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Buchreihe: Imago
405 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: August 2005
ISBN-13: 978-3-89806-094-3
Bestell-Nr.: 1094
Leseprobe

Freuds Lektüren

Von Arthur Conan Doyle bis zu Arthur Schnitzler

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

Freud war nicht nur Archäologe der menschlichen Seele, sondern auch Interpret literarischer Werke. Michael Rohrwasser stellt Freuds Kommentare zu C.F.Meyer, Wilhelm Jensen, Sophokles, Shakespeare, E.T.A. Hoffmann und Schnitzler vor; am Ende stehen Canettis Kommentare zu Freud. Rohrwasser untersucht Freuds Perspektive auf die Texte:
Welchen Momenten der Literatur gilt sein Interesse?
Welche Figuren, Verbindungen oder Lesarten bleiben unbeachtet?
Woraus wird sein Interesse an Literatur gespeist
und wie verwandeln sich die zitierten Bruchstücke in Freuds
Konstruktionen?
Man kann diese Fragen auch mit Freuds Worten stellen: Liest er mit
»gleichschwebender Aufmerksamkeit« oder fixiert er »das eine Stück
besonders scharf, eliminiert dafür ein anderes«?
In diesem Wechselverhältnis von Psychoanalyse und Literatur stehen
die kommentierten literarischen Texte und Freuds Selbstinszenierungen
als Detektiv, als Archäologe oder Entschlüssler.


Inhalt

Einleitung
1. Geheime Schlüssel
2. Fragen, Spuren, Verdächtigungen

Freud und Sherlock Holmes
1. Das Unheimliche. Kino, Jahrmarkt und Hypnose
2. Freuds detektivische Lektüre des Sandmann
3. Entzifferungen. Schlüssel und Türhüter
3.1 Schlüssel und Dietrich – Türhüter und Zensor
4. Vom Verbrecher zum Detektiv
5. Der literarische Detektiv
5.1 Erzählbarkeit – Erfolg – Diskretion – »als Freud noch Charcot hieß«
5.2 Epilog: Zwei literarische Psychoanalyse-Detektive

Freud liest Conrad Ferdinand Meyer
1. Chronologie der Kommentare
1.1 Goethe – C. F. Meyer
2. Die Richterin
3. Rätselcharakter, Spaltung und Spiegelung
3.1 Der Leser als Detektiv – Spiegelungen – Oben und Unten – Frauenrecht
4. Freuds Richterin
4.1 Familienroman – Inzest – Der Protagonist – Ödipus – Das biografische Geheimnis


Freud liest Jensens Phantasiestück Gradiva
1. Gibt es eine Literatur »nach Freud«?
1.1 Gebende und Nehmende – Novellen – Theater – Literatur nach Freud?
2. Gradiva rediviva
2.1 Das mythologische Material – Kritik der Wissenschaften – Pompeji – Atalanta
2.2 Träume und Erkenntnis – Vulkanisches
3. Freud als Archäologe
3.1 Reduktion und Indienstnahme – Archäologie – Psychopathographie – Konkurrenz
4. Der Dichter und das Phantasieren – Ein Nachtrag zu Freuds Gradiva-Essay
4.1 Unterhaltungsliteratur und literarische Moderne – Distanzierungen

Freud liest Schnitzler. Ästhetizismus, Antisemitismus und Traumdeutung
1. Ästhetizismus oder Die Harmlosigkeit der Literatur
2. Bilderwelt und Schrift
3. Zauberei und Antisemitismus
4. E. T. A. Hoffmann
5. Die Verärgerung des Theoretikers (über den Fantasten)
5.1 Marco Polo und Hannibal – Die Übersetzbarkeit von Traumbildern
5.2 Epilog: Albert Ehrenstein


Canetti liest Freud
1. Geschichten vom Einfluss der Psychoanalyse
2. Verschlossenes Fenster und geöffnetes Ohr
3. Einsprüche
4. Der heimliche Dialog mit Freud und das Quaken der Frösche
5. Die Blendung – Masse und Traum

»Das alles ist nicht etwa graue literaturwissenschaftliche Theorie, wobei Rohrwasser eine angenehm weitgreifende Belesenheit an den Tag legt, ohne jedoch den Leser damit zu nerven  ...«

Jan Süselbeck, Jungle World, Nr.41

»Mit dieser Studie über Freuds Lektüren hat der Literaturwissenschaftler und Kritiker Michael Rohrwasser dem Leser ein außerordentlich material und kenntnisreiches Kompendium der Entschlüsselungskunst zur Verfügung gestellt
 ...«

Elisabeth von Thadden, Die Zeit

»Rohrwasser beobachtet Freud ›in den Rollen des Entzifferers, des Detektivs, des Übersetzers und des Archäologen‹, und er liest ihn damit dezidiert als ›modernen Autor‹  ...«

Jan Süselbeck, literaturkritik.de, Nr. 1 / Januar 2006

»Mit diesem autoritären Freud, einem geistigen Titanen, ringt Rohrwasser – dabei Elias Canetti nicht unähnlich, dessen »heimlichen Dialog mit Freud« er im letzten Kapitel zu Wort kommen lässt – kenntnisreich und in lauterer wissenschaftlicher Absicht. »Freuds Lektüren« werden am überzeugendsten, wenn der Autor Themen touchiert, die in Bereiche führen (Realtrauma; Psychologie der Macht), in denen die Psychoanalyse auch heute noch offenkundige Lücken aufweist  ...«

Christian Maier, Deutsches Ärzteblatt August/2006

»Rohrwassers mit vielen neuen Details und überraschenden Ausblicken aufwartendes Buch mag manchen Freud-Kenner gelegentlich zum Widerspruch reizen. Gleichwohl ist es mit der Fülle der Anregungen und Diskussionsanstöße, die es bietet, ein fruchtbarer Beitrag zum Dialog zwischen Literaturwissenschaft und Psychoanalyse  ...«

Hilde Kronberg-Gödde, Luzifer-Amor, Heft 28, 2006

»Rohrwasser erschließt nicht nur den literaturwissenschaftlichen, sondern auch den zeitgeschichtlichen und psychoanalysegeschichtlichen Kontext der von ihm untersuchten Lektüren mit einer Vielzahl überraschender, gut belegter Entdeckungen. Sein Buch ist ausgesprochen spannend zu lesen, würde aber durch ein Register noch gewinnen  ...«

Friedrich-Wilhelm Eickhoff, ...

»Michael Rohrwasser nähert sich Freud von der Seite der Literaturwissenschaft. Er zeigt Freud nicht nur als einen literarischen interessierten Leser, sondern widmet sich Freud als Interpreten von literarischen Werken. Sehr materialreich und gewinnbringend lesen sich die Abschnitte zu Arthur Canon Doyle, Conrad Ferdinand Meyer und Wilhelm Jensen. Das Schlusskapitel ist Canetti gewidmet, Rohrwasser bezeichnet die Beziehung von Canetti zu Freud als einen »heimliche(n) Dialog mit Freud«. Canetti setzt sich in seinen Werken eher von Freud ab, Sigmund Freud ist aber nicht ohne Einfluss auf ihn und sei es als theoretischer Antipode wie in Canettis Werk »Masse und Macht« , in der er eine nicht psychoanalytisch ausgerichtete Massentheorie entwickelt hat  ...«

Hans-Werner Dielitzsch, Neue Umschau Mai 2006

»Der Band versammelt die Früchte einer Jahrzehnte währenden intensiven Beschäftigung mit Freud. Der Verfasser fragt allermeist nicht nach Richtig oder Falsch, sondern sucht Verfahren zu beschreiben und darüber hinaus das Netz all der Fakten und Vorstellungen ans Licht zu heben, die zu Freuds Lektüren beitrugen. Das gelingt ihm dort, wo er Einzelheiten nicht übergewichtet, Kritik nicht in Misstrauen umschlagen lässt und keinen Sack modernen Bildungswissens in den Text schüttet. Da lesen wir mit Gewinn von Freud als einem lebendigen Menschen seiner Zeit  ...«

Carl Pietzcker, Freiburger literaturpsychologische Gespräche

»Die Bezüge der Psychoanalyse Freuds zu Literatur und Literaturwissenschaft sind vielfältig. Im vorliegenden Buch geht es indes nicht darum, was Freud für die Literaturwissenschaft theoretisch bedeutet. Vielmehr wird Freud selbst als Leser literarischer Texte in den Blick genommen, und zwar auf eine Weise, die diese literarischen Texte selbst ebenfalls zu ihrem Recht kommen lassen will  ...«

Till Kinzel, IFB 2/2007

»Auch wenn Rohrwasser diese Ergebnisse inhaltlich gelingen, so macht der Aufbau des Buches, die Langatmigkeit der Texte, die unzähligen Details, Randbemerkungen und Exkursionen das Werk nicht gerade zu einem flüssigen Lesegenuss. Das ist harte Arbeit, die für den Fachmann Erkenntnisgewinn versprechen mag, von Einsteigern und Querlesern dagegen gemieden werden sollte. Positiv: das ausführliche Werkverzeichnis und die kommentierenden Endnoten – aber auch hier fehlt ein Stichwortverzeichnis  ...«

Jochen Marmit, SR-2 Bücherlese

»Rohrwassers Neulektüre Freuds (die von einer Darstellung der Freud-Lektüre Canettis abgerundet wird) besticht letztlich nicht allein durch die Differenziertheit der Argumentation und die methodische Bewusstheit, sondern auch durch ihren ansprechenden Stil.
So erkenntnisreich und fesselnd kann Literaturwissenschaft sein!
 ...«

Christian Winterhalter, Tageblatt

»Rohrwasser outet Freud als heimlichen Anhänger des Krimiautors und Arztes Sir Arthur Conan Doyle, dessen Sherlock-Holmes-Storys demselben Muster folgen wie die Psychoanalyse: »›n ihnen wird das Gespenstische, Bedrohliche, Unheimliche beschworen und am Ende durch die Ratio ausgetrieben‹  ...«

Klaus Brath, Ärzte Zeitung