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Buchreihe: Angewandte Sexualwissenschaft
ISSN: 2367-2420
146 Seiten, Broschur, 125 x 205 mm
Erschienen: Oktober 2016
ISBN-13: 978-3-8379-2549-4
Bestell-Nr.: 2549
https://doi.org/10.30820/9783837968057
Leseprobe

Schwule Sichtbarkeit - schwule Identität

Kritische Perspektiven

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Vorangetrieben von »Schwulen« selbst wurde seit dem 19. Jahrhundert das Konzept schwuler Identität durchgesetzt. Noch heute gelten »Sichtbarkeit« und »Identität« weithin als Schlüsselbegriffe politischer Kämpfe Homosexueller um Anerkennung und Respekt. Jedoch wird aktuell immer deutlicher, dass auf diese Weise ein Ordnungsregime entsteht, das auf Geschlechternorm, Weißsein, Bürgerlichkeit und Paarbeziehung basiert. So werden beispielsweise Queers of Color und Queers mit abweichenden Lebensentwürfen marginalisiert.

Die Autoren des vorliegenden Bandes hinterfragen die Gewissheit, dass eine einheitliche schwule Identität existiert, aus unterschiedlichen Perspektiven: bewegungsgeschichtlich, wissenschaftstheoretisch und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Homonationalismus und rassistische Gentrifizierung.


Gay Visibility – Gay Identity. Critical Perspectives

In the 19th century »gays« themselves pushed forward the concept of gay identity. Until today »visibility« and »identity« count as key terms in the homosexuals’ fights for recognition and respect. Recently it has become increasingly clear, however, that these concepts support a regime of order based on gender norms, whiteness, bourgeois ideals and the predominance of the couple, thus marginalizing, among others, queers of color and queers with alternative lifestyles.

The authors of the book question the existence of a single gay identity from different perspectives: the history of the gay movement, the philosophy of science, and the analysis of current social controversies about homo-nationalism and racist gentrification.
Inhalt

»Homosexualität« und »die Anderen«. Zu Fragen von Sichtbarkeit und Anerkennung, Nationalismus und Rassismus im westlichen Konzept der »Homosexualität«

Gestern und heute – Aktionsformen und (Aktions-)Raum
Sichtbarkeit: (An-)Erkennung und Anerkennung
Begriff und Dank

Prozessdenken und Homosexualität im Kontext von Naturwissenschaft und Pädagogik

Der (natur-)wissenschaftliche Erkenntnisprozess und die »Homosexualität«
Erkenntnis als Prozess
Die Erfindung der »Homosexualität« ist paradox vor dem Hintergrund des (natur-)wissenschaftlichen
Erkenntnisstandes
Sichtbarkeit – Macht – Handlungsmacht: Gesellschaftliche und pädagogische Dimension

Homo- und queerpolitische Dynamiken und Gentrifizierungsprozesse in Berlin

Homonationalismus als neue Migrations- und Sexualpolitik
Argumentationsmuster des deutschen Homonationalismus
Die Stadt der Schwulen und die Erfindung einer neuen »Nation«?
Muslim_innen vs. Homosexuelle

Abschluss

Abbildungen
Literatur

»Am Beispiel des Berliner Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld zeigen Çetin und Voß, wie westliche schwule Identitäten am Beginn des 20. Jahrhunderts als biologische Essenzen konstruiert wurden - und zwar, das ist das Neue an ihrer These, indem man sie von den ›pseudohomosexuellen‹ Praktiken von Männern im globalen Süden abgrenzte  ...«

Georg Klauda, ak. analyse & kritik. Zeitung für linke Debatte und Praxis, 20. Juni 2017, Nr. 628

»Die Autoren widmen sich der Frage, inwieweit das heutige Verständnis von Homosexualität als Identität dazu führt, dass heteronormative Vorstellungen gestärkt und rassistische Marginalisierungen gefördert werden ...«

Till Amelung, Impu!se Für Gesundheitsförderung, Juni 2018

»Voß steigt mit einem sehr breiten Wurf ein, denn er skizziert einen von ihm aufgefächerten Paradigmenwechsel in den Naturwissenschaften, der sich mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ereignete. Starre Definitionen lösten sich auf, aus Materie wurde Energie und aus Gewissheiten wurden Wahrscheinlichkeiten  ...«

Kevin Junk, www.fixpoetry.com vom 7. Dezember 2017

»In dem inhaltlich dichten Eingangskapitel ›Homosexualität und die Anderen‹ wird die Kernthese des Bandes vorgestellt: Mit der Diskursfigur des ›Homosexuellen‹ werde seit seiner Begründung in den 1860er Jahren ›westliche Hegemonie weltweit durchgesetzt«‹(S. 9). Die Autoren führen dafür in zwei ineinander verschränkte Aspekte ein, die aus ihrer Sicht schwule Identität in Deutschland heute bestimmt, nämlich die Entstehungsgeschichte der Homosexualität als soziales Konstrukt und deren Verbindung mit dem sogenannten Homonationalismus  ...«

