Helmut Thomä

Frequenz und Dauer analytischer Psychotherapien in der kassenärztlichen Versorgung. Bemerkungen zu einer Kontroverse

Psyche, 1994, 48(4), 287-322

Unter Bezugnahme auf zwei zur Frage der Frequenz und Dauer analytischer Psychotherapien in der kassenärztlichen Versorgung veröffentlichte kontroverse Beiträge (E. Kaiser in Psyche 1993, 47 (9) und W. Trimborn in Psyche 1993, 47 (11)) wird eine starre Festlegung des therapeutischen Behandlungsrahmens, die Hochfrequenz und Langfristigkeit zur Bedingung macht, zurückgewiesen. Es wird für eine adaptive Indikationsstellung plädiert. Die ... [ mehr ]

Annette Streeck-Fischer

Entwicklungslinien der Adoleszenz. Narzißmus und Übergangsphänomene

Psyche, 1994, 48(6), 509-528

Die Entwicklung des adoleszentären Selbst wird aus psychoanalytischer Perspektive als ein dreistufiger Prozess beschrieben. In der ersten Phase schafft sich der Jugendliche nach der Aufkündigung der die Latenzzeit bestimmenden Übereinkunft mit den Eltern eine eigene abgeschirmte innere Wirklichkeit, die ihn von seinen infantilen Selbst- und Elternbildern entfernt. In der zweiten Phase erreicht der Jugendliche Stabilität dadurch, dass er narzisstische ... [ mehr ]

Serge Stoleru & Martine Morales-Huet

Psychotherapie mit Müttern und Säuglingen in Problemfamilien

Psyche, 1994, 48(12), 1123-1153

Vorgestellt wird ein Projekt, in dem Mütter, deren Lebensverhältnisse als subproletarisch charakterisiert werden können, psychotherapeutisch behandelt und gleichzeitig praktisch betreut werden. Das Besondere dieser umfassenden Betreuung von Müttern liegt darin, dass sie bereits während der Schwangerschaft beginnt, über die Vermittlung von Hebammen zustande kommt und dass die langfristig angelegten therapeutischen Sitzungen in Hausbesuchen ... [ mehr ]

Riccardo Steiner

»Es ist eine neue Art von Diaspora...«

Psyche, 1994, 48(7), 583-652

Bemerkungen zur Emigrationspolitik gegenüber deutschen und österreichischen Psychoanalytikern während der Verfolgung durch die Nationalsozialisten auf der Grundlage des Briefwechsels zwischen Anna Freud und Ernest Jones sowie anderer Dokumente.

Auf der Grundlage des Briefwechsels zwischen Anna Freud und Ernest Jones sowie anderer Dokumente wird die Emigrationspolitik gegenüber deutschen und österreichischen Psychoanalytikern während des ... [ mehr ]

Fritz B. Simon

Die Form der Psyche. Psychoanalyse und neuere Sytemtheorie

Psyche, 1994, 48(1), 50-79

Die Bedeutung der neueren Systemtheorie für die Psychoanalyse wird erörtert. Einleitend wird betont, dass sich die moderne Systemtheorie nicht mit besonderen Gegenständen befasst, sondern mit der Form von Prozessen und Strukturen. Insofern ist sie geeignet, jenen Phänomenbereichen, mit denen die Psychoanalyse zu tun hat, einen einheitlichen Theorierahmen zu bieten. Neuere systemtheoretische Modelle werden skizziert, und ihr grundlegender ... [ mehr ]

Heide Schlüpmann

Die Geburt des Kinos aus dem Geist des Lachens

Psyche, 1994, 48(11), 1075-1087

Unter Rückgriff auf S. Freuds Abhandlung über den Witz wird skizziert, wie das Soziale der Witzproduktion im Gegensatz zur Einsamkeit des Träumers und die darin verborgenen Triebbefriedigungen für eine feministische Revision des Kinos genutzt werden können. Die in Witz und Komik enthaltenen unbewussten Momente lassen sich demnach in drei Elementen des Kinos in radikalisierter Form wiederfinden, nämlich in der Technizität des Films, der ... [ mehr ]

