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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
380 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: September 2015
ISBN-13: 978-3-8379-2445-9
Bestell-Nr.: 2445
Leseprobe

Freud bei der Arbeit

Zur Entstehungsgeschichte der psychoanalytischen Theorie und Praxis, mit einer Auswertung von Freuds Patientenkalender

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Sigmund Freud entwickelte seine Theorien im engen und kontroversen Austausch mit Schülern wie Isidor Sadger, Karl Abraham und Ernest Jones. Er griff ihre Ansätze auf, formulierte sie um oder grenzte sich von ihnen ab, und sie beriefen sich ihrerseits auf Freuds Theorien und entwickelten sie weiter. Ulrike May zeigt anhand der Geschichte der Narzissmus- und der Depressionstheorie sowie der Konzeptualisierung der Oral- und der Analerotik auf, dass es sich bei Freuds Schriften nicht um ein abgeschlossenes Theoriegebäude handelt, sondern um das Produkt eines laufenden Forschungsprozesses.

Darüber hinaus wertet May Freuds Patientenkalender von 1910 bis 1920 aus und stellt den Verlauf von 36 Analysen dar, unter anderem jene von René Spitz, Sándor Ferenczi, Helene Deutsch und Viktor von Dirsztay. Dabei macht sie einen historischen Wandel der psychoanalytischen Praxis sichtbar: Die Mehrheit von Freuds Analysen dauerte weniger als ein Jahr und wurde mit einer Frequenz von sechs oder mehr Stunden pro Woche geführt. Wenn Freud so anders arbeitete als wir Psychoanalytiker heute, sind wir dann noch Freudianer?
Inhalt

Einleitung

Teil I
Freud und seine Schüler

Zu den Anfängen des Narzissmus. Ellis – Näcke – Sadger – Freud
Die Entdeckung der »bösen Mutter«. Ein Beitrag Karl Abrahams zur Theorie der Depression
Erbitterung und Nachdenklichkeit. Über Freuds Kommentar zu einem frühen Aufsatz von Karl Abraham (1907)
Karl Abrahams Revolution. Vom Wonnesaugen zum oral-aggressiven Vernichtungswunsch
Auf dem Weg zu Karl Abrahams
Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Libido (1924) . Der Beitrag August Stärckes zur Theorie der Oralität
Zur Frühgeschichte der Analerotik
Der Todestrieb im Kontext von Freuds Erkenntnisinteressen

Teil II
Freud und seine Patienten

Ein ungarischer Baron in Analyse bei Freud. Überlegungen zum Kontext von Freuds Theorie des Ichs
Eine neue Quelle: Freuds Patientenkalender (1910–1920). Zur Dauer und Frequenz von 36 Analysen Freuds

Danksagung
Abkürzungen
Nachweise
Literatur
Personenregister

»May zeigt, wie pragmatisch Freud mit diesen Fragen umgeht. Ihr Fazit ist, dass sich bei ihm weder eine einzige und wohlbegründete Theorie finden lässt, noch dass seine Praxis in ihren Grundzügen mit der unseren vergleichbar ist  ...«

Herbert Will, PSYCHE 71. Jahrgang Heft 4 April 2017

»May geht in intensiver Detailarbeit, mit großer Sachkenntnis und von verschiedenen Seiten her in mehreren Texten den differenten Auffassungen von Freud und Abraham nach, die ihrer Erfahrung nach ‒ und hier geht sie über eine reine Geschichtsschreibung hinaus ‒ zu einer verzerrten Sicht auf Freuds Theorien geführt haben  ...«

Andrea Huppke, Luzifer-Amor. Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse, Heft 57, 1/2016

»Die Besonderheit dieser Zusammenstellung liegt in der Auswertung von Freuds Therapie-Notizbüchern. Hier eröffnet sich dem Freud-Kenner noch einmal ein bis dato unbekannter Einblick in dessen Arbeitsalltag  ...«

Gerald Mackenthun, Deutsches Ärzteblatt PP, Heft 5, Mai 2016

»Wer mit der psychoanalytischen Theorie vertraut ist und sich für die Frühgeschichte der Psychoanalyse interessiert, dem bietet dieses Buch einen umfassenden Ein- und Überblick. Besonders für Ausbildungskandidatinnen und -kandidaten, die vor der Herausforderung stehen, sich im schier unüberschaubaren Gebiet der psychoanalytischen Theoriebildung zu orientieren, wird dieses Buch sehr lehr- und hilfreich sein  ...«

Barbara Neudecker, www.socialnet.de