135 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: April 2021
ISBN-13: 978-3-8379-3014-6
Bestell-Nr.: 3014
Aus dem Französischen von Bettina Lindorfer
Mit einem Vorwort von Udo Hock
Ein biologistischer Irrweg in Freuds Sexualtheorie
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Laplanche kritisiert Freuds zentralen Begriff der Anlehnung als eine biologistische Verirrung, in der sexuelle Triebe fälschlich endogen aus den Selbsterhaltungsinstinkten des Säuglings abgeleitet würden. In seinem eigenen exogenen Ansatz ist es dagegen der erwachsene »Andere«, der durch seine rätselhaften Botschaften die Geburt der infantilen Sexualität in Gang setzt.
Mit diesem Band liegt die Vorlesung erstmals auf Deutsch vor. Er wird abgerundet durch einen Vortrag von 1997, in dem Laplanche die Unterscheidung zwischen Biologismus und Biologie einführt.
Hinweis
Vorwort
I Die biologistische Verirrung der Sexualität bei Freud
19. November 199
Freud als Verursacher der Verirrungen des Freudianismus • Freud interpretieren: der Anforderung auf der Spur, geleitet vom Quell-Objekt • »Die Theoreticogenese reproduziert die Ontogenese«
14. Januar 1992
Die entscheidenden Verirrungen • Einen Biologismus zu kritisieren, heißt nicht, die Biologie an den Pranger zu stellen • Aufgabe der Verführung: Risiko der Rückkehr zur Heredität • Instinkt und Trieb • ... verschiedene Termini für Freud ... • ... aber immer droht die Gefahr der Verwechslung • Der Mythos des Aristophanes: seine doppelte Interpretation bei Freud • Freuds Widerspruch entziffern • Dialektik der Drei Abhandlungen • »Zielgerichtetheit« der Entwicklung in späteren Ausgaben [der Drei Abhandlungen]
21. Januar 1992
Anlehnung: bibliografische Angaben • Die »Erfindung« des Konzepts durch Laplanche und Pontalis ... • ... das sich in der Übersetzung beweisen muss • Selbsterhaltung/Sexualität: Dualismus, nicht Parallelismus • Der Trieb: die vier Freud‘schen Kennzeichen
28. Januar 1992
Die infantile Sexualität: Warum sich über ihre Ursprünge Fragen stellen, wenn sie gar nicht existiert? • Prüfung, Definition und Grundlegung bedingen sich gegenseitig • Problematische Beziehung des Ziels zur Quelle • Problematische Beziehung zum Objekt: das phantasmatische Objekt
4. Februar 1992
Anlehnung: das Dieder • Drei Lesarten der Anlehnung • Die armselige, parallelistische Lesart von Anlehnung • Die Emergenz-Lesart • Hauptschwierigkeiten dieser ptolemäisch-endogenen Lesart
11. Februar 1992
Weitere Schwierigkeiten: das Hindernis des Endogenismus sprengen • Zwischen »Triebe und Triebschicksale« und »Zur Einführung des Narzißmus« • Probebohrungen in »Zur Einführung des Narzißmus« • Der zentrale Ort der Selbsterhaltung, Übergang zur »Zärtlichkeit« • Ferenczi: Vorahnung der Verführungstheorie • Selbsterhaltung erfordert Zärtlichkeit, Zärtlichkeit befördert Verführung • Dritte Interpretation der Anlehnung: Priorität des erwachsenen Anderen • Exkurs »Phasenlehre« oder »Entwicklungsdenken« • Eintritt des erwachsenen Anderen
18. Februar 1992
Die Verführung lässt die Anlehnung platzen • Rückkehr zum »Narzissmus«: das Ich und das Triebhafte • Metonymische und metaphorische Ableitung des Ich • Das Ich und das Selbst • Der sogenannte »primäre« Narzissmus als sekundärer Zustand ... • ... eine Idee, die Freud in der Folge verschleiern wird • Narzisstische Phase oder narzisstische Momente • Ich-vereinigende Faktoren: Federn, Lacan, Anzieu • Narzissmus und narzisstische Objektwahl • Hin zu einer Theorie der Liebe?
25. Februar 1992
Allgemeine Sicht, dargestellt in drei Modellen • Der Text von 1914: ein instabiles Gleichgewicht • Die Sexualität in Gefahr? Unangenehme Diskussion mit Jung • Gefahren des Jung’schen Monismus: Zusammenfallen der Selbsterhaltung mit einem Pansexualismus ... • ... und Zusammenfallen des Pansexualismus mit einer Desexualisierung • Verdeckte Aspekte der Desexualisierung • Doch es erscheint der Todestrieb. »Leben und Tod in der Psychoanalyse« • Einige Verirrungen mit dem Todestrieb • Alles, was der Kleinianismus verloren hat • Die Psychoanalyse neu gründen: die Freud’sche »Anforderung« wiederaufspüren
II Biologismus und Biologie
Psychoanalyse und Biologie: Realitäten und Ideologien
I
II
III
Bibliografie
»Laplanche nennt sein Verfahren: ›Freud arbeiten lassen‹, will sagen, ihn stets textnah in seinen Widersprüchlichkeiten, Neuanfängen, Vagheiten und Veränderungen, aber auch in seinem Insistieren auf unverbrüchlichen Überzeugungen zum Sprechen zu bringen und daraus neue Schlüsse für das Verständnis des Psychischen zu ziehen. Diese Methode stellt Laplanche in seinen Vorlesungen auf imposante Weise zur Schau ...«
Benedict Salfeld, Freiburger literaturpsychologischen Gesprächen. Jahrbuch für Literatur & Psychoanalyse, Bd. 42 (2023)
»Laplanche kehrt mit uns im Biologistischen Irrweg an den Punkt [eines] anfänglichen Irrens zurück und formuliert von dort ausgehend unter dem Leitbegriff ›Verführung‹ eine eigene Theorie. Damit gelingt es ihm in überzeugender Weise, eine psychoanalytische Trieb- und Sexualtheorie, die sich in einer Sackgasse festgefahren hatte, auf eine von Freud vergessene Grundlage zu stellen und wieder in Bewegung zu versetzen; eine Bewegung, die zu eigenen alpinistischen Expeditionen und zu eigenen aufschlussreichen Irrwegen anregt ...«
Kai Rugenstein, PSYCHE, Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und ihre Anwendungen, 77. Jahrgang, Heft 3, März 2023