L. Bolterauer

Lust und Unlust als Motivationsfaktoren im Entscheidungsgeschehen

Psyche, 1969, 23(9), 641-665

Es handelt sich um einen Beitrag zur bewußtseinspsychologischen, deskriptiven Triebpsychologie. Die großen Körperbedürfnisse spiegeln sich im Bewußtsein in Form von Antriebserlebnissen (Phänotriebe). Der Verfasser unterscheidet spontan auftretende von reaktiven Antrieben und drei im inneren Erleben vorfindliche Antriebsgruppen (reine Lustantriebe, Unlust-Lust-Antriebe, reine Unlustantriebe). Lust und Unlust, die regulativen Prinzipien des ... [ mehr ]

E. Federn

Einige klinische Bemerkungen zur Psychopathologie des Völkermords

Psyche, 1969, 23(8), 629-639

Aufgrund der autobiographischen Aufzeichnungen des Auschwitz-Kommandanten Höß wird versucht, ein Bild von dessen Persönlichkeitsstruktur zu gewinnen. Der Autor kennzeichnet ihn als autoritären Charakter: unfähig zu affektiven Bindungen an Menschen, zog er unbewußte Befriedigung aus den Greuelszenen des Konzentrationslagers, die seinen unbewältigten, sadistischen Triebregungen entgegenkamen. Höß war, wie andere seinesgleichen, ... [ mehr ]

P. Greenacre

Probleme der Überidealisierung des Analytikers und der Analyse

Psyche, 1969, 23(8), 611-628

Der Ursprung der Übertragung liegt in der körperlichen Abhängigkeit des Säuglings von der Mutter, ferner in Erfahrungen des zweiten Lebensjahres, in dem das Kind zwar die Ablösung erreicht, aber auf die Eltern – vor allem den Vater – noch immer als auf allmächtige und gottähnliche Wesen reagiert. Spezifische Gestaltungen dieser frühkindlichen Erfahrung (Versagungen, Krankheit) können sich in der analytischen Kur als ... [ mehr ]

I. Yahalom

Sinneswahrnehmung, Affekt und Bild in der Entwicklung der Symbolfunktion

Psyche, 1969, 23(8), 592-610

Die Analyse eines psychotischen Kindes legt die Vermutung nahe, daß der psychotische Kampf zwischen Ich und Umwelt nur die äußere Manifestation eines tiefer liegenden Vorgangs ist, nämlich des Strebens nach Sicherheit. Die menschliche Teilaspekte repräsentierenden Phantasiegestalten, Geister und Unholde, mit denen das Kind umging, werden als Übergangsobjekte erkannt. Die Dynamik hinter dem zwanghaften Trieb, unbrauchbare Ersatzbilder zu ... [ mehr ]

A.E. Meyer

Probleme der Es-Ich-Überich-Gliederung

Psyche, 1969, 23(8), 561-591

In der Literatur bestehen einerseits Widersprüche über das Verhältnis der Es-Ich-Überich-Gliederung zur Ubw-Vbw-Unterteilung, andererseits lassen sich fünf unterscheidbare Definitionen für die Abgrenzung von Es und Ich auffinden. Im Anschluß an die Monographien von Gill, von Arlow und Brenner und von Schur werden diese Probleme diskutiert. Eine logische Analyse führt – in Übereinstimmung mit den genannten Autoren – zu ... [ mehr ]

M. Balint

Unterrichtung von Medizinstudenten in patientenzentrierter Medizin

Psyche, 1969, 23(7), 532-546

Es wird die Ausbildung von Medizinstudenten in patientenzentrierter Medizin beschrieben, nachdem jetzt eine siebenjährige Erfahrung mit dieser Methode vorliegt. Zwei Seminare, deren Besuch freiwillig ist, wurden eingerichtet, das erste für die ersten beiden klinischen Semester, das zweite für die anschließende Ausbildungszeit bis zum Abschluß der Fachausbildung. Hier werden die Fälle besprochen, die den Studenten auf den Stationen und später ... [ mehr ]

I. Györi

Psychische Störungen bei Überlebenden der Verfolgung

Psyche, 1969, 23(7), 517-531

Zu der in der ganzen Welt diskutierten Frage der Auswirkung ungewöhnlicher Vernichtungstraumen auf die Persönlichkeit des Menschen wird aus einer israelischen Poliklinik ein klinischer Beitrag vorgelegt. Nach einer Latenzzeit treten bei vielen Opfern der faschistischen Verfolgung regressive Persönlichkeitsveränderungen auf (das sog. KZ-Syndrom). Es handelt sich um Folgeerscheinungen der schweren Traumen, die den Häftlingen der Vernichtungslager ... [ mehr ]

E. Mahler

Beobachtbare kollektive Ich-Reaktionen

Psyche, 1969, 23(7), 507-516

Über die individuellen Neurosen und über gruppendynamische Vorgänge hinweg nimmt der Therapeut in der analytischen Gruppentherapie die Patientengruppe insgesamt zum Partner. Äußerungen einzelner Patienten werden als Ausdruck der jeweiligen Gesamtbefindlichkeit der Gruppe verstanden. Unbewußte Phantasien und gemeinsame Erwartungshaltungen werden zum Inhalt der Übertragung. Da das set-up und die Deutungsarbeit der Neigung zum Ausagieren der ... [ mehr ]

