266 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
4. Aufl. 2016
Erschienen: Mai 2012
ISBN-13: 978-3-8379-2180-9
Bestell-Nr.: 2180
Migration und Trauma
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Es zeigt sich, dass der verantwortungsvolle Umgang mit der Traumatisierung dieser jungen Menschen für die pädagogische Arbeit eine besondere Herausforderung darstellt, für die bislang kaum Konzepte vorliegen. Indem der Autor auf die Erkenntnisse der Traumaforschung, insbesondere die Konzeption der sequenziellen Traumatisierung zurückgreift, entwickelt er einen innovativen, pädagogisch sinnvollen Verstehenszugang. Daraus leitet er konkrete Handlungsoptionen sowohl für den schulischen als auch für den außerschulischen Bereich ab.
Inhalt
Teil I: Theoretische Darstellung
1. Einleitung: Zwangsmigration, Trauma und Pädagogik
1.1 Zwangsmigration als traumatischer Prozess. Erste Annäherungen
1.2 Die Notwendigkeit der pädagogischen Perspektiverweiterung
1.3 Zur vorliegenden Arbeit
2. Theoretische Grundlagen: Migration und Trauma
2.1 Migration
2.1.1 Formen und aufenthaltsrechtliche Aspekte
2.1.2 Psychologische Aspekte der Migration
2.1.2.1 Freiwilligkeit versus Zwang – Trauerarbeit versus Entwurzelung
2.1.2.2 Identitätsarbeit
2.1.3 Soziologische Aspekte der Migration
2.1.3.1 Migration in der sozialen Theorie des Selbst
2.1.3.2 Migration und der Dualismus aus »Freunden« und »Feinden«
2.2 Trauma
2.2.1 Der psychiatrische Zugang
2.2.2 Der psychoanalytische Zugang
2.2.2.1 Bedingungen und psychische Reaktionsformen
2.2.2.2 Die Varietät des Traumabegriffs in der Psychoanalyse
2.2.3 Sequenzielle Traumatisierung
2.2.3.1 Der Ursprung: Drei Sequenzen der Verfolgung jüdischer Kinder
2.2.3.2 Die Erweiterung: Sechs Sequenzen und variabler Anwendungsbereich
3. Zwangsmigration und Sequenzielle Traumatisierung in der Adoleszenz
3.1 Einführende Aspekte
3.2 Der Beginn traumatischen Erlebens: Gewalt, Krieg und Flucht
3.3 Ein Neuanfang in Unsicherheit? Zum traumatischen Potenzial des Aufenthaltsrechts
3.4 Massive Beeinträchtigungen in allen Sequenzen: Zur familiären Situation
3.4.1 Trennung und Verlust von primären Bezugspersonen
3.4.2 Interaktionsstörung und Rollendiffusion
3.4.3 Transgenerationale Aspekte von Traumatisierung bei Zwangsmigration
3.4.4 Allein mit den Belastungen: minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge
3.5 Schulische Situation zwangsmigrierter Kinder und Jugendlicher
3.5.1 Politische Rahmenbedingungen
3.5.2 Zwangsmigration und Störung – institutions- und individuumszentrierte Erklärungsmuster
3.5.3 Zwangsmigration und Lernen
3.5.4 Zwangsmigration, Erleben und Verhalten
Teil II: Qualitative Untersuchung
4. Das Forschungsdesign: ein tiefenhermeneutisch-qualitativer Zugang
4.1 Lebensgeschichtliche Konflikte als Thema der Forschun
4.2 Das Szenische Verstehen
4.2.1 Szenisches Verstehen als ganzheitliches Verstehen
4.2.2 Der klassisch-therapeutische Zugang: das Primat der Gegenübertragung
4.2.3 Der pädagogische Zugang: die Interaktion dreier Informationsebenen
4.3 Das themenzentrierte Interview
4.3.1 Auswahl des Untersuchungsinstruments
4.3.2 Der Prozess der Erhebung
4.3.3 Fragestellungen
4.3.4 Der Prozess der Auswertung
4.3.5 Gütekriterien
4.4 Grundgesamtheit und Auswahl
4.4.1 Zur Definition der Grundgesamtheit
4.4.2 Zusammensetzung der Gruppe und Auswahlprozess
4.5 Spezifische Merkmale der untersuchten Gruppe
4.5.1 Ursprungsländer
4.5.2 Psychosoziale Situation der Auswahl im Vergleich zur Grundgesamtheit
5. Einzelfalldarstellungen
5.1 Ceylan
