Nicholas Rand

Psychoanalytische Literaturbetrachtung am Beispiel von König Ödipus

Psyche, 2001, 55(12), 1307-1328

In einer psychoanalytischen Interpretation von Sophokles König Ödipus stehen im Rahmen eines dicht am Text orientierten Verfahrens nicht, wie bei S. Freud, verdrängte Wünsche aus der frühen Kindheit, sondern die verheerenden Auswirkungen, die die verborgenen Einflüsse von Familie und Gemeinschaft auf ein Individuum haben können, im Mittelpunkt. Die Textwahl zeigt, dass Ödipus bei der Suche nach seiner Herkunft und seinem Selbst mit ... [ mehr ]

Ulrike Prokop

Stigma und Gewalt. Zu einigen Szenen aus Houellebecqs »Ausweitung der Kampfzone«

Psyche, 2001, 55(9-10), 1119-1140

Es wird eine psychoanalytische Interpretation von M. Houellebecqs Roman Ausweitung der Kampfzone (1994) vorgelegt. Als zentrale Themen dieses Romans werden perfekte Sexualität, innere Leere und Destruktivität ausgemacht. Dabei wird eine provozierende Schuldzuweisung vorgenommen: Die Emanzipation der Frauen und die damit einhergehende Selbstverwirklichung auf Kosten der Kinder zerstören die letzten Refugien der Humanität; alles wird austauschbar und ... [ mehr ]

Thomas Pollak

Ist die psychoanalytische Identität bedroht? Zur aktuellen berufspolitischen Situation der Psychoanalyse in der Bundesrepublik

Psyche, 2001, 55(8), 835-863

Überlegungen zur derzeitigen berufspolitischen Situation der Psychoanalyse in Deutschland werden angestellt. Einleitend werden die aktuellen gesundheitspolitischen Veränderungen beschrieben, die vom Psychotherapeutengesetz über die Facharztweiterbildung bis zur Qualitätssicherung reichen und die die Bedingungen sowohl für die psychoanalytische Ausbildung als auch für die psychoanalytische Praxis verschärft haben. Anschließend wird ... [ mehr ]

Ulrich Moser

»What is a Bongaloo, Daddy?« Übertragung, Gegenübertragung, therapeutische Situation. Allgemein und am Beispiel »früher Störungen«

Psyche, 2001, 55(2), 97-136

Ausgehend von eigenen therapeutischen Erfahrungen werden Überlegungen zur Bedeutung der analytischen Beziehung angestellt. Dabei wird zu zeigen versucht, was frühe Störungen sind und wie sie sich auf die Regulierung der Beziehung zwischen Analytiker und Analysand auswirken. Der Akzent liegt auf dem Studium dieser Regulierung. Diese muss bestimmte Bedingungen entwickeln, die eine therapeutische Mikrowelt entstehen lassen und sie stabil halten. Eine gute ... [ mehr ]

Christian Maier

Die Bedeutung des Handlungsdialogs in der Therapie mit psychotischen Patienten

Psyche, 2001, 55(1), 1-25

Die Bedeutung des Handlungsdialogs in der psychoanalytischen Therapie mit psychotischen Patienten wird erörtert. Zunächst wird der Begriff des Handlungsdialogs im Zusammenhang von Agieren und Mitagieren erörtert. Dann wird in einer ausführlichen Fallvignette anhand einer dreistündigen Episode eines Handlungsdialogs zwischen Patientin und Analytiker der darin gewonnene Realitätszugewinn sowie die Aufhebung der Verleugnung von unerträglichen ... [ mehr ]

Marianne Leuzinger-Bohleber, Ulrich Stuhr, Bernhard Rüger, Manfred E. Beutel, Rolf Sandell, Johan Blomberg, Anna Lazar, Jan Carlsson, Jeanette Broberg, Johan Schubert, Michael von Rad, Günther Klug, Dorothea Huber, Hermann Beland & Michael Hampe

Themenschwerpunkt: Heilerfolge der Psychoanalyse - Empirische Befunde

Psyche, 2001, 55(3), 193-336

Insgesamt fünf Beiträge zu zwei Studien, in der die Langzeitwirkungen von Psychoanalysen und Psychotherapien untersucht wurden, werden vorgelegt. Dabei handelt es sich bei zwei der Beiträge um eine Darstellung dieser beiden Studien, während die drei anderen Beiträge Kommentare zu diesen Studien enthalten. - (1) M. Leuzinger-Bohleber, U. Stuhr, B. Rüger und M. E. Beutel: Langzeitwirkungen von Psychoanalysen und Psychotherapien: Eine ... [ mehr ]

