H. Shmuel Erlich

Verleugnung in der Adoleszenz. Einige widersprüchliche Aspekte

Psyche, 1990, 44(3), 218-239

Die Rolle der Verleugnung in der Adoleszenz wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei steht folgender Aspekt im Vordergrund: Um die oft extrem divergenten Gefühle von Stärke, Schwäche und Abhängigkeit bei gleichzeitigen intensiven Regressionsbedürfnissen ertragen und meistern zu können, benutzt der Adoleszente den Abwehrmechanismus der Verleugnung, der zu Spaltungen führen kann. An einem exemplarischen Fallbeispiel wird ... [ mehr ]

Hilke Engelbrecht

Die Inszenierung der psychoanalytischen Situation in der Supervision

Psyche, 1990, 44(8), 675-688

Die Bedeutung von Phantasien, Fehlleistungen und Assoziationen in der Beziehung zwischen Psychoanalytikern und Supervisoren wird analysiert und durch Supervisionsbeispiele illustriert. Es wird gezeigt, wie sich mit Hilfe von Lorenzers Konzept des szenischen Verstehens das in der Supervision zu beobachtende Interaktionsgeschehen für das Verständnis des vom Patienten angebotenen Fallmaterials nutzen lässt. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Tilman Elliger

Sigmund Freuds »splendid isolation«. Materialien zur Kritik der psychoanalytischen Geschichtsschreibung

Psyche, 1990, 44(7), 612-627

Bei kritischer Sichtung der zu Freuds Werk erschienenen Rezensionen werden Ausmaß und Intensität der wissenschaftlichen Rezeption der Psychoanalyse evaluiert. Dabei wird gezeigt, dass angesichts der Befunde traditionelle Sichtweisen, die einseitig auf die frühe akademische Isolation der Psychoanalyse abheben, ebenso revidiert werden müssen wie radikalisierte Gegenpositionen der modernen amerikanischen Wissenschaftshistoriographie. (c) Psyindex.de 2009 ... [ mehr ]

Leo Eitinger

KZ-Haft und psychische Traumatisierung

Psyche, 1990, 44(2), 118-132

Es wird über umfangreiche, sich über mehr als 30 Jahre erstreckende Untersuchungen in Norwegen berichtet, in deren Verlauf nachgewiesen werden konnte, dass bei nahezu allen der untersuchten 227 ehemaligen Konzentrationslagerhäftlingen physische und psychische Folgeschäden bestanden. Diese Ergebnisse nahm das norwegische Parlament zum Anlass für die gesetzliche Verankerung eines großzügigen Entschädigungsprogramms. Anders als in der ... [ mehr ]

Manfred Dierks

Der Wahn und die Träume in »Der Tod in Venedig«. Thomas Manns folgenreiche Freud-Lektüre im Jahr 1911

Psyche, 1990, 44(3), 240-268

Der Einfluss der Psychoanalyse auf Thomas Manns Der Tod in Venedig und Der Zauberberg wird untersucht. Es wird gezeigt, dass Mann insbesondere von Freuds Arbeit Der Wahn der Träume in W. Jensens Gradiva stark beeinflusst war. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Leo de Nobel

Wenn der Patient nicht selbst bezahlt

Psyche, 1990, 44(10), 902-914

Die Auswirkung verschiedener Arten der Bezahlung auf die Entwicklung der therapeutischen Situation in der psychoanalytischen Behandlung und die sich daraus ergebenden Übertragungs- und Gegenübertragungsprobleme werden erörtert. Dabei wird insbesondere auf die Problematik von vom Patienten nicht selbst bezahlten Therapien eingegangen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Helmut Dahmer

Derealisierung und Wiederholung

Psyche, 1990, 44(2), 133-143

Der Stellenwert der Derealisierung im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit wird erörtert. Es wird die Ansicht vertreten, dass sich die dem Hitlerregime gegenüber loyale Bevölkerungsmehrheit 1945 mit Hilfe der Derealisierung ihrer historischen Verantwortung entzog und dass die Derealisierung einer ganzen Etappe der Kollektivgeschichte und der damit verknüpften Phase der individuellen Lebensgeschichte ihr die Arbeit der ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Die hochfrequente Langzeitanalyse und die psychoanalytische Praxis

Psyche, 1990, 44(1), 1-29

Anhand vorliegender empirischer Daten zur Lage der psychotherapeutischen Behandlung in der Bundesrepublik Deutschland (Prognos-Studie zur Lage der psychotherapeutischen Behandlung, Auswertung von über 1000 Anträgen für Ersatzkassenpatienten aus der Zeit von 1973 bis 1983) wird gezeigt, dass die hochfrequente Langzeitanalyse eher die Ausnahme als die Regel ist und fast ausschließlich von einer kleinen Gruppe privilegierter Therapeuten ausgeübt ... [ mehr ]

