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Buchreihe: Imago
423 Seiten, Gebunden, 148 x 210 mm
Erschienen: Oktober 2012
ISBN-13: 978-3-8379-2179-3
Bestell-Nr.: 2179
Leseprobe

Richard Wagner. Der Ring des Nibelungen

Eine musikpsychoanalytische Studie
37,29 €
Richard Wagners vierteiliges Musikdrama Der Ring des Nibelungen führt den Zuschauer in eine archaische Zeit zurück, die vor aller bewusster Erfahrung liegt. Auf seiner Entdeckungsreise durch die Tetralogie entziffert Bernd Oberhoff das Handlungsgeschehen als ein entwicklungspsychologisches Drama, als »Heldenreise des frühen Ichs«. Er geht der bislang unerforschten psychologischen Bedeutung der Leitmotive auf den Grund und analysiert Wagners eigenwilliges Orchesterkonzept. Dabei wird offenbar, dass beide Phänomene mit Wagners innerer Konfliktlandschaft im Zusammenhang stehen und vom Komponisten in den Dienst selbsttherapeutischer Bemühungen gestellt werden. Schließlich folgt der Autor dem Ringdrama noch in jene Räume, in denen eine geheimnisvolle Unendlichkeitslogik das dramatische und musikalische Geschehen bestimmt.

Das Buch erschien 2014 unter dem Titel
A Nibelung gyürüje. Zene-pszichoanalitikus tanulmány in ungarischer Übersetzung.

»Ein Rollstuhl für Wotan gehört längst zu den vertrauten Requisiten im Fundus des Regietheaters. Weniger geläufig dagegen ist die Vorstellung vom Komponisten der Götterdämmerung auf der Couch. Das aber könnte jetzt anders werden  ...«

Peter Becker, Neue Zeitschrift für Musik 1/2013

»Die vorliegende ausführliche Studie erscheint wissenschaftlich ebenso genial wie ihr erforschtes künstlerisches Objekt  ...«

Gerta Steinringer, Musikerziehung Jahrgang 66 Heft 2 Juni 2013

»Der Diplom-Psychologe Bernd Oberhoff war am Dienstagabend mit der Lesung aus seinem Buch ›Der Ring des Nibelungen – eine musikpsychoanalytische Studie‹ zu Gast im Mythenlabor. Oberhoff kennt sich aus im Bereich der Psychoanalyse, er hat neben Wagner unter anderem auch Mozarts Musik analysiert  ...«

Christian Mayer, Wormser Zeitung vom 6. Juni 2013

»Jubiläen sind was für Buchhalter, und so würde das 200. Wiegenfest Richard Wagners heute nicht ordnungsgemäß begangen ohne den Hinweis auf eine Studie, die Ende 2012 im Gießener Psychosozial-Verlag erschienen ist  ...«

Alexander Reich, Junge Welt, 22. Mai 2013

»Dem Analytiker, der in freier Praxis in Münster arbeitet, ist eine seriös und umfassend fundierte Studie gelungen, die die Wagner-Forschung ganz sicher erheblich bereichern wird. Auch Opernfreunden sei das Werk, das gut verständlich geschrieben ist, wärmstens ans Herz gelegt  ...«

Stephan Scholz, Gießener Anzeiger vom Freitag, 4. Januar 2013


Inhalt

Vorwort

I. Der analysierende Gang durch die vier
Ringopern

Einleitung

Das Rheingold
1. Wo alles begann: Im Es
2. Die narzisstische Wunde – Die Unreife und Hilflosigkeit des Neugeborenen
3. Der Schatz im Mutterschoß – das Rheingold
4. Die Urschuld – Der Raub des Rheingolds
5. Die prächtig prangende Burg
6. Loge – Der virtuose Stratege
7. Nibelheim – Der finstere Ort der Analität
8. Nibelheim – Der finstere Ort des Sadismus
9. Das Ausrauben und Ausgeraubtwerden reinszeniert sich: Der 2. Raub des Rheingolds
10. Der 3. Raub des Rheingolds
11. Die machtvolle archaische Mutter-Imago
12. Wotans Sturz in ein innerpsychisches Dilemma
13. Die Regenbogenbrücke: Wotans halluzinatorische Lösung für sein innerpsychisches Dilemma
Kurzzusammenfassung der psychologischen Sinnebene des
Rheingold

Die Walküre
1. Einleitung
2. Die Ouvertüre
3. Der verfolgte namenlose Fremde
4. Wehwalt und das wütende Heer der Verfolger
5. Die Fusion mit dem guten Objekt
6. Das väterliche Schwert als Retter aus sehrender Not
7. Fricka als grausame Rächerin
8. Wotans tiefste Erniedrigung
9. Das In-Stücke-Fallen von Schwert und Selbst
10. Brünnhildes Ungehorsam gegen Wotan
11. Delegierung des Schuldkomplexes durch projektive Implantation
12. Die Walküren – Wotans Abwehrkräfte
13. Der unerbittlich strafende »Wolfe«
14. Wotans tiefstes Geheimnis enthüllt sich
15. Wotans Abschied
16. Das gemeinsame »Projekt Siegfried«
Kurzzusammenfassung der psychologischen Sinnebene der
Walküre

