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Buchreihe: Psychoanalytische Pädagogik
383 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: September 2010
ISBN-13: 978-3-8379-2048-2
Bestell-Nr.: 2048
Leseprobe

Kinderheim Baumgarten

Siegfried Bernfelds »Versuch mit neuer Erziehung« aus psychoanalytischer und soziologischer Sicht

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

Ein historisch bedeutsames, aber bislang wenig verstandenes Modell psychoanalytisch orientierter Fürsorgeerziehung neuartig und für aktuelle sozialpädagogische Diskurse ertragreich analysiert!

Bernfelds »Versuch mit neuer Erziehung« im Kinderheim Baumgarten ist zunächst ein Mittel im Kampf um gesellschaftliche Veränderung. Der erziehungswissenschaftliche Ertrag besteht in einer systematischen Begründung eines sozialpädagogischen Konzepts, in dessen Zentrum die Schulgemeinde steht. Ontogenetisch argumentiert Bernfeld mit einer psychoanalytisch fundierten Bildungstheorie, phylogenetisch mit einer Art evolutionstheoretischer Moralgeschichte.

Bernfeld erkennt, dass die verwahrlosten Kinder im Kinderheim Baumgarten wesentliche Voraussetzungen zum Aufbau einer Schulgemeinde nicht mitbringen. Ein wesentlicher Anteil seiner theoretischen Überlegungen fokussiert diese impliziten Voraussetzungen bürgerlicher Pädagogik unter dem Begriff »Erziehbarkeit«. Der wenig fortgeschrittene Sozialisationsgrad zwingt Bernfeld zu Improvisationen, die letztendlich das Spezifische der Schulgemeinde in der Jugendfürsorge begründen.
Inhalt

Vorwort

1 Einleitung
1.1 Historische Barrieren gegen eine breite Rezeption
des Baumgarten-Texts
1.2 Zur frühen Rezeptionsgeschichte
1.3 Die Rezeption im Anschluss an 1968
1.4 Die Rezeptionswelle der 90er Jahre
1.5 Erkenntnisinteresse
1.6 Methode

2 Politik: Die Schaffung kultureller Tatsachen
als Strategie im Kampf um
gesellschaftliche Veränderung
2.1 Die Vorgeschichte des Kinderheims Baumgarten
2.2 Die Rekonstruktion von Bernfelds Strategie
2.3 Zusammenfassung

3 »Neue Erziehung«: Rekonstruktion
des »idealen Konzepts« bzw.
der »expliziten Theorie« in Baumgarten
3.1 Pädagogik als »Antinomie zwischen dem berechtigten
Willen des Kindes und dem berechtigten Willen des Lehrers«
3.2 Die Ausbildung »antiegoistischer Seelenkräfte«
als psychoanalytische Begründung von »Erziehbarkeit«
3.3 Der komplementäre Aufbau von subjektiver und sozialer Welt:
Triebwandel und Entwicklung normativer Ordnungen
im Rahmen der Schulgemeinde
3.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung

4 Sozialpädagogik: Versuch einer Rekonstruktion
des »realen Konzepts« bzw.
der »impliziten Theorie« von Baumgarten
4.1 Die impliziten Voraussetzungen des Bernfeld’schen Konzepts
von Gemeinschaftserziehung: »ein Kern für Freiheit
und Verfassung reifer Kinder«
4.2 Weitere Stagnation bei der Entwicklung der Schulgemeinde
4.3 Alltagsorientierung vs. Pensionatversorgung
4.4 Zusammenfassung und Würdigung

5 Soziologie: Der strukturelle Misserfolg
des Versuchs mit »neuer Erziehung«
5.1 Das Feld des institutionellen Auftrags: Die Grundspannung
5.2 Der Kampf um Macht und Prestige im Feld
der strukturellen Hierarchie
5.3 Das Feld des Angestellten-Spannungsinputs
5.4 Das Feld des Insassen-Spannungsinputs
5.5 Zusammenfassung

6 Schluss
6.1 Die Konstitution sozialer Ordnung
als sozialpädagogische Aufgabe
6.2 Analytische Sozialpsychologie als wissenschaftliche Basis
von Sozialpädagogik
6.3 Die Erfahrung der sozialen Grenze von Erziehung
als Anfang gesellschaftstheoretischer Reflexion
und kritischer Sozialpädagogik

Literatur

»Barths Buch stellt auf eine faszinierende Weise die (sozial-)pädagogische Theoriebildung und die Theorie selbst auf eine nachdrückliche Art vom Kopf auf die Füße – es könnte nun weiter gehen in der sozialpädagogischen Forschung, wenn sie sich nur ernsthaft darauf einlassen würde ...«

Prof. Dr. Michael Winkler, Zeitschrift für Sozialpädagogik, 10. Jg. 2012, Heft 1

»Die ersten drei Schwerpunkte der materialreichen und kritischen Analyse des Experiments Baumgarten überzeugen und bringen die Rezeption Bernfelds auf ein Niveau, hinter das niemand mehr zurückgehen sollte. Zusammen mit den Reflexionen über Bernfeld (…) liegt jetzt eine gesellschaftskritische und psychoanalytisch informierte sozialpädagogische Position vor, die zu weiteren theoretischen, aber auch praktischen Experimenten einlädt  ...«

Timm Kunstreich, SLR – Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau. Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Sozialpolitik und Gesellschaftspolitik 1/2012

»Barths Gedankengängen zu folgen, die neue Lesarten der Schrift anbieten, ist abwechslungsreich. Besonders spannend liest sich die Rekonstruktion des ›realen Konzepts‹ des Baumgarten-Experiments und die Untersuchung der Frage: Wer waren die Baumgarten-Kinder?  ...«

Karl Fallend, Luzifer-Amor, Heft 48, Oktober 2011, Brandes&Apsel

»Es gehört durchaus Mut dazu, sich einem Thema zuzuwenden, das seit fast vier Jahrzehnten der Vergessenheit anheimgegeben ist. Für Daniel Barth war es jedoch eine Herzensangelegenheit, Siegfried Bernfeld wieder aus dem Dunkel der pädagogischen Geschichte herauszuholen  ...«

David Schmidt, HEP Informationen. Bundesverband Heilerziehungspflege in Deutschland e.V. 2/2011

»Der Autor eröffnet den Leserinnen und Lesern ein historisch bedeutsames, aber bislang wenig verstandenes Modell psychoanalytisch orientierter Fürsorgeerziehung für die aktuellen sozialpädagogischen Diskurse  ...«

Heidi Koschwitz, Soziale Arbeit, 3/2011

»Barths Analysen der Texte Bernfelds geben dem Leser, der die Mühe nicht scheut, Gelegenheit zur ausbauenden Vertiefung seines eigenen Denkens  ...«

Thomas von Salis, Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 2/2011