Gernot Böhme

Sinn und Gegensinn - über die Dekonstruktion von Geschichten

Psyche, 1990, 44(7), 577-592

Die Bedeutung von Sinn und Gegensinn in der Geschichtsschreibung wird erörtert. Es wird die Auffassung vertreten, dass Geschichtsschreibung, die sich selbst nur als Wahrheitssuche darstellt, als naiv zu bezeichnen ist. Mit Freud wird jede über das Leben erzählte Geschichte als Rationalisierung bzw. als eine Strategie der Lebensführung verstanden. Es wird die These aufgestellt, dass die Geschichtsschreibung ihre Funktion, durch Sinngebung Leben zu ... [ mehr ]

Karl Werner Böhm

Der Narziß Thomas Mann und die Pathologisierung seiner Homosexualität. Zu einem »neuen Konzept« der Thomas-Mann-Forschung

Psyche, 1990, 44(4), 308-332

Von Morgenthalers sexualtheoretischen Überlegungen ausgehend wird versucht, die von Wysling erörterte narzisstische Symptomatik Thomas Manns aus der Außenperspektive des Pubertätskonflikts neu zu zentrieren. Im Streben nach Aufrechterhaltung des durch die Auflösung der Mutter-Kind-Einheit extrem gefährdeten narzisstischen Gleichgewichts wird der Motor jeder Form gesellschaftlich organisierter Sexualitität gesehen. Es wird die Ansicht ... [ mehr ]

Walter Bräutigam

Die mich loben..., die mich tadeln... D. E. Zimmer, H. Platta und die Psychoanalyse

Psyche, 1990, 44(8), 757-764

Ausgehend von einer Besprechung des Buches Tiefenschwindel von Dieter E. Zimmer durch H. Platta (in Psyche 1987, 41 (8)) wird gezeigt, dass Psychoanalyse nur dann eine Zukunft als wissenschaftliches Fach hat, wenn sie ihre eigenen Aussagen aus der Interpretation der inneren Lebensgeschichte mit Daten der Ethologie, Psychobiologie, Sozialpsychologie und anderer Nachbardisziplinen verbindet. Zimmer wird als wissenschaftlicher Journalist gesehen, der Psychoanalyse genau ... [ mehr ]

Eric Brenman

Hysterie

Psyche, 1990, 44(12), 1063-1081

Erscheinungsweisen (Symptome, Charakter) und Funktionen (Depressionsabwehr, Schutz vor Psychose) der Hysterie werden aus psychoanalytischer Perspektive überblicksartig dargestellt. Dabei wird auch auf besondere Formen der hysterischen Abwehr wie Verleugnung der Realität, Spaltung von Selbst, Objekt und Welt in Gut und Böse, projektive Identifizierung sowie narzisstische und destruktive Objektbeziehungen eingegangen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Till Bastian & Micha Hilgers

Kain. Die Trennung von Scham und Schuld am Beispiel der Genesis

Psyche, 1990, 44(12), 1100-1112

Am Beispiel von Kains Brudermord wird die Genese der Schuld aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei wird die These vertreten, dass dem Schuldgefühl vernichtende Schamgefühle vorausgehen, die dessen Destruktivität und Dauerhaftigkeit bedingen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Silvia Amati

Die Rückgewinnung des Schamgefühls

Psyche, 1990, 44(8), 724-740

Mit Rückgriff auf ein theoretisches Konzept von Bleger (Regression auf die Ambiguität) werden Annäherung und Verständnis für Patienten gesucht, die unter Extrembedingungen (Verschwinden, Konzentrationslager, Folter) zu leiden hatten. Es wird gezeigt, dass die Regression auf die Ambiguität, die das Überleben solcher Patienten ermöglicht hat und an die übergroße Schamgefühle gebunden sind, allmählich aufgehoben ... [ mehr ]

Stephan Ahrens

Stellungnahme zum Artikel »Zur gegenwärtigen Alexithymieforschung« von Klaus D. Hoppe (Psyche 11/1989)

Psyche, 1990, 44(7), 660-663

In einer kritischen Stellungnahme zu einer Arbeit von Hoppe zum Stand der Alexithymieforschung (in Psyche 1989, 43 (11)) wird insbesondere die fehlende theoretische Fundierung der neurophysiologisch orientierten Kritik Hoppes am Alexithymiekonzept bemängelt. Außerdem wird Hoppes Versuch, Ergebnisse aus der Split-Brain-Forschung auf psychosomatische Patienten zu übertragen, als ungerechtfertigt zurückgewiesen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Psyche

44. Jahrgang Heft 1 1990

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Elke Voswinkel

Aspekte der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Frankreich (PDF)

psychosozial 41 (1990), 81-90

Berichtet wird über die Strukturen und die konkrete Arbeit in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik in Frankreich. Hintergrund sind Erfahrungen, die bei einem Gastaufenthalt gemacht wurden. Eingegangen wird auf (1) die Geschichte und Struktur der Psychiatrie und der Analytischen Schule in Frankreich, (2) die personelle Ausstattung der Tagesklinik, (3) ihre Organisation und Sachausstattung sowie (4) das therapeutische Programm. Anhand von drei kurzen ... [ mehr ]

