298 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: November 2018
ISBN-13: 978-3-8379-2816-7
Bestell-Nr.: 2816
Doppelte Ungleichzeitigkeit
Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage
Miriam K. Sarnecki beleuchtet das Verhältnis des Centralvereins, der größten deutsch-jüdischen Gruppe dieser Zeit, zu den anderen Gemeinschaften (Orthodoxie, Ostjudentum, Zionismus, Verband nationaldeutscher Juden) und gibt Einblick in den Wandel des Vereins, dessen Vertreter sich zunehmend säkularisieren und alternative Identitätsgrundlagen diskutieren. Ziel ist eine differenzierte Wahrnehmung des Diskurses um die Behauptung subkultureller Identität. Als Verfechter eines Akkulturationskonzepts, das selbstbewusste, postkoloniale Züge trägt, die ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus sind, kommen kritische Vertreter des Vereins dem Stand der heutigen Akkulturationsforschung bemerkenswert nahe.
Einleitung
1. Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens
1.1 Fünfundvierzig Jahre deutsch-jüdischer Abwehrund Bewusstseinsarbeit
1.2 Die C. V.-Zeitung: Organ und Diskussionsforum des Centralvereins
2. Aufklärungsarbeit und Antisemitismusabwehr
3. Auseinandersetzung mit Rassismus und Chauvinismus
3.1 Umgang mit Rassentheorien
3.2 Gesellschafts- und indirekte Kolonialismuskritik
4. Verhältnis zu anderen jüdischen Gemeinschaften in Deutschland
4.1 Identität mit jahrhundertealten Wurzeln: die Orthodoxie
4.2 Fremd und vertraut zugleich: das Ostjudentum
4.3 Separation als Ideal: der Zionismus
4.4 Kollektive Selbstverleugnung: der Verband nationaldeutscher Juden
5. Wandel des Selbstverständnisses und Entwicklung neuer Identitätsgrundlagen
6. Behauptung subkultureller Existenz durch Ablehnung von Taufe und Mischehe
7. Zusammenschau und Konklusion
Quellen und Literatur
Anhang
Begriffserklärungen
Leitende des Centralvereins und seiner Publikationsorgane
Biografien
Personenregister
Organisationenregister
Zeitschriftenregister
Dank
Die Autorin
»Es ist das Verdienst der Verfasserin, für den Untersuchungszeitraum 1925 bis 1933 kenntnisreich der titelgebenden These nachzugehen, der zufolge das ›Akkulturationsprojekt des Centralvereins […] sich […] als anachronistisch [erweist], jedoch nicht nur im Sinne einer ›Verspätung‹, mit der das deutsche Judentum an aufklärerischen Grundsätzen des 18. und 19. Jahrhunderts festhält, die im zeitgenössischen deutschen Umfeld längst unpopulär geworden sind, sondern zugleich im Sinne einer Vorwegnahme selbstbewusster Akkulturationsvorstellungen, die ihrer Zeit noch nicht gemäß sind‹ (S. 9–10) ...«
Simon Sax, Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 22/2020
»Miriam K. Sarnecki (...) versteht ihre Arbeit nicht als eine im engeren Sinne historische, sondern als eine interdisziplinäre. Besonderen Wert legt sie auf eine hohe Dichte an Zitaten, um den Zeitgeist wiederzugeben (S. 35). Dies gelingt ihr zweifelsohne vor allem dadurch, dass sie häufig länger (bis zu zwei Druckseiten) und ungekürzt zitiert, so dass wir als Leser*innen einen lebendigen Eindruck von der Sprech- und Denkweise der einzelnen Autoren und Autorinnen bekommen. So ist es interessant zu lesen, in welchem Spannungsfeld sich der C.V. zwischen einer klaren Ablehnung des politischen Zionismus und der Verklärung Palästinas als Ort religiöser Sehnsucht bewegt ...«
Yvonne Weissberg, Schweizer Zeitschrift für Geschichte (SZG), 70/2 (2020)