Marianne Leuzinger-Bohleber, Ulrich Stuhr, Bernhard Rüger & Manfred E. Beutel

Langzeitwirkungen von Psychoanalysen und Psychotherapien: Eine multiperspektivische, repräsentative Katamnesestudie

Psyche, 2001, 55(3), 193-276

Es wird informiert über methodische Aspekte und zentrale Ergebnisse einer Katamnesestudie, in der die Langzeitwirkungen von Psychoanalysen und psychoanalytischen Psychotherapien untersucht wurden. Die Ergebnisse beziehen sich auf eine repräsentative Stichprobe von 401 ehemaligen Patienten. Es handelt sich um eine methodenkritische Studie, die psychoanalytische, qualitative Beobachtungen aus den Katamneseinterviews mit quantitativen Verfahren kombiniert. ... [ mehr ]

Sebastian Leikert

Der Orpheusmythos und die Symbolisierung des primären Verlusts: Genetische und linguistische Aspekte der Musikerfahrung

Psyche, 2001, 55(12), 1287-1306

Der Orpheus-Mythos wird als ein Zugang zur psychoanalytischen Interpretation der Musikerfahrung genutzt. Hierzu werden zunächst bisherige Arbeiten zum Orpheus-Mythos zusammengefasst, und eine bestimmte genetische Konstellation wird herausgearbeitet: Ein unlösbarer oraler Konflikt oder ein traumatischer Objektverlust werden durch Regression auf einen früheren fusionellen Zustand sowie durch dessen Sublimierung in der Musik bearbeitet. Anschließend wird ... [ mehr ]

Alfred Krovoza

Zum Verhältnis von Psychogenese und Soziogenese im Gewaltdiskurs

Psyche, 2001, 55(9-10), 906-933

Seit S. Freud befasst sich die Psychoanalyse mit dem Phänomen der Gewalt und der Gewalttätigkeit im individuellen, zwischenmenschlichen und gesamtgesellschaftlichen Bereich. Ausgehend von der Frage nach dem Verhältnis von psychoanalytisch-psychogenetischen und soziogenetischen Erklärungen im Gewaltdiskurs wird zunächst die Breite des Begriffs- und Phänomenspektrums von Gewalt umrissen. Dann werden die wichtigsten Debatten des ... [ mehr ]

Rainer Krause

Affektpsychologische Überlegungen zur menschlichen Destruktivität

Psyche, 2001, 55(9-10), 934-960

Im Rahmen von affektpsychologischen Überlegungen zur menschlichen Destruktivität wird zunächst das Verhältnis von Trieb und Affekt diskutiert. Unter Hinzuziehung von Befunden aus Ethologie und Neuropsychologie werden sieben Primäraffekte bzw. prototypische Objektbeziehungen ausgewiesen: Freude, Neugier, Angst, Wut, Trauer, Verachtung und Ekel. Wut bzw. Scham-Wut wird als das für narzisstische Pathologien entscheidende Gefühl identifiziert. ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Psychoanalytische Beiträge zur Verhinderung gesellschaftlich sanktionierter Gewalt

Psyche, 2001, 55(9-10), 1086-1109

Nach einer gerafften Darstellung der eigenen Sicht des Zusammenhangs individueller Persönlichkeitsstörungen - mit den Extremen von narzisstischer und paranoider Persönlichkeit - und regressiven Gruppenprozessen, die in sozial sanktionierter Gewalt kulminieren, werden anhand von ausgewählten Bereichen (Kindheit, kulturelle Vorurteile, Integration kultureller Subgruppen, fundamentalistische Herausforderung, Armut, Medien, internationale Konflikte) ... [ mehr ]

Hans-Peter Kapfhammer

Psychodynamische Aspekte der Paranoia. Ein psychoanalytischer Beitrag zum Verständnis paranoider Persönlichkeiten

