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Buchreihe: Forschung Psychosozial
350 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Januar 2016
ISBN-13: 978-3-8379-2521-0
Bestell-Nr.: 2521
Leseprobe

Die konstruierte Frau und ihr Körper

Eine psychoanalytische, sozialwissenschaftliche und genderkritische Studie zu Schönheitsidealen und Mutterschaft

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

Angesichts des aktuellen psychoanalytischen Geschlechterdiskurses ist eine Korrektur der bisherigen Konstrukte der psychosexuellen Entwicklung dringend erforderlich. Dazu untersucht Helga Krüger-Kirn den Zusammenhang von Körper und geschlechtlicher Subjektivierung unter Bezugnahme auf Freud, Lacan, Laplanche und Butler. Die Frage, wie sich soziale Ordnungen in die Körper einschreiben, wird exemplarisch an den Themen Schönheit – einschließlich bulimischer Essstörungen –, Kinderwunsch, Schwangerschaft und Muttersein diskutiert.

Ergebnis der theoretischen Reflexionen ist ein intersubjektiver Körperbegriff, der als Bezugspunkt für die Untersuchung von 30 abgeschlossenen Frau-Frau-Psychoanalysen dient. Sie verdeutlichen die Diskrepanz zwischen körperlichem Selbsterleben und normativen Zuschreibungen. Dabei bieten gerade die Verkörperungen von gesellschaftlichen Idealen sowie deren Abwehr den entscheidenden Hinweis, an dem sich ein Begehren nach Selbstbestimmung und Widerständigkeit realisiert.

Inhalt

Geleitwort

Vorwort

I Erkundungen zum Thema
I.1 Vorüberlegungen
I.2 Problematisierungen und Fragestellung der empirischen Untersuchung
I.3 Überlegungen zur Auswahl der empirischen Schwerpunkte
I.4 Überlegungen zur Methodik
I.5 Roter Faden der Arbeit

II Psychoanalytischer Körperdiskurs
II.1 Freud: Zwischen Triebtheorie und geschlechtlichem Körper
II.1.1 Das Unbewusste
II.1.2 Gegenwarts- und Vergangenheits-Unbewusstes
II.1.3 Kritik und Anschlüsse
II.2 Lacan: Ich ist ein anderer
II.2.1 Der Körper und das Subjekt in der Sprache
II.2.2 Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre
II.2.3 Die Spiegelerfahrung und die Einführung in die Sprache
II.2.4 Symbolische Ordnung und die Position der Geschlechter
II.2.5 Kritik und Anschlüsse
II.3 Laplanche: Allgemeine Verführungstheorie
II.3.1 Eine neue Sicht auf die Mutter-Kind-Beziehung
II.3.2 Geschlecht als libidinöse Verkörperung
II.3.3 Kritik und Anschlüsse

III Feministisch-psychoanalytische Modifikationen
III.1 Sozialpsychologische Implikationen
III.2 Das Sexuelle und die Weiblichkeit
III.3 Kritik und Anschlüsse

IV Dekonstruktivistischer Körperdiskurs
IV.1 Zur Konstruktion und Dekonstruktion von Geschlecht
IV.1.1 Performatives Geschlecht
IV.1.2 Kritik und offene Fragen
IV.1.3 Melancholisches Geschlecht
IV.1.4 Kritik und offene Fragen
IV.2 Zur Problematik von Körper und Leib
IV.2.1 Der Leib als interdependente Kategorie
IV.2.2 Lindemanns Verschränkungstheorie
IV.2.3 Jägers Inkorporierungstheorie
IV.2.4 Kritik und Anschlüsse
IV.2.5 Der Leib als subjektiver Ort von Diskurs, Erfahrung und Unbewusstem

V Ein intersubjektives Konzept von Körper, Leib und Geschlecht
V.1 Säuglingsforschung
V.2 Mentalisierung
V.3 Zur Somatisierung der Abwehr
V.4 Körperschema und Körperbild
V.5 Geschlechtsspezifische Erweiterungen zu Körperschema und Körperbild
V.6 Ein Fazit: Geschlecht als intersubjektive Verkörperung

VI Methodologische Überlegungen
VI.1 Vorüberlegungen
VI.2 Empirisches Material
VI.3 Die tiefenhermeneutische Forschungsperspektive
VI.4 Diskurs und Selbsttechniken bei Foucault
VI.5 Der Körper als gemeinsame Denkfigur psychoanalytischer und diskursiver Perspektiven
VI.6 Methodisches Vorgehen

VII Zwischen Wortgewalt und Körpergeflüster: Körperpraktiken zwischen Schönheitsidealen und Selbstsuche
VII.1 Einleitung und Fragestellung
VII.2 Wie in einem Glashaus
VII.3 Hier sehe ich Seiten an mir, die ich gar nicht will
VII.4 Spurensuche oder: »Keine Verbindung zwischen Innen und Außen«
VII.5 Ihr erkennt mich nicht
VII.6 Zwischenreflexion oder: Bunte Tücher um ein Nichts
VII.7 Ich habe kein inneres Gefühl von Form
VII.8 Mit vollem Körpereinsatz und doch dem Körper so fern
VII.9 Zwischenreflexion oder:Wo gehöre ich hin?
VII.10 Nicht wie meine Mutter I
VII.11 Zwischenreflexion: Nicht wie meine Mutter II
VII.12 Wie bin ich weiblich? Heißhunger und sexuelle Lust
VII.13 Woran erkenne ich, dass mein Körper ein weiblicher ist?
VII.14 »Ent-Puppung«
VII.15 Zusammenfassung und Reflexion der Ergebnisse: »In meinem Kopf hat es gerade noch Sinn gemacht«
VII.16 Fazit und Anschluss

