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Buchreihe: Imago
545 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Oktober 2011
ISBN-13: 978-3-8379-2136-6
Bestell-Nr.: 2136
Leseprobe

Okkulte Ästhetik

Wunschfiguren des Unbewussten im Werk von Albert von Schrenck-Notzing

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Die vorliegende Studie ist der erste umfassende Beitrag zu einer Neubewertung des Werkes von Albert von Schrenck-Notzing (1862–1929). Ausgehend von den frühen medizinischen Schriften des deutschen Suggestionstherapeuten, wird der Zusammenhang von Suggestion, Hypnotismus und Physikalischem Mediumismus unter bildwissenschaftlichen und sprachkritischen Aspekten untersucht.

Kuff deckt den komplizierten semantischen Status des Bildes in seiner Doppelfunktion als wissenschaftliches Dokument und Abbild eines performativen Ausdruckstheaters auf. Dabei werden die biologischen, philosophischen und ästhetischen Bezüge, die Schrenck-Notzing herstellen wollte, sichtbar. In der Verknüpfung von intellektueller Biografie und historischer Diskursanalyse wird den ästhetischen Entgrenzungen der Bilder nachgespürt und eine exemplarische Analyse jener okkulten Ästhetik vorgenommen.
Inhalt

Vorwort
Ein Spaziergang mit Musil

Einleitung
Freiherr von Schrenck-Notzing: Perspektivlinien vom Mediziner zum Medienforscher

Kapitel 1 – Potenziale im Zeichen der Hypnose: Psychopathologie
Dissertation und Beiträge zur Heilsuggestion
Ein maßgeschneidertes Leiden: Neurasthenie
Diskussionen um ein »Doppel-Ich«: Modelle des Unbewussten bei Dessoir und Schrenck-Notzing
Sexualität, Kriminalität und Hypnose: Schrenck Notzings Psychopathia sexualis
Der Prozess gegen Czeslaw Czynski
Der Zusammenhang von Sexualität und Determinismus in der Suggestionstherapie

Kapitel 2 – Von Sinnen und vom Übersinnlichen: Extensionen der Hypnose
Exkurs: Grafismen des Unterbewussten oder Mediumistische Psychografie am Beispiel Gustav Gessmann/Manetho
Spiritismus und Ästhetik
Schrenck-Notzings Position zwischen Metaphysik und einer Überwindung des Spiritismus: Experimentalpsychologie um 1900
»Der diskrete Charme der Bourgeoisie«: Der Gesellschaftsmensch Schrenck-Notzing im Spiegel
der Münchner Moderne
Weibsbilder und männliche Bilder von Weiblichkeit: Fanny von Reventlows Liaison mit Albert von Schrenck-Notzing
Kosmiker und Co.: Ein komplementäres Seitenstück zu den Ambitionen von Schrenck-Notzing?

Kapitel 3 – Zur Logik der mythischen Konstruktion im Werk Albert von Schrenck-Notzings
Die monografischen Studien zum Ausdruckshaften in der Hypnose und im Mediumismus
Seelendarstellerin I: Die dressierte »Traumtänzerin Magdeleine G.«
Eine literarische Verklärung: der Roman »Die Traumtänzerin« von Erich Wulffen (1915) als Konstruktion eines ästhetischen Mythos
Seelendarstellerin II: Rollenspiele eines Mediums oder Die »Neue Eva« – enthüllt und fotografiert
Mediumistische Fotografie: Methodik und Ästhetik
Der Dunkelraum in seiner Doppelfunktion als Kamerarückwand und Keimzelle der Phänomene
Geburtsmetaphorik: Begehren und Gebären als Grundmotiv einer Ausdrucksbewegung zwischen Versuchsleiter und Medium

Kapitel 4 – Leitbilder der mediumistischen Ästhetik
Blick zurück nach vorn: »Magnetische Bildergalerien« vor 1900
Sprache und Bild: Von den »ideoplastischen Vorstellungsbildern« zur »Teleplastik«
Exkurs: Sprachkritik und erkenntnistheoretische Verunsicherung. Das »Phantoplasma« in Robert Müllers Roman Tropen (1915)
Vitalistische Bausteine zu einer »Ideoplastischen Theorie«: Hans Driesch
Die Geburt der »Teleplastik« aus dem Geist der Physiologie: Mediumistische Evolutionsbiologie