Psyche, 2001, 55(5), 435-503

Der psychoanalytische Beitrag zum Verständnis paranoider Persönlichkeiten wird im Überblick erörtert. Einleitend wird betont, dass die Paranoia-Diskussion seit jeher eine zentrale Rolle innerhalb der deskriptiven Psychopathologie spielt. Psychodynamische Ansätze können einen wertvollen Beitrag zu diesem Thema leisten. Die Psychoanalyse besitzt in ihren Anfängen wichtige Quellen hierfür im Werk von Sigmund Freud, Melanie Klein und ... [ mehr ]

Axel Honneth

Facetten des vorsozialen Selbst. Eine Erwiderung auf Joel Whitebook

Psyche, 2001, 55(8), 790-802

Im Rahmen einer Erwiderung auf einen Beitrag von Joel Whitebook zum Intersubjektivismus-Paradigma (im gleichen Heft) steht die Frage im Mittelpunkt, ob und in welcher Weise eine vorsoziale Natur im Menschen anzunehmen ist, die als Quelle einer unausrottbaren Negativität gelten kann. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Helmut Hinz

Zur klinischen Leichtgewichtigkeit des Diskurs-Diskurses. Was Sie schon immer über »sex and life« wußten und doch nicht glaubten

Psyche, 2001, 55(2), 137-158

Ausgehend von Reimut Reiche, der eine Parallelität zwischen dem Diskurs der Moderne und der Dominanz konstruktivistischer Auffassungen in der Psychoanalyse feststellt, wird das Ziel verfolgt, nicht hinter diese moderne konstruktivistische Position zurückzufallen und gleichzeitig ihren blinden Fleck aufzuspüren. Diesem Anspruch wird dadurch begegnet, dass dem konstruktivistischen Axiom ein Gegenaxiom zur Seite gestellt wird, das - bei einem partiellen ... [ mehr ]

Herta E. Harsch

Wie Kinder aufwuchsen. Zur Geschichte und Psychodynamik der Doppelbemutterung

Psyche, 2001, 55(4), 358-378

In einer Überblicksarbeit wird die Sozialgeschichte des Ammenwesens in Europa und im Nahen Osten geschildert. Es zeigt sich, dass diese Entwicklung nicht linear, sondern in Wellenbewegungen verlief und dass - je nach historischen und kulturellen Veränderungen - auf Zeiten der Doppel- bzw. Mehrfachbemutterung Zeiten der Einzelbemutterung folgten. Anhand psychoanalytischer Untersuchungen werden die Auswirkungen der Doppelbemutterung auf die Psychodynamik der ... [ mehr ]

Gertrud Hardtmann

Die Funktionalisierung des Opfers als »Container«. Rechtsradikale Jugendliche und Gewalt

Psyche, 2001, 55(9-10), 1027-1050

Gespräche mit rechtsradikalen Jugendlichen in Berlin zeigen eine bis in die apodiktische Sprache hineinreichende autoritäre Struktur, die von starken Affekten (Neid, Ressentiment, Hass) bestimmt ist. Als Autorität anerkannt werden nicht Erwachsene, sondern die Gruppe oder die Ideologie. Beide ermöglichen ein schuldgefühlfreies omnipotentes Ausleben von Aggression, wobei projektiv verzerrt das Opfer als der Angreifer erscheint und ein paranoides ... [ mehr ]

Reinhold Görling

Eine Maschine, die nächstens von selber geht: Über Nachträglichkeit und Emergenz

Psyche, 2001, 55(6), 560-576

In allen Feldern ihrer Theoriebildung ist die Psychoanalyse mit dem Problem der Emergenz, also dem plötzlichen Auftauchen einer neuen Qualität konfrontiert. Dies wird bei Freud an dessen Beschäftigung mit Fragen der Verbindung von Somatischen und Psychischem, Biologie und Psychologie ebenso sichtbar wie an seinen vielfachen Ursprungserzählungen bzw. theoretischen Fiktionen : Es geht stets darum, etwas von dem mitzuteilen, was sich nicht sagen ... [ mehr ]

André Green

Todestrieb, negativer Narzißmus, Desobjektalisierungsfunktion

Psyche, 2001, 55(9-10), 869-877

Das psychoanalytische Todestriebkonzept wird erörtert. Einleitend wird der diskutierte Rahmen abgesteckt, in dem dieses Konzept zu diskutieren ist. Ungeachtet unterschiedlicher Bestimmungen gilt der psychische Konflikt als fundamentales Postulat. Dabei wird der Konflikt zwischen Lebens- und Todestrieb als grundlegend angesehen. Ersterem wird die Objektalisierungsfunktion zugeordnet, dem Todestrieb die Desobjektalisierung bzw. der Abzug jeglicher Besetzung. (c) ... [ mehr ]