Jörg M. Scharff

Pragmatismus oder Methodik? Psychoanalytisch orientierte 10-Stunden-Beratung im Spiegel der Supervision

Psyche, 1994, 48(4), 324-360

Entgegen der verbreiteten Einschätzung, dass in einer Kurzzeittherapie kaum mehr als ein kognitives Verständnis zu erreichen sei, wird gezeigt, dass erste bedeutsame Einsichten in psychodynamische Prozesse vermittelt werden können. Voraussetzung dazu sind eine klare psychoanalytische Haltung, ein psychoanalytisches Verstehen und ein psychoanalytischer Umgang mit dem Ratsuchenden. Durch eine methodisch eindeutige psychoanalytische Haltung seitens des ... [ mehr ]

Christa Rohde-Dachser

Männliche und weibliche Homosexualität

Psyche, 1994, 48(9-10), 827-841

Aus psychoanalytischer Perspektive werden männliche und weibliche Homosexualität überblicksartig erörtert. Einleitend wird betont, dass innerhalb der Psychoanalyse immer noch die traditionelle Auffassung vorherrscht, Homosexualität sei verfehlte Heterosexualität und insofern pathologischer Natur. Bestätigt wird diese Auffassung unter anderem dadurch, dass auch heute noch Homosexualität vielerorts als Kriterium gilt, Kandidaten von der ... [ mehr ]

Friedemann Pfäfflin

Zur transsexuellen Abwehr

Psyche, 1994, 48(9-10), 904-931

Für die Behandlung von Patienten mit transsexueller Symptomatik hat sich zunehmend ein Konzept durchgesetzt, bei dem somatische Eingriffe hormoneller und chirurgischer Art im Vordergrund stehen. Diese Patienten lehnen die Inanspruchnahme einer Psychotherapie in der Regel ab, wie sie umgekehrt von vielen Therapeuten als dafür kaum zugänglich eingestuft werden. Die Widerstände auf seiten der Patienten wie der Therapeuten, sich auf einen therapeutischen ... [ mehr ]

Ethel S. Person

Die erotische Übertragung bei Frauen und Männern: Unterschiede und Folgen

Psyche, 1994, 48(9-10), 783-807

Unterschiede und Folgen der erotischen Übertragung bei Frauen und Männern werden aus psychoanalytischer Perspektive im Überblick erörtert. Dabei wird deutlich gemacht, dass Frauen häufig dazu neigen, die erotische Übertragung als Widerstand zu benutzen, während Männer eher dazu tendieren, das Bewusstsein dieser Übertragung zu bekämpfen. Dieser Unterschied wird darauf zurückgeführt, dass sowohl die ... [ mehr ]

Emma Moersch

Analyse eines Arbeiters mit Tötungsimpulsen

Psyche, 1994, 48(3), 191-247

Die psychoanalytische Behandlung eines 27-jährigen Mörders wird unter besonderer Berücksichtigung der unbewussten Determinanten eines Verbrechens beschrieben. Um der Gefahr einer Folie á deux zu entgehen, wurde die Analyse von vier erfahrenen Klinikern begleitet, die den Behandlungsverlauf kontinuierlich kommentierten. Im Mittelpunkt der Arbeit mit dem Analysanden stand die Frage, ob und wodurch die Straftat erklärbar werden könnte. Es wird ... [ mehr ]

Christian Metz

Der fiktionale Film und sein Zuschauer. Eine metapsychologische Untersuchung

Psyche, 1994, 48(11), 1004-1046

Aus psychoanalytischer Perspektive wird die Rezeption von fiktionalen Filmen erörtert. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass sich bei einer Gegenüberstellung von Traum und Film eine komplexe Mischung aus Verwandtschaft und Abweichung zwischen Traumzustand und Filmzustand ergibt. Die partiellen Unterschiede und Ähnlichkeiten werden nach drei großen, sich aus dem Abstand zwischen Wachzustand und Schlaf ergebenden Faktoren geordnet: (1) ... [ mehr ]

