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Buchreihe: Haland & Wirth
407 Seiten, Broschur, 125 x 205 mm
1. Aufl. 2025
Erschienen: Juni 2025
ISBN-13: 978-3-8379-3425-0
Bestell-Nr.: 3425
https://doi.org/10.30820/9783837963281
Mit einem Geleitwort von Jürgen Straub
Leseprobe

Die Kindertransporte nach Großbritannien 1938/39

Sequenzielle Traumatisierungen und psychosoziale Langzeitfolgen

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

1938/39: Zwischen den Novemberpogromen und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 10.000 Kinder nach Großbritannien gebracht, um sie vor dem antisemitischen Terror zu retten. Wie erlebten sie diesen »Transport«, die Ausgrenzungserfahrungen zuvor, die wechselnden Pflegefamilien danach? Wie erinnern sie sich als häufig einzige Überlebende ihrer Familien daran?

Maria Jäger zeigt, wie die Kinder von damals im Erzählen ihrer Lebensgeschichten aushandeln, Gerettete und möglicherweise Traumatisierte zugleich zu sein. Dabei brechen vielschichtige Erlebnisse im Detail wieder hervor. Mit ihrer kulturpsychologischen Studie öffnet die Autorin den eindimensionalen Blick auf Traumata als innerpsychische Verletzungen und verortet sie vielmehr an der Schnittstelle zwischen subjektivem Erleben und gesellschaftlichem Kontext. Es wird deutlich: Sequenzielle und von Menschen verursachte soziale Traumatisierungen bringen komplexe Anforderungen in Bezug auf ihre narrative Be- und Verarbeitung mit sich. Mithilfe autobiografischer Erzählungen können Wege gesucht und gefunden werden, diesen Herausforderungen zu begegnen, um Sinn herzustellen, Anerkennung für das erlebte Leid zu generieren und ein Gefühl von Subjektivität und Zugehörigkeit zurückzuerlangen.
Ein Leben lang Kind: Psychosoziale Langzeitfolgen gewaltvoller Geschichte/n
Geleitwort
Jürgen Straub

1 Einführung

Teil I: Historischer Kontext und Forschungsperspektiven

2 Die Kindertransporte nach Großbritannien
2.1 Alltag in Nazi-Deutschland
2.2 Britische Flüchtlingspolitik
2.3 Historische Einordnung

3 Forschung und Öffentlichkeit
3.1 Holocaustforschung und
Child Survivors
3.2 Die Kindertransporte: Rettung vs. Traumatisierung
3.3 Desiderata

Teil II: Theoretischer Hintergrund

4 Formaltheoretische Grundbegriffe

5 Trauma als komplexes, langanhaltendes Geschehen
5.1 Traumatheorien und ihre Entwicklung
5.2 Keilsons Studie sowie ihre Erweiterung und Würdigung
5.3 Ergänzende Perspektive auf kollektiv zugefügtes Leid: Das Soziale Trauma

6 Erinnerung, Erzählung, Identität
6.1 Personale Identität
6.2 Gedächtnis, Erinnern, Geschichtsbewusstsein
6.3 Narrative Identität und historische Sinnbildung

7 Intergenerationalität

8 Zusammenführung: Die Kindertransporte als polyvalentes Erlebnis

Teil III: Methodologische Grundannahmen und methodisches Vorgehen

9 Methodologische Grundannahmen
9.1 Verstehen
9.2 Interpretieren
9.3 Gütekriterien

10 Datenmaterial
10.1 Erhebung
10.2 Aufbereitung und Auswertung

Teil IV: Empirie

11 Einzelfall- und komparative Analysen
11.1 Einzelfallrekonstruktionen
11.1.1 Elsa – »Well, to me the Kindertransports, looking back on it, it was an absolutely marvelous thing!«
11.1.2 Julia – »It was, it was awful. Most miserable time«
11.1.3 Beth – »And I think, while it’s sad to separate kids from families, I think it’s better to keep them alive«
11.2 Fallübergreifende Analyse
11.2.1 Fallvignetten
11.2.2 Rekonstruktion der Erzählungen im Lichte der sequenziellen Traumatisierung
11.2.3 Ausgewählte Aspekte latenter Sinngehalte der Narrationen
11.3 Zusammenführung: Typologie der Erzählstrukturen – zwischen Kontinuität, Kontingenz und Ambivalenz

12 Abschließender Blick in intergenerationale, traumatisierte und traumatisierende Beziehungskonstellationen
12.1 Rita, Kind eines
Kindes
12.2 Unsagbares Leid der eigenen Mutter und Survivor’s Guilt
12.3 Stimmungen und Atmosphären im traumatisierten familiären Kontext
12.4 Das Schweigen brechen
12.5 Objekte, Artefakte und ihre bedeutungsvollen Symboliken
12.6 Zusammenführung: Narratives Umdeuten und Neu-Verhandeln

Teil V: Schlussbetrachtungen, Diskussion und weiterführende Perspektiven

13 Die Kindertransporte als komplexes, polyvalentes Erlebnis
13.1 Zwischen öffentlichem Diskurs, erlebtem Leid und oktroyierter Dankbarkeit
13.2 Der Tod als ständiges, latentes Thema

14 Sequenzielle Traumatisierungen aus kulturpsychologischer Perspektive
14.1 Zum Potenzial einer kulturpsychologischen Erforschung (sequenziell) traumatisierender Erlebnisse
14.2 Trauma, Kultur und Bedeutung

15 Das Erzählen persönlicher, potenziell traumatischer Erlebnisse
15.1 Zum Potenzial einer heilsamen Wirkung des Erzählens
15.2 Zum Potenzial einer heilsamen Wirkung des Zuhörens
15.3 Über die, die nicht sprechen

16 Das Erforschen persönlicher, potenziell traumatischer Erlebnisse: Methodische Reflexionen
16.1 Grenzen des narrativen Interviews
16.2 Forschungsethische Überlegungen
16.3 Reflexionen zur eigenen Standortgebundenheit

17 Fazit und Ausblick

Literatur

Anhang: Interviewleitfäden

Danksagung