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Buchreihe: edition psychosozial
149 Seiten, Gebunden, 125 x 205 mm
Erschienen: September 2013
ISBN-13: 978-3-8379-2317-9
Bestell-Nr.: 2317
Leseprobe

Von der Selbsterhaltung zur Selbstachtung

Der geschichtlich bedingte Wandel psychoanalytischer Theorien und ihr Beitrag zum Verständnis historischer Entwicklungen

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Hans Kilian zeigt auf, dass es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts drei aufeinanderfolgende Umbrüche der Realitätsstruktur gab: Geschichtlich-soziologisch folgt der vorindustriellen Agrargesellschaft mit ihrer patriarchalischen Herrschafts- und Rollenkultur die freie ökonomische Konkurrenzwirtschaft, die sich in den Städten konzentrierte. Die zunehmende Mechanisierung und Automatisierung führt gegenwärtig zu einem Wachstum des sogenannten tertiären Sektors der Dienstleistungsberufe und der postindustriellen Gesellschaft.

Um psychoanalytisch gewonnene Kenntnisse unbewusster Motivationen (z.B. Selbsterhaltung, Selbstachtung, Ängste, Werte) richtig zu interpretieren, müssen auch die zugrunde liegenden Theorien dem geschichtlichen Verlauf entsprechend revidiert werden. Freud ist dem Umbruch nach dem Ersten Weltkrieg mit einer Änderung seiner Theorie gefolgt. Den aktuellen Veränderungen wird die »Selbstpsychologie«, die Heinz Kohut in den 1970er Jahren entwarf, am ehesten gerecht.
Die psychoanalytischen Theorien werden von L. Köhler dargestellt. Dabei nimmt die noch wenig bekannte Selbstpsychologie – ebenso wie im Beitrag von U.H. Peters zur Werkbiografie Heinz Kohuts – breiten Raum ein.

Nicht nur für Psychoanalytiker, sondern auch für Fachleute der Wirtschaft, für Journalisten und Politiker sind die in diesem Buch dargelegten Zusammenhänge, vertieft durch neuere psychoanalytische Erkenntnisse, von großer Bedeutung.

»Das Buch verfolgt den historischen Wandel im Denken und Deuten der Psychoanalyse, der sich in den geschichtlichen Umbrüchen seit Ende des 19. Jahrhunderts mit entsprechenden Veränderungen der Realitätsstruktur vollzogen hat  ...«

Wolfgang Milch, Psyche, 70. Jahrgang, Heft 4, April 2016, S. 369–372

»Dem vorliegenden Buch jedenfalls wäre ein interdisziplinärer Interessenten-Kreis zu wünschen, der einer vertiefenden Auseinandersetzung mit den darin angerissenen Gedanken aufgeschlossen ist  ...«

Prof. Dr. Barbara Stambolis, Trauma & Gewalt. Forschung und Praxisfelder, 8. Jahrgang Heft 4 November 2014

»Alle drei Beiträge liefern in jeweils überzeugender Weise Argumente für das abschließende, im positiven Sinn des Wortes provozierende Urteil Köhlers, dass die auf Kohut zurückgehende Selbstpsychologie wesentlich dazu beitragen könne, »die Motivation des modernen Menschen – nämlich Selbstachtung und nicht mehr die Selbsterhaltung – besser zu erfassen« (S. 120). Dass sich hieraus vielerlei Impulse für innovative psychohistorische Detailforschungen ableiten lassen, liegt auf der Hand  ...«

Jürgen Reulecke, ZFG. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Nr. 10/2014


Inhalt

Vorbemerkung

Von der Freud’schen Psychoanalyse zur Selbstpsychologie Heinz Kohuts
Eine Einführung
Lotte Köhler

Das topografische Modell Freuds

Die Strukturtheorie bzw. Ich-Psychologie
Die Bedeutung der Entwicklungspsychologie
Die Bedeutung der Übertragung
Die Behandlungstechnik auf Grundlage der Strukturtheorie

Die Unterscheidung von Ich und Selbst

Die Selbstpsychologie Heinz Kohuts

Die Stellung der Selbstpsychologie innerhalb der Psychoanalyse
Freuds Seelenmodell und die veränderte historische Situation
Wie heilt die Psychoanalyse?

Das Selbst als Mittelpunkt der klinischen Arbeit
Die Entstehung des Selbst
Das »bipolare Selbst«

Die Bedeutung der Empathie
Was ist Empathie?
Wie entsteht Empathie?
Empathie als wissenschaftliches Erkenntnisinstrument

Das Konzept des Selbstobjektes
Definition des Begriffes »Selbstobjekt«
Die Entwicklungslinie des Selbstobjektes
Diskussion und heuristischer Wert des Selbstobjekt-Begriffes
Die Bedeutung des Selbstobjekt-Konzeptes für die psychoanalytische Behandlung
Weitere Schlussfolgerungen für die Praxis
Selbstobjekt-Übertragungen

Anwendungsmöglichkeiten des Kohut’schen Modells jenseits der Psychoanalyse

Perspektiven des Kohut’schen Modells jenseits der Analyse

Der historische Wandel im Denken und Deuten der Psychoanalyse
Hans Kilian

Die Metamorphose der menschlichen Lebenswelt während der letzten 100 Jahre
Die fehlende Synchronisierung von mentaler Innenwelt und sozialer Außenwelt führt zur Modellkrise der Psychoanalyse
Theorien, Denkmodelle und Deutungsmuster der traditionellen Neurosenlehre und Metapsychologie
Die psychohistorisch bedingte Modellkrise der Psychoanalyse

Drei Stadien des sozioökonomischen Wandels seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und dessen Folgen
Die Geschichte der Veränderungen des Selbst
Unterschiedliche Formen der Empathie
Der Einfluss des sozioökonomischen Wandels auf Freuds psychoanalytische Theorie und Praxis

Das topografische Modell
Die vom topografischen Modell abgeleitete psychoanalytische Deutungstechnik

Die Strukturtheorie und die daraus abgeleitete psychoanalytische Deutungstechnik

Der Beginn der postindustriellen Gesellschaft: Neue Krankheitsbilder

Eine postpatriarchale Psychoanalyse: Die Selbstpsychologie Heinz Kohuts

Die Bedeutung des psychohistorischen Gesichtspunktes für die psychoanalytische Theorie und Praxis

Die psychohistorische Geburt eines postpatriarchalen Selbst

Das fragmentierte Selbst und die psychoanalytische Emigration
Zur Werkbiografie von Heinz Kohut
Uwe Henrik Peters

Der zweite Bruch

Die Heilung des Selbst

Das Selbst selbst

Rezeption der Schriften Kohuts

Schluss