Prof. Dr. Eckart Leiser

Eckart Leiser, ist Privatdozent an der Freien Universität Berlin. Arbeitsschwerpunkte sind wissenschafts- und erkenntnistheoretische Grundlagen der Psychologie, strukturale Anthropologie und Psychoanalyse. Er betreibt eine psychotherapeutische Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Zaragoza (Spanien).


Mein beruflicher Werdegang ist nach den gängigen Kriterien alles andere als geradlinig: »Frustriert« von einem Psychologiestudium »naturwissenschaftlichen« Zuschnitts in Marburg, das ich mit dem Diplom abschloß, wendete ich mich der Mathematik zu. Von einer Stelle als Wissenschaftlicher Programmierer in der Firma IBM wechselte ich an die Universität Frankfurt, wo ich meine Stelle als Leiter der Abteilung Datenverarbeitung an der Psychiatrischen Universitätsklinik zum Abfassen meiner von Erich Wulff betreuten Doktorarbeit nutzte: eine empirische Kritik der dort praktizierten Psychiatrie.

1973 trat ich eine Stelle als Assistenzprofessor am damaligen Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin (»Holzkamp-Institut«) an, als Verantwortlicher für den Bereich »Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, Allgemeine Methodenlehre«. In diesen Jahren entstanden meine erste Monographie »Widerspiegelungscharakter von Logik und Mathematik« (1978) und mehrere Lehrbücher zur Statistik für Sozialwissenschaftler: »Einführung in die statistischen Methoden der Erkenntnisgewinnung« (1978, 1980) und »Grundkurs Statistik« (1981, 1883). Während meiner Zeit als Hochschullehrer am gleichen Institut nutzte ich ein Forschungssemester zu einer Gastprofessur an der UNAM (Universidad Nacional Autonoma de Mexico). Aus meinen dortigen Seminaren ging das Buch »Wahrnehmen und Denken als ein psychologisches und methodologisches Problem« (1987) hervor.

Von einem zweiten Mexiko-Aufenthalt 1988 zurückgekehrt, nahm ich die Einladung zu einer Gastprofessur an der Universidad Complutense (Madrid) an. Auf diese Zeit gehen meine ersten Begegnungen mit der Strukturalen Anthropologie und der Strukturalen Psychoanalyse Lacans zurück, die im letzten Teil meines Buchs »Hegemonie und Methode in der etablierten Psychologie« (1991) ihren Niederschlag fanden. In den 90er Jahren pendelte ich zwischen Zaragoza (Psychoanalyse-Ausbildung) und Wien/Innsbruck (Gastprofessuren, Lehraufträge). In der gleichen Zeit fanden meine ersten Begegnungen mit der argentinischen Psychoanalyse statt, die sich im Projekt der Übersetzung und Herausgabe des Buchs »Kinder - gibt es die?« (1996; 2. Auflage 2004 im Psychosozial-Verlag: »Die lange Geburt des Subjekts«) von Ricardo Rodulfo verdichteten. Seit dieser Zeit habe ich mit Rodulfo, maßgebender argentinischer Vertreter der Psychoanalyse mit Kindern und Jugendlichen, und seinen Kollegen enge Arbeitsbeziehungen, die sich in Einladungen an die Universidad de Buenos Aires (UBA) und umgekehrt in Auftritten von Rodulfo in Deutschland und Österreich materialisierten. In meinem in Argentinien erschienenen Buch »Cruzar las fronteras« (1998) sind einige meiner Arbeiten dieser Jahre zusammengefasst.

In den Folgejahren hat sich als ein Schlüsselthema meiner Arbeit, der Körper und seine Leiden, aus psychoanalytischer Sicht herausgebildet, von einem Blickwinkel jenseits des vertrauten Psychosomatik-Verständnisses aus betrachtet. Aus dieser Arbeit entstand mein im Psychosozial-Verlag neu aufgelegtes Buch »Das Schweigen der Seele. Das Sprechen des Körpers«. Seit 2004 betreibe ich in Zaragoza eine psychotherapeutische Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

In all meinen Jahren in Spanien war ein weiterer Strang meiner Arbeit die Wissenschaftsgeschichte, verbunden mit verschiedenen Projekten an der Universität Zaragoza. Seit Längerem gehöre ich zum Redaktionsbeirat der Zeitschrift »LLULL«, in der eine Reihe meiner Arbeiten zu dieser Thematik erschienen sind.

Bücher

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Grenzen überschreiten oder der Faden der Ariadne

Ausflüge in die Psychoanalyse und andere Räume der Subjektivität

Psychoanalyse, Psychosomatik, Epistemologie, Strukturale Anthropologie, Genderproblematik und Wissenschaftsgeschichte: Im vorliegenden Buch befasst sich Eckart Leiser im Einzelnen mit scheinbar weit auseinanderliegenden Fragestellungen. Mithilfe psychoanalytischer Zugänge gelingt es Leiser jedoch, die Grenzen zwischen heterogenen Themenfeldern und Gegenständen zu überschreiten und diese Bereiche sinnvoll miteinander in Beziehung zu setzen.

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Das Schweigen der Seele. Das Sprechen des Körpers

Psychoanalytische Zugänge zum Körper und dessen Leiden

Aufbauend auf einigen Kernpunkten von Lacans Theorie und bisher in der deutschsprachigen Rezeption vernachlässigten Ansätzen von Autoren wie Nasio, Aulagnier, Rodulfo oder Sami-Ali führt das Buch in Ansätze ein, die die Einheit von Körper und Seele radikal neu denken. Die entwickelten Gesichtspunkte werden an Beispielen aus der psychoanalytischen Klinik konkretisiert.