2870.jpg2870.jpg
Buchreihe: Psyche und Gesellschaft
220 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Aufl. 2019
Erschienen: April 2019
ISBN-13: 978-3-8379-2870-9
Bestell-Nr.: 2870
Leseprobe

Autoritarismus

Kritische Theorie und Psychoanalytische Praxis

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

Autoritäre Fixierung ist für rechtsextreme Einstellungen und rassistische Gewalt zweifellos konstitutiv. Allerdings bezieht sich die Forschung heute kaum noch auf die Psychoanalyse, obwohl es den Autoren der ersten kritischen Studie zu »Autorität und Familie« als ausgemacht galt, dass ohne die »moderne Tiefenpsychologie« die Wirkung der Gesellschaft auf die in ihr lebenden Subjekte nicht begriffen werden könne. Wenn Autoritarismus ohne diese Tiefendimension gedacht wird, wie es seit etlichen Jahren geschieht, gerät auch die Tiefenwirkung der Gesellschaft auf die Subjekte aus dem Blick.

Das Phänomen des heutigen Populismus zeigt, dass es noch immer autoritäre Führer gibt, auch wenn sich die Bedingungen geändert haben. Wie aber entsteht der autoritäre Charakter heute? Gedeiht er womöglich gerade unter permissiv-neoliberalen Bedingungen? Gehört zu ihm die Wiederkehr vorbürgerlicher Stammeskulturen auf Hightech-Niveau? Wie ist eine demokratische Gesellschaft zu verstehen, die jene autoritäre Dynamik, durch die sie bedroht wird, immer wieder selbst hervorbringt? Diese Fragen beleuchten die AutorInnen mithilfe der Kritischen Theorie und mit psychoanalytischem Instrumentarium.

Mit Beiträgen von Wolfgang Bock, Micha Böhme, Johannes Buchholz, Matthias Burchardt, Mahrokh Charlier, Helmut Dahmer, Oliver Decker, Lutz Eichler, Angelika Ebrecht-Laermann, Steffen Elsner, Philipp Lenhard, Jérôme Seeburger und Christoph Türcke
Vorwort

Autoritärer Charakter und autoritärer Staat
Helmut Dahmer

Einzelkämpfer – Wiedergänger des Autoritarismus?
Angelika Ebrecht-Laermann

Wer hat das Abjekt verschreckt? –
Vom abgefallenen Subjekt zum fallenden Objekt
Kommentar zum Beitrag von Angelika Ebrecht-Laermann
Steffen Elsner

Autorität und Postmigranten
Mahrokh Charlier

Aggression, Dominanz und Autoritätsverlust –
Die Zivilisierung der Tradition
Kommentar zum Beitrag von Mahrokh Charlier
Micha Böhme

Falsche Propheten
Zur Aktualität der Demagogiestudien von Leo Löwenthal
und Norbert Guterman
Philipp Lenhard

Der Agitator der Prophetenstudien als Vorbild
des »Managers« und »Politikers«
Kommentar zum Beitrag von Philipp Lenhard
Johannes Buchholz

Vater Staat und Mutterland
Autoritarismus als gescheiterte adoleszente Triangulierung
Lutz Eichler

Im Spiegelkabinett der Narzissmustheorie
Kommentar zum Beitrag von Lutz Eichler
Jérôme Seeburger

Verträge, Prozeduren, Trainingsräume
Versuch über den pädotechnologischen Autoritarismus
Matthias Burchardt

Autoritarismus in Deutschland
Das Gruppenexperiment 1950–1955
Wolfgang Bock

Eine Podiumsdiskussion zum Beitrag von Wolfgang Bock
Mit Wolfgang Bock, Helmut Dahmer, Oliver Decker &
Angelika Ebrecht-Laermann, geführt von Christoph Türcke

»Die Autoren stellen richtigerweise fest, dass autoritäre gesellschaftliche Verhältnisse nicht ausschließlich auf Gewalt beruhen, sondern zusätzlich und immer auch auf einer umfangreichen Freiwilligkeit (so schon Georg Simmel 1908). Es gibt Wünsche nach Identifikation mit Stärke und Macht. Ein Grundbedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit kann offenbar unter gegebenen Umständen in Autoritarismus und Liebe zur Diktatur entarten ...«

Gerald Mackenthun, Deutsches Ärzteblatt PP Heft 6, Juni 2020

»Auch in der aktuellen Corona-Krise scheint das Autoritarismus-Konzept Relevanz zu besitzen, etwa dann, wenn darauf hingewiesen wird, wie autoritäre Regime im Schatten der Krise versuchen, politische Opposition zu unterdrücken (...) Die Beiträge verdeutlichen einen interessanten und lesenswerten Mix aus theoretischen Reflexionen und praktischen Konsequenzen. Der Aufbau folgt einem Dialogprinzip: Jedem Hauptbeitrag folgt ein ausführlicher Kommentar ...«

Wolfgang Frindte, Socialnet.de am 27. Mai 2020