Otto F. Kernberg

Dreißig Methoden zur Unterdrückung der Kreativität von Kandidaten der Psychoanalyse

Psyche, 1998, 52(3), 199-213

Formale Aspekte der psychoanalytischen Ausbildung werden problematisiert. Mit Witz und Ironie werden in Form von 30 Anweisungen Maßnahmen aufgezeigt, die psychoanalytische Institute weltweit ergreifen sollten, damit das kreative Schaffen der Ausbildungskandidaten gehemmt oder auch gänzlich verhindert wird. Der Autor bezieht sich dabei unter anderem auf die Publikationsaktivitäten und die klinische Praxis im engeren Sinne, auf die repetitive Lehre bestimmter ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg & Werner Bohleber

Eine schwere sexuelle Hemmung im Laufe der psychoanalytischen Behandlung eines Patienten mit narzißtischer Persönlichkeitsstörung

Psyche, 1998, 52(12), 1147-1169

Anhand des psychoanalytischen Fallberichts eines 45-jährigen Mannes mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung wird eine spezifische Episode geschildert, in welcher der Analysand eine nachhaltige sexuelle Hemmung ausbildete. Verborgen hinter diesem Symptom wird eine massive Kastrationsangst vermutet. Der Stillstand des analytischen Prozesses und die Resistenz der Impotenz wird auf ein Gegenübertragungsagieren seitens des Analytikers ... [ mehr ]

Hans Keilson

Freud und die Kunst

Psyche, 1998, 52(8), 731-750

Der psychoanalytische Beitrag zur Kunst wird im Überblick erörtert. Einleitend wird betont, dass der Einfluss der Psychoanalyse auf die Kultur und Kunst des 20. Jahrhunderts nicht geleugnet werden kann. Umstrittener ist dagegen die Bedeutung der Psychoanalyse bei der Aufhellung des schöpferischen Prozesses. Es wird bezweifelt, dass die Neurosentheorie dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet hat und, mehr noch, überhaupt leisten kann. Wesentlich ... [ mehr ]

Evelyn Heinemann

»Fakafefine«: Männer, die wie Frauen sind. Inzesttabu und Transsexualität in Tonga (Polynesien)

Psyche, 1998, 52(5), 472-498

Es wird über eine ethnopsychoanalytische Studie informiert, in der das in Polynesien bei Männern weit verbreitete transvestitische und transsexuelle Verhalten untersucht wurde. Die Erziehung eines Jungen als Mädchen gehört zu den von Müttern initiierten sozialen Riten. Der Männerweg, die Bewältigung von Aggression in kannibalistischen Riten, erscheint den fakafefine nicht attraktiv. Sie idealisieren ihre Beziehungen zu den Müttern. ... [ mehr ]

Wolfgang Harsch

Zum Verhältnis von Psychoanalyse und Ökonomie

Psyche, 1998, 52(1), 1-29

Das Verhältnis von Psychoanalyse und Ökonomie wird erörtert. Ausgehend vom Primat des Ökonomischen in allen Lebensbereichen wird in einem ersten Schritt nachgewiesen, dass dies auch für die psychoanalytische Praxis Gültigkeit hat. In diesem Zusammenhang werden die konkreten ökonomischen Rahmenbedingungen der psychoanalytischen Praxis im Hinblick auf die Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit einer ... [ mehr ]

Eberhard Haas

Rituale des Abschieds: Anthropologische und psychoanalytische Aspekte der Trauerarbeit

Psyche, 1998, 52(5), 450-471

Es wird der Versuch unternommen, die Trauerrituale unterschiedlicher alter bzw. neuer Kulturen und psychoanalytische Betrachtungen über Trauer einander gegenüberzustellen. Ausgehend von der strukturellen Verwandtschaft von Bestattungsriten wird eine allen Totenritualen gemeinsame Struktur herausgearbeitet: Die Krise, die der Tod in der Gemeinschaft auslöst, verlangt nach absondernder Opferung, damit das Kollektiv zu neuer kultureller Ordnung auferstehen kann. ... [ mehr ]

Günter Gödde

Freud, Schopenhauer und die Entdeckung der »Verdrängung«

Psyche, 1998, 52(2), 143-175

S. Freud und A. S. Schopenhauer gelten in vielerlei Hinsicht als Geistesverwandte. Nicht selten wird Schopenhauer als Vordenker Freuds bezeichnet, zuweilen in polemischer Absicht gegen den Begründer der Psychoanalyse. Tatsächlich finden sich im Werk Schopenhauers zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass das, was Freud Verdrängung nannte, dort bereits vorformuliert ist. Wahnsinn ist für Schopenhauer eine Krankheit des Gedächtnisses. Geistige ... [ mehr ]

André Green

Der moralische Narzißmus

Psyche, 1998, 52(5), 415-449

Im Vergleich zweier Tragödien von Sophokles (Aias und Ödipus) werden einleitend die Unterschiede zwischen den Kulturen der Scham und den Kulturen der Schuld herausgearbeitet. Anschließend wird eine Typusbeschreibung des moralischen Narzissmus entfaltet, der der Kultur der Scham zugerechnet wird. Unter moralischem Narzissmus wird der Sieg des Triebverzichts über die Befriedigung der Illusion bzw. der Sieg des Über-Ich im Kräftespiel mit dem ... [ mehr ]

André Green

Hat Sexualität etwas mit Psychoanalyse zu tun?

