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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
zus. 2347 Seiten, Gebunden, 148 x 210 mm
Erschienen: Oktober 2006
ISBN-13: 978-3-89806-472-9
Bestell-Nr.: 472

Das Unbewusste, Band 1-3

149,53 €
»Das Unbewusste« ist keine Erfindung Freuds, sondern wurde von ihm im 19. Jahrhundert aus anderen Feldern in die Medizin und Psychologie »umgebucht«. Durch Freud wurde es zum Zentralbegriff der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie. Dennoch blieb die Frage, wie und ob es überhaupt »gedacht« werden kann, Gegenstand heftiger Kontroversen – auch wieder zunehmend in anderen Disziplinen. Michael B. Buchholz und Günter Gödde haben nun ein enzyklopädisches Grundlagenwerk zum Umbewussten herausgegeben, welches das Thema erstmals derart umfassend behandelt. In seinen drei Bänden tragen Philosophen, Psychoanalytiker, Kulturwissenschaftler und Quantenphysiker den aktuellen Diskussionsstand zusammen.

Der erste Band der Trilogie, »Macht und Dynamik des Unbewussten – Auseinandersetzungen in Philosophie, Medizin und Psychoanalyse«, beschäftigt sich mit den vor-freudschen Wurzeln des Unbewusste in der (auch außereuropäischen) Philosophie, Medizin und Psychologie, beschreibt die Entwicklungen des Begriffs durch und nach Freud und stellt die unterschiedlichen Perspektiven in der gegenwärtigen Psychoanalyse zur Diskussion – der Lacanianischen Richtung, den Trieb-, Selbst-, Objektbeziehungs- und Intersubjektivitätstheorien. Dabei wird deutlich, wie sehr das Unbewusste in den Nachbarwissenschaften und in der empirischen Psychotherapieforschung längst als selbstverständlich angenommen wird.

Band zwei, »Das Unbewusste in aktuellen Diskursen – Anschlüsse«, befasst sich mit den veränderten entwicklungspsychologischen Konzeptionen, die sich aus der Pränatal-, Säuglings- und Bindungs-, aber auch aus der Adoleszenz- und Altersforschung ergeben haben, und widmet sich ann der Verbindung zwischen der Psychoanalyse und den Sozialwissenschaften. Hier haben sich »neue Anschlüsse« ergeben, vornehmlich in den Kognitionstheorien zu Sprache und Spracherwerb, in der Gedächtnis- und Affektforschung, aber auch in der Interaktions- und Erzählforschung. Die Naturwissenschaften führen inzwischen ebenfalls einen intensiven Dialog mit der Psychoanalyse. Von den Neurowissenschaften und von der Umstellung auf quantentheoretische Grundlagen kann man dabei höchst interessante Impulse erwarten.
Renommierte Vertreter aus den Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaften führen den Leser kenntnisreich in die weitverzweigte Thematik ein.

Der dritte Band – »Das Unbewusste in der Praxis. Erfahrungen verschiedener Professionen« – würdigt die Einflüsse der Theorien des Unbewussten in einer ganzen Reihe von Praxisfeldern: beginnend mit der psychoanalytischen und psychodynamischen Psychotherapie über die Pädagogik, Kinder- und Jugendlichentherapie zur Familientherapie und psychiatrischen Familienpflege. In den letzten Jahrzehnten haben sich die praktischen Arbeitsgebiete der Psychotherapeuten in erheblichem Umfang auf Fortbildung, Coaching, Supervision und Organisationsberatung ausgeweitet. In der Therapieforschung wird bestimmten Krankheitsbildern wie der Psychosomatik, Depression, Sucht und Psychose sowie Narzissmus und Borderline besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Auch die Analyse unbewusster Prozesse in gesellschaftlichen und politischen Konfliktbereichen ist von großer Relevanz, wie die vorliegenden Beiträge zu den Themen Tabu, Trauma, Antisemitismus und Völkermord zeigen; dazu gehört auch ein Blick auf die Folgen der Globalisierung. Abgerundet wird dieser Band durch Studien zu den Einflüssen des Unbewussten auf Literatur, Musik und Bildende Kunst, aber auch auf die Lebenskunst, insbesondere Freundschaft und Liebe.

»Das Unbewusste« ist conditio humana. Die in den drei Bänden von Michael B. Buchholz und Günter Gödde einzigartig weitreichend zusammengetragenen Erinnerungen und Vergegenwärtigungen auch aus der Zeit vor Freud werden helfen, es angemessen für unsere Zeit zu denken. Diese Trilogie hat dass Zeug zum Klassiker!

»Gödde´s commitment to the intellectual tradition of psychoanalysis in terms of research and teaching well complements Buchholz´s rich professional experience and wide-ranging interdisciplinary interests  ...«

Marco Conci, International Forum of Psychoanalysis, 2008; 17:254–256

»Die Stiftungslegende der Psychoanalyse will, dass Freud die zutreffende Deutung seiner Träume ohne fremde Hilfe gelungen ist. Er war also befangener Patient und unabhängiger Analytiker zugleich, was nach der bald entwickelten psychoanalytischen Deutungslehre nicht praktizierbar ist. Freuds erster systematischer Zugang zum Unbewussten bleibt also im Halbdunkel eines Gründungsmythos  ...«

Manfred Dierks, Frankfurter Rundschau vom 27. Februar 2007

»Der vorliegende Sammelband eröffnet ein dreibändiges Großprojekt. Während der zweite Band ›Das Unbewußte in aktuellen Diskursen‹ und der dritte ›Das Unbewußte in der Praxis‹ behandeln wird, bezieht sich der erste etwa zur Hälfte auf die vorpsychoanalytische Geschichte der Idee des Unbewußten in Philosophie, Medizin, Psychologie und Psychotherapie und zur anderen Hälfte auf die wichtigsten Positionen in der Geschichte der Psychoanalyse, von Freud bis zum heutigen Intersubjektivismus. Es handelt sich also um den ideengeschichtlichen Teil des Gesamtprojekts  ...«

Andreas Wild, Luzifer-Amor H.37/2006

»Das Unbewusste hat Konjunktur. Seit einiger Zeit jedenfalls gibt es sie wieder: die Kongresse, Workshops und Veröffentlichungen zu diesem Thema, das angeblich längst begraben oder doch zumindest durch zeitgemäßere Leitbegriffe wie ›Körper‹, ›Macht‹ oder ›Information‹ ersetzt worden sein sollte  ...«

Christof Windgätter, Frankfurter Rundschau vom 27. Juli 2005