Inga Marie List, socialnet.de

»Um diese prozessorientierten theoretischen Überlegungen praxisnah zu verankern, beschreibt Çetin im dritten Teil, die homo- und queerpolitischen Dynamiken und Gentrifizierungsprozesse in Berlin. Hier wird die vielfältige homosexuelle Lebensweise als individuelle Bereicherung dargestellt. Wie sich Menschen in der Psychopolitik einer großen Metropole zurechtzufinden, ist hier wunderbar und eindrücklich beschrieben  ...«

Theodor Itten, Psychotherapie-Wissenschaft 2/2016

»In einer Zeit, in der in Deutschland ein Autonomes Schwulenreferat die AfD zu einer Podiumsdiskussion einzuladen gewillt ist und die Teilnahme antidemokratischer Kräfte – erschienen in Begleitung von gut 20 Neonazis – als für eine ›umfassende Meinungsbildung unumgänglich‹ verteidigt, in einer Zeit in der zugleich die Rückholbarkeit des Erstrittenen in der Homophobie derselben Partei deutlich wird, sei die Lektüre dieses Buchs dringend empfohlen  ...«

Hagen Blix, progress. Magazin der österreichischen HochschülerInnenschaft

»Der westliche Diskurs über Homosexualität ist eng mit Nationalismus und rassistischen Zuschreibungen an ›Migrant_ innen‹ verbunden. Viele Menschen im Westen sind überzeugt, dass die Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten eine speziell westliche Errungenschaft sei. Und allzu oft dient der Vorwurf der Homophobie der Bekräftigung einer westlichen Überlegenheit und die Behauptung, man müsse LGBTQ-Rechte (1) schützen, zur Legitimation von Kriegen  ...«

Antje Schrupp, libertäre buchseiten, beilage der graswurzelrevolution Nr. 417, März 2017

»Das Buch wird als Streitschrift für kontroverse Diskussionen sorgen. Es macht deutlich, wie sehr sich die derzeitige Polarisierung auch in der LSBTI-Welt ausbreitet  ...«

Christian Höller, Lambda Nachrichten, März–April, Nr. 168, 39. Jahrgang, 1/2017

»Çetin und Voß führen im hier besprochenen Band Gegenwart und Vergangenheit zusammen sowie ebenso das, was häufig in Theorie und Praxis unterteilt wird. Damit und anhand unterschiedlicher Beispiele liefern sie eine umfassende Analyse und zeigen die Verschränkungen auf, die schwuler Sichtbarkeit und schwulen Identitäten zugrunde liegen  ...«

Lisa Krall, querelles-net. Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 18, Nr. 1 (2017)

»Entgegen der Zergliederung zwischen ›Tunten‹, ›Türken‹ und ›happy rainbowfamilies‹ wäre zu versuchen, nicht nur situative Bündnisse zu schmieden, sondern auch kollektiv wie individuell Haltungen der Sorge, der Freude und der Lust an- und miteinander zu stiften  ...«

Folke Brodersen, blog feministische studien

»Mit sehr großem Interesse habe ich dieses Buch gelesen, in dem es um die Frage geht, wie sich der westliche Diskurs über Homosexualität mit Nationalismus und rassistischen Zuschreibungen an ›Migrant_innen‹ verbindet  ...«

Antje Schrupp, Aus Liebe zur Freiheit. Notizen zur Arbeit der sexuellen Differenz

»Wie Cetin und Voss derartige Argumentationsstränge unter die Lupe nehmen und als Homonationalismus entlarven, ist schlichtweg toll. Sie stehen nämlich beispielhaft für die Arroganz des Westens gegenüber anderen Kulturkreisen, deren Folgen ich im Übrigen so zusammenfassen würde: Wo wir Demokratie hinbringen, da brennt die Erde  ...«

Roberto Manteufel, Siegessäule Dezember 2016

»Das Buch ist aktuell in seinen wissenschaftlichen Analysen und Beispielen und äußerst hilfreich beim Erkennen von Zusammenhängen. Du musst es lesen! ...«

Joachim Schönert, Lustblättchen. Stadtblättchen der Lesben- und Schwulengruppe Rosa Lüste, 131. Ausgabe, November 2016.

»Ihre intersektionale Analyse bringt nicht nur Gegenwart und Vergangenheit zusammen, sondern auch das, was gewöhnlich in Theorie und Praxis unterteilt wird. So gelingt es an gesellschaftliche Phänomene und aktuelle Herausforderungen sowie an theoretische Auseinandersetzungen anzuknüpfen und diese um wichtige Perspektiven zu erweitern  ...«

Lisa Krall, ak. analyse & kritik. Zeitung für linke Debatte und Praxis, 15. November 2016, Nr. 621

»Nach dem Lesen wissen wir, dass schwule Emanzipation viel mit der Unterdrückung anderer zu tun hat  ...«

Ulrike Kümel, www.queer.de