Thea Bauriedl

»Weil nicht sein kann, was nicht sein darf...« Über die Verleugnung von Realität vor und nach Tschernobyl (PDF)

psychosozial 29 (1986), 16-22

Der Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl wird als Ausdruck dafür interpretiert, dass wir in einer doppelten Realität leben: Bewusst nehmen wir nur das wahr, was wir aushalten können, unbewusst wissen wir um die tatsächliche Gefährdung. Es traten aber auch eine längst latent entstandene Verunsicherung und ein grundsätzliches Misstrauen der Bevölkerung gegenüber den Regierenden zutage, die sich auf alle Arten von Machtkonzentration ... [ mehr ]

Horst Eberhard Richter

Archaische Ängste und die Schwierigkeit, sie politisch zu nutzen (PDF)

psychosozial 29 (1986), 11-15

Ängste, die durch den Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl in weiten Teilen der Bevölkerung entstanden sind, werden beschrieben. Schwierigkeiten, diese archaischen und infantilen Ängste in politische Aktivitäten umzuleiten, werden diskutiert. Die mobilisierten Ängste führten häufig zu passiver Resignation oder allenfalls zu spontanen Impulsdurchbrüchen ohne weitere Konsequenzen.

Stichworte: Katastrophen, Furcht, Strahlung, ... [ mehr ]

Günther Anders

10 Thesen zu Tschernobyl (PDF)

psychosozial 29 (1986), 7-10

In einer Thesensammlung wird vor der Atomgefahr gewarnt. Angesprochen werden (1) die Unsichtbarkeit der Gefahr, (2) die Panik vor der Gefahr, (3) die Verhöhnung des Wortes »emotional«, (4) die falsche Unterscheidung von kriegerischer und friedlicher Nutzung der Atomkraft, (5) die Unmöglichkeit medizinischer Hilfe, (6) Reaktionen der Gewerkschaften, (7) die sogenannte Ölkrise, (8) Revolution und Terrorismus, (9) die heutigen Formen des Friedens und ... [ mehr ]

Psyche

40. Jahrgang Heft 2 1986

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Siegfried Zepf, Brigitte Weidenhammer & Jutta Baur-Morlock

Realität und Phantasie

Psyche, 1986, 40(2), 124-144

Es werden einige Überlegungen zum Traumabegriff S. Freuds angestellt. Einleitend wird auf die Kritik von A. Miller und G. M. Masson an Freuds Aufgabe der sogenannten Verführungstheorie im Jahr 1897 hingewiesen. Dann wird gezeigt, dass Freud zwar nie aufgehört hat, traumatischen lebensgeschichtlichen Ereignissen als pathogenen Faktoren Bedeutung beizumessen, dass aber bei ihm der theoretische Status des Realgeschehens unbestimmt bleibt. (c) Psychosozial-Verlag ... [ mehr ]

Albert Zacher

Konzeptionen einer anthropologischen Medizin: Viktor von Weizsäcker und Dieter Wyss

Psyche, 1986, 40(3), 248-262

Hauptgedanken der von Viktor von Weizsäcker mitbegründeten anthropologischen Medizin werden vergegenwärtigt und deren Weiterführung durch Dieter Wyss nachgezeichnet. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

John S. White

Psyche und Tuberkulose: die Libido-Organisation Franz Kafkas

Psyche, 1986, 40(6), 473-526

In einer psychoanalytischen Interpretation von Kafkas literarischem Werk wird sein Kampf mit einer übermächtigen Vaterfigur deutlich gemacht, der durch die zeitlebens beibehaltene Identifizierung mit der Mutter erschwert wurde. Kafka erliegt diesem Kampf in Gestalt der Tuberkulose, die er selbst als Ausdruck seiner unlösbaren und letztlich unerträglichen seelischen Konflikte verstand, als Akt oraler, kannibalischer Autoaggression. (c) Psychosozial-Verlag ... [ mehr ]

Franz Strunz

Der Erlösungstraum Richard Wagners

Psyche, 1986, 40(6), 557-562

Es wird eine kursorische, tiefenpsychologisch orientierte Analyse der 421 Träume aus den letzten 14 Lebensjahren von Richard Wagner, die in den Tagebüchern von Cosima Wagner beschrieben sind, vorgelegt. Es eröffnet sich ein Blick in das Innenleben Wagners und auf seine Beziehung zu nahen Personen. Die Inhaltsanalyse der Träume summiert sich zu dem Bild eines in seiner männlichen Identität zutiefst verunsicherten, eher depressiven, sich vor ... [ mehr ]