Kapitel 5 – Die Wunschfiguren und Traumbilder im physikalischen Mediumismus
Wunschlogik und sexuelle Projektion: Zum Fetischismus der Materialisationsphänomene
Sublimierter Eros und Leidenschaft : Individualpsychologische Aspekte bei Albert von Schrenck-Notzing
Sexualästhetik: Ektoplasma als Superzeichen und erotische Metapher

Kapitel 6 – Eine vergessene ästhetische Strategie?
Die Materialisationsphänomene im historischen Kontext
Die Kunst des Imaginären
Maskierte Genien: Die »Mediumistische Kunst« (1914) von Hans Freimark
Die Materialisationsphänomene, der Erste Weltkrieg und ein Kongress, der niemals stattfand
Die Materialisationsphänomene als Collagen und Karikaturen unterbewusster Prozesse
Thesen eines Zellbiologen: »Ideoplastische Kunst« (1914) von Max Verworn
Die Seelendarstellerin: Differenzqualitäten in der mediumistischen Praxis von Eva C.
Die Innere Performance der Eva C. als Vorläufer der Körperkunst

Schluss
Die Materialisationsphänomene: Eine fiktive Schöpfungsgeschichte
Okkulte Ästhetik oder Reichenbach relOaDed

Literaturverzeichnis

Bildernachweis
I Textabbildungen
II Tafelabbildungen

»Im selben Verlag wie Dierks’ soeben besprochene Biographie Schrenck-Notzings ist, bereits 2011, auch diese bildwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Schrencks Œuvre erschienen  ...«

Peter Mulacz, Zeitschrift für Anomalistik Band 13 (2013), S. 221-280

»Nicht nur, daß der Autor aufzeigt, wie viele Ideen Schrencks aus seiner Zeit als junger Arzt entscheidenden Einfluß auf seine späteren Experimente mit Medien hatten, es geht ihm auch und vor allem darum, aufzuzeigen, wie sich die Erwartungen Schrencks als parapsychologischer Experimentator bildhaft in den Produktionen seiner Medien (insbesondere bei Eva C.) niedergeschlagen haben  ...«

Peter Mulacz, parapsychologie.ac.at Newsletter Nr. 48

»Die vorliegende Arbeit untersucht die Wechselwirkung von ästhetischer Theorie, Kunst und parapsychologischer Forschung im Hinblick auf ihre versteckten – eben okkulten – Zusammenhänge. Der Fokus liegt auf den Medienforschungen des Arztes Freiherr von Schrenck-Notzing (1862–1929), der mit seinen experimentellen Bemühungen um eine Sichtbarmachung des Unsichtbaren als Exponent einer okkulten Ästhetik anzusehen ist  ...«

Berthold Röth, Der Götterbote. Magazin des Ordens für okkulte Kunst e.V. Heft 01/2012

»Albert von Schrenck-Notzing (1862–1929) war Mediziner und gilt als Pionier der Parapsychologie. Seine therapeutisch geprägten Experimente mit Hypnose und die mit dem Philosophen Carl du Prel gegründete ›Psychologische Gesellschaft‹ machten ihn auch einem breiteren Publikum bekannt  ...«

F. W. Schmitt, Gnostika. Zeitschrift für Symbolsysteme, Mai 2012

»Die von Timon Kuff vorgelegte Dissertation beansprucht, die bereits den Zeitgenossen kurios erscheinende Phänomenologie der Parapsychologie kulturhistorisch zu erhellen, und stellt insbesondere die (schon von Th. Mann implizit gestellte) Frage, ob von einer genuin ›okkulten Ästhetik‹ gesprochen werden kann ...«

Andreas Mayer, Luzifer-Amor. Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse. Heft 48. 24. Jg. 2011