5.1.1 Biografischer Abriss
5.1.2 Zum Interview
5.1.3 Zentrale Bereiche subjektiven Erlebens
5.1.3.1 Duldung: Angst, Wut und Scham
5.1.3.2 Die traumatisierte familiäre Interaktion
5.1.3.3 Schule: Leistung, Autonomie und Verlassenheit
5.1.4 Abschließende Überlegungen
5.2 Farid
5.2.1 Biografischer Abriss
5.2.2 Zum Interview
5.2.3 Zentrale Bereiche subjektiven Erlebens
2.3.1 Die notwendige Abwehr gegenüber traumatischen Fluchterfahrungen
5.2.3.2 Bedrohliche primäre Objekte und aktuelle Fremdheit
5.2.3.3 Abhängigkeit und Ohnmacht. Die nicht vorhandene Zukunft
5.2.3.4 (Gewollte) Beziehungslosigkeit und die Verhinderung größerer Lernerfolge in der Schule
5.2.4 Abschließende Überlegungen
5.3 Ibrahim
5.3.1 Biografischer Abriss
5.3.2 Zum Interview
5.3.3 Zentrale Bereiche subjektiven Erlebens
5.3.3.1 Die reale oder fantasierte Fluchtgeschichte
5.3.3.2 Die Bedeutung des Hasses und der Gewalt
5.3.3.3 Schulbildung und die Rolle des haltenden Lehrers
5.3.3.4 Der übergroße Wunsch nach Assimilation und die Fremdheit
5.3.4 Abschließende Überlegungen
5.4 Julia
5.4.1 Biografischer Abriss
5.4.2 Zum Interview
5.4.3 Zentrale Bereiche subjektiven Erlebens
5.4.3.1 Die positive Ausstrahlung als Resilienzfaktor und Sicherung des Überlebens
5.4.3.2 Der Mangel an selbstverständlicher, »unverdienter« Liebe und der Verlust der Eltern
5.4.3.3 Die Gefährdung des Ichs in Zusammenhang mit der drohenden Abschiebung
5.4.3.4 Schule: Stützung und Abgrenzung
5.4.4 Abschließende Überlegungen
5.5 Linh
5.5.1 Biografischer Abriss
5.5.2 Zum Interview
5.5.3 Zentrale Bereiche subjektiven Erlebens
5.5.3.1 »Es kann jederzeit vorbei sein«
5.5.3.2 Abhängigkeit und gefährliche Fantasie
5.5.3.3 Die Suche nach dem (symbolischen) Vater und die Rolle der Lehrer
5.5.3.4 Verlassensein, Spaltungen und Projektionen: Bruder und Mitschüler
5.5.4 Abschließende Überlegungen
5.6 Walid
5.6.1 Biografischer Abriss
5.6.2 Zum Interview
5.6.3 Zentrale Bereiche subjektiven Erlebens
5.6.3.1 Der familiäre Leistungsdruck, die regressive Beziehung und das Scheitern
5.6.3.2 Der verschlossene Zugang zur inneren Welt und die Schonung der Eltern
5.6.3.3 Schule: Übernahme familiärer Erwartungen und oberflächliche Beziehungen
5.6.4 Abschließende Überlegungen
6. Zwölf subjektive Realitäten mit wesentlichen Gemeinsamkeiten
6.1 Individuelles Fallverstehen und intersubjektive Bedeutsamkeiten
6.2 Der (schulische) Leistungsgedanke vor dem Hintergrund der Fluchtgeschichte
6.2.1 Leistung und aktuelle Lebensrealität
6.2.2 Leistung und (familiäre) Vergangenheit
6.3 »Was ich erlebt habe, kann sowieso niemand verstehen«. Von der subjektiven Fremdheit in relevanten Beziehungen
6.4 Fehlende Zukunftsperspektiven
6.5 Die ambivalenten Bindungen zu den Eltern
Teil III: Pädagogische Konsequenzen und Ausblick
7. Pädagogische Arbeit mit zwangsmigrierten, traumatisierten Jugendlichen
7.1 Zur Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels
7.2 Pädagogisches Verstehen und Handeln vor dem Hintergrund sequenzieller Traumatisierung
7.2.1 Lebensgeschichtliches Verstehen in der Schule
7.2.2 Beziehungsarbeit und Fördernder Dialog mit (zwangs-)migrierten Jugendlichen
7.2.2.1 Beziehung als traumapädagogische Herausforderung
7.2.2.2 Halten und Zumuten bei Zwangsmigration und Traumatisierung
7.3 Zur Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern sowie zur Institutionsentwicklung
7.3.1 Pädagogische und fachliche Kompetenz
7.3.2 Reflexion und Supervision
8. Zusammenfassung und Ausblick
9. Literaturverzeichnis