Psyche, 1998, 52(12), 1170-1191

Einige der Missverständnisse, die sich in Bezug auf Bedeutung und Stellung der Sexualität innerhalb der Psychoanalyse gebildet haben, werden diskutiert. Dabei wird von zwei Beobachtungen ausgegangen, nämlich dem abnehmenden Interesse am theoretischen und praktischen Thema der Sexualität in den einschlägigen psychoanalytischen Zeitschriften sowie der randständigen Bedeutung von Sexualität in vielen klinischen Darstellungen und bei der ... [ mehr ]

Arnold I. Goldberg

Perversion aus der Sicht psychoanalytischer Selbstpsychologie

Psyche, 1998, 52(8), 709-730

Im Gegensatz zu neueren Tendenzen in der amerikanischen Psychiatrie, den moralisch belasteten Begriff der Perversion zugunsten des eher deskriptiven der Paraphilie aufzugeben, wird plädiert für die Beibehaltung des Perversionsbegriffs auf der Grundlage einer genuin psychoanalytischen Definition. Diese umfasst Sexualisierung, vertikale Spaltung und individuelle Psychodynamik. Dabei hat Sexualisierung die Funktion, ein strukturelles Defizit auszufüllen. ... [ mehr ]

Eckhardt Gehde & Hinderk M. Emrich

Kontext und Bedeutung: Psychobiologie der Subjektivität im Hinblick auf psychoanalytische Theoriebildungen

Psyche, 1998, 52(9-10), 963-1003

Neuere psychoanalytische Konzepte, insbesondere zu Internalisierung und Persönlichkeitsorganisation in der Objektbeziehungstheorie, und deren mögliche Entsprechungen auf neurobiologischer Ebene werden erörtert. Nach heutiger Kenntnis lösen Erfahrungen ebenso wie eine gelingende Therapie jeweils Kaskaden von Veränderungen aus, die - bis ins hohe Alter - synaptische Strukturen des Zentralnervensystems, Neurotransmitter und Hormone betreffen. ... [ mehr ]

John E. Gedo

Überlegungen zur Metapsychologie, theoretischen Kohärenz, zur Hermeneutik und Biologie

Psyche, 1998, 52(9-10), 1014-1042

Überlegungen zum Verhältnis von psychoanalytischer Metapsychologie, theoretischer Kohärenz, Hermeneutik und Biologie werden angestellt. Zunächst wird betont, dass S. Freud, da es ihm nicht gelang, seine klinischen Beobachtungen mit der zeitgenössischen Neurophysiologie in Einklang zu bringen, versuchte, die Psychoanalyse mit Hilfe einer spekulativen Metapsychologie in der Biologie zu verankern. Epistemologische Einwände führten ihn zum ... [ mehr ]

Peter Fonagy

Die Bedeutung der Entwicklung metakognitiver Kontrolle der mentalen Repräsentanzen für die Betreuung und das Wachstum des Kindes

Psyche, 1998, 52(4), 349-368

Ausgewählte Ergebnisse einer im Rahmen des Londoner Eltern-Kind-Projekts durchgeführten empirischen Langzeitstudie zur Entwicklung des Bindungsvermögens von Kindern werden vorgestellt. Anhand von Erwachsenen-Bindungs-Interviews und der Untersuchungsmethode Fremde Situation sowie anhand verschiedener anderer Tests wird die Herausbildung der inneren Arbeitsmodelle untersucht, und es wird der Frage der intergenerationellen Transmission mentaler ... [ mehr ]

K. R. Eissler

Freuds »Leonardo« - Trauma oder Idylle? Entgegnung auf Jan Philipp Reemtsma

Psyche, 1998, 52(5), 405-414

In Erwiderung auf kritische Anmerkungen von J. P. Reemtsma (in Psyche 1997, 51 (9-10)) zu einer Leonardo-Studie von K. R. Eissler aus dem Jahre 1961 (Leonardo da Vinci. Psychoanalytische Notizen zu einem Rätsel) wird die Kritik zurückgewiesen. Reemtsmas These, der zufolge Leonardo durch eine Fellatio im Säuglingsalter traumatisiert worden sei, wird als falsch bezeichnet. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Martin Dornes

Bindungstheorie und Psychoanalyse

Psyche, 1998, 52(4), 299-348

Die Bindungstheorie ist aus dem Werk des englischen Psychoanalytikers und Kinderpsychiaters John Bowlby hervorgegangen und mittlerweile zu einer einflußreichen Richtung in der Entwicklungspsychologie geworden. Trotz dieser weiten Verbreitung ist sie in psychoanalytischen Kreisen noch relativ wenig bekannt. Nach einem Überblick über den derzeitigen Stand der bindungstheoretischen Forschung werden einige Arbeiten von Psychoanalytikern vorgestellt, welche die ... [ mehr ]

Michel de M’Uzan

Der Tod gesteht nie

Psyche, 1998, 52(11), 1049-1066

Der Autor hatte sich bereits zu Fragen des Todes und Sterbens aus der Sicht der Psychoanalyse geäußert, war auch schon mit dem Fall einer tödlich erkrankten Patientin konfrontiert gewesen, als er erneut von einem mit Metastasen im Gehirnraum betroffenen jungen Kollegen ersucht wurde, ihn in Analyse zu nehmen. Es wird eine dreimonatige gemeinsame Erfahrung - bis zum Tod des Patienten. In einer ausführlichen und zugleich verdichteten Falldarstellung ... [ mehr ]

Kurt Buchinger

Warum die Psychosomatik kein Renner wird. Systemzwänge in der Medizin

Psyche, 1998, 52(6), 572-597

Trotz der aktuellen Bemühungen um eine Integration von klassischer Medizin und Psychosomatik wird das Gesundheitswesen im Wesentlichen von der klassischen Medizin getragen. Anhand eines Modells bzw. einer Metapher, der Trivial-Maschine und der Nicht-Trivial-Maschine , wird der Versuch unternommen, das Dilemma zwischen klassischer und psychosomatischer Medizin zu erläutern. Mit Hilfe dieses Modells wird die These untermauert, der zufolge nicht die ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Die Metapher im psychoanalytischen Dialog

Psyche, 1998, 52(6), 545-571

Obwohl die Metapher die klinische Arbeit und Theorie der Psychoanalyse in vielfacher Weise dominiert, wird sie selbst nur selten zum Gegenstand der Analyse und bleibt ihre Rolle weitgehend unbemerkt. Unter Hinweis auf die kognitive Linguistik wird die Metapher als wichtiges Moment der psychoanalytischen Behandlungspraxis untersucht. Dabei wird unterschieden zwischen manifesten und konzeptuellen Metaphern, und es wird gezeigt, dass die psychoanalytische Deutungsarbeit als ... [ mehr ]

C. Brooks Brenneis

Gedächtnissysteme und der psychoanalytische Abruf von Trauma-Erinnerungen

Psyche, 1998, 52(9-10), 801-823

Die unzähligen Kontroversen um die Frage des Wiedererinnerns traumatischer Ereignisse, vor allem im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch, hat Forschung und Therapie in den letzten Jahren sehr beschäftigt und die Annahme eines besonderen traumatischen Gedächtnisses wahrscheinlich gemacht. Auf der Grundlage gegenwärtiger kognitiver Theorien und der Gedächtnisforschung werden zwei voneinander unabhängige Gedächtnisformen geprüft, die ... [ mehr ]

Psyche

52. Jahrgang Heft 1 1998

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Horst Gerhard

Individualisierung, Identität und psychosoziale Praxis. Beratungsarbeit mit Drogenkonsumenten unter »postmodernen« Lebensbedingungen (PDF)

psychosozial 71 (1998), 107-119

Es wird der Frage nachgegangen, warum die Entwicklung stabiler individueller Identitäten im Rahmen therapeutischer, beratender und/oder pädagogischer Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen eigentlich gefördert werden soll, wenn angesichts einer rasanten gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung flexible Anpassung an beständig sich wandelnde gesellschaftliche Vorgaben gefragt ist, wohingegen ein stabiler Charakter eher als unnötiger ... [ mehr ]

Robert Heim

Die Psychoanalyse und die Krise des animal rationale. Aktuelle Grenzflächen zwischen Psychoanalyse und Philosophie (PDF)

psychosozial 71 (1998), 89-105

Aktuelle Versuche eines Brückenschlags zwischen Psychoanalyse und Philosophie werden erörtert. Dabei wird besonders eingegangen auf J. Lacans Neuvermessung der Psychoanalyse. In der Fortschreibung seines Entwurfs einer »Rationalität der Psychoanalyse« (1993) wird das Denken Sigmund Freuds zwischen den Polen Irrationalismus und Rationalismus erörtert. Dabei wird Lacans These herangezogen, dass das Unbewusste strukturiert ist wie eine Sprache. Dies ... [ mehr ]

Barbara Duden & Silja Samerski

»Das aufgeschwatzte Risiko - genetische Beratung als Sprach-Ritual« (PDF)

psychosozial 71 (1998), 79-88

Die Informationen, die genetische Berater schwangeren Frauen geben, basieren immer auf statistischen Wahrscheinlichkeiten und können deshalb, ihrer Logik nach, für eine einzelne Schwangere nicht relevant sein. Trotzdem wird durch die Verwendung von Begriffen wie Entscheidung oder Wissen die Illusion eines bedeutsamen Gespräches hergestellt, um so die Wirklichkeitsfähigkeit von statistischen Konstrukten zu suggerieren. Anhand eines Auszuges aus einem ... [ mehr ]