Franz Maciejewski

Zur Psychoanalyse des geschichtlich Unheimlichen - Das Beispiel der Sinti und Roma

Psyche, 1994, 48(1), 30-49

Ausgehend von der Feststellung, dass der auf Sinti und Roma gerichtete Fremdenhass in der Psychoanalyse bisher kaum untersucht wurde, wird unter Heranziehung von S. Freuds Arbeit über das Unheimliche und D. Fenichels Arbeit über den Antisemitsmus der Umschlag von Fremdenangst in Fremdenhass analysiert. Es wird die Ansicht vertreten, dass der Antisintismus ähnlich wie der Antisemitismus auf der Projektion unannehmbarer Selbstanteile beruht. Während aber ... [ mehr ]

Renate Lippert

»Ist der Blick männlich?« Texte zur feministischen Filmtheorie

Psyche, 1994, 48(11), 1088-1099

Es wird im Überblick über die historische Entwicklung der psychoanalytisch orientierten feministischen Filmtheorie berichtet, die Ende der siebziger Jahre mit der angloamerikanischen Debatte um den Ausschluss der weiblichen Subjektivität aus dem Kino und mit der Problematisierung der Inszenierung des Blicks ihren Ausgang nahm. Zunächst wurde der einseitig männlich-patriarchalische Blick des Zuschauers angeprangert, dann rückte der weibliche ... [ mehr ]

Dori Laub & Stevan M. Weine

Die Suche nach der historischen Wahrheit: Psychotherapeutische Arbeit mit bosnischen Flüchtlingen

Psyche, 1994, 48(12), 1101-1122

Das Trauma der Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien ist unlösbar mit komplexen historischen Veränderungsprozessen verbunden. Um ihre schweren psychischen Probleme verstehen und behandeln zu können, müssen Psychotherapeuten nach der oft durch Mythen und überholte Vorstellungen getrübten historischen Wahrheit suchen. Erst wenn der interdisziplinär geschulte Psychotherapeut die Existenz völlig neuer historischer Erfahrungen ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Liebe im analytischen Setting

Psyche, 1994, 48(9-10), 808-826

Der Stellenwert von Liebe im psychoanalytischen Behandlungsrahmen wird im Überblick erörtert. Dabei werden die verschiedenen Erscheinungsformen der Übertragungsliebe vorgestellt, die nicht nur diagnostisch Charaktertypen zugeordnet, sondern auch geschlechtsspezifisch differenziert werden. Es wird gezeigt, wie diese Übertragungsliebe sich mit der Zeit ein Liebesobjekt außerhalb des psychoanalytischen Rahmens sucht, in der die erwachten ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Das sexuelle Paar: Eine psychoanalytische Untersuchung

Psyche, 1994, 48(9-10), 866-885

Psychoanalytische Überlegungen zur Rolle von Liebe und Sexualität bei Paaren werden angestellt. Unter Liebe wird die Fähigkeit verstanden, Idealisierung und Erotik miteinander zu verbinden und eine tiefe Objektbeziehung herzustellen. Die klinischen Eigenschaften des erotischen Begehrens, seine ekstatischen und aggressiven Aspekte der Grenzüberschreitung des Selbst und seine genetischen Wurzeln werden ebenso erörtert wie die unbewussten ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Der gegenwärtige Stand der Psychoanalyse

Psyche, 1994, 48(6), 483-508

Es wird ein Überblick über den derzeitigen Stand der Psychoanalyse in den Vereinigten Staaten von Amerika gegeben, und ihr wissenschaftlicher Status, ihre Organisationsform und ihre Ausbildungsstrukturen werden erörtert. Zunächst wird auf die im Psychoanalytic Quarterly 1989 geführte Debatte zur Zukunft der Psychoanalyse eingegangen. Dann werden die Psychoanalyse als Wissenschaft, ihre Theorienvielfalt, die psychoanalytische Behandlung, die ... [ mehr ]