W. Loch

Über die Zusammenhänge zwischen Partnerschaft, Struktur und Mythos

Psyche, 1969, 23(7), 481-506

Die Psychoanalyse ist eine Methode zur Aufdeckung der verborgenen Motive, die den irrationalen, neurotischen Symptomen und Verhaltensweisen Sinn und Bedeutung geben. Sinn und Bedeutung aber, wie Selbstwahrnehmung und Sprache, sind nur möglich im Raum interpersonaler Beziehungen zwischen wenigstens zwei Partnern. Die Aufhebung der Partnerschaft ist die Voraussetzung für die psychische Strukturbildung; die Art der Struktur hängt von der Art der ... [ mehr ]

J. Sandler

Auf dem Wege zu einem Grundmodell der Psychoanalyse

Psyche, 1969, 23(6), 461-480

Umfangreiche Untersuchungen zur Klärung und Neuformulierung psychoanalytischer Begriffe, wie sie im Rahmen des Hampstead-Projekts vorgenommen wurden, bilden die Grundlage für den Entwurf eines theoretischen Grundmodells, das nicht nur den Bezugsrahmen der notwendigen Integration unterschiedlicher theoretischer Ansätze und klinischer Befunde abgeben und einen Brückenschlag zu den Nachbardisziplinen ermöglichen, sondern auch für neue Fragestellungen ... [ mehr ]

L. Rangell

Zur Analyse des intrapsychischen Prozesses

Psyche, 1969, 23(6), 438-460

Bei der theoretischen Rekonstruktion des intrapsychischen Prozesses, der zur Wiederherstellung eines – durch äußere oder innere Reize verletzten – psychisch-somatischen Gleichgewichtszustandes führt, wird die Bedeutung der bisher vernachlässigten Ich-Funktion der Entscheidung deutlich. Eine Kombination der (physiologisch orientierten) Konzeption der Angstneurose mit der späteren (psychologisch orientierten) Freudschen Theorie vom ... [ mehr ]

A. J. Eisnitz

Narzißtische Objektwahl, Selbstrepräsentanz

Psyche, 1969, 23(6), 419-437

Die narzißtische Objektwahl wird in bezug auf das Konzept der Selbstrepräsentanz analysiert. Ihre Funktion als Stabilisator der Selbstrepräsentanz wird beschrieben und ihr Auftreten in der normalen Entwicklung wie in pathologischen Fällen vermerkt. Es wird gezeigt, daß die Möglichkeit zur narzißtischen Objektwahl auf allen Entwicklungsstufen besteht, und daß sie Abwehren und neurotische Symptome in weitem Maße ... [ mehr ]

J. A. und C. Brenner Arlow

Zur Psychopathologie der Psychosen

Psyche, 1969, 23(6), 402-418

Ausgehend von einer Kritik an der libidoökonomisch orientierten, klassischen psychoanalytischen Auffassung des psychotischen Krankheitsprozesses, deren zentrale Konzeptionen Abzug libidinöser Objektbesetzungen und Restitutionsversuch (durch Wahnbildungen) waren, wird vorgeschlagen, Freuds Strukturtheorie zum Bezugsrahmen einer einheitlichen Krankheitslehre der Neurosen und Psychosen zu machen. Diese Einordnung der Psychopathologie der Psychosen in das Strukturmodell ... [ mehr ]

V. Tausk

Über die Entstehung des Beeinflussungsapparates in der Schizophrenie (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1969, 23(5), 354-384

Zur Deutung des in vielen schizophrenen Wahnbildungen auftauchenden Beeinflussungsapparates, mit dessen Hilfe die Verfolger die Kranken manipulieren, wird die Genese der Differenzierung des primären Narzißmus in Ich- und Objektlibido herangezogen, die in der psychotischen Regression wieder aufgehoben wird. Die Manipulations-Maschine erweist sich als Projektion des Körpers des Patienten, der einem schubweisen Entfremdungsprozeß unterliegt. [ mehr ]

S. und S. Freud Ferenczi

Briefwechsel aus dem Jahre 1908 (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1969, 23(5), 349-353

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H. Kohut

Die psychoanalytische Behandlung narzißtischer Persönlichkeitsstörungen

Psyche, 1969, 23(5), 321-348

In der Psychoanalyse narzißtischer Persönlichkeiten werden Übertragungsstrukturen mobilisiert, die auf dem grandiosen Selbst des Kleinkindes und auf der idealisierten Elternimago beruhen. Diese beiden Strukturen sind unter günstigen Umständen im Ich integriert; die erstere liefert die Triebenergie für ichgerechtes Streben und Handeln; die introjizierte Elternimago wird zum idealisierten Über-Ich. Bei traumatischer Entwicklung bleiben die ... [ mehr ]

