733 Seiten, Gebunden, 148 x 210 mm
Erschienen: April 2016
ISBN-13: 978-3-8379-2439-8
Bestell-Nr.: 2439
Mit einer Eröffnung von Michael B. Buchholz
Therapeutik und Lebenskunst
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Gödde und Zirfas beleuchten das Beziehungsgeflecht von Therapeutik und Lebenskunst aus geschichtlicher, philosophischer und aktueller Perspektive: Sie rekonstruieren ihre strukturelle Wechselwirkung, untersuchen implizite Konzepte der Lebenskunst in der Geschichte der psychischen Heilkunst und stellen anhand der Therapierichtungen von Freud, Ferenczi, Reik, Mentzos und Yalom einen Zusammenhang zwischen den psychodynamischen Psychotherapien und der philosophischen Lebenskunst her. Die Autoren zeigen die zentralen Dimensionen der philosophischen und therapeutischen Lebenskunst sowie den Stellenwert von Lebenskunstkonzepten im Rahmen der psychotherapeutischen Praxis auf.
»Günter Gödde und Jörg Zirfas ist mit ›Therapeutik und Lebenskunst‹ ein Buch gelungen, das in der wissenschaftlichen Psychotherapie seinesgleichen sucht: sinnvoll durchkomponiert und logisch durchstrukturiert bis in die Mikrosystematik hinein, mit einer Fülle von neuen Informationen und Bezügen – selbst für Leserinnen und Leser, die in den Disziplinen und Wissensgebieten zuhause sind, die mit ›Lebenskunst‹ zu tun haben. Dazu ist es in einer Sprache verfasst, der auch gut folgen kann, wer weder Psychotherapeut noch Philosoph ist
...«
Helmwart Hierdeis, Freiburger literaturpsychologische Gespräche. Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse 2019
»Was können Psychoanalytiker daraus gewinnen, die Lebenskunstlehre mit der Therapeutik zusammenzubringen? Man stößt hier auf einen reichhaltigen Schatz differenzierter Überlegungen und Erfahrungen, die dabei helfen können, die häufig angesprochenen (aber selten vertieften) impliziten Annahmen, die jeder Therapierichtung und auch der jeweils ganz persönlichen Behandlungspraxis zugrunde liegen, explizit zu machen ...«
Andreas Herrmann, PSYCHE – Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, 72. Jahrgang, Heft 3, März 2018
»Das Thema philosophische Lebenskunst, in der Spätantike noch im Zentrum der Philosophie, war bis in die Moderne zu den theologischen und schließlich, in Folge der Säkularisierung, zu den psychologischen Seelsorgern abgewandert. Während die Philosophie spätestens seit Foucault sich wieder bemüht, das verlorene Terrain für sich zurückzugewinnen, besinnen sich andererseits auch wieder Psychologen und Pädagogen auf die philosophischen Grundlagen ihrer therapeutischen Praxis ...«
Robert Zimmer, Aufklärung & Kritik, Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie, Heft 59, März 2017, 24. Jahrgang, Nr. 1
Lebenskunst – philosophische Erörterung justiert therapeutische Basiskonzepte neu
Empathie, Sorge und Selbstfürsorge
Lebenskunstlehre in der Therapeutik
Vorwort
1 Die Wechselbeziehung zwischen Therapeutik und Lebenskunst
Der aktuelle Diskurs über Lebenskunst
Die Relevanz des Lebenskunstdiskurses für die Therapeutik
Fragen der heutigen Therapeutik an die Lebenskunst
Einschätzung der »Lebenskunst« des Patienten
Behandlungsperspektiven und -ziele
Behandlungsmethode und -kunst
Implizite Lebenskunstkonzepte des Therapeuten
Polaritäten und Widersprüche
Selbstsorge des Therapeuten
Fragen der Lebenskunst an die Therapeutik
Schönheit
Glück
Kunst
Optionen und Kontingenzen