»[A]nhand der Veranschaulichung selbst entwickelter Konzepte der ›sequenziellen Traumatisierung‹ gelingt es ihm, ein präzises pädagogisches Bild zu skizzieren, welches sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich in Form von genauen Handlungsoptionen Anwendung finden kann ...«
Sinan Cem Öztürk, www.migrapolis-deutschland.de
»Um es vorwegzunehmen: Die Bearbeitung des Themas erfolgt sehr tiefgründig, kenntnisreich, differenziert und sensibel. Ich habe das Buch mit großem persönlichen Gewinn gelesen ...«
Petra Druschky, Lernende Schule. Für die Praxis pädagogischer Schulentwicklung Heft 71, 18. Jahrgang, 2015
»Die sechs eindrucksvoll geschilderten Einzelfalldarstellungen von jugendlichen Flüchtlingen tragen zu einem Verstehensprozess sowie zu einem Verständnis bezüglich Migration und Flucht bei. Darüber hinaus werden pädagogische Konsequenzen sowohl für den institutionellen als auch für den professionellen Kontext aus einer psychoanalytisch orientierten Pädagogik herausgearbeitet ...«
Matthias Meyer, www.socialnet.de
»In einer eigenen qualitativen Untersuchung (Forschungsdesign: tiefenhermeneutisch-qualitativer Zugang) beeindrucken die kommentierten sechs Einzelfalldarstellungen. Zimmermann plädiert konsequent und explizit parteilich für ein am Individuum orientierten Verstehen und Unterstützen. Wenig erstaunlich deshalb, dass der Autor – durchaus zu Recht – die rein individuumszentrierte Diagnostik der posttraumatischen Belastungsstörung kritisiert ...«
Jürg Frick, Zeitschrift für Individualpsychologie 2/2014
»Der Autor, Sonderpädagoge und in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen sowie in der Beratung junger Flüchtlinge erfahren, zeigt uns in seinem Buch, wie das Leben zwangsemigrierter Jugendlicher durch extreme Belastungen gekennzeichnet ist und trotzdem gefördert werden kann ...«
Jürg Frick, Beiträge zur Lehrerbildung 3/2013
»Zimmermann betrachtet Migration unter dem Aspekt der Traumatisierung. Nicht der kreative Umgang mit den Herausforderungen einer neuen Welt und die damit verbundenen Lebenschancen stehen bei ihm im Mittelpunkt, sondern das in aller Regel schon im Herkunftsland vorhandene Leid(en), politisch, finanziell, gesundheitlich ...«
Wolfgang Jergas, www.socialnet.de
»Mag der Traumabegriff inzwischen ein in der Pädagogik viel beachtetes Thema sein, so liegen dazu im Kontext von Zwangsmigration bislang kaum wissenschaftliche Beiträge vor. Der Autor betritt quasi Neuland. Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert: die theoretische Darstellung, die empirische Untersuchung und daraus resultierende pädagogische Implikationen ...«
Susanne Leitner, Trauma & Gewalt. Forschung und Praxisfelder 4/2012
»Der Autor, Sonderpädagoge und in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen sowie in der Beratung junger Flüchtlinge erfahren, zeigt uns in seinem Buch, wie das Leben emigrierter Jugendlicher durch extreme Belastungen gekennzeichnet ist und trotzdem gefördert werden kann. In seiner Untersuchung verbindet er bisher voneinander separierte Forschungsbereiche ...«
Jürg Frick, ph akzente. Pädagogische Hochschule Zürich
»Der Autor, Sonderpädagoge und in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen sowie in der Beratung junger Flüchtlinge erfahren, zeigt uns in seinem lesenswerten wie lehrreichen Buch, wie das Leben zwangsemigrierter Jugendlicher durch extreme Belastungen gekennzeichnet ist und gefördert werden kann ...«
Jürg Frick, SGIPA Aktuell (Schweizer Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler), September 2012