N. und G. J. S. Wilde Treurniet

Ein abweichender Verlauf des analytischen Prozesses in der Eröffnungsphase

Psyche, 1969, 23(4), 295-312

Die pathogenen Folgen akuter und chronischer Vernichtungsängste in der Kindheit werden diskutiert. Im vorliegenden Fall bestanden sie in einer intensiven Abwehrformation gegen aggressive und passiv-feminine Triebimpulse, in narzißtischer Verwundbarkeit und der Sexualisierung von Angst und Spannung. Technische Probleme bei Auftreten von Material aus der Pubertät in der Analyse Erwachsener werden betrachtet. [ mehr ]

J. Klauber

Über die Bedeutung des Berichtens von Träumen in der Psychoanalyse

Psyche, 1969, 23(4), 280-294

Technisch und ökonomisch zeigt das Berichten eines Traumes die Aufhellung von verborgenen Bereichen der Seele an und bietet daher für den Analytiker einen besonderen Anziehungspunkt. Diese Aufhellung verborgener Bereiche – das heißt die Besetzung nicht-dynamischer Erinnerungen – begünstigt aber auch die Äußerung von Triebenergien. Durch eben diese Äußerung und durch die Reflektmonen des Ichs über die Abkömmlinge ... [ mehr ]

G. L. Bibring

Das hohe Alter, Passiva und Aktiva

Psyche, 1969, 23(4), 262-279

Die Fähigkeit, die spezifischen Belastungen des normalen Alterns (Aufhören der Fortpflanzungsfunktion, Minderung der Triebintensität, Ende der Berufsarbeit, Vereinsamung und Todesnähe) zu bewältigen, ist von bestimmten, lebensgeschichtlichen Voraussetzungen abhängig – ob der alte Mensch im Leben sein volles Maß an Triebbefriedigung gefunden hat, ob er narzißtische Kränkungen ertragen kann, ob sein Über-Ich seine ... [ mehr ]

G. L. Engel

Eine psychoanalytische Theorie der somatischen Störung

Psyche, 1969, 23(4), 241-261

Wenn es durch Konversion zu einer somatischen Erkrankung kommt, ist diese als eine Komplikation der Konversion zu betrachten und hat keine primär symbolische oder Abwehrfunktion. Hinsichtlich der Spezifität wird die Bezeichnung somatopsychisch-psychosomatisch für eine Gruppe von Störungen mit biologisch gegebener Prädisposition vorgeschlagen. Die psychische Situation bei Krankheitsausbruch ist die entscheidende Periode, in der man die bei der ... [ mehr ]

W. G. Niederland

Schrebers angewunderte Kindheitswelt

Psyche, 1969, 23(3), 196-223

Bis vor kurzem war wenig über Schrebers Kindheit bekannt. Unser begrenztes Wissen erlaubt uns auch heute noch keine longitudinale, alle Einzelheiten aufhellende Rekonstruktion seiner Kindheitswelt. Untersuchungen, die auf den Denkwürdigkeiten und deren Analyse durch Freud, dem wichtigen Beitrag von Baumeyer und auf vom Autor neuerdings gesammeltem, anamnestischem Material basieren, haben uns aber in den Stand gesetzt, die Beziehungen des Patienten zu seinem Vater im ... [ mehr ]

L. Vesny-Wagner

Ratatösk - Die Rolle des pervertierten Intellekts

Psyche, 1969, 23(3), 184-195

Die Pervertierung der intellektuellen Sekundärfunktion birgt die Gefahr der Selbstzerstörung in sich. In der Anamnese des Kranken findet sich oft besondere intellektuelle Frühreife, der in der Latenz eine entgegengesetzte Entwicklung folgt: das Kind wirkt dumm, seine (unbefriedigte) sexuelle Wißbegier ist verschwunden. Es zeigt sich, daß der pervertierte Intellekt, den die psychoanalytische Forschung bisher wenig beachtet hat, im Mythos gestaltet ... [ mehr ]

S. L. Lustman

Psychische Energie und Abwehrmechanismen

Psyche, 1969, 23(3), 170-183

Beobachtungen der Funktionen von Neugeborenen legen die Annahme eines rudimentären Ichs nahe, dessen primitive Wahrnehmungsfunktion von bereits vorhandener psychischer Energie abhängt. Die mobile Natur dieser Energie erlaubt es, sie am benötigten Ort, vornehmlich an den beiden Enden des Lust-Unlust-Kontinuums, total zu investieren. Dabei hat eine innere Reizung den Vorrang vor äußeren Erregungen. Die totale Inanspruchnahme psychischer Energie durch ... [ mehr ]

L. Rosenkötter

Über Kriterien der Wissenschaftlichkeit in der Psychoanalyse

Psyche, 1969, 23(3), 161-169

Die wissenschaftliche Methodik der Psychoanalyse ist nicht mit der der exakten Naturwissenschaften identisch; die Biologie kommt ihr in der Komplexität des Beobachtungsfeldes am nächsten. Im Gegensatz etwa zur Physik versucht die Psychoanalyse, die Phänomene, mit denen sie umgeht, zunächst empathisch zu erfassen, sie identifikatorisch nachzuvollziehen und dann rational einzuordnen. Die Komplexität des psychoanalytischen Beobachtungsfeldes, die ... [ mehr ]