Der Ligurinus-Schock (I)
Die jahrhundertealte philologische Mehrheitsansicht hat bisher den wirklichen Gehalt der Horazischen Ode gegen Ligurinus verdeckt. In ihr fand eine typische Krise, die beim Eintritt ins Mannesalter (beim Verlust der Jugend-Knabenmädchenpracht) auftritt, sowie ihr Gegenstück: das mögliche Wiederaufleben der Krise beim Fünfzigjährigen, ihre durch Fehlrezeption unkenntlich gemachte Gestaltung. Merke ergänzt seine werkimmanente Interpretation durch ... [ mehr ]
Der Fanatismus. Eine tiefenpsychologische Studie
Fanatismus wird zunächst als monomane Hingabe an eine sittliche Gemeinschaftsaufgabe (Wahrheits-, Rechts- oder Sittlichkeitsfanatismus) umschrieben. Bolterauer unterscheidet den Typus des fanatischen Verführers (originären Fanatismus) von dem des fanatischen Verführten (induzierter Fanatismus). Wichtige Momente der Psychogenese des originären Fanatikers werden aus dem Material der Kleistschen Erzählung Michael Kohlhaas herausgearbeitet: eine ... [ mehr ]
Freud und Piaget
Haynal referiert ältere und neuere Arbeiten, in denen die Entwicklungstheorien Freuds und Piagets miteinander verglichen werden. Sein Interesse gilt vor allem den Problemen der Objekt-Konstanz, der moralischen Entwicklung und denen der Entwicklungsstufen (und ihrer Übergänge) in der psychoanalytischen wie in der Theorie Piagets. Die Arbeiten von David Rapaport und anderen psychoanalytischen Ich-Psychologen eröffnen am ehesten die Möglichkeit einer ... [ mehr ]
Melanie Kleins Beiträge zur Psychoanalyse
Money-Kyrle zeichnet die Entwicklung der wichtigsten Ideen Melanie Kleins – zur Kinderanalyse, zur frühkindlichen Entwicklung und zur Therapie der Psychosen – nach, indem er ihre Arbeiten sämtlich in der Art von Kurzrezensionen vorstellt. Er stützt sich dabei auf die von den Herausgebern der geplanten englischen Gesamtausgabe der Schriften Melanie Kleins erarbeiteten editorischen Vorbemerkungen zu den einzelnen Texten. [ mehr ]
Zur Psychodynamik der Narkolepsie
Vorgestellt wird ein Fall von Narkolepsie (Schlummersucht); der Verlauf der Therapie wird skizziert. Konnte auch die Frage nach dem Wie der Libidinisierung des Schlafverhaltens nicht geklärt werden, so doch die Frage nach dessen Funktion. Die Patientin bediente sich des In-Schlaf-Fallens als eines Abwehrmechanismus, der für sie in idealer Weise die Aufgabe einer hysterischen Einschränkung der Selbstwahrnehmung erfüllte (Aktivitätsinversion). Die ... [ mehr ]
Die Suizidhandlung unter dem Aspekt der psychoanalytischen Narzißmustheorie
Die von Freud und Abraham entwickelte klassisch-psychoanalytische Aggressions-Depressions-Theorie des Selbstmords deckt die typischen Phänomene der Suizid-Handlung (u.a. die charakteristische Diskrepanz zwischen dem Wissen um die Realität des Todes und den Todes-Phantasien) nur unvollständig. Henseler schlägt daher vor, die traditionelle Theorie – gestützt auf entsprechende Ansätze bei Freud selbst – im Sinne der heutigen Theorie des ... [ mehr ]
Der Einfluß von Computern auf die Gesellschaft (Kritische Glosse)
Die Psychodynamik in Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas
Dettmering zeichnet die Psychodynamik in Kleists Erzählung mit Hilfe von Kategorien der psychoanalytischen Narzißmus-Theorie H. Kohuts nach. Kohlhaas erscheint unter diesem Aspekt als ein narzißtischer Charakter, dessen Anpassungsgleichgewicht durch eine Reihe von Traumen derart erschüttert wird, daß er sein Leben (und seine Familie) daran setzt, mit querulantenhafter Hartnäckigkeit und in narzißtischer Wut gegen die Junkergesellschaft des ... [ mehr ]