Siegfried
1. Einleitung
2. Die Ouvertüre: Eine »Mentalisierungssinfonie«
3. Mimes Grübelzwang und Siegfrieds Vaterhass
4. Ein Wanderer, von dem eine beängstigende Drohung ausgeht
5. Siegfried als Zauberschmied: Die magische Produktion eines »falschen Phallus«
6. Ein düsteres Szenario kündigt sich an: Der teuflische Tritonus
7. Siegfrieds Ausflug in eine schöne heile Welt
8. Im Märchenland: Siegfried der Drachentöter
9. Siegfrieds zweiter Vatermord
10. Die Sehnsucht nach Rückkehr zur vollkommenen Mutter
11. Wotan trotzt gegen Mutter Erda
12. Wotan und Siegfried – zwei anti-ödipale Kumpane
13. Brünnhilde, die Muttergeliebte
14. Erste Schatten über dem Liebesglück
Kurzzusammenfassung der psychologischen Sinnebene des
Siegfried

Götterdämmerung
1. Einleitung
2. Die Nornen: Prophetinnen einer jenseitigen Welt
3. Siegfrieds Aufbruch: wohin?
4. Auf der Suche nach dem idealisierbaren Vater
5. Brünnhildes Kampf um Abgrenzung vom Vater
6. Siegfrieds »verkappte« Separationsaggression gegen Brünnhilde
7. Alberich und Hagen: Das Duo des zähen Hasses
8. Verrat, Betrug, Täuschung – die dunklen Regungen drängen ans Licht
9. Das Trio der rächenden Verfolger
10. Die Rheintöchter: Ein Spiel um das Hergeben und Nicht-Hergeben-Wollen
11. Siegfrieds Tod
12. Hagen, der wilde Eber
13. Brünnhildes apokalyptisches Erlösungsritual
14. Der Abschied aus der Realität oder das bedrückende Scheitern
15. Das Doppelantlitz der grandiosen Schlussbilder
16. Schluss
Kurzzusammenfassung der psychologischen Sinnebene der
Götterdämmerung

Was übrig bleibt: Eine Vielzahl an offenen Fragen

II. Die Leitmotive
1. Leitmotive als primäre körpersinnliche Empfindungen (Beta-Elemente)
2. Leitmotive als mentale Denkelemente (Alpha-Elemente)
3. Von der Wahrheit des sinnlichen Empfindens
4. Die vier Methoden der Bedeutungsanalyse von Leitmotiven
5. Bedeutungsanalyse von Leitmotiven
5.1. Leitmotive des Urnarzissmus
5.2. Leitmotive der Analität/Aggression
5.3. Leitmotive des frühen Ichs
5.4. Zwei Leitmotive als untransformierte Beta-Elemente: »Weibes Wonne und Wert«-Motiv und Speer-/Vertrags-/Introjekt-Motiv

III. Richard Wagner – das uncontainte Kind
1. Die Idealisierung der frühen Mutter
2. Die »selbstlose« Cosima
3. Wagners Kampf gegen das Männliche
4. Das Alter und die nachlassenden Abwehrkräfte
5. Was Wagner nicht denken konnte

IV. Das Orchester
1. Das Orchester als Bewältiger der affektiven Fluten
2. Das Orchester in seiner Fähigkeit zur Reverie
3. Das Orchester als bewältigte affektive Fluten
4. Das Orchester als Therapeut: Das unsichtbare Orchester und der unsichtbare Analytiker
5. Das Orchester als Wagner-Ich: Hypervigilanz und omnipotentes Kontrollbedürfnis
6. Das Publikum als mütterlicher Container
7. Bayreuth – ein Ort der inneren Sammlung und Transformation
8. Die unendliche Orchestermelodie
8.1 Die »große Waldmelodie« als das vielstimmige Unbewusste
8.2 Orchestermelodie und Gebärde: Der Ausdruck des Unaussprechlichen
9. Wie erfolgreich war Wagners Selbstheilungsversuch?

V. Im Unendlichkeitsraum
1. Das Wunderreich der Nacht
2. Die symmetrische Logik
3. Das Prinzip Symmetrie im
Ring
4. Die Erlösung in den Unendlichkeitsraum
5. Schlussgedanken: Wagners Wahrheit und Wagners Unwahrheit

Literatur

Anhang: Notenbeispiele aller im Text erwähnten Leitmotive