch etwas entgegensetzen zu können. Die Annahme, auf der alles basiert – und die auch gängige Lehrmeinung ist –, lässt sich so zusammenfassen, dass Anorexie als das Ringen eines gekränkten Menschen um Selbstbestimmung zu verstehen sei. Wer seine völlige Unabhängigkeit von allem Äußerlichen demonstriert, bis hin zum zur Schau gestellten Hungern und Verhungern, ist von der Zuwendung unabhängig, an der es einmal fehlte ...«
Martin A. Hainz, RISS. Zeitschrift für Psychoanalyse #96 2022
»Dass Anorexie komplexer ist als ausgehungert auf dem Laufsteg zu balancieren, macht der Frankfurter Psychologe und Analytiker Thomas Ettl in seinem Buch über die anorektische Logik deutlich. Klug und kritisch betrachtet der Autor therapeutische Behandlungen, die nur darauf abzielen, die Magersüchtigen mit Essen zu versorgen und dessen Aufnahme zu kontrollieren. Damit, so der Autor, begeben sich die Behandelnden in das bizarre Gefüge der Erkrankten, die meist von Angst vor Kontrollverlust besessen sind ...«
Verena Liebers, Eppendorfer. Zeitung für Psychiatrie & Soziales, 6/2021
»Wer je mit esskranken Menschen beruflich in Kontakt war, wird das Buch mit Gewinn lesen. Und zwar unabhängig davon, ob er eine psychoanalytische Ausbildung hat oder nicht. Die Erläuterung des Behandlungsprozesses ist beeindruckend in seiner Differenziertheit und geprägt durch wohltuende Demut angesichts der oft eingeschränkten Möglichkeiten des Helfens ...«
Sybille Lenk, Staatliches Berufsbildungszentrum Weimar (bbz-weimar.de), 1. September 2021
1 Dünn – Dünner – Lollipopgirl
Schreckenskörper im Internet
Einführung
Bilder von Körpern – Körperbilder
Knochenlandschaften
Schreckensbilder als Werbung
Die Betrachter*in
Mutter Ana, Freundin Ana und die pathologische Dyade
Der Schatten der Mutter
2 Die anorektische Logik (I)
3 Gesplittert, gefasert, geknackt
Die Folgen einer Vergewaltigung
Prolog
Der Abschied vom Körper
Flucht in die Zukunft
Die no entry parents und die Suche nach besseren Eltern
Ein Bordell als Sanatorium
Ana, Mia und die Magersüchtige
Hilfreiche Objekte
Eine »Glücksübung«
4 Die anorektische Logik (II)
5 Das Mädchen, das nicht zunehmen wollte. Die Geschichte einer Magersüchtigen till the end (I)
Tatort Körper
Spurensuche
Die Kindimago der Eltern
Die depressive Mutter
Das pathologische Überich und der enttäuschende Vater
Fluchtversuch aus der Dyade
Die Kindimago als Hindernis
Das Trauma »Julie«
Der Muttermord
Pubertät und Adoleszenz
6 Die anorektische Logik (III)
Die Anorexie als Angst vor der Verdauung
7 Das Mädchen, das nicht zunehmen wollte. Die Geschichte einer Magersüchtigen till the end (II)
Die Männer
Madame de Villedieu, Psychotherapeutin
Intrusive Attacken
Till the end
Vom Mausoleum der Mutter bis in die Gruft mit der Mutter
Epilog
Noch einmal: Die Plakate
Die Macht der Signifikanten
8 Die anorektische Logik (IV)
Einleitung
Die »Symptome« der Kindheit
Die Dyade und die Vaterdeprivation
Eine verhängnisvolle Vaterdeprivation
Die multifaktoriell bedingte Symptomwahl
Die Muttermorphophobie
9 Anmerkungen zur Behandlung
Symptomfokussierende Verfahren
Triebkonflikt oder Konflikt mit der Umwelt
Analytisch orientierte Verfahren
Täter*innen und Opfer in Übertragung und Gegenübertragung
Die Intrusionsfalle
»Schweigen, wenn ich eigentlich um Hilfe rufen müsste«
Kontrollzwang als Grund für Widerstand
Die Doppellinse Gegenwart und Vergangenheit
Lebensgeschichte und Erinnerung
Die Bedeutung spontaner Gesten
Therapeutinnen oder Therapeuten?
(Des-)Analyse des partikularen Überich- bzw. Ichideal-Systems
Die direkte Beziehungsebene
Parameter
Ressourcenforschung
Epilog
Literatur