Phantasie und Kreativität
Zeitlichkeit und Endlichkeit
Ausgewählte Literatur
2 Philosophien der Lebenskunst
Antike
Sokrates und Platon: Wahrheitssuche und Erinnerungsarbeit
Die Stoa: Beherrschung der Affekte
Die Epikureer: Die Orientierung an der Lebenslust als Vermeidung von Unlust
Zusammenfassung der antiken Positionen
Ausgewählte Literatur
Renaissance, Aufklärung und Romantik
Michel de Montaigne: Die Essayistik des Selbst
Immanuel Kant: Das Programm einer vernünftigen Lebensführung
Zur Dialektik von Aufklärung und Romantik
Ausgewählte Literatur
Wegbereiter der Lebensphilosophie im 19. Jahrhundert
Arthur Schopenhauer: Erlösung von der Triebhaftigkeit
Friedrich Nietzsche: Die große Loslösung
Schopenhauers und Nietzsches Lebenskunstkonzepte im Vergleich
Ausgewählte Literatur
Wiederaufleben der Lebenskunstphilosophie im 20. Jahrhundert
Michel Foucault: Selbstsorge und Ästhetik der Existenz
Wilhelm Schmid: Nutzen und Nachteil der Wahl
Ausgewählte Literatur
Zusammenfassung der Positionen von der Renaissance bis zur Postmoderne
Die therapeutischen Einsichten der Lebenskunstphilosophen
3 Von der antiken Heilkunst zur modernen Psychotherapie
Medizinische Heilkunst und philosophische Lebenskunst in der Antike
Medizin und Lebenskunst
Die medizinisch-seelische Sorge um sich
Asketische versus ekstatische Konzepte der therapeutischen Lebenskunst
Die lebenskunstphilosophische Relevanz der Traumdeutung
Der Umgang mit der Sexualität
Körper und Seele
Ausgewählte Literatur
Historische Stationen des Lebenskunstmodells im Blick auf und im Umgang mit Sexualität
Der Diskurs über den maßvollen Umgang mit der Sexualität
Die Moralisierung des Geschlechtsaktes und die Ächtung der Lust (Augustinus)
Zivilisierung und Selbstbeobachtung (Erasmus von Rotterdam)
Der Kampf gegen die Onanie in der Aufklärung
Rückblick: Scientia Sexualis oder Ars Erotica (Thomas Hobbes und Michel Foucault)
Ausgewählte Literatur
Von geistlichen über philosophische zu psychologischen Seelenkuren
»Geistliche« Seelenkuren als Reaktion auf die Frömmigkeitskrise im 17. Jahrhundert
Entwurf einer »philosophischen« Seelenkur in der Frühaufklärung
Etablierung der Psychologie und Ästhetik als Teildisziplinen der Philosophie
Übergang zum Projekt »psychologischer« Seelenkuren
Anwendung der psychischen Kur auf die Geisteskranken
Zur psychischen Kur in den Anfängen der Psychiatrie
Therapeutische Grenzen der Seelenkuren
Ausgewählte Literatur
Zwischenstufen auf dem Weg zu einer psychodynamischen Therapeutik
Mesmers Konzeption des Heilmagnetismus
Entdeckung des Somnambulismus
Der Magnetiseur als neuer Typus des Heilers
Übergänge zum Hypnotismus und zur Suggestionstherapie
Erfahrungen mit dem »Rapport«
Das Aufdecken krankmachender Geheimnisse
Die Bedeutung der Magnetiseure und Hypnotiseure für die
moderne Psychotherapie
Ausgewählte Literatur
Zusammenfassung: Lebenskunstkonzepte und therapeutische Strategien
4 Freuds Therapeutik – ein Brückenschlag zur philosophischen Lebenskunst
Zur unmittelbaren Vorgeschichte der psychoanalytischen Behandlungskonzeption
Drei Hauptströmungen in den Anfängen der modernen Psychotherapie
Im Banne des Hypnotismus – Charcots neurologisches Paradigma der Hysterie
Pierre Janets Prioritätsanspruch hinsichtlich der Erkenntnis des Unbewussten
Ausgewählte Literatur
Breuers und Freuds Therapiemodell der Psychokatharsis – in den Spuren von Jacob Bernays
Der Fall Anna O.