VIII Kinderwunsch, Mutterschaft und weiblicher Körper

VIII.1 Kind im Kopf
VIII.1.1 Einleitung und Untersuchungsperspektiven
VIII.1.2 Woher weiß ich, ob ich ein Kind will?
VIII.1.3 Eine Mutter-Kind-Beziehung bedeutet Selbstverlust
VIII.1.4 Mit einem Kind der Mutter so nah
VIII.1.5 Zwischenreflexion
VIII.1.6 »Fort da, verdammter Fleck«
VIII.1.7 »In die Hülle wachsen«
VIII.1.8 Zwischenreflexion
VIII.1.9 »Ich will keine Marionette sein«
VIII.1.10 Kinderwunsch und beruflicher Entwicklungskonflikt
VIII.1.11 Zusammenfassung der Ergebnisse: Kinderwunsch und weiblicher Körper-Selbst-Bezug
VIII.2 Kind im Bauch
VIII.2.1 Weiblicher Körper und Schwangerschaft
VIII.2.2 Schwangerschaft und Abtreibung
VIII.2.3 Zwischenreflexion: Abtreibung
VIII.2.4 Ich bin schwanger
VIII.2.5 Sexuelles Begehren und Schwangerschaft
VIII.2.6 Zwischenreflexion: Schwangerschaft und phantasmatische Beziehung zum eigenen und dem Mutterkörper
VIII.2.7 Verwandlung und narzisstische Potenz während der Schwangerschaft
VIII.2.8 Verschwimmen der Körper- und der Geschlechtergrenzen
VIII.2.9 Zwischenreflexion: Der bewohnte Körper und die Ordnung der Geschlechter
VIII.2.10 Schwangerschaft zwischen leiblicher Verkörperung und medizinischer Entkörperung
VIII.2.11 Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin
VIII.2.12 Zusammenfassung und Reflexion der Ergebnisse
VIII.2.13 Anschlüsse und Ausschlüsse

IX Möglichkeitsräume für ein Denken körperbasierter Erfahrungen
IX.1 Zwischen Anrufung, Unterwerfung und Selbstbestimmung
IX.1.1 Körpertheoretische Reflexionen zu Körper/Leib und Gesellschaft
IX.1.2 Empirische Reflexionen
IX.2 Zur doppelten Figur der Verwerfung und der Anerkennung
IX.3 Das Spannungsverhältnis von Körper und Erfahrung als Erkenntniskategorie

Literatur

Danksagung

»Es ist das besondere Verdienst dieses Bandes, das ›Konstruierte in Bezug auf weibliche Körperlichkeit‹ anhand verschiedener theoretischer Zugänge multidisziplinär zu beleuchten und zu diskutieren. Besonders deutlich wird hierbei, dass die Gender-Studies die Psychoanalyse zumindest zur Kenntnis nehmen, während die institutionalisierte Psychoanalyse die Gender-Studies bislang leider weitgehend übersieht. So wurde mir als Psychoanalytiker eindrücklich nachvollziehbar, dass körperphilosophische oder soziologische Grundlagen erkenntnisreiche Überlegungen bieten, um den in der Psychoanalyse häufig unreflektiert positivistischen Zugang zum Körper kritisch zu vertiefen  ...«

Tobias von Geiso, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, Heft 180, 4/2018

»In ihrer Monografie fragt Krüger-Kirn nach der Konstruktion der Frau und richtet ihr Erkenntnisinteresse ›auf die Diskrepanz zwischen körperlichem Selbsterleben und machtmotivierten gesellschaftlichen Zuschreibungen hinsichtlich der subjektiven Erfahrungen der Frauen mit ihrem Körper‹  ...«

Laura Wolf, Zeitschrift für Sexualforschung, Heft 3, 30. Jahrgang, September 2017

»Wie lässt sich der weibliche Körper denken, ohne ihn zu essentialisieren? Auf welche Weise werden kulturelle Geschlechtervorstellungen Teil der individuellen Subjektivität? Diesen gewichtigen Fragen widmet sich die Geschlechterforscherin und Psychoanalytikerin Helga Krüger-Kirn in ihrem Buch ›Die konstruierte Frau und ihr Körper‹  ...«

Lisa Malich, GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Heft 3, 2017

»Die Psychoanalytikerin Helga Krüger-Kirn hat aus 30 abgeschlossenen Frau-Frau-Analysen eine reichhaltige Studie über weibliche Subjektwerdung und Körperlichkeit verfasst. Sie geht über die Frage, wie sich soziale und symbolische Ordnungen in unsere Körper einschreiben hinaus, indem sie den komplexen Prozess der geschlechtlichen Subjektwerdung zwischen Unterwerfung, Aneignung und Subversion nachzeichnet  ...«

Bettina Zehetner, Frauen beraten Frauen