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Buchreihe: Imago
288 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: März 2004
ISBN-13: 978-3-89806-251-0
Bestell-Nr.: 251

»O Wollust, o Hölle«

Die Onanie - Stationen einer Inquisition

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Theologen und Moralphilosophen, Ärzte und Pädagogen haben die Onanie als Sünde und Laster, als Krankheit und Seuche verfolgt – und dies in einem Ausmaß und mit einer Brutalität, die an die Ketzer- und Hexenjagd erinnert. Die vorliegende Sammlung enthält zentrale Texte aus der Geschichte der Onanie-Inquisition, vom alttestamentarischen (Pseudo-) Paradigma bis zu Sigmund Freud. Zwei aufsehenerregende Dokumente von Mark Twain und zu Nietzsche sind darunter, dazu überraschende Entdeckungen bei Kant und Schopenhauer, Hölderlin und Kleist, Diderot und Flaubert, Strindberg und Tolstoj, Wedekind, Stefan Zweig und Thomas Mann. Die pointierte Einleitung des Autors umreißt die Geschichte der Onanie-Inquisition im epochalen Zusammenhang, diskutiert Ursachen ihrer Entstehung und kommentiert ausgewählte Texte so, dass aus der Perspektive des Onanie-Themas ein neues Licht auch auf die Biografie und das Gesamtwerk der Autoren fällt.

»Die Sammlung von Texten reicht bis zu jenen Schriftstellern, die am makaberen Szenario zweifelten, hin bis zu den Vertretern der Psychoanalyse. Durch Freuds Schlusswort der Onaniediskussion sowie dem Beitrag von Wilhelm Stekel erfährt die Onanie eine Umdeutung: Sie wird als sexuelle Gewohnheit aufgefasst  ...«

Paul Parin, Zeitschrift für Sexualwissenschaft

»In einem brillanten Vorwort stellt Lütkehaus dar, wie sehr sich die aufgeklärten Geister – angefangen von J. J. Rousseau – von Tissot und seinesgleichen überzeugen ließen. Die medizinische Theorie ließ sich zu einer rücksichtslosen Jagd gegen jeden, der in Verdacht geriet, verwenden. Friedrich Nietzsche hat seine langjährige Freundschaft mit Richard Wagner brüsk abgebrochen, als er vernahm, Wagner habe den Verdacht geäußert, sein Hirnleiden sei eine Folge des verwerflichen heimlichen Lasters. (...) Lütkehaus hat erfahren, dass ein Tabu fortbestand, über das »geheime« Laster zu sprechen. Untergründig wirkte die Inquisition fort. Schon bei der Sammlung der Texte stieß er auf Hindernisse. Als er in einem liberalen Universitäts-Institut einen Vortrag über »Die Onanie in der Literatur« anmeldete, ersuchte man ihn, einen weniger anstößigen Titel zu wählen. Dies war Grund genug, die Debatte mit einer neuen Ausgabe wieder in Gang zu bringen. Im kurzen Vorwort zur 3. Auflage weist er auf einen weiteren Anlass hin: Die weit verbreitete Darbietung von Vorlagen zur Onanie im Fernsehen und anderen Medien. »Es ist überdeutlich, dass die kommerzialisierte Sexualität ihr Entsublimierungsgeschäft auf der Basis überkommener Tabus und Neurosen treibt.«
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Paul Parin, ...