Herbert Stein

Die Regeln der Psychoanalyse und das regelnde Selbst

Psyche, 1986, 40(4), 310-319

Die Bedeutung der großen und kleinen Regeln der Psychoanalyse (zum Beispiel die freie Assoziation, die gleichschwebende Aufmerksamkeit) für das Selbstverständnis der Psychoanalyse werden erörtert. Für eine philosophische Verankerung dieser Grundregeln und für ihre Verwurzelung im jeweiligen Verständnis des Selbst wird plädiert. Es wird festgestellt, dass in der psychoanalytischen Ausbildung diese letztlich kulturtheoretischen ... [ mehr ]

Herbert Stein

Freud, Winnicott, Parmenides

Psyche, 1986, 40(2), 162-181

Der Begriff Sein bei D. W. Winnicott wird erörtert. Winnicotts Rede vom Sein als der primären Einheit des Kindes mit der Mutter wird in Beziehung gesetzt zu Seinskonzepten bei Parmenides und im Alten Testament (Buch Jona). Abschließend wird Freuds sogenannte dritte Triebtheorie aus philosophischer Perspektive diskutiert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Ulrich Sonnemann

Gesetz und Geschichte

Psyche, 1986, 40(7), 569-582

Freuds Theorie sucht die Verschränkung von Lebens- und Kulturgeschichte auszudrücken. Als kritische Theorie relativiert sie die Gesetze im Hinblick auf das in ihnen aufgehende Individuelle. Da die deutsche Seelengeschichte eine der Spaltungen und Trennungen ist, muss die Psychoanalyse auf deutschem Boden stets wieder in Schwierigkeiten geraten. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Michael Schulte

Zur Diskussion über Psychoanalyse und Nationalsozialismus in der Psyche

Psyche, 1986, 40(5), 443-449

Der gegenwärtige Stand der Diskussion um die Psychoanalyse im Nationalsozialismus wird einer kritischen Analyse unterzogen. Dabei wird insbesondere auf die Beiträge von H. Müller-Braunschweig und E. Federn (in Psyche 1985, 39 (5)) eingegangen, denen Harmonisierung und Aggressionsverleugnung vorgeworfen wird. Eine Weiterführung der Diskussion um die Geschichte der Psychoanalyse im Nationalsozialismus wird gefordert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle ... [ mehr ]

Klaus Schröter

Analyse einer therapeutischen Gesprächssequenz

Psyche, 1986, 40(4), 327-340

Die Grundzüge einer objektiven Hermeneutik werden vorgestellt und durch Analyse einer therapeutischen Gesprächssequenz veranschaulicht. Damit soll die These, dass wir stets mehr mitteilen, als wir intendieren oder sogar wissen, untermauert werden. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter Schneider

Das Artefakt »Lehranalyse«

Psyche, 1986, 40(4), 320-326

In einer Stellungnahme zu Ernst Simenauers Artikel über Probleme der Lehranalyse (in Psyche 1984, 38 (4)) wird die Zergliederung in Lehranalyse und therapeutische Analyse kritisiert. Insbesondere wird auf die Tendenz hingewiesen, wichtige Konflikte durch Institutionalisierung zu befrieden. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Wolf-Detlef Rost

Psychoanalytische Modellvorstellungen zur Theorie des Alkoholismus

Psyche, 1986, 40(4), 289-309

Als relevant für die psychoanalytische Theorie der Sucht werden, mit besonderem Blick auf eine psychoanalytische Theorie des Alkoholismus, das triebpsychologische, das ichpsychologische und das objektpsychologische Paradigma herausgearbeitet. Für die psychoanalytische Diagnose und Therapie des Alkhoholismus wird eine Kombination dieser drei Konzepte für notwendig gehalten. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Amerikanismus, Antiamerikanismus - oder was sonst?