Arnold Köpcke-Duttler

Widerstehen in Gelassenheit (PDF)

psychosozial 41 (1990), 74-80

Unter Bezug auf die von H. von Hentig im Buch »Arbeit am Frieden« (München: Hanser 1987) beschriebenen Übungen im Überwinden der politischen Resignation werden das Phänomen der Gelassenheit und seine Beziehungen zum politischen Engagement reflektiert. Differenziert wird zwischen moralischer, intellektueller und ästhetischer Gelassenheit. Analysiert wird die atomare Gelassenheit und die damit verbundene kosmische Arroganz. Auf die Wege und ... [ mehr ]

Britta Ruth Büchner

Deutsche Sehnsucht. Einige sozialpsychologische Gedanken zur »Neuen Rechten« (PDF)

psychosozial 41 (1990), 69-73

Nach einer Beschreibung des politischen Programms der Partei »Die Republikaner« werden die gesamtgesellschaftlichen Hintergründe der Entstehung der neuen Rechten in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert. Erläutert werden die programmatischen Aussagen der Republikaner, die dahinterstehenden politischen Ziele und die potentielle Wählerschaft der Republikaner. Als gesellschaftliche Probleme, die die Entstehung der neuen Rechten verursacht haben, ... [ mehr ]

Heiner Legewie

Zwischen Resignation und Engagement. Zur Psychologie des Risikobewußtseins nach Tschernobyl (PDF)

psychosozial 41 (1990), 59-68

Ergebnisse einer Langzeitstudie zu den psychischen Folgen der Umweltbelastung nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl werden dargestellt und in den größeren Zusammenhang der psychischen und sozialen Risiken der Technik sowie der Chancen für einen grundlegenden Wandel im Umgang des Menschen mit Technik, Natur und sich selbst gestellt. Nach einer Krisendiagnostik der Umweltzerstörungen und -bedrohungen wird der Untersuchungsaufbau skizziert. Neben einer ... [ mehr ]

Walter Jordi

Aus der Geschichte des Berufsverbandes für Supervision und Praxisberatung (PDF)

psychosozial 41 (1990), 41-56

Über die vierzehnjährige Verbandsgeschichte des Schweizerischen Berufsverbandes für Supervision und Praxisberatung (BSP) wird berichtet. Beschrieben werden die Professionalisierungsbestrebungen des BSP für diesen umstrittenen Berufszweig, die vor allem auf der politischen Ebene auf Widerstand stießen. Dabei wurden im Zusammenhang mit Finanzierungsfragen Form und Zweck dieser neuen Beratungsform, die in der Schweiz Anfang der siebziger Jahre von ... [ mehr ]

Hans-Rudolf Schneider

Wahn und Institution. Zur Supervision in der Psychatrie (PDF)

psychosozial 41 (1990), 35-40

Auf dem Hintergrund eigener Erfahrungen werden einige Charakteristika der Supervision in psychiatrischen Institutionen reflektiert, wobei die Probleme im Vordergrund stehen, die aus der institutionellen Einbindung der Supervision und aus der Arbeit der Supervisanden mit Psychotikern resultieren. Eingegangen wird dabei auf (1) die Unterschiede der Supervision in psychiatrischen Institutionen im Vergleich zur Einzelsupervision von Therapeuten, (2) die Vertragsverhältnisse ... [ mehr ]

Dagmar Zimmer Höfler

Supervision in der Institution - Subsystem oder Supersystem. Strukturell-systemische Betrachtungsweise und Methodenintegration in der Supervision (PDF)

psychosozial 41 (1990), 22-34

Formen und Strukturen der Supervision in psychiatrischen und psychotherapeutischen Institutionen werden differenziert und diskutiert. Ausgangspunkt ist die systemisch strukturelle Perspektive und die Übertragung der Darstellung funktionaler und dysfunktionaler Strukturen in Familiensystemen aus der strukturellen Familientherapie auf das Supervisionssystem. Damit wird eine Visualisierung der Hierarchien im System und bestimmter Systemstrukturen erreicht, die auf ... [ mehr ]

R. Osterwalder

Erfahrungen eines Supervisors und Institutionsleiters (PDF)

psychosozial 41 (1990), 18-21

Auf dem Hintergrund reichhaltiger Erfahrungen mit der Supervision in den Bereichen der Psychiatrie, des Strafvollzugs und der Schule werden der Sinn und die Grenzen der durch Externe und Interne durchgeführten Supervision reflektiert. Eingegangen wird auf (1) die Vor- und Nachteile der externen Supervision, (2) die Tauglichkeit der Balint-Methode, (3) spezifische Erfahrungen aus der Supervision von Strafvollzugspersonal, Lehrerkollegien, den Mitarbeitern einer ... [ mehr ]