Peter Fonagy & Mary Target

Mit der Realität spielen. Zur Doppelgesichtigkeit psychischer Realität von Borderline-Patienten

Psyche, 2001, 55(9-10), 961-995

Die Schwierigkeiten schwergestörter Borderline-Patienten, wie sie sich im Verlauf einer psychoanalytischen Behandlung darstellen, werden erläutert. Die Autoren erweitern damit das in ihrem früheren Arbeiten dargelegte Modell um eine entwicklungspsychologische Perspektive, die Selbstrepräsentation und die Organisation des Selbst einbezieht. Das Modell basiert auf einem Verständnis der kindlichen Perspektive psychischer Realität, wie sie sich bei ... [ mehr ]

Eckard Daser

Deuten als Form der hilfreichen Beziehung. Dargestellt an zwei Sequenzen aus psychoanalytischen Kriseninterventionen

Psyche, 2001, 55(5), 504-533

Es wird deutlich gemacht, dass der analytische Verstehensprozess nicht nur ein Weg zur Erkenntnis, sondern auch eine analytische Prozessform der hilfreichen Beziehung ist. Damit wird der in der psychoanalytischen Literatur oft vertretene Gegensatz von einerseits aufdeckenden und andererseits stützenden Interventionen relativiert. Mit einer speziellen Deutungsform (Deutung aus der Gegenübertragung) wird ein insbesondere für Kriseninterventionen geeigneter ... [ mehr ]

Gerhard Dahl

Primärer Narzißmus und inneres Objekt. Zum Schicksal einer Kontroverse

Psyche, 2001, 55(6), 577-628

Gegen die unbestreitbaren Verdienste der empirischen Säuglingsforschung wird plädiert für die Eigenständigkeit der psychoanalytisch-metapsychologischen Theorie: Empirische Daten können die Metapsychologie nicht ersetzen. Diese ist im Begriff des psychischen Apparats verdichtet. Dessen Aufgabe ist es, psychoanalytisches Denken darüber zu ermöglichen, welche Bedeutung sinnliche Erfahrung für die menschliche Seele hat und wie sie der ... [ mehr ]

Renate Cogoy

Fremdheit und interkulturelle Kommunikation in der Psychotherapie

Psyche, 2001, 55(4), 339-357

Im Rahmen von Überlegungen zu Fremdheit und interkultureller Kommunikation in der Psychotherapie wird in einem ersten, entwicklungspsychologischen Teil gezeigt, dass die Wahrnehmung und Bearbeitung von Fremdem entscheidende Konstitutionsfaktoren des Ich sind. In dieser Rekonstruktion der Psychogenese des Fremdheitserlebens spielt das Ambivalenzkonzept von J. Bleger eine tragende Rolle. Unter Rückgriff auf eigene Erfahrungen als Fremde und auf der Grundlage ... [ mehr ]

Manfred Cierpka, Günter Reich & Almuth Massing

Erregung und Blockierung - Phasen einer Mehrgenerationen-Familientherapie bei einer manisch-depressiven Psychose

Psyche, 2001, 55(11), 1193-1216

Es werden Stationen einer psychoanalytisch-mehrgenerationalen Familien- und Paartherapie bei einem Patienten mit einer manisch-depressiver Psychose beschrieben. In diesen Behandlungsschritten geht es um die Bearbeitung der Beziehung zur Ursprungsfamilie, die Bedeutung der Medikation und die sexuelle Beziehung der Partner. Eine besondere Rolle spielen hierbei Aspekte der Übertragung auf die Institution und die Einführung eines sexualtherapeutischen Parameters. Die ... [ mehr ]

Dieter Bürgin

Bemächtigung und Tod in der Adoleszenz

Psyche, 2001, 55(9-10), 996-1026

Ausgehend von Definitionen von Bemächtigung und Bemächtigungstrieb bzw. -streben bei S. Freud und im Rahmen der Objektbeziehungstheorie zumal bei W. R. D. Fairbairn werden Formen der Bemächtigung erörtert. Dann wird in einer ausführlichen Falldarstellung - dem aggressiven Akt einer Adoleszenten, der mit dem Tod der angegriffenen Person endet - das Bemächtigungskonzept in seinem Erklärungswert vorgestellt. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]