Breuers Entdeckung der Katharsis als Heilfaktor
Die Ausarbeitung der »kathartischen Methode« durch Breuer und Freud
Zurückstufung der Katharsis von einer Behandlungsmethode zu einem Heilfaktor
Bernays’ »pathologische« und »therapeutische« Katharsis-Konzeption
Die Katharsis-Konzeptionen von Freud, Bernays und Nietzsche im Vergleich
Ausgewählte Literatur
Der Übergang von der Ekstase zur Askese als Weichenstellung für die Psychoanalyse
Die Erkenntnis der »Verdrängung«
Kunst des Erinnerns und Vergessens
Die Entdeckung der Sexualität als Krankheitsfaktor und Anthropologikum
Die lebensgeschichtliche Erforschung der Symptome
Die neue Ausrichtung an einem Therapiemodell der Askese
Ausgewählte Literatur
Mut zur Wahrheit – von der psychoanalytischen Grundregel zurück zur antiken »Parrhesia«
Die psychoanalytische Grundregel
Rückblende in die Antike
Selbstanalyse mittels Traumdeutung
Differenzen hinsichtlich des Anspruchs auf Erkennbarkeit der Wahrheit
Wahrheitssuche als Spiel des Aushandelns
Ausgewählte Literatur
Gleichschwebende Aufmerksamkeit im Vergleich zu Muße und Kontemplation
Gleichschwebende Aufmerksamkeit als therapeutische Grundhaltung
Philosophische Wurzeln
Der Blickwinkel der ästhetischen Erfahrung
Der intersubjektive Blickwinkel
Gleichschwebende Aufmerksamkeit als »Mythos« – Ideal und Wirklichkeit
Ausgewählte Literatur
Sigmund Freuds implizite Lebensphilosophie – Askese als Axiom der Lebenskunst
Freuds asketische Lebensform als biografischer Hintergrund
Der Dualismus von Eros und Todestrieb im Spätwer
Askese als Axiom der Lebenskunst
Ausgewählte Literatur
5 Ausgewählte psychodynamische Therapierichtungen und ihre impliziten Lebenskunstkonzepte
Die »klassische Einsichtstherapie« als Ausgangsposition
Zwei unterschiedliche Begriffe der Behandlungs-»Technik«
Freuds Modell einer »Einsichtstherapie«
Zur Bedeutung der Metaphern des therapeutischen Erkennens
Therapiemetaphern in Freuds Frühschriften zur Hysterie
Therapiemetaphern in Freuds Schriften zur Behandlungstechnik
Widersprüche zwischen Freuds expliziter und impliziter Behandlungstechnik
Ausgewählte Literatur
Sándor FerenczisWeichenstellung zur »Therapie der emotionalen Erfahrung«
Zur Biografie
Therapie der emotionalen Erfahrung versus klassische Einsichtstherapie
Beziehungskunst und therapeutischer Takt
Die Gefahr der Retraumatisierung in der Therapie
Die intersubjektive Dimension der therapeutischen Beziehun
Unmittelbare Beziehungsregulierung auf der Ebene emotionaler Regeln
Ferenczis Rehabilitierung und Nachwirkung
Ausgewählte Literatur
Theodor Reiks intuitionistische Therapiekonzeption und ihre Weiterentwicklung
Zur Biografie
»Hören mit dem dritten Ohr«
Behandlungskunst versus Behandlungstechnik
Vor- und Nachteile verschiedener Modi des (Zu-)Hörens
Der Stellenwert der unbewussten Intuition und ihr Kontext
Das Arbeitsmodell des »präsenten« Analytikers
Reiks Vorliebe für den »persönlichen Pol« der therapeutischen Haltung
Ausgewählte Literatur
Stavros Mentzos als Selbst- und Beziehungspsychologe – der anthropologische Grundkonflikt zwischen Selbst- und Objektbezogensein
Zur Biografie
Der unbewusste Konfliktverarbeitungsmodus