Sittlichkeit und Kriminalität. Psychoanalytische Bemerkungen zu Karl Kraus
Anhand der – psychologisch wenig ergiebigen – biographischen Literatur über Karl Kraus kommt Mitscherlich-Nielsen zu dem Schluß, daß der große Kritiker einer latenten Melancholie durch das Nach-außen-Wenden von Gewissens-Aggressionen Herr zu werden suchte. Das eigentümliche Gepräge seiner Beziehungen zu Frauen wie Anni Kalmar oder Sidonie Nadherny resultierte offenbar daraus, daß Kraus Konstellationen bevorzugte, die ihm ... [ mehr ]
Grenzen und Möglichkeiten der Kinderanalyse
Vor einem halben Jahrhundert schien der Weg zu erfolgreichen Kinderanalysen blockiert durch eine Reihe von Schwierigkeiten, die sich aus den Abweichungen der therapeutischen Situation vom Modell der klassischen Erwachsenen-Analyse ergaben. Bei der sukzessiven Überwindung dieser Schwierigkeiten, bei der Erprobung technischer Modifikationen diente die Weiterentwicklung der psychoanalytischen Theorie als Schrittmacher. An zwei Fallbeispielen (pubertierende Jugendliche) wird ... [ mehr ]
Die zwei Dimensionen der psychoanalytischen Interpretation und der unbewußte Begriff
Im Anschluß an die von Lorenzer eröffnete Diskussion über den Gegenstand der Psychoanalyse versucht Werthmann eine methodologische (im Unterschied zu einer metatheoretischen) Formulierung des psychoanalytischen Interpretationsvorganges. Dabei unterscheidet er zwei voneinander unabhängig zu denkende Interpretationsdimensionen, eine synchrone, die aus logischen Operationen besteht, und eine diachrone, die eine Zeitdimension ist. Für das Verständnis ... [ mehr ]
Gesellschaftskritik im Deutungsprozeß
Parin macht die Notwendigkeit plausibel, entgegen der herrschenden Tradition die psychoanalytische Deutungsstrategie am Horizont der Gesellschaftskritik zu orientieren. Er zeigt anhand von Fallskizzen, daß häufig die kompensatorische Angleichung an bestimmte soziale Gruppen (und die Übernahme von deren Ideologien) zu einer Art Pseudoheilung führt. Die Restneurose bleibt während der Therapie latent, sofern nicht der Psychoanalytiker auch diesen sozial ... [ mehr ]
Die Psychoanalyse in der Kinderheilkunde
Beschrieben werden zwei Modell-Projekte zur Einführung der psychoanalytischen Sichtweise in die pädiatrische Praxis (und zur Integration aller hier beteiligten Disziplinen), die in den Krankenanstalten von Woolwich durchgeführt wurden. Als besonders fruchtbar für Forschung und Ausbildung haben sich die Einrichtung einer speziellen Klinik für verhaltensgestörte und psychosomatisch erkrankte Kinder, regelmäßige multidisziplinäre ... [ mehr ]
Psychoanalyse im Vorschulalter und in der Latenz
Eine Behandlungsstunde aus der Spieltherapie mit einem fünfjährigen Kind und eine Behandlungsstunde aus der Kinderanalyse mit dem gleichen Kind im Alter von sechseinhalb Jahren werden verglichen. Bei der psychotherapeutischen Behandlung von Vorschulkindern nötigt die vorherrschende Dramatisierung von Konflikten unter Einbeziehung des Therapeuten zu erheblichen Modifikationen der Technik. Allerdings ist es möglich, mit dem Kind zu vereinbaren, daß seine ... [ mehr ]
Die Entfaltung des Arbeitsbündnisses in der Analyse eines Adoleszenten
Die Entfaltung des therapeutischen Arbeitsbündnisses zwischen Analytiker und Analysand wird anhand einer Adoleszenten-Analyse rekonstruiert. Das Ziel dieser Kooperation ist es, dem einen der beiden Partner zu einem verbesserten Selbstverständnis zu verhelfen. Ohne daß der Patient die Möglichkeit einer Selbstveränderung antizipiert und akzeptiert, ist eine Psychoanalyse undurchführbar. [ mehr ]