Psyche, 1986, 40(7), 583-599

Dem in der Bundesrepublik Deutschland häufig als Vorwurf gebrauchten Begriff des Antiamerikanismus wird der eines paranoiden Amerikanismus gegenübergestellt. Dieser wird als Nachfolger der Autoritätsbeflissenheit der meisten Deutschen in der Vergangenheit entlarvt und auf eine mangelhafte nationale (und persönliche) Identität zurückgeführt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Reimut Reiche

Mann und Frau

Psyche, 1986, 40(9), 780-818

Einige Überlegungen zur Geschlechterspannung werden angestellt. Es wird davon ausgegangen, dass es nicht zwei Geschlechter gibt, sondern vielmehr das Geschlecht in zwei Gestalten (dimorph) erscheint. Das Verhältnis von Geschlechtsdimorphismus und Bipolarität wird an den drei Gesetzen der Sexualität von M. Hartmann entwickelt. Die auf dem biologischen Dimorphismus basierende gesellschaftliche und psychische Geschlechterspannung wird an vier ... [ mehr ]

Udo Rauchfleisch

Die Verwendung des Thematischen Apperzeptionstests (TAT) in der Psychotherapie von Delinquenten

Psyche, 1986, 40(8), 735-754

Es wird über die Verwendung des Thematischen Apperzeptionstests (TAT) in der Psychotherapie von Delinquenten, die sich in der Psychotherapie durchweg als schwer zugängliche, chronisch dissoziale Persönlichkeiten erwiesen haben, berichtet. Anhand von Beispielen wird gezeigt, dass auf diese Weise Informationen über die Psychodynamik und die Ich-Struktur der Patienten gewonnen werden können. Darüber hinaus liefern die TAT-Geschichten auch ... [ mehr ]

Tomas Plänkers

Zum Verhältnis von Psychoanalyse und Systemtheorie

Psyche, 1986, 40(8), 678-708

Im Anschluss an einen kurzen definitorischen Rekurs auf Positionen der Systemtheorie werden deren Integrationsversuche in die Psychoanalyse diskutiert. Es wird gezeigt, dass trotz partieller begrifflicher Konvergenzen die beiden grundsätzlich verschiedenen Ansätze nicht kompatibel sind. Das Vorhaben, Psychoanalyse in Systemtheorie aufzulösen und für letztere einen wissenschaftstheoretischen Prioritätsanspruch zu propagieren, wird vor dem Hintergrund ... [ mehr ]

Maya Nadig

Zur ethnopsychoanalytischen Erarbeitung des kulturellen Raums der Frau

Psyche, 1986, 40(3), 193-219

Möglichkeiten, die sich durch die Verbindung von Ethnologie, Psychoanalyse und feministischer Wahrnehmung für das Verständnis der kulturspezifischen Situation von Frauen ergeben, werden aufgezeigt. Die relativ junge Disziplin der Ethnopsychoanalyse wird als selbstreflexives Medium der Fremd- wie der Selbstwahrnehmung vorgestellt. Anhand eines konkreten Beispiels wird demonstriert, in welcher Form die Ethnopsychoanalyse als Erkenntnis- und Verstehensinstrument ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Phantasie und Realität in psychoanalytischen Institutionen

Psyche, 1986, 40(12), 1105-1108

Die negativen Auswirkungen der gegenwärtigen Verkehrs- und Ausbildungsformen, wie sie sich im Rahmen bürokratisierter psychoanalytischer Institutionen entwickelt haben, werden kritisch erörtert. Als grundlegendes Problem wird dabei gesehen, dass sie in Widerspruch zu einem wichtigen Ziel der Psychoanalyse, der Stärkung der individuellen Unabhängigkeit, stehen. Es wird betont, dass das gegenwärtige psychoanalytische Ausbildungssystem durch seine ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen, Helmut Dahmer & Lutz Rosenkötter

Stimmen zum Hamburger IPA-Kongreß

Psyche, 1986, 40(10), 857-921

In mehreren Beiträgen schildern ausländische und deutsche Psychoanalytiker ihre Eindrücke vom ersten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ausgerichteten Kongress der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (Hamburg 1985). Dabei wird insbesondere auf die Bewältigung der faschistischen Geschichte Deutschlands eingegangen. - Aus dem Inhaltsverzeichnis: (1) K. von Dohnanyi: Eröffnungsrede zum 34. Kongress der Internationalen ... [ mehr ]

Brigitte Milkau-Kaufmann & Florian Rötzer

Georges Devereux

Psyche, 1986, 40(8), 665-677

In einer Erörterung des Werks von Georges Devereux wird insbesondere auf den epistemologischen Status der Psychoanalyse und auf Devereuxs Konzept der Ethnopsychoanalyse und der Ethnopsychiatrie eingegangen. Die konstitutive Rolle, die die Selbstreflexion nach Devereuxs Anschauungen im Erkenntnisprozess spielt, wird erörtert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]