Konfliktdynamik in der Psychose
Die anthropologische Grundannahme der Bipolarität
Interpersonale Abwehr und psychosoziale Arrangements
Neue Beziehungserfahrungen in der Psychosentherapie
Mentzos/' Position zwischen »harter« und »weicher« Objektbeziehungstheorie
Ausgewählte Literatur
Irvin Yalom als philosophischer Therapeut – Fokussierung auf existenzielle Fragen
Zur Biografie
Existenzielle Psychotherapie
»Chronik einer Therapie« – eine frühe Falldokumentation
Therapeutische Konzepte von Heilungsprozess und Ziel
Therapiebeispiele für Lebenskunstaspekte
»Und Nietzsche weinte« – ein fiktives Fallbeispiel
Yaloms Balancieren zwischen existenziellen Bipolaritäten
Ausgewählte Literatur
Vergleich der impliziten Lebenskunstkonzepte und therapeutischen Strategien
Therapiemetaphern im Wandel – »open to revision«
Therapeutische Grundhaltungen im Vergleich
Anthropologische Polarisierungen und Polaritäten
Weltanschauliche Hintergrundannahmen
Folgerungen
Ausgewählte Literatur
6 Dimensionen einer philosophischen und sozialwissenschaftlichen Lebenskunstkonzeption
Das Selbst der Selbstsorge
Identität im Übergang
Sich-nicht-um-sich-selbst-sorgen-Können
Kohärenz und Kontinuität
Ausgewählte Literatur
Der Andere in der Lebenskunst
Das Selbst und der Andere
Das Modell der Anerkennung
Formen der Anerkennung
Ausgewählte Literatur
Der Sinn des Lebens
Die Begriffe Sinn und Wert
Zur Genealogie des Sinns
Arbeit an der Widersprüchlichkeit
Ausgewählte Literatur
Die Sublimierung des Geschmacks
Der Geschmack als ästhetisches Vermögen
Zur Psychoanalyse der Ästhetik
Geschmacksbildungen
Ausgewählte Literatur
Das Spiel der ästhetischen Erfahrung
Metawahrnehmungen
Spiele mit dem Unbewussten
Die therapeutische Situation
Ausgewählte Literatur
Das Glück der Phantasie
Nur der Unglückliche phantasiert – Möglichkeitsräume
Der Wunsch nach dem verlorenen Paradies
Realistisches Glück
Ausgewählte Literatu
Die Stilisierung der Existenz
Die Bedeutung der Inszenierung
Stile in der Therapie
Stilisierung und Sublimierung
Ausgewählte Literatur
Takt als intersubjektiver Beziehungsregulator
Bedeutungsdimensionen
Soziale Funktionen
Der therapeutische Prozes
Ausgewählte Literatur
Zusammenfassung
7 Die Bedeutung von Lebenskunstkonzepten in der Therapie- und Lebenspraxis
Zum Theorie-Praxis-Verhältnis in der Psychotherapie
Die Kluft zwischen wissenschaftlicher Theorie und professioneller Praxis
Medizinisches versus sozialwissenschaftliches Therapiemodell
Die therapeutische Beziehung im Fokus
Orientierung an Persönlichkeit und Kompetenzen des Therapeuten
Ein Phasenmodell der Therapeutenentwicklung
Zum Umgang mit der Pluralität in der psychotherapeutischen Praxis
Die implizite Verwendung von Lebenskunstkonzepten
Ausgewählte Literatur
Schnittfelder zwischen Therapeutik und Lebenskunst – ein Modell
Erschütterung des Selbst
Abstand, Ruhe, Distanz – Möglichkeitsräume
Beziehungen und Gefühle
Widersprüchlichkeit der Existenz und der Professionalität
Kunst der Balance
Ausgewählte Literatur
Therapeutische Lebenskunst in der Moderne – ein Ausblick
Psychologisierung in der heutigen Lebenskunst
Autonomie versus Abhängigkeit
Literatur
Personenregister