218 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Aufl. 2024
Erschienen: Juni 2024
ISBN-13: 978-3-8379-3340-6
Bestell-Nr.: 3340
https://doi.org/10.30820/9783837961973
Grenzverletzungen in der Psychotherapie
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Grenzverletzungen in psychotherapeutischen Behandlungen erscheinen oft als ein punktuelles oder individuelles Problem. Es wird entweder versucht, die Ursache im Krankheitsverlauf der Patient*innen zu verorten, oder der Blick richtet sich auf eine beschuldigte Person oder eine*n Täter*in.Eine solche mehrfache Einengung der Perspektive übersieht, dass systematische und institutionelle Vorgänge an der Entstehung und Aufrechterhaltung von missbräuchlichen Beziehungsmustern entscheidend beteiligt sind. Die wiederkehrenden Muster und Dynamiken im institutionellen Umgang mit Machtmissbrauch vermehren den Schaden und schreiben die Folgen transgenerational fort.
Die Autor*innen untersuchen und reflektieren den defensiven Umgang psychotherapeutischer Institutionen mit Fällen von Machtmissbrauch. Dabei richten sie den Blick insbesondere auch auf die Betroffenensicht der Patient*innen. Sie fordern einen offenen, interdisziplinären und gesellschaftlichen Diskurs, um die Aufarbeitung und einen notwendigen transformativen Prozess anzustoßen.
Mit Beiträgen von Noor Abboodi, Florie Bicaj, Cornelia Caspari, Helga Dill, Dominique Frenzl, Romina Gawlytta, Dirk Hamelmann-Fischer, Leonie Martin, Klaus Mertes, Ann Kathrin Scheerer, Anna Schleicher, Andrea Schleu, Bernhard Strauß, Svenja Taubner, Giulietta Tibone und Antonia Weckop
Negative Effekte von Psychotherapie
Übersicht und erste Ergebnisse einer aktuellen Erhebung
Bernhard Strauß, Dominique Frenzl, Andrea Schleu & Romina Gawlytta
Patientenbeteiligung – Patientenperspektive
Die Perspektive von Patienten als Element der Qualitätssicherung
in der Psychotherapie
Andrea Schleu
Irgendwann muss doch mal Ruhe sein
Institutionelles Ringen um Aufarbeitung – Eine Fallstudie
Helga Dill & Cornelia Caspari
Institutionelle Abwehrprozesse im Kontext
von Machtmissbrauch in berufsrechtlichen, rechtlichen
und politischen Strukturen
Andrea Schleu
Zum Problem fehlender Ethikstrukturen an einem Ausbildungsinstitut – oder:
Geschichte einer Beschwerde
Ein Erfahrungsbericht
Ann Kathrin Scheerer
Aufarbeitung von Missbrauch
Zwischen den Stühlen: Rückblick auf ein Gespräch im Januar 2023
Klaus Mertes
Gerüchte – was tun?
Über die falsch verstandene Schweigepflicht
Andrea Schleu
Abwehrprozesse aus Sicht eines Täters
Eine tiefenhermeneutische Auswertung der Tagebücher
eines missbräuchlichen Psychotherapeuten
Florie Bicaj, Noor Abboodi, Leonie Martin, Anna Schleicher,
Antonia Weckop & Svenja Taubner
Zwischen Selbstkontrolle, Nestbeschmutzung und gleichschwebender Indifferenz
Abwehr bei der Implementierung von Ethikstrukturen in Instituten
Dirk Hamelmann-Fischer
Die Tätigkeit der Vertrauensleute in ihren wesentlichen Aspekten
Giulietta Tibone
Scheitern und Gelingen von Aufarbeitung
Andrea Schleu
»[E]in profundes Werk zu allen Problemen um den Themenbereich Machtmissbrauch und speziell sexuelle Übergriffe in der Psychotherapie. Erstmals werden auch Täterperspektiven betrachtet und der Umgang mit realen Fällen von Grenzverletzung und sexualisiertem Machtmissbrauch. [...] G.O. Gabbards Arbeiten […] sind im deutschen Sprachraum kaum rezipiert worden, obwohl sie zweifellos auch hier hohe Relevanz beanspruchen können. So ist die nun vorliegende Publikation mehr als überfällig. [...] Das von Andrea Schleu und Bernhard Strauß herausgegebene Buch bestreitet den interdisziplinären Diskurs zum institutionellen Umgang mit Machtmissbrauch auf der Höhe der Zeit. ...«
Ulrich Kießling, Socialnet.de am 31. Juli 2024
»Hier wird ein[e] kritische Haltung gegenüber der eigenen Profession eingenommen, die natürlich nicht jeder/m gefallen wird. Dass es Redebedarf gibt, zeigen aber die verschiedenen wissenschaftlichen Studien deutlich. […] Die Diskussion kann dieses Buch anstoßen, man darf gespannt sein ...«
Michael Lausberg, Scharf Links. Die ›neue‹ linke online Zeitung, 7. Juli 2024