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Buchreihe: Sachbuch Psychosozial
332 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: April 2024
ISBN-13: 978-3-8379-3315-4
Bestell-Nr.: 3315
https://doi.org/10.30820/9783837962031
Leseprobe

Mütterlichkeit braucht kein Geschlecht

Fürsorge als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

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Ist Mütterlichkeit weiblich? Nein, Mütterlichkeit ist menschlich. Doch als kulturelle Denkfigur wurde sie historisch an die gesellschaftliche Position der Frau gebunden. Zwar ist dieses Konzept in eine Schieflage geraten; doch trotz gleichstellungspolitischer Maßnahmen und einer gelebten Vielfalt von Familienformen ist es bisher erst im Ansatz gelungen, die auf kulturell tradierten Normen und Handlungsmustern beruhende Denkfigur der Mütterlichkeit zu verändern. Unbewusste Stereotypien prägen elterliches Denken und Handeln auch in der heutigen Familiengestaltung und verhindern eine gleichberechtigte Verteilung der familiären Aufgaben.

Wie können wir Mütterlichkeit und Fürsorgeverpflichtung gesamtgesellschaftlich neu denken? Helga Krüger-Kirn plädiert für eine Loslösung der Mütterlichkeit aus ihrer normativen Zuschreibung an die Frau und ihren Körper und prüft die Prämissen bereits bestehender soziologischer, psychoanalytischer und (neuro-)biologischer Theorien auf ihr Potenzial, Mütterlichkeit geschlechterübergreifend zu leben.
Vorwort und Dank

1 Einleitung
Mutterland und Vatersprache
1.1 Mütterlichkeit
1.2 Ziele und Struktur des Buches
1.3 Gendersensible Sprache

2 Zeithistorische Perspektiven auf elterliche Leitbilder und Mütterlichkeit*
2.1 18. und 19. Jahrhundert
2.2 Die Geschichte der Mutterliebe
2.3 Revolutionäre Umbrüche um 1918 (Weimarer Republik)
2.4 Mutterschaft im Nationalsozialismus
2.5 Nachkriegsära und Restauration patriarchaler Familienverhältnisse
2.6 Ab 1960 bis heute
2.7 Zeithistorische Kontinuitäten
2.8 Zusammenfassung

3 Feministische Mutterschaftskonzepte und Forschungsperspektiven
3.1 Konzeptionelle Vorläufer
3.2 Differenzfeministische Ansätze
3.3 Mütterliche Erfahrungen
3.4 Gleichheitsfeministische Ansätze
3.5 Poststrukturalistische Ansätze
3.6 Empirische Forschung zu Mutterschaft
3.7 Empirische Forschung zu Vaterschaft
3.8 Leerstellen –
blind spots
3.9 Neue Forschungsperspektiven
3.10 Zusammenfassung

4 Der Mutterkörper im Modell der Zweigeschlechtlichkeit
4.1 Einige Vorbemerkungen
4.2 Historische Vorläufer
4.3 Mittelalter
4.4 19. Jahrhundert
4.5 20. Jahrhundert
4.6 Nationalsozialismus und Nachkriegsära bis heute
4.7 Der schwangere Körper in der Postmoderne
4.8 Medizinische Schwangerschaftsvorsorge und reproduktionsmedizinische Techniken
4.9 Schwangerschaft als Grenzbearbeitung
4.10 Leihmutterschaft: Geteilte Schwangerschaft
4.11 Schwangerschaft und Schwangerschaftserleben aus queerer und trans*geschlechtlicher Perspektive
4.12 Abtreibung
4.13 Spontanabort und Unfruchtbarkeit
4.14 Kinderwunsch und Schwangerschaft als matrisexuelles Begehren
4.15 Zusammenfassung

5 Schieflagen in der Gestaltung des Familienlebens
5.1 Zur Studie »Mutterschaft und Geschlechterverhältnisse«
5.2 Die Figur der Mutter zwischen traditionellen Elternleitbildern und Postfeminismus
5.3 Die Figur der Do-it-all-Mother zwischen Emanzipation und Kindeswohldiskurs
5.3.1 Hormon- und Stilldiskurs
5.3.2 »Alles wegen der Kinder«: Markierung der geschlechterdifferenten Vorstellungen im Lichte des Kindeswohls
5.4 Die Figur der Do-it-all-Mother und Selbstbestimmung
5.4.1 Die Figur der Do-it-all-Mother und mütterliche Selbstwertkonflikte
5.4.2 Die Figur der Do-it-all-Mother, oder: Wie bin ich eine gute Mutter?
5.5 Verschiebung der strukturellen Widersprüche auf die individuelle Ebene der Do-it-all-Mother
5.6
Regretting motherhood
5.7 Wa(h)re Mutterschaft und die verhinderte Sehnsucht nach Solidarität
Exkurs: Zur gesellschaftlichen Relevanz von weiblichem Neid
5.8 Ein Zwischenruf zur Figur der Do-it-all-Mother
5.9 Elternschaft als Gendertrouble
5.10 Zusammenfassung

6 Der feine Unterschied: Mutterschaft und Mütterlichkeit*
Feministisch-psychoanalytische Zwischenrufe zu Identitäts- und Subjekttheorien
6.1 Überlegungen zu Körper und Identität mit Blick auf Weiblichkeit/Mütterlichkeit* und Männlichkeit/Väterlichkeit*
6.2 Machtanalytische Annäherungen an Körper und geschlechtliche Identität mit Foucault und Butler
6.3 Psychoanalytische Annäherungen
6.3.1 Notwendige Voraussetzungen, um Mütterlichkeit* geschlechterübergreifend zu denken
6.3.2 Geschlechterkritische Entwicklungsreflexionen
6.4 Mikroanalytische Vertiefungen einer geschlechtlichen Entwicklung
6.4.1 Einblicke in die Grundzüge der Säuglingsforschung
6.4.2 Frühe Spuren: Mentalisierung
6.4.3 Zur Somatisierung der Abwehr
6.4.4 Zum subjektiven und gesellschaftlichen Körperbild
6.5 Das Politische ist privat: Ein Zwischenfazit
6.6 Zusammenfassung

7 Tradierte und strukturelle Herausforderungen für ein Denken geschlechterunabhängiger Mütterlichkeit*
7.1 Neurobiologische Erkenntnisse: Muttertät und Vatertät
7.2 Somatische Mütterlichkeit*
7.3 Postpartale Depression
7.4 Und was ist mit der Väterlichkeit*?
7.5 Paarbeziehung heute
7.6 Gelingende Elternschaft basiert auf Kooperationsbereitschaft und Anerkennung von Differenz
7.7 Zusammenfassung

8 Ein Paradigmenwechsel zur Neubestimmung von Mütterlichkeit*
8.1 Produktion und Reproduktion
8.2 Mütterlichkeit* und Paradoxien der Gleichheit
8.3 Romantische Liebe und mütterliche Ausbeutung
8.4 Mütterlichkeit* braucht gesellschaftliche Anerkennung und elterliche Kooperationsfähigkeit

9 Literatur