Cornelius Heim

Eine »Prinzipien«-Frage: Gisela Fluss und Ichthyosaura. Eine Marginalie zu Freuds Jugendbriefen

Psyche, 1994, 48(2), 154-159

Bislang gingen die Freud-Biographen davon aus, dass Freuds Jugendliebe Gisela Fluss und die in seinen Briefen gleichzeitig auftauchende Ichthyosaura ein und dieselbe Person gewesen seien. Demgegenüber wird die Ansicht vertreten, dass es sich um zwei verschiedene Frauen gehandelt haben muss. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Herta E. Harsch

Freuds Identifizierung mit Männern, die zwei Mütter hatten: Ödipus, Leonardo da Vinci, Michelangelo und Moses

Psyche, 1994, 48(2), 124-153

Angesichts der Tatsache, dass das Kind Sigmund Freud abwechselnd von der leiblichen Mutter und einer Kinderfrau betreut wurde, werden Spuren dieser präödipalen Situation, die mit Traumatisierung und Verlust verbunden war, im Werk des Schöpfers der Psychoanalyse analysiert. Freuds anhaltende Beschäftigung mit dem Ödipus-Mythos, sein Interesse für große Männer wie Leonardo und Michelangelo, schließlich seine Identifikation mit ... [ mehr ]

Harry T. Hardin

Das Schicksal von Freuds früher Mutterbeziehung

Psyche, 1994, 48(2), 97-123

Entgegen der Auffassung vieler Freud-Biographen, die einen idealisierenden Blick auf das Verhältnis von Amalia und Sigmund Freud werfen und dieses als entsprechend positiv charakterisieren, wird gezeigt, dass Freud lebenslang eine wenig emotionale und stark auf Distanz bedachte Beziehung zu seiner Mutter unterhielt. Freuds in der Selbstanalyse eingeschlagener Weg zurück zu den Müttern führte ihn nicht zur leiblichen Mutter, sondern zu seiner ... [ mehr ]

Christopher Fortune

Der Fall »R. N.«. Sandor Ferenczis radikales psychoanalytisches Experiment

Psyche, 1994, 48(8), 683-705

In seinen letzten Lebensjahren behandelte Sándor Ferenczi eine amerikanische Patientin, die in seinem Klinischen Tagebuch von 1932, das erst 1985 veröffentlicht wurde, verschlüsselt R. N. genannt wird. Inzwischen weiß man, dass R. N. für Elisabeth Severn steht, die Ferenczi als seine Hauptpatientin , Kollegin und schließlich Lehrmeisterin bezeichnete. Anhand des Tagebuchs und anderer Dokumente wird die therapeutische Beziehung ... [ mehr ]

Gerhard Fichtner

Die ärztliche Schweigepflicht, der Analytiker und der Historiker. Eine notwendige Stellungnahme zur Edition des Freud/Ferenczi-Briefwechsels

Psyche, 1994, 48(8), 738-745

Anlässlich der Edition des Briefwechsels zwischen S. Freud und S. Ferenczi wird die Frage der ärztlichen Schweigepflicht im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von historischen Fallberichten unter Nennung des Namens der Patienten erörtert. Mögliche negative Konsequenzen einer solchen Namensnennung werden aufgezeigt. Für besonders skandalös wird es gehalten, dass die Preisgabe der Patientennamen in der genannten Edition kommentarlos ... [ mehr ]

Michael Ermann

Sandor Ferenczis Aufbruch und Scheitern. Sein Umgang mit der Regression aus heutiger Sicht

Psyche, 1994, 48(8), 706-719

Sándor Ferenczis Umgang mit der Regression wird im Überblick erörtert. Es wird gezeigt, dass Ferenczi bei der Auswertung seiner technischen Experimente die Metafunktion der Technik des Analytikers und seine Übertragungen auf die psychoanalytische Situation entdeckte. Für ein Verständnis seiner Entdeckungen fehlte ihm aber noch ein umfassenderes Konzept des Übertragungs-Gegenübertragungs-Prozesses als funktionale Einheit. Seine ... [ mehr ]