Der »Märchenprinz«
Eduard Wirths: Vom Mitläufer zum Widerstand. Als SS-Arzt im Vernichtungslager Auschwitz
Bisher gibt es wegen der in der Vergangenheit unzureichenden Quellenlage keine umfassende Biografie des SS-Standortarztes von Auschwitz, Dr. med. Eduard Wirths. Vor allem der Mangel an autografischen Aufzeichnungen ließ eine überzeugende Darstellung dieses Mannes, der im Alter von 32 Jahren als Lagerarzt zuerst in das KZ Dachau kommandiert wurde und sich später in britischer Haft das Leben nahm, nicht zu. Inzwischen sind neue Quellen zugänglich geworden; vor allem aber haben ehemalige Auschwitz-Häftlinge unabhängig voneinander umfangreiche Erklärungen über Eduard Wirths abgegeben, aus denen seine Bedeutung für die Widerstandsbewegung im Lager deutlich wird. Zusammen mit den präzisen Erinnerungen, die sein Bruder Helmut und die Ehefrau Traudl Wirths zu Protokoll gaben, liegt jetzt hinreichendes Material vor, um das Leben Eduard Wirths detailliert zu beschreiben – insbesondere in seiner Entwicklung vom zeittypischen »Mitläufer« der Vorkriegsjahre hin zum aktiven, wenngleich schuldverstrickten Widerstand gegen die rassistische Vernichtungsorgie des Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkriegs.
»Kann ein SS-Mann, der nachweislich im Vernichtungslager Auschwitz unzählige Menschen in die Gaskammern geschickt hat, Gegenstand einer sympathisierenden Untersuchung sein? Der Autor Ulrich Völklein sagt ja; er hat jetzt ein solches Buch über Eduard Wirths, den Standortarzt von Auschwitz, geschrieben ...«
Roland Flade, Main Post (Franken)
»Im legitimen Bemühen, die »innere Tatseite« (S. 7) aufzuklären, nach Einstellungen und Absichten zu fragen, neben dem objektiven Tatgeschehen, dem arbeitsteiligen Massenmord, das subjektive Bild eines Tatbeteiligten in all seinen Facetten zu erhellen, ist Völklein risikoreich und mutig, durchaus redlich und integer, gescheitert. Die selbst gestellte Aufgabe war nicht zu bewältigen ...«
Werner Renz, Newsletter Fritz-Bauer-Institut