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23 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juli 2024
Bestell-Nr.: 40631
https://doi.org/10.30820/0075-2363-2024-2-117
»Jahrbuch der Psychoanalyse«
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Gerhard Schneider

Selbstmord als Mord (PDF)

Mit einer Erinnerung an Wolfgang Lochs Arbeit Mord - Selbstmord oder die Konstitution des Selbstbewußtseins (1967)

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In seiner Arbeit Mord – Selbstmord oder die Bildung des Selbstbewußtseins hat Wolfgang Loch in einer primär philosophischen Perspektive die psychische Logik eines Suizidenten analysiert, der nur durch Zufall seinen Selbsttötungsplan nicht hatte realisieren können. Das zentrale Problem des Patienten bestand in der Abhängigkeit von einem übermächtigen Objekt (Mutter), von dem sich zu lösen nur durch Mord oder Selbstmord möglich schien. Vor diesem Hintergrund stelle ich die analytische Psychotherapie einer Patientin vor, deren Nicht-zum-eigenenLeben-kommen-Können sich schließlich in einer persistierenden Suizidalität manifestierte, aus der es keinen Ausweg zu geben schien – jeder scheinbare Fortschritt wurde durch eine darauf folgende negative therapeutische Reaktion wieder zunichte gemacht. Als in einem langen und schweren inneren Prozess in mir die Vorstellung einer Beendigung der Behandlung konkret und von mir angesprochen werden konnte, entstand eine Art Zwischenraum zwischen Analyse und Nicht-Analyse. Einige Zeit nach Festlegung des Behandlungsendes erzählte sie mir, dass sie einen Mordimpuls einer Frau gegenüber hatte, den sie dann völlig erschreckt in sich zurückwies. Danach lösten sich ihre quälenden Selbstmordgedanken und -impulse auf. Meine Arbeit ist der Versuch, dieses Geschehen auch mit Bezug auf den von Loch eröffneten Denkraum zu verstehen. Abschließend skizziere ich das Ende der Behandlung und die Ablösung von mir als ihr Zur-Welt-Kommen.

Abstract:
In his work Mord – Selbstmord oder die Bildung des Selbstbewußtseins (Murder – Suicide or the Formation of Self-Consciousness), Wolfgang Loch analysed from a primarily philosophical perspective the psychological logic of a suicidal patient who was only by chance unable to carry out his suicide plan. The patient’s central problem was his dependence on an overpowering object (his mother), from which it seemed that murder or suicide were the only possible ways to free himself. It is in this context that I present the analytical psychotherapy of a patient whose inability to come to terms with her own life finally manifested itself in a persistent suicidal tendency from which there seemed to be no way out – any apparent progress in the therapy was nullified by a subsequent negative therapeutic reaction. After my own long and difficult inner process, at which point the idea of ending the treatment became concrete and I was able to talk about it, there emerged a kind of interval space between analysis and non-analysis. At some point after the decision to end treatment was made, she told me about an impulse she had had to murder a woman, which she then rejected in a state of complete shock. Afterwards, her torturous suicidal thoughts and impulses dissolved. My paper is an attempt to understand this experience in terms of the mental space opened up by Loch. Finally, I outline the end of the treatment and her separation